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Expertin verrät

Hund und Pferd aneinander gewöhnen – Schritt-für-Schritt-Anleitung

Hund und Pferd aneinander gewöhnen
Mit ausreichend Übung kann man Hund und Pferd aneinander gewöhnen Foto: Getty Images/Somogyvari

29. August 2024, 6:48 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Gemeinsam mit dem Hund ausreiten oder den Hund mit in den Stall nehmen. Das wünschen sich viele Reiter. Doch Hunde sind von Natur aus Jäger und Pferde Fluchttiere. Wie lassen sich beide am besten aneinander gewöhnen? PETBOOK hat eine Reiterin und Hundehalterin gefragt.  

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Wie man und Pferd aneinander gewöhnen kann, fragen sich viele Reiterinnen und Reiter. Denn bei beiden Tieren handelt es sich um ein recht zeitintensives Hobby. Da bietet sich der Gedanke an, den Hund mit auf einen Ausritt zu nehmen und beides miteinander zu kombinieren.

Pferd und Hund sprechen eine völlig andere Sprache

Was in der Vorstellung so romantisch klingt, ist in der Praxis gar nicht so einfach: Pferde sind Fluchttiere und können bei dem Kontakt mit einem Hund gern mal die Fassung verlieren. Hunde wiederum können beim Anblick von Pferden anfangen zu bellen, oder aber übermütige Freude über das Tier zeigen und es zum Spiel auffordern.

Beide Tiere kommunizieren mit völlig unterschiedlichen Signalen und während Hunde neugierig und nicht selten auch impulsiv an Ungewohntes herangehen, wollen Pferde als Fluchttiere nichts wie hinaus aus der Situation. Wir Menschen haben hier die Aufgabe, zwischen beiden zu vermitteln. Wie aber gelingt es, Hund und Pferd aneinander zu gewöhnen? 

In kleinen Schritten Pferd und Hund aneinander gewöhnen

Das hat PETBOOK die Frankfurterin Suri North gefragt. Sie ist Amateur-Reiterin, Model für verschiedenen Reitmarken und reitet seit 22 Jahren. Selbst besitzt sie ein eigenes Pferd sowie mehrere Hunde zusammen mit ihrer Familie, die sie oft mit zum Reiten nimmt.  

„Ich habe Pferd und Hund mit kurzen, kontrollierten Begegnungen aneinander gewöhnt“, sagt Suri North. „Die beiden haben sich erst mal nur mit Abstand gesehen. Das Pferd stand dabei auf dem Paddock, sodass es nicht beengt war. Der Hund war an der Leine und ich bin einfach kurz und beiläufig mit dem Hund vorbeigegangen.“ Anfangs lief sie nur für ein paar Minuten mit dem Hund am Paddock vorbei, die Dauer habe sie dann langsam gesteigert und nach einiger Zeit den Hund von der Leine gelassen. 

Mit positiver Verstärkung arbeiten

„Die haben sich eher weniger füreinander interessiert“, so Suri. „Aber immerhin haben sie sich auch nicht angegriffen. Dann habe ich geschaut, dass ich positiv verstärkt habe.“ Ihrem Hund habe sie dafür Leckerli zugesteckt, sobald er sich in der Begegnung mit dem Pferd gut verhalten hat. Als nächsten Schritt habe sie gemeinsame Spaziergänge mit Pferd und Hund gemacht. „Als das gut geklappt und mein Hund verstanden hat, dass wir alle zusammengehören, habe ich mich auf mein Pferd gesetzt.“  

Allerdings habe sie das Glück gehabt, dass das Pferd anfangs noch jung war, gibt Suri zu bedenken. „Da war sie erst drei Jahre alt und je jünger ein Tier ist, desto leichter kann man ihm etwas beibringen. Die Hunde waren auch noch recht jung; der eine King Charles Spaniel war noch ein Welpe, die andere Hündin war eineinhalb Jahre alt. Ich würde aber sagen, dass man auch ältere Hunde mit ausreichend Übung daran gewöhnen kann.“

Belohnen und immer entspannt bleiben

Doch Leckerli waren nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg, erklärt Suri. „Ich habe meine Hunde mit einem Mix aus Leckerli und Streicheln belohnt. Ich bin kein großer Fan davon, alles immer mit einem Leckerli zu belohnen, weil man im echten Leben ja nicht immer etwas dabei ist“, so die Reiterin weiter.

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Daher verstärke sie lieber durch Streicheln und positive Energie. Das bedeute: immer ruhig bleiben, ganz egal, was passiert! Diese Energie übertrage sich auf Hund und Pferd. „Wenn man sehr unruhig ist, denken Tiere, dass sie etwas falsch gemacht haben.“ Wichtig sei es hier, ruhig zu atmen und ruhig zu sprechen, um so zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist.  

Hund und Pferd aneinander gewöhnen: Schritt für Schritt 

Im Folgenden haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Sie zusammengestellt.

Wichtig: Vor dem ersten Ausritt sollten Sie bereits einiges an Vorarbeit geleistet haben, damit Sie sich auch richtig sich erfühlen können. Ihr Hund sollte etwa unbedingt sicher abrufbar sein und Kommandos wie „Halt“ und „Komm“ beherrschen.  

Schritt 1: Kennenlernen an der Leine 

Bei der ersten Begegnung sollte Ihr Hund angeleint sein und Sie sollten einen großen Abstand zum Pferd einhalten. Ziel ist es, dass Pferd und Hund sich sehen. Bleibt Ihr Hund ruhig dabei, können Sie ihn belohnen und den Abstand langsam verringern. 

Schritt 2: Erster Kontakt am Boden 

Ist dieser Schritt geschafft, kann es langsam weitergehen mit einem Kennenlernen am Boden. Dabei sollten Sie weiterhin nicht auf dem Pferd sitzen; dies hätte den Nachteil, dass beide Tiere noch zusätzlich verunsichert würden und zudem die Verletzungsgefahr für Sie steigt.

Wenn eine sehr enge Bindung zwischen Hund und Ihnen als Reiter besteht, kann es zudem sein, dass Ihr Hund Sie beschützen möchte oder aber versucht, auf das Pferd hinaufzuspringen. Ihr Hund sollte ebenfalls auf dem Boden bleiben und nicht von Ihnen auf den Arm genommen werden. Auf dem Boden ist Ihr Hund am sichersten auf sich selbst gestellt und kann so ausweichen, wenn es nötig sein sollte.  

Schritt 3: mit Leine und Strick 

Wenn Ihr Hund und das Pferd sich schon ein wenig aneinander gewöhnt haben, können Sie noch einen Schritt weitergehen. Dafür führen Sie Ihren Hund an der Leine und das Pferd mit Halfter oder Trense am Strick. Führen Sie beide mit einem sicheren Abstand zwischen einander neben sich her und beobachten Sie das Verhalten der beiden. Fühlen sich die Tiere wohl? Wirken sie aufgeregt? Ihr Hund soll lernen, dass das Laufen neben einem Pferd keine Gefahr bedeutet.  

Schritt 4: Ab in den Sattel 

Wenn Schritt 3 sitzt und beide Tiere im Umgang miteinander entspannt wirken, kann es richtig losgehen. Für den ersten Reitversuch sollten Sie Ihren Hund an einer etwa drei Meter langen Schleppleine führen, die lang genug ist, um sie vom Pferd aus zu halten. Befestigen Sie diese beim Hund an einem Brustgeschirr, damit er sich nicht verletzt. 

Vom Pferd aus rufen Sie Ihren Hund dazu auf, bei Fuß zu gehen. Berücksichtigen Sie hierbei den Individualabstand Ihres Hundes. Es kann sein, dass er sich neben dem Pferd nicht so wohl wie sonst fühlt und einen größeren Abstand zu Ihnen einnimmt. Starten Sie mit einfachen geraden Strecken in der Halle ohne Ablenkung. Wenn das gut klappt, können Sie erste Richtungswechsel vornehmen.  

Wann sollte man Hund und Pferd aneinander gewöhnen? 

Der Umgang mit einem Pferd gestaltet sich unterschiedlich, je nachdem ob es sich um einen jungen oder einen älteren Hund handelt. Ein älterer Hund hat bereits eine feste Bindung zu Ihnen aufgebaut und verfügt meist über einen guten Grundgehorsam. Jedoch kann es bei erwachsenen Hunden länger dauern, bis sie sich vollständig an das Pferd gewöhnen. Zudem sollten Sie darauf achten, dass ältere Hunde beim Ausreiten nicht überfordert werden. Sie haben weniger Ausdauer und könnten unter Gelenk- oder Knochenproblemen leiden. 

Gibt es Hunde, die sich besonders für den Umgang mit Pferden eignen? 

Grundsätzlich kann jeder Hund an Pferde gewöhnt werden, um Ausritte zu begleiten. Wichtig beim Lernen ist Geduld, damit die Tiere nicht überfordert werden. Ihr Hund sollte zudem über einen guten Grundgehorsam verfügen und sicher abrufbar sein. Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ und Leinenführigkeit sind ein absolutes Muss.  

„Wir haben aktuell eine dreizehnjährige Jack-Russel-Dame und zwei Cavalier King Charles Spaniel“, erzählt Reiterin Suri North. „Es gibt sicherlich Hunde, die sich weniger für das Reiten eignen – wobei ich da weniger auf die Rasse gehen würde und eher auf den Umgang. Bei Hunden aus dem Tierschutz würde ich mir dafür besonders viel Zeit nehmen. Da weiß man ja nicht, was schon alles passiert ist.“

Auch was den Charakter angeht, seien manche Pferde und Hunde besser für den Umgang miteinander geeignet als andere. „Am einfachsten ist es, wenn Hund und Pferd nicht dominant und eher gleichgültig sind. Meine Stute interessiert sich nicht groß für Hunde und auch die Hunde sind entspannt.“  

Wie klappt die Gewöhnung leichter? 

Falls die Gewöhnung nur sehr mühsam vorangeht, gibt es einige Möglichkeiten, Ihren Hund besser auf den Kontakt zum Pferd vorzubereiten. Bevor es in den Kontakt zum Pferd geht, können Sie Ihren Hund erst an den Geruch des Pferdes gewöhnen, und ihm verschiedene Dinge aus dem Stall mitbringen. Sie können auch eine Decke mit in den Stall nehmen und ihn zwischendurch immer wieder dort hinschicken.  

Auch Auslastung vor dem Kennenlernen kann helfen. Gehen Sie vor dem ersten Kontakt eine große Runde spazieren oder legen Sie eine Extra-Spielrunde ein. 

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Fazit

Hunde und Pferde passen mit ein wenig Übung perfekt zusammen. Wer reitet und sich auf seinen Ausritten gern vom Hund begleiten lassen möchte, kann mit einem gezielten Training Hund und Pferd aneinander gewöhnen. Wichtig ist hierbei, dass Sie geduldig mit den Tieren sind und auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Die Tiere sollten zu keiner Zeit Angst voreinander haben und sich nicht überfordert fühlen. So steht dem gemeinsamen Vergnügen dann nichts mehr im Weg.  

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