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Hundebegegnungen

„Der will nur mal Hallo sagen“ – über übergriffige Halter und ihre Hunde

Zwei Hunde treffen sich angeleint auf einer Wiese
„Mein Hund will nur mal Hallo sagen“ – so starten viele Hundebegegnungen. Die wenigsten laufen harmonisch ab. Warum, verrät Hundetrainerin Katharina Marioth Foto: Getty Images

15. April 2024, 7:06 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

„Mein Hund will nur mal Hallo sagen“ – diesen Satz hört man oft bei Hundebegegnungen. Leider steckt hinter dem „Hallo“ oft recht übergriffiges Verhalten. Wie man sich besser in solchen Hundebegegnungen verhält, erklärt PETBOOK-Autorin und Hundetrainerin Katharina Marioth.

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„So wird der ja nie sozialisiert“ oder „Der Hund muss ja mal Hallo sagen dürfen“, „Der ist nur neugierig“ und „Ach die kennen wir ja noch gar nicht“. Die meisten Hundebesitzer kennen diese Sätze nur zu gut. Per se ist das doch auch erst mal kein Problem, oder? Schließlich wollen sich die Hunde ja nur „Hallo“ sagen.

Doch die Problematik beginnt meist schon damit, dass zumindest einer der beteiligten Hunde an der Leine ist. Da stürmt „der-ist-ganz-freundlich“- Retriever von hinten an einen anderen Hund heran oder „Der-will-nur-guten-Tag-Sagen-Mollosser“ an den unsicheren Tierschutzhund. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Hundetrainerin weiß ich, warum es eben nicht okay ist, wenn der Hund allen „Hallo“ sagt und verrate Ihnen, wie Sie sich in solchen Situationen verhalten.

Eine Anekdote aus meinem Alltag

In Hamburg hatte ich vor vielen Jahren mal eine ganz spezielle Begegnung. Mein damaliger Deutsch-Wachtel-Mischling lief mit mir angeleint entlang des Elbstrandes, er war damals schon recht betagt. Mir kam eine Dame auf dem Fahrrad mit ihrem sehr überdrehten Golden-Retriever-Rüden entgegen, der ohne Leine lief und ich sah bereits von Weitem: Der Golden rannte völlig ungestüm und völlig unkontrolliert zu wirklich jedem Hund hin. Die Halterin kümmerte sich nicht weiter.

Mein Hund Mini deutete bereits einen ausweichenden Bogen an und signalisierte: Ich möchte keinen Kontakt. Also rief ich der Dame zu: „Hier bitte nicht ran lassen, der ist schon alt und ein Rüde“. Was dann geschah, kann kein Comedian besser beschreiben: Die Dame stieg ab von ihrem Rad – ihr Hund sprang währenddessen um uns herum auf und ab und bellte in einer Tour. Sie umlief uns in einem Kreis und rief „Aber wo sind denn die Eierchen? Sind Sie sicher, dass das ein Rüde ist?“ Mir fehlten die Worte und ich war nur froh, dass Mini so gut lenkbar war. Mit einem weniger souveränen Hund wäre diese Situation evtl. gefährlich geworden. Das war Übergriffigkeit in reinster Form.

Wie sieht eine „höfliche“ Hundebegegnung aus?

Befragen wir doch mal den sogenannten „Hunde-Knigge“: Hunde nähern sich eigentlich freundlich in einem leicht angedeuteten Bogen aneinander an mit runder, lockerer Körperhaltung und entspannter Rute. Beide Hunde können dann das Tempo für sich bestimmen und sich zuerst dem Hinterteil – in Fachkreisen auch Anogenitalregion genannt – gleichermaßen nähern.

Entspannte Begegnungen sind an der Leine kaum möglich

An der Leine sieht dies meist anders aus und ist auch artgerecht durch den begrenzenden Radius kaum möglich. Da zieht der Hund in angespannter Körperhaltung nach vorn, gerade gerichtet auf den anderen Hund. Der Artgenosse soll diese „unfreundliche“ Annäherung möglich überaus freundlich ertragen oder entstressen.

An einer ein bis zwei Meter langen Leine ist kein ausreichender Abstand möglich und noch schlimmer wird es, wenn noch eine Rollleine bis zu 10 Metern dazwischenkommt. Dann befindet man sich schnell im Entknoten der Leinen. Eine entspannte Begegnung sieht anders aus, oder?

Was passiert, wenn Hunde nur mal „Hallo“ sagen

Jeder Hund hat einen individuellen Abstandswunsch, der ältere Hund möchte vielleicht nicht so gerne vom hyperaktiven Junghund minutenlang entlang der Maulspalte beschwichtigt und beleckt werden. Dann kann da schon einmal ein Knurrer oder ein Abschnapper kommen und prompt fällt der Satz „Der ist aber schlecht sozialisiert“. Mitnichten muss dies der Fall sein – nur nicht jeder Hund möchte „zwangsbegrüsst“ und „zwangsbespasst“ werden.

So sollten Sie und Ihr Hund sich bei Begegnungen mit Artgenossen verhalten

Wenn Sie zu den Leuten gehören, die Ihren Hund gern mal „Hallo“ sagen lassen, sollten Sie bei der nächsten Hundebegegnung zumindest vorher fragen, ob der Kontakt auch von der anderen Seite gewünscht ist. Wenn ja, lassen Sie entweder die Leinen fallen oder suchen gemeinsam eine Freilaufwiese auf. Dies macht eine Hundebegegnung viel eher zum Vergnügen Ihres Hundes.

Ansonsten gelten bei Hundekontakten folgende Höflichkeitsregeln:

  • Sehen Sie einen angeleinten Hund, leinen Sie Ihren Hund auch an – egal wie freundlich Ihrer ist.
  • Halten Sie ausreichend Abstand zum anderen Team, warten Sie ggf., bis das andere Team passiert hat.
  • Stellen Sie IHRE Bedürfnisse nach Kontakt auch zurück. Dies ist ein so wichtiger Faktor, den sich wenige Menschen gerne eingestehen. Glauben Sie mir: Auch mit zwei oder drei Metern Abstand können wir uns unterhalten und einen „Guten Tag“ wünschen.

Der Hund braucht nicht ständig Kontakt

Aber dann hat er ja kaum noch Kontakt, denken Sie jetzt vielleicht. Den braucht der Hund auch nicht auf jeder Gassirunde – schon gar nicht bei fremden Artgenossen. Erwachsene Hunde an der Leine sind nicht dazu da, um Ihren Welpen zu sozialisieren. Andere Hunde sind nicht dazu, um Ihrem Hund „mal richtig Bescheid“ zu sagen.

Sehen Sie einen Hund mit gelber Schleife, Halsband oder Leine: Dieses Team bittet darum, dass Sie keinen Kontakt zulassen. Dies kann verschiedene Ursachen haben wie Schmerzen, Alter, schlechte Erfahrungen, Läufigkeit, OP-Nachwirkungen oder traumatische Herkunft.

So reagieren Sie, wenn Sie keinen Hundekontakt wünschen

Wenn Sie zu denjenigen gehören, die sich von den „Der will nur Hallo sagen“-Hunden gestört fühlen, sollten Sie klar signalisieren, dass Sie und Ihr Hund keinen Kontakt wünschen.

Hier einige Zeichen für „Bitte Abstand halten“:

  • Kreuzen Sie über Ihrem Kopf beide Arme zu einem X. (Man wünscht Abstand)
  • Halten Sie die Leine demonstrativ hoch. (Hier ist ein angeleinter Hund – bitte anleinen)
  • Gehen Sie einen Bogen oder drehen Sie ggfs. ganz um. Beharren Sie nicht auf Ihrem Weg, auch wenn das vielleicht das andere Hund-Mensch-Team macht. (Man möchte nicht verfolgt werden)

Wenn gar nichts hilft: Schwindeln Sie! Das Gruselwort eines jeden Hundebesitzers ist „Giardien“. Wer einmal von diesen kleinen gemeinen parasitären Einzellern und dem daraus resultierenden Durchfall betroffen war, wird einen entsprechenden Bogen um Sie und Ihren Hund machen.

Hundekontakt ja, aber richtig!

Wie soll der Hund denn nun Kontakt bekommen und haben dürfen? Ich empfehle Ihnen, sprechen Sie Hunde und ihre Menschen in Ihrer Nachbarschaft an. Fragen Sie, ob man sich zunächst auf einen gemeinsamen Spaziergang an der Leine mit etwas Abstand treffen möchte. Ihre Hunde haben dann die Möglichkeit, ähnlich wie auf einem Social Walk, zunächst an der Leine mit Abstand die Markierstellen des anderen Hundes nacheinander abzuschnüffeln. Dabei holen sich unsere Hunde Informationen zu Hormon-, Gesundheitszustand und vermutlich auch zum Gemüt. Wenn dieser Spaziergang entspannt verläuft, dann spricht nichts gegen einvernehmliches „Leinen los“.

Achten Sie auch im Freilauf immer darauf, dass nicht alle Hunde gleich lange „können“. Der junge Hund kann länger toben als der ältere, erkennen Sie bitte, wann es Zeit für eine Pause ist und leinen Sie gemeinsam wieder an. Auch wenn Ihr Hund der ausdauernde ist.

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Auch im Freilauf gelten Regeln

Übrigens gelten die Höflichkeitsregeln beim Hundekontakt auch in freien Freilaufzonen. Hier KANN der Hund abgeleint werden – das ist aber kein MUSS. Wird hier ein anderer Hund noch an einer Schleppleine geführt, dann rufen Sie bitte Ihren Hund erst mal zu sich und leinen ihn an, bis sie sich abgesprochen haben.

Sehen Sie in einem eingezäunten Freilauf, dass ein anderes Team anleint, um den Bereich zu verlassen, warten Sie bitte kurz. Leinen Sie Ihren eigenen Hund bitte erst dann komplett ab, wenn Ihr Rückruf wirklich sitzt.

Bedenken Sie immer: Kein Hundehalter möchte per se etwas Schlechtes für seinen Hund oder für Ihren. Und gegenseitige Rücksichtnahme sollte eigentlich nichts sein, auf das wir gesondert hinweisen sollten.  Seien Sie höflich, dann ist es Ihr Gegenüber meist auch.

Themen Hundeverhalten
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