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Häufiges Verhalten

Hund zieht an der Leine? Diese 5 Tipps helfen

Ein Labrador Retriever zieht beim Gassi gehen im Park an seiner Leine
Wenn es in den Park hinaus geht, werden manche Hunde übereifrig und ziehen an ihrer Leine – eine Angewohnheit, die man abtrainieren kann Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

6. Mai 2024, 16:41 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Egal, ob es ein Welpe oder ausgewachsener Hund macht: Das Ziehen und Zerren an der Leine nervt oft nicht nur. Es kann im Zweifelsfall sogar gefährlich werden. Doch was sind die Ursachen dafür, dass der Vierbeiner an der Leine zieht? Hundetrainer Andreas Ohligschläger gibt fünf nützliche Tipps, wie man das Gassigehen entspannter gestalten kann, ohne dass der Vierbeiner ständig an der Leine zerrt.

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Viele kennen die Situation: Kaum kommt man mit dem Hund aus der Wohnungstür, zieht er plötzlich wie ein Bulldozer an der Leine und schleift seinen Halter ungebremst zum nächsten Gebüsch. Doch dieser Leinenfrust für Hund und Mensch muss nicht sein. Hier erhalten Sie Tipps und Tricks, wie der Hund lernt, brav an der lockeren Leine zu laufen.

Warum zieht der Hund so stark an der Leine?

Die Gründe sind, wie so oft, vielfältig: Vielleicht kommt der Hund aus dem Tierschutz und kannte es bisher nicht, angeleint zu laufen. Manche Hunde haben es nie gelernt, mit Konflikten umzugehen, beispielsweise wenn ihnen andere Hunde oder Menschen entgegenkommen. Darum gehen sie nach vorne, um das Gegenüber auf Abstand zu halten. Auch Langeweile kann eine Motivation sein: Der Hund versucht, etwas Interessantes zu entdecken, das sich außerhalb der Reichweite der Leine befindet. Oder der Hund hat einfach nie gelernt, dass er auch Spannendes erleben kann, wenn er ganz locker an der Leine läuft.

Welche Leine und welches Geschirr sind am besten, wenn der Hund zieht?

Anti-Zug-Geschirre

Für stark ziehende Hunde empfehlen sich sogenannte Anti-Zug-Geschirre, die verhindern, dass sich der Hund durch Zug an der Leine selbst stranguliert. Sie sind sowohl für kleine Hunde als auch für große Hunde erhältlich. Manche haben sogar einen Haltegriff am Rücken, falls man in eine brenzlige Situation kommt.  

Halti-Geschirr

Man kann Halsbänder auch mit einem Halti-Geschirr kombinieren. Dieses wird mit einem Sicherheitskarabiner unter dem Hals verbunden. Das Halti besteht aus einem Gurt, der hinter den Vorderbeinen an den Ellenbögen und einem Gurt, der quer über dem Brustkorb verläuft. Eine Leine mit einem Karabiner an jedem Ende wird am Rücken und an der Brust eingehakt. So kann man den Hund mit beiden Händen führen und hat eine bessere und leichtere Kontrolle über die Laufrichtung und das Tempo.

Was sollte ich vermeiden, wenn der Hund an der Leine zieht?

Halsbänder und Flexileinen

Von einem Halsband ist bei einem Hund, der stark an der Leine zieht, unbedingt abzuraten, da es ihm die Luft abschnürt. Außerdem kann er davon langfristig Nacken- und Rückenproblemen bekommen. Auch Flexileinen sind beim Leinenführigkeitstraining kontraproduktiv, weil der Hund durch sie lernen würde, dass er durch Ziehen eine längere Leine bekommt.

No-Gos

Stachel- und Würgehalsbänder, sowie Elektrohalsbänder sind tierschutzrelevant (d. h. aus Tierschutzsicht abzulehnen) und deshalb bei der Erziehung und Ausbildung von Hunden verboten. Auch Halsbänder, die einen Duft oder Wasser versprühen, sollte man nicht einsetzen.

Auch interessant: Wie gewöhne ich meinem Hund ab, alles vom Boden zu fressen?

Diese 5 Tipps helfen gegen das Gezerre an der Leine

Da ständiges Ziehen an der Leine nicht nur auf Dauer den schönsten Spaziergang zur Nervenprobe machen kann und im Zweifelsfall sogar gefährlich ist, geben die bekannten Hundetrainer Andreas Ohligschläger und Jeanette Przygoda Haltern diese fünf nützlichen Tricks mit an die Hand.

Tipp 1: In Ruhe starten

Der erste Schritt bei jedem Spaziergang beginnt an der Haustür: „Wenn ihr nicht wollt, dass euer Hund euch draußen durch die Gegend zieht, müsst ihr schon drinnen Ruhe in die ganze Sache bringen“, rät Ohligschläger. Also: Selbst erst mal herunterkommen, entspannen, sich Zeit lassen beim Fertigmachen von Mensch und Tier.

„Ist Ihr Hund sehr aufgekratzt, machen Sie nach dem Anlegen des Halsbandes erst mal eine Pause, bis er sich entspannt hat!“, rät Hundetrainerin Przygoda. Erst wenn sich der Vierbeiner halbwegs beherrschen kann, sollte man die Tür öffnen.

Keinen Meter Strecke zurückgelegt und trotzdem schon entnervt? Grämen Sie sich nicht. Sie sind bereits mitten in den Übungen zur Leinenführigkeit. Tröstliche Worte von der Expertin: „Wenn es zunächst 20 Minuten dauert, bis Sie loskönnen, werden es bald nur noch fünf sein“, so Przygoda. Und: „Die Ausdauer lohnt sich.“

Tipp 2: Nehmen Sie Ihrem Hund Entscheidungen ab

Trifft der Hund zu Hause die Entscheidungen, tut er das gern auch draußen. Dann zieht er nicht nur an der Leine und gibt Geschwindigkeit und Richtung vor, sondern spielt sich auch auf, wenn ihm Artgenossen begegnen.

Konsequenz ist deshalb wichtig. Schon im Haus sollten klare Regeln selbstverständlich sein. Denn beim täglichen Zusammensein zu Hause wird oft der Grundstein für Fehlverhalten an der Leine gelegt.

Der Hund sollte dem Herrchen außerdem möglichst viel Aufmerksamkeit schenken. Hier können kleine Übungen helfen: dem Hund vorsichtig den Weg abschneiden, immer mal wieder anhalten, rückwärtsgehen, umkreisen, Tempowechsel oder Slalom, empfiehlt Expertin Przygoda.

Tipp 3: Eigenes Verhalten reflektieren

Wer in bestimmten Situationen den Hund immer kurz hält, harte Kommandos gibt oder an der Leine ruckt, signalisiert dem Hund: „Jetzt droht Gefahr, die Situation kann nur noch eskalieren!“ Leinen-Aggression ist die logische Flucht nach vorn.

„Hunde, die wirklich die Konfrontation suchen, haben das oft durch den Menschen gelernt – auch wenn der sich darüber gar nicht bewusst ist“, so Trainer Ohligschläger. Um auf solche Signale in Zukunft zu verzichten, lohnt es sich, sein Verhalten zu reflektieren.

Tipp 4: Auf Signale der Hunde achten und reagieren

Hunde kommunizieren sehr fein. Oft entgeht dem Menschen am anderen Ende der Leine ein kompletter nonverbaler Dialog. Und dann droht Stress. „Vielleicht habe ich es gar nicht bemerkt, dass der andere Hund schon fixiert und Drohverhalten zeigt“, so Jeanette Przygoda.

Manchmal reicht da schon eine kleine Geste. Und weil die Hunde an der Leine keine Ausweichmöglichkeit haben und nicht – wie es üblich wäre – erst mal einen Bogen umeinander gehen oder irgendwo teilnahmslos schnüffeln können, gehen Sie in die Offensive. Sie knurren oder springen in die Leine. „Wenn man dann an der Leine ziehend weitergeht, hat der Hund auch noch eine richtig doofe Lernerfahrung gemacht, weil er meint: Wir haben überlebt, weil ich mich so verhalten habe“, sagt die Hundetrainerin.

Das hilft: Nicht frontal mit zwei Hunden aufeinander zuzugehen, stattdessen die Distanz vergrößern und einen kleinen Bogen machen.

Tipp 5: An der eigenen Körpersprache arbeiten

Hunde orientieren sich am Menschenkontakt. Seien Sie bei angespannten Hundebegegnungen deshalb offen und kommunikativ. „Ich bin immer total freundlich zu den anderen Hundehaltern“, sagt Andreas Ohligschläger. Es gebe nämlich nichts Besseres als das eigene „kontraproduktive“ Verhalten. Dass man sich also nicht auf die Energie des Hundes einlässt, sondern positiv dem Gegenüber begegnet.

Der Hundeprofi und Tierschützer weiß, dass das am Anfang schwer ist. Hundehalter sind eben auch nicht immer sympathisch. Vielleicht müsse man dazu über den eigenen Schatten springen, so Ohligschläger. Doch wer erst einmal die Wirkung auf den eigenen Vierbeiner erlebt hat, dem wird das von Mal zu Mal leichter fallen.

Wenn der Hund an der Leine zieht, kann man auch seine Aufmerksamkeit etwa mit einem Ball oder Zerrstrick umlenken, um ihm so das unerwünschte Verhalten abzugewöhnen.

Auch ein kleines Stop-and-Go-Spiel kann das Ziehen unterbinden. Sobald sich die Leine strafft, bleibt man einfach wortlos stehen. Dreht der Hund sich um und kommt zurück, wird er belohnt. Geht er weiter und zieht wieder, bleibt man erneut stehen.

Wichtig: Verlieren Sie nicht die Geduld. Bleiben Sie konsequent. Vergessen Sie mal für eine halbe Stunde das Smartphone und schenken Sie die Aufmerksamkeit ihrem Hund. Schimpfen Sie nicht! Überfordern Sie den Hund nicht und sparen Sie nicht mit Leckerli und Lob. Und wenn nichts hilft, ist es auch keine Schande sich Hilfe zu suchen und mit einem Hundetrainer zu üben.

Mit Material der dpa

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Quellen

Themen Hundeverhalten
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