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Hundeerziehung

Ihr Hund kommt einfach nicht zur Ruhe? 8 Tipps, die helfen 

Hund liegt beruhigt auf dem Sofa.
Einen unentspannten, immer unter Strom stehenden Hund zu beruhigen, ist nicht immer einfach und erfordert einiges an Übung. Foto: Getty Images
Sonja Jordans

28. August 2024, 12:03 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Ständiges Bellen, permanentes Umherlaufen, kratzen an Möbeln oder Wänden, zerkauen von Gegenständen, mangelnde Konzentration oder einfach nicht still liegen bleiben: Sind Hunde aufgedreht, zeigt sich das mit vielen Verhaltensweisen. Meist haben sie eines gemein: Sie stressen Tier und Halter ungemein und beeinträchtigen ein entspanntes Zusammenleben. Doch was ist, wenn sich das Haustier einfach nicht beruhigen möchte?  

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Einfach mal herunterfahren und zur Ruhe kommen: Was Menschen guttut, ist auch für Hunde wichtig. Denn ständig „unter Strom“ zu stehen, strapaziert nicht nur die Nerven aller Beteiligten. Wer sich nicht entspannen kann, leidet früher oder später an körperlichen Folgen. Gesundheitliche Probleme und Muskelverspannungen können auch Hunden zu schaffen machen. Ruhephasen helfen zudem, Gelerntes zu vertiefen und Erlebnisse zu verarbeiten. Daher ist es für Hunde wichtig, sich zu beruhigen. Doch was hilft, wenn der Hund aufgedreht bleibt und wie bringt man ihn zur Ruhe? PETBOOK gibt acht Tipps und klärt über mögliche Ursachen auf.

Warum ist der Hund unruhig? 

Unruhe kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen gibt es Rassen, die lebhafter sind als andere. Meist jedoch führen „menschengemachte“ Gründe dazu, dass ein Hund einfach nicht zur Ruhe kommt. Welpen, die zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden, können etwa eher zu Unruhe neigen als Tiere, die in einer angenehmen Umgebung von ihren Müttern erzogen wurden.

Auch bei falscher Erziehung in der menschlichen Familie kann ständige Unruhe ihre Ursache haben. Wird von Beginn an zu viel von dem Tier verlangt, werden Trainingszeiten nicht altersgerecht begrenzt und wird ständig auf den Hund eingeredet, kann das ebenfalls zur Nervosität führen.

Ebenso als Auslöser gelten ständige „Action“ im Zuhause, Trubel, Lärm und mangelnde Rückzugsmöglichkeiten. Auch sollte das Tier nicht konstant aus dem Schlaf gerissen werden. Ein erwachsener Hund schläft, ruht und döst mitunter bis zu 20 Stunden pro Tag, ein Welpe noch mehr. Wird das Tier dabei ständig gestört, wirkt sich das auf seine Gesundheit und sein Verhalten aus.

Ein Alltag ohne Strukturen kann bei Hunden ebenfalls Nervosität auslösen, genauso wie übermäßige Langeweile. Zwar muss ein Hund auch einfach nur mal herumliegen können. Langweilt er sich jedoch tagein, tagaus, fehlt es an Beschäftigung und Abwechslung, reicht die Gassirunde lediglich bis zur nächsten Laterne, kann auch dies zu Hyperaktivität oder Unruhe führen – vor allem bei lebhafteren Hunden.

Eine weitere Ursache können traumatische Erlebnisse sein. Dann ist Angst die Ursache seines Verhaltens. Möglicherweise können auch organische Gründe dahinterstecken, wenn ein Hund ständig aufgedreht ist. Ein Tierarztbesuch ist daher ratsam.12 

Kann man einem Hund beibringen, zur Ruhe zu kommen? 

Die gute Nachricht: Ja, auch Entspannung kann gelernt werden. Die schlechte: Ohne Übung und Mitarbeit der Halter wird es schwierig. Es ist also nicht nur der Hund, der lernen muss. Hundetrainerin Rosi Deppe, die eine Hundeschule nach Martin Rütter betreibt, etwa schreibt in einem Blogeintrag, dass sich Ruhe mit „einigen wenigen Übungen sowie dem Aufstellen von Regeln im Alltag“ erlernen lasse.

Dazu gehörten unter anderem eine gewisse Auslastung des Tiers „bei guter Balance zwischen ruhigen und dynamischen Aktivitäten“. Um Ruhe erlernen zu können, benötigt das Tier zudem einen geeigneten Ruheplatz, Beschäftigungszeit, Zuwendung und einen Menschen, der selbst gelassen bleibt.

Wichtig: den Auslöser für die Unruhe finden

Ein Patentrezept, um einen Hund zu beruhigen, gibt es nicht. Wer einen sehr unruhigen Hund hat, sollte zunächst einmal herausfinden, wo die Ursachen für das Verhalten liegen. Da Unruhe beim Hund auch organische Ursachen haben kann, sollten Halter auf jeden Fall tierärztlichen Rat einholen.

Auch der Besuch einer Hundeschule kann weiterhelfen, der Ursache für das Verhalten des Hundes auf die Spur zu kommen. Erst, wenn der Auslöser für das Verhalten bekannt ist, kann zielgerichtet daran gearbeitet werden, das Tier zu beruhigen.

Wichtig ist, das Tier nicht zu bestrafen oder gar anzubrüllen, wenn es unruhig ist. Dadurch wird sich das Problem nicht lösen lassen, zumal der Hund nicht verstehen würde, was er falsch gemacht hat und warum er bestraft wird.

Auch Experimente mit Medikamenten, die das Tier beruhigen sollen, sollten unbedingt unterlassen werden, wenn nicht zuvor medizinischer Rat eingeholt worden und die Ursache für das Verhalten des Hundes bekannt ist. Im schlimmsten Fall können selbst zusammengestellte Medikamente dem Tier mehr schaden als nutzen.  

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Gelassene Halter helfen dem Hund 

Um zur Ruhe kommen zu können, sind für einen Hund eine ruhige Umgebung und ein gelassener Mensch besonders wichtig. Am besten gelingen erste Übungen in vertrauter Umgebung wie der eigenen Wohnung. Wer allerdings gestresst und genervt ist, sollte sich zunächst erst einmal selbst „herunterfahren“, bevor es an die Übungen mit dem Hund geht. Denn das Tier merkt mit Sicherheit, wenn seine Halter unter Spannung stehen. Wer mit der Erwartung „das muss jetzt aber endlich klappen“ an die Übungen herangeht, wird vermutlich keinen Erfolg haben. Die eigene innere Unruhe wirkt sich auch auf den Hund aus, ihm wird es dann noch schwerer fallen, sich zu beruhigen.3

Bestimmte Orte mit Ruhe verknüpfen

Auch eine kuschelige Decke oder ein Lieblingsplatz sollten für Ruheübungen zur Verfügung stehen. Für den Anfang reicht es mitunter schon, das Tier auf seine Decke zu schicken und sich danebenzusetzen, damit der Hund entspannen kann.

Wichtig: Nicht auf den Hund einreden oder ihn permanent streicheln, denn das Tier soll wirklich zur Ruhe kommen. Schweigen Sie und zappeln auch Sie nicht herum. Möchte sich das Tier erheben, laufen oder spielen, geben Sie ihm mit einem gewohnten, ruhig gesprochenen Kommando, etwa „Bleib“ oder „Platz“, das Signal, dass es liegen bleiben soll. Wiederholen Sie das, bis ihr Hund wirklich anfängt, sich zu entspannen. Der Hund lernt so, dass die Decke ein Rückzugsort für ihn ist, auf dem er herunterkommen kann.  

Konditionierung beim Entspannungstraining 

Fängt der Hund tatsächlich an, sich zu entspannen, schließt er die Augen und atmet gleichmäßig, können sie diese „Deckenübung“ unter Umständen mit Konditionierungsübungen verknüpfen. Das kann ein Wort sein, ein gesummtes Lied oder ein kurzes Geräusch wie von einem Klicker. Auch möglich sind Blätterrauschen oder Vogelzwitschern, die es im Internet oder auf CD gibt. Manche Hundetrainer raten auch zu bestimmten Gerüchen wie Lavendel.

Hier sollte gewählt werden, was am besten zur Situation passt. Ist der Hund etwa nur zu Hause unruhig, kann das Abspielen einer CD ebenso hilfreich und praktikabel sein wie das Verbreiten von Lavendelduft. Ist das Tier aber auch draußen unruhig und soll der durch Konditionierung erlernte Auslöser ihn auch dort beruhigen, ist ein spezielles Wort oder Geräusch sicher die bessere und einfacher anzuwendende Lösung.

Wichtig ist jedoch, dass der Hund das Geräusch, den Geruch oder das Wort der Halter mit dem Ruhezustand verknüpft. Nur dann funktioniert die Übung und nur dann lässt sich das Tier später allein schon durch diesen Auslöser zur Ruhe bringen. Allerdings ist dafür diszipliniertes Training von Mensch und Tier erforderlich. Erfolge beim Konditionierungstraining erreicht man, indem genau dann, wenn der Hund die Entspannung genießt, die Musik oder das Geräusch abgespielt werden. Dabei kommt es auf das richtige Timing der Halter an.

Erst, wenn das Tier wirklich entspannt ist, darf das Geräusch erklingen – nicht vorher oder einfach mal „zwischendurch“, wenn der Hund gar nicht zur Ruhe gekommen ist. Ansonsten wird er die Verknüpfung nicht herstellen können. Am besten holt man sich für diese Art der Konditionierung Unterstützung bei einer darauf spezialisierten Hundeschule.4  

Auch interessant: Warum antiautoritäre Erziehung beim Hund gefährlich ist 

Beschäftigung als Weg zur Beruhigung 

Mitunter kann es auch helfen, einen aufgedrehten Hund durch richtige Beschäftigung zu beruhigen. Zerr- und Tobespiele, unablässiges Werfen von Bällen und Stofftieren oder andere Actionspiele sind allerdings für ohnehin hyperaktive Hunde nicht das Richtige. Dadurch wird das Tier schlimmstenfalls noch aufgeregter und lässt sich schließlich gar nicht mehr entspannen. Stattdessen kann Nasenarbeit helfen, den Hund zu beruhigen, wie zahlreiche Hundetrainer raten.

Muss das Tier suchen, schnüffeln und etwas finden, ist seine Konzentration gefordert, andere Aktivitäten treten in den Hintergrund. Auch Denkaufgaben, bei denen der Hund die Lösung für ein „Problem“ finden muss, oder spezielle Intelligenzspiele für Hunde können das bewirken. Das Tier konzentriert sich auf eine komplexe Aufgabe, wird gefordert und erlebt dadurch geistige Auslastung.5

Ruhige Spiele mit Struktur

Ruhiges Spazierengehen und gemeinsame Spiele, bei denen lebhafte und ruhige Phasen abwechseln, können ebenfalls dafür sorgen, dass der Hund sinnvoll beschäftigt ist. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht der Hund bestimmt, wie das Spiel zu verlaufen hat. Der Mensch entscheidet, wann es ruhiger wird und wie das Spiel endet. Und: Der Hund soll dabei lernen, dass nur weitergespielt wird, wenn er sich ruhig verhält.

Wird der Hund übermütig, stoppt der Mensch das Spiel und hilft dem Tier, wieder zur Ruhe zu kommen. Dadurch erlernt der Hund auch, eine gewisse Frustration auszuhalten, wenn etwas nicht so abläuft, wie er es erwartet. Da es unruhigen Hunden helfen kann, wenn ihr Tag eine gewisse Struktur aufweist, ist es sinnvoll, solche Übungen regelmäßig und zur selben Zeit abzuhalten. Dadurch lernt der Hund, dass er nichts verpasst, wenn er sich zwischendrin entspannt und einfach mal döst.6  

Konditionierung oder Ablenkung helfen unterwegs 

Dreht der Hund unterwegs ständig auf, etwa auf dem Heimweg nach dem Gassigehen, nach einer Autofahrt oder während eines Ausflugs, kann es – neben einem einstudierten Ruhe-Wort nach erfolgreicher Konditionierung – auch hilfreich sein, ihn überraschend abzulenken.

Zerrt der Hund an der Leine oder läuft aufgeregt hin und her, kann geeignete Ablenkung ihn wieder zur Ruhe bringen. Wenn Herrchen oder Frauchen plötzlich herumhopsen, etwas Leckeres verstecken, selbst etwa mit einem Ball spielen, lenkt das die Aufmerksamkeit des Hundes auf dieses seltsame und auffällige Verhalten. Ist er konzentriert und beschäftigt sich damit, was seine Halter merkwürdiges veranstalten, lässt sich diese Aufmerksamkeit für eine kleine Konzentrationsübung nutzen. Der Hund kann etwas suchen, etwa ein Leckerli oder ein Spielzeug, oder eine Übung zeigen wie „Platz“ oder „Bleib“.

Bleibt er fokussiert und macht mit, bekommt er im Anschluss eine Belohnung. Das muss nicht zwingend etwas zu knabbern sein, auch streicheln und ein liebes Wort reichen mitunter aus. Aber Achtung: Zu überschwängliches, lautes Lob, heftiges Kraulen oder gar toben kann den Hund wieder aufregen. Die vorherige Ruhe-Übung wäre somit sinnlos gewesen.7

Erst nach erfolgreicher Beruhigung belohnen

Dreht der Hund vor oder nach einer Autofahrt durch und springt aufgeregt Richtung Wagentür, öffnen Sie diese noch nicht. Erst, wenn das Tier zur Ruhe gekommen ist, darf es ein- oder aussteigen. Auch hier gilt: Der Hund muss lernen, dass sich die Tür erst öffnet, wenn er entspannt ist. Wichtig ist in jedem Fall, das Tier erst zu belohnen, wenn es sich wirklich beruhigt hat.

Zerrt es immer noch an der Leine oder springt bellend über den Weg, bringt es nichts, ihn dennoch zu loben, in der Hoffnung, dass er sich dann vielleicht beruhigt. Der Hund muss stattdessen verinnerlichen, dass es für ihn von Vorteil ist, wenn er sich ruhig verhält. Denn nur, wenn er sich entspannt, nicht bellt, nicht zerrt, bekommt er eine Belohnung. Das allerdings erfordert auch von Herrchen oder Frauchen Geduld und das richtige Timing. 

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Fazit

Ein ständig unruhiger, nervöser Hund ist eine Belastung – für seine Familie, aber auch für sich selbst, denn das Tier kann einfach nicht entspannen. Daher ist es wichtig, dass Halter den Ursachen für die Hyperaktivität des Hundes auf die Spur kommen. Nur dann kann das Problem erfolgreich angegangen werden.

Ob mit Konditionierung, ausgedehnten Spaziergängen oder geistig fordernden Intelligenzspielen, es gibt zahlreiche Methoden, das Tier zu beruhigen. Welche man wählt, ist individuell und hängt vor allem von der Ursache für die Unruhezustände und dem Tier selbst ab.

Wichtig ist, dass der Hund regelmäßig in eine ruhige Umgebung kommt und dass seine Halter selbst gelassen bleiben, wenn sie gemeinsam üben. Auf jeden Fall sollte jedoch tierärztlicher Rat eingeholt werden, wenn der Hund sich nicht beruhigen lässt. Womöglich steckt eine Erkrankung oder ein organisches Problem dahinter. Zudem sollten allein Tierärzte entscheiden, ob ein Hund medikamentös gegen Unruhe oder Hyperaktivität behandelt werden muss. 

Themen #platinum Hundeverhalten

Quellen

  1. martinruetter.com, „Wenn der Hund nicht zur Ruhe kommt“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  2. fellheld.de, „Hund Unruhig? Ursachen, Symptome und Lösungen für Unruhe bei Hunden“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  3. herz-fuer-tiere.de, „Hund beruhigen: 7 Tipps, um aufgedrehte Hunde zu entspannen“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  4. einfachtierisch.de, „Konditionierte Entspannung: Hund beruhigen“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  5. happyhunde.de, „Hund Ruhe beibringen: Schritt-für-Schritt erklärt & 3 Tipps“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  6. brigittehirsch.de, „Der Aufbau der Ruheübung für Hunde“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  7. rundum.dog, „Wichtiges Hundetraining: Entspannen, Ruhe, Pause“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
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