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Rebellisches Verhalten

Darum sind Hunde in der „Pubertät“ so anstrengend und das hilft dagegen 

Auch Hunde durchleben eine Pubertät und agieren im Alltag oftmals rebellischer als zuvor. Was muss man als Halter über ihre Pubertät wissen und wie verhält man sich richtig?
Auch Hunde durchleben eine Pubertät und agieren im Alltag oftmals rebellischer als zuvor. Was muss man als Halter über ihre Pubertät wissen und wie verhält man sich richtig? Foto: Getty Images

10. Januar 2024, 5:51 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Eben waren Sie noch in der Welpenschule und haben ehrgeizig Kommandos wie „Sitz“, „Bleib“, „Platz“ gelernt und plötzlich scheint alles wie vergessen? Wenn Hunde in die Pubertät kommen, kann das für Halter ganz schön frustrierend sein. Wie äußert sich diese Lebensphase beim Hund, wie lange hält sie an und wie gehen sie in der Phase idealerweise mit Ihrem Vierbeiner um, damit alle Mühen danach nicht vergebens waren? Das verrät Ihnen PETBOOK in diesem Artikel. 

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Können Sie sich noch an das Alter erinnern, als sie 13, 14, 15 Jahre alt und in der Pubertät waren? An die Zeit, als Sie irgendwann morgens wach wurden und beschlossen, dass Ihre Eltern nicht immer recht und Ihnen schon gar nichts mehr zu sagen haben? Meine Liste, der Dinge, die meine Eltern mit Sicherheit nicht gut fanden, ist lang: sich heimlich am Alkoholschrank bedienen, sich abends zur Party aus dem Fenster schleichen, ein Zungenpiercing ohne Einverständniserklärung. Nicht nur Menschen, sondern auch Hunde durchleben eine Pubertät und genau wie wir legen sie dann oftmals ein rebellisches Verhalten an den Tag.

Bei meinem Hund Rudi äußerte sich dies so, dass er plötzlich seinen Namen vergessen hatte – zumindest, wenn man ihn laut rufend auf der Hundewiese stand und von allen anderen Hundebesitzern schon komisch beäugt wurde. Ihn zu Hause zu rufen, wenn das Futter im Napf war, funktionierte damals trotzdem noch recht gut.

Wann sind Hunde in der Pubertät?

Hunde kommen zwischen dem sechsten und dem zwölften Lebensmonat in die Pubertät; bei Hündinnen beginnt die Pubertät früher als bei Rüden. In dieser Zeit verändern sich die Hormone und Hunde beginnen ihre Lebensumstände zu überprüfen. Die Pubertät kann zwischen sieben und 24 Monaten andauern.  

Was passiert in der Pubertät?

Wenn Säugetiere vom Kindes- ins Erwachsenenalter übergehen, verändern sich die Hormone: Die Geschlechtshormone reifen aus und wir sind damit in der Lage, uns fortzupflanzen – ganz egal, ob Hund oder Mensch. Der Zeitpunkt, an dem die Hormonwerte ansteigen und die Geschlechtsorgane fortpflanzungsfähig werden, äußert sich als Pubertät. Mit dem erhöhten Hormonspiegel gehen Veränderungen des gesamten Körpers und der Psyche einher, deshalb ist die Pubertät auch so wichtig für die Ausprägung des Charakters. 

Hunde werden in dieser Zeit nach außen hin kräftiger. Falls die Hoden beim Rüden bisher nicht sichtbar waren (das ist bei jungen Hunden manchmal der Fall), steigen sie nun ab. Der hormonelle Ausnahmezustand macht sich auch im Verhalten bemerkbar.

Wie verhält sich ein Hund in der Pubertät?

Während der Pubertät verändert sich das Gehirn des Hundes. Durch diese neuronalen Veränderungen handeln Hunde in dieser Zeit impulsiver. Kommandos werden eher überhört und der Hund ist häufig sprunghafter. Zurückkommen, wenn man gerufen wird? „Ach nö, da hinten ist doch noch eine interessante Hündin und ein Hund, mit dem man spielen könnte.“ Auch Emotionen spielen eine wichtigere Rolle. Die hormonellen Veränderungen können für den Hund auch Stressanfälligkeit und Nervosität bedeuten. Möglicherweise reagiert Ihr Hund plötzlich ungewohnt auf Außenreize.  

Das Spiel mit Artgenossen wird mit dem Ausbruch der Sexualhormone ruppiger. Hündinnen werden zum ersten Mal läufig und bringen dabei junge Rüden völlig um den Verstand. Der Rüde wiederum beginnt, sein Bein zu heben, um zu pinkeln und eckt im Umgang mit anderen Rüden häufig an.  

Kommt jeder Hund in die Pubertät?

Die Pubertät ist eine Folge hormoneller Veränderungen. Findet diese nicht statt, bleibt auch die Pubertät aus – ein Grund, weshalb sehr früh kastrierte Hunde keine Sexualhormone produzieren und nicht richtig in die Pubertät kommen. Das Ausbleiben der Pubertät beeinflusst auch die körperliche und geistige Reifung. Bei Hunden aus dem Tierschutz ist eine Frühkastration trotzdem üblich, um das Problem der unkontrollierten Vermehrung der Straßenhunde in den Griff zu bekommen. 

Wie lange sind Hunde in der Pubertät?

Beim Hund gibt es streng genommen zwei Phasen der starken hormonellen Veränderung im Jugendalter: die eigentliche Pubertät und die Adoleszenz.  

Die Pubertät beschreibt die erste große Veränderung im Leben Ihres Hundes, die mit der Rangordnungsphase einhergeht. Diese Phase tritt in etwa zwischen der 13. und 16. Lebenswoche ein und ist eine Art der Vorpubertät. In dieser Phase stellt der Hund erstmalig Ihre Autorität infrage. Mehr Selbstbewusstsein und eigene Ideen machen diese Phase zur ersten Herausforderung.  

Die „richtige“ Hundepubertät tritt später, ab dem siebten Lebensmonat ein und dauert einige Monate an. Mit dem Ende der Pubertät ist der Hund allerdings noch lange nicht erwachsen. Ihr folgt eine lange Phase der Adoleszenz, in der der Hunde zwar biologisch zeugungsfähig ist, emotional und sozial aber noch einen langen Weg vor sich hat.

Wie sollten sich Halter währenddessen verhalten?

Hunde in der Pubertät können einen wahnsinnig machen. Doch gerade jetzt, wenn Ihr Hund Kommandos ignoriert, seine Zähne an der Fußleiste probiert und das Sofa für sich einnimmt, ist es an Ihnen, Ihre Souveränität zu beweisen.  

Konsequent bleiben

Seien Sie konsequent und bleiben Sie bei Ihrer Erziehung. Ihr Hund testet Sie aktuell gern aus. Bleiben Sie dabei immer verständnisvoll, Ihr Hund kann nichts für seine Hormone. Mit Schreien und Schimpfen erreichen Sie wenig, mit einer ruhigen Stimmung behalten Sie hingegen unaufgeregt die Oberhand.  

Geduldig sein

Ja, es kann ganz schön anstrengend sein, zehnmal laut zu rufen, ohne dass Ihr Hund zurückkommt. Pubertierende Hunde scheinen sich oft an Erlerntes nicht mehr zu erinnern. Bleiben Sie auch hier bei Ihren Kommandos, damit Ihr Hund Sie ernst nimmt.  

Immer gut aufpassen

Hunde in der Pubertät überschätzen sich gern. Sie spielen ruppiger und weil sie zeitweise Rufen und Kommandos ignorieren, sind auch Straßen gefährlicher als früher. Haben Sie immer ein wachsames Auge auf das Verhalten Ihres Hundes 

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Das sagt der Hundetrainer

Steve Kaye ist Hundetrainer und berät seit 10 Jahren Hundehalter zu Erziehungsfragen. Auch die Pubertät ist häufig Thema. „In der Hundepubertät ist es wichtig, souverän zu bleiben“, sagt der Hunde-Experte. „Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, das, was man seinem Hund vorher beigebracht hat, weiterzumachen.“ Der Hundetrainer rät, verständnisvoll, aber konsequent zu bleiben: „Das Gehirn vom Hund ist dann im Umbau und die Hormone spielen verrückt, deshalb darf man ihm das Verhalten nicht übel nehmen.“ Wenn etwas mal nicht klappe, sollte man nicht wild die Erziehungsmethoden wechseln, sondern sich lieber überlegen, was man aktuell aus dem Alltag streichen kann. „Wenn mein Hund sehr hormongesteuert ist, macht es in der Zeit eventuell keinen Sinn mit anderen Hündinnen auf den Hundespielplatz zu gehen“, sagt Steve Kaye. So bleiben einem Frust und Ärger erspart.  

Fazit: Hunde durchleben genau wie wir Menschen und andere Säugetiere eine Phase der hormonellen Veränderungen, die sich als „Pubertät“ äußert. Beim Hund findet diese Phase ab dem siebten Monat statt. Auch gut erzogene Hunde sind dann plötzlich aufmüpfiger und ignorieren Ihre Befehle. Dieses Verhalten sollten Sie sich nicht zu stark zu Herzen nehmen. Ihr Hund unterliegt in dieser Phase seinen Hormonen und will Sie nicht absichtlich ärgern (auch wenn das mitunter anders scheint). Bleiben Sie konsequent und geduldig, so nimmt Ihr Hund Sie auch weiterhin als Souveränitätsperson ernst.  

Janine Riedle, hundebesitzerin und Redakteurin bei FITBOOK

Meine Erfahrungen

„Ich erinnere mich mit einem Lächeln und Kopfschütteln an die Zeit zurück, als meine Old English Bulldogge anfing, zu „pubertieren“. Mein Bully namens Zeus war bei mir seitdem er drei Monate alt gewesen ist. Mit circa sieben Monaten fing dann seine – wie ich sie nenne – sture Phase an. Mir war klar, dass Bulldoggen von Haus aus ein hohes Maß an Sturheit mitbringen, allerdings verstärkte sich dieses Verhalten in der „Pubertät“ extrem: Beim Spaziergang machte er sich häufig einen Spaß daraus, auszutesten, wie weit er von mir wegrennen kann. Zwar blieb er in Sichtweite, jedoch wollte er auch nach mehrmaligen Abrufen einfach nicht zu mir zurückkommen. Jedes Mal, wenn ich auf ihn zuging, lief er nur weiter weg. Teilweise dauerte es bis zu 15 Minuten, um ihn wieder einzufangen – Leckerli halfen mir da kaum weiter. Eine Sache habe ich selbst damals auf die harte Tour lernen müssen: Es brachte nichts, wenn ich ihm während seines bockigen Verhaltens viel Aufmerksamkeit schenkte. Viel schneller kam Zeus wieder zurück, wenn ich ihn schlichtweg ignorierte. Natürlich war das teilweise leichter gesagt als getan – allerdings war das mein persönlicher Weg zum Erfolg. “Janine Riedle, hundebesitzerin und Redakteurin bei FITBOOK
Themen Hundeverhalten
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