14. Januar 2025, 11:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein Hund im Haushalt bringt nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung – und rechtliche Fragen mit sich. In einigen Bundesländern ist der Hundeführerschein bereits verpflichtend, während andere Regionen auf Freiwilligkeit setzen. Doch worum geht es genau bei diesem Nachweis? Und welche Argumente sprechen für und gegen eine Einführung des sogenannten Sachkundenachweises für Hunde?
Der Hundeführerschein ist ein Sachkundenachweis, der die theoretischen und praktischen Fähigkeiten von Hundehaltern überprüft. Ähnlich also wie der Führerschein für das Auto. Auch hier geht es darum, dass ich mit dem Führen eines Hundes durch fahrlässiges Verhalten nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld gefährden kann – etwa, wenn mein Tier jemanden beißt oder einen Unfall verursacht.
Aber beim Hundeführerschein geht es um mehr. Denn eine gewisse Sachkenntnis kann auch verhindern, dass Hunde unsachgemäß gehalten werden, weil Besitzer sich über die Ansprüche der Tiere bewusst werden. Bisher hat nur Niedersachsen den Hundeführerschein verpflichtend eingeführt. In anderen Bundesländern bleibt es den Haltern überlassen. Warum das Thema polarisiert und welche Auswirkungen es haben könnte, erfahren Sie hier.
Übersicht
Wann ist ein Hundeführerschein Pflicht?
Die Gesetzgebung rund um die Hundehaltung ist nicht einheitlich geregelt, da die Bundesländer eigene Vorschriften erlassen können. Das betrifft auch den Hundeführerschein. Als erstes Bundesland hat Niedersachsen im Jahr 2013 alle hundehaltenden Personen verpflichtet, ihre Sachkunde durch eine entsprechende Prüfung nachzuweisen. Der theoretische Teil wird vor der Adoption des Vierbeiners absolviert, der praktische Teil im ersten Jahr danach. Die Regierung Baden-Württembergs plant, eine ähnliche Regelung einzuführen. Zudem belohnen einige Kommunen das freiwillige Absolvieren des Hundeführerscheins mit Ermäßigungen bei der Hundesteuer und/ oder einer Befreiung von der Leinenpflicht. 1 2
Was für die Einführung eines Hundeführerscheins spricht
Verbesserter Tierschutz
Ein verpflichtender Hundeführerschein könnte dazu beitragen, dass Hunde artgerecht gehalten werden und besser versorgt sind. Der Deutsche Tierschutzbund spricht sich klar für die bundesweite Einführung des Hundeführerscheins aus. „Es geht darum, die Sachkunde der Hundehalter zu verbessern – und zwar in allen Bundesländern“, sagte Verbandspräsident Thomas Schröder. 3
Rückgang von Problemhunden
Mit besseren Kenntnissen der Halter ließen sich Verhaltensprobleme wie Aggression oder Angst reduzieren, da sie frühzeitig erkannt und durch geeignete Maßnahmen behandelt werden können. Das Wissen um den artgerechten Umgang mit dem Tier und das Erkennen kritischer Situationen sorgen für Sicherheit. Denn wer die Signale seines Vierbeiners richtig deuten kann, kann im Ernstfall schneller reagieren und zum Beispiel Beißvorfälle verhindern.
Förderung verantwortungsbewusster Hundehaltung
Ein Hundeführerschein könnte die Einstellung zur Hundehaltung verändern und die Verantwortung der Halter in den Vordergrund rücken. Vor allem Hundeneulinge werden durch das Ablegen der Prüfung umfassend auf das Zusammenleben mit dem Tier vorbereitet. Sie lernen, die Bedürfnisse und Verhaltensweisen ihres zukünftigen Vierbeiners kennen und erfahren, mit welchen Pflichten die Hundehaltung verbunden ist. 4
Hürde für Welpenhandel
Das Geschäft mit Welpen boomt. Grund dafür sind Spontankäufe und Unkenntnis der zukünftigen Hundebesitzer. Ein Hundeführerschein würde für mehr Aufklärung sorgen und zumindest einen Teil der Käufer davon abhalten, unüberlegt Welpen zu kaufen. Das würde letztendlich auch die Tierheime entlasten, denn unüberlegt angeschaffte Hunde werden derzeit allzu oft ins Tierheim abgeschoben.
Standardisierung
Bisher können die Länder selbst entscheiden, welche Voraussetzungen zukünftige Hundebesitzer erfüllen müssen. Eine bundesweite Regelung würde einheitliche Standards schaffen, die für alle Hundehalter gelten, und so Rechtsunsicherheiten oder Ungleichheiten zwischen den Bundesländern beseitigen.
Förderung des positiven Images von Hundehaltern
Ein Nachweis über die Sachkunde könnte das öffentliche Bild von Hundehaltern verbessern, indem gezeigt wird, dass sie verantwortungsvoll und gut informiert handeln. Viele fühlen sich von den Vierbeinern mittlerweile gestört, was manche sogar dazu veranlasst, gezielt Giftköder auszulegen.
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Was gegen die Einführung eines Hundeführerscheins spricht
Mangelnde Durchsetzbarkeit:
Kritiker des Hundeführerscheins führen vor allem den bürokratischen Aufwand als Gegenargument an. Wer soll überprüfen, ob alle Hundehalter im Besitz eines Sachkundenachweises sind? Fehlende Ressourcen bei Behörden könnten die Wirksamkeit daher einschränken.
Eingriff in persönliche Freiheit:
Ein verpflichtender Hundeführerschein könnte als eine Einschränkung der individuellen Freiheit gewertet werden und die Hundehaltung unnötig reglementiert.
Benachteiligung bestimmter Gruppen
Menschen mit geringerem Einkommen könnten durch die Kosten und den Zeitaufwand benachteiligt werden. Für den Halter verursacht das Absolvieren eines Sachkundenachweises zusätzliche Kosten. Je nach Anbieter liegen diese meist zwischen 90 und 150 Euro. In Zeiten der Inflation und gestiegenen Tierarztkosten bedeutet dies eine zusätzliche finanzielle Belastung für Hundebesitzer. Dies könnte dazu führen, dass sich nur noch Wohlhabende einen vierbeinigen Mitbewohner leisten können – ein weiterer Schritt in Richtung soziale Spaltung.
Abschreckung von potenziellen Hundehaltern
Die Pflicht eines Sachkundenachweises könnte Menschen davon abhalten, sich einen Hund anzuschaffen – auch diejenigen, die potenziell gute und verantwortungsvolle Halter wären. Da die Tierheime teilweise so voll sind, dass Aufnahmestopps verhängt werden, könnte ein verpflichtender Hundeführerschein dazu führen, dass noch weniger Tiere vermittelt werden.
Hundeführerschein – Pro und Contra im Überblick
Pro | Contra |
---|---|
Mehr Sicherheit für Hundebesitzer und Umfeld, da Verhalten besser erkannt wird | Hoher bürokratischer Aufwand |
Besserer Umgang mit Hunden durch mehr Grundkenntnisse | Kaum Möglichkeiten, die Sachkenntnis zu überprüfen |
Zukünftige Hundebesitzer sind auf das Zusammenleben mit dem Hund vorbereitet | Überlastung von Hundeschulen, die jetzt schon am Limit sind |
Weniger Abgaben von Hunden, damit Entlastung von Tierheimen | Zusätzliche finanzielle Belastung der Tierhalter |
Hürde für Welpenhandel | Einschränkung der persönlichen Freiheit |
Bundeseinheitliche Standards, die für alle Hundehalter gelten | Benachteiligung bestimmter Gruppen |
Förderung des positiven Images von Hundehaltern | Abschreckung potenziell gut geeigneter Hundehalter |
Mein Fazit
„Ich kann die Argumente der Tierschützer nachvollziehen und halte die Einführung eines allgemein verpflichtenden Hundeführerscheins für eine gute Sache. Allerdings sollte es Ausnahmen geben – etwa für erfahrene Hundehalter und private Hundesitter. Warum sollte jemand, der zwei Wochen lang auf die Tiere des Nachbarn aufpasst, extra eine Prüfung ablegen müssen? Und: Für Bürgergeld-Empfänger sollte es eine finanzielle Unterstützung geben, um den Hundeführerschein machen zu können.“– Natalie Decker, PETBOOK-Autorin