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Panel-Diskussion mit Katharina Marioth

TV-Star Jochen Bendel »Hundeführerschein? War ja total für’n Arsch!

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

27. September 2024, 12:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Auf dem Pawlooza, Deutschlands erstem Festival für Hunde, diskutierten TV-Moderator und Hundetrainer Jochen Bendel mit PETBOOK-Autorin und Hundetrainerin Katharina Marioth über den Hundeführerschein. Im Tierschutz und unter Hundehaltern sorgt das Thema immer wieder für kontroverse Diskussionen, denen sich die beiden Experten einmal stellten.

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„Hand hoch, wer von euch findet, dass ein Hundeführerschein Sinn macht?“, startet TV-Moderator und Hundetrainer Jochen Bendel den Vortrag „Sinn und Unsinn des Hundeführerscheins“. Zusammen mit Katharina Marioth, PETBOOK-Autorin und „Hundetrainerin des Jahres 2023“ nahm er sich des kontroversen Themas an.

Vom Publikum, das sich an diesem Nachmittag vor der Bühne des Pawlooza, Deutschlands erstem Festival für Hunde, am 21. September in Düsseldorf versammelt hat, melden sich ein paar Leute. „Und wer ist gegen einen Hundeführerschein?“, fragt Bendel. Auch hier gehen viele Hände hoch. Kein Wunder: Das Thema sorgt seit Jahren auch unter Hundehaltern immer wieder für Diskussionen.

»Hundeführerschein? Das war ja total für’n Arsch!

„Letztens habe ich eine Dame getroffen, die sagte zu mir: ‚Ich habe einen Hundeführerschein gemacht‘“, erzählt Jochen Bendel. „Bei uns in Niedersachsen ist der ja für alle Hundehalter verbindlich. Bei der Dame hat der Tierarzt die Prüfung abgenommen und sie meinte dann zu mir: ‚Das war ja total für’n Arsch, die Fragen! Die kann ja jeder beantworten.‘ Ich glaube, das ist auch das Hauptthema von allen, die dem Hundeführerschein kritisch gegenüberstehen. Er ist zu beliebig.“

»Aus meiner Sicht völliger Quatsch

Dem stimmt Katharina Marioth zu. Als behördlich zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde des Landes Berlin ist sie oft mit dem Thema konfrontiert. Im Gegensatz zu Niedersachsen sei der Hundeführerschein zwar keine Pflicht, aber notwendig, wenn man seinen Hund auf unbelebten Straßen von der Leine lassen möchte.

„In Berlin ist es so geregelt, dass der Halter eine Prüfung aus 120 Multiple-Choice-Fragen machen muss, wie in vielen anderen Bundesländern auch. Das ist aus meiner persönlichen Sicht völliger Quatsch“ sagt Marioth. Zudem stecke hinter dem Hundeführerschein oft ein großes Lizenzsystem. „Das heißt, wir sprechen über Geld, das jemand im Hintergrund damit macht“, führt die Hundetrainerin aus. „Und das wird dann besonders groß aufgezogen, weil es irgendwann mal von einem der Tierärzte anerkannt wurde.“

„Das geht mir alles nicht weit genug“

Das Zweite, das sie störe, sei, dass es bei der Prüfung nur um Theorie ginge. „Wir sprechen beim Hundeführerschein überhaupt nicht über echte Bedürfnisse des Hundes oder über Kommunikation von Hunden untereinander. Ich finde es aber super wichtig, dass wir darüber sprechen, dass wir sachkundiger werden, dass wir aufklären. Das geht mir alles überhaupt nicht weit genug.“

Das sieht auch Jochen Bendel so. Er sieht die Hundebesitzer in der Verantwortung. „Wir wollen erreichen, dass Hunde glücklicher mit uns zusammenleben und nicht einfach nur als Sozialpartner missbraucht werden“, macht der TV-Moderator klar. Hunde dürften nicht zu Wesen degradiert werden, deren Rechte nicht anerkannt sind und deren Bedürfnisse keinen interessieren.

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»Wir müssen noch viel mehr erklären und aufklären

Daher ergebe die Idee eines verpflichtenden Hundeführerscheins Sinn. „Jeder, der einen Hund will, muss eine Sachkunde nachweisen.“ Doch Katharina Marioth reicht das nicht aus. Sie verweist auf das Beispiel Salzburg in Österreich. Dort ginge der Ansatz in die richtige Richtung.

„In Salzburg ist es so, dass man vor Anschaffung des Hundes vier Stunden lang zu einem Trainer muss“, berichtet die Hundetrainerin. Dort lerne man vor allem ganz viel über Hundesprache, Kommunikation, bedürfnisorientierte Beschäftigung und Auslastung. Auch Analyse von Videos gehörten dazu. Im Anschluss müsse man noch einmal zwei Stunden bei einem Tierarzt absolvieren, „und das finde ich auch total richtig“, kommentiert Marioth.

Für Sie müssten zur Prüfung beim Hundeführerschein Fragen gehören wie:

  • Wie erkenne ich Stress beim Hund?
  • Wie erkenne ich Schmerzen beim Hund?
  • Welche rassetypischen Probleme gibt es?
  • Worauf muss ich bei meinem Hund achten?
  • Welche gesundheitliche Verantwortung habe ich?

„Ich glaube, dass wir noch erklären und aufklären und die Menschen mit ins Boot holen müssen. Denn ein Hund kann nicht einfach sagen: ‚Ich packe meinen Rucksack und zieh aus, weil du einfach nicht gut bist zu mir‘.“

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Bundeseinheitliche Regelungen

„Dem Hund es so gerecht wie möglich zu machen, das ist, glaube ich, ganz wichtig“, meint Jochen Bendel. Dazu gehöre auch, den Hundeführerschein für alle verpflichtend zu machen. „Das müssen wir schaffen“, betont er. „Wir sollten auch schauen, dass das bundeseinheitlich ist, so wie eine Führerscheinprüfung für das Auto im Grunde auch.“

Weil alle Bundesländer unterschiedlich damit umgehen, sehe Bendel eine ähnliche Problematik auch bei den Listenhunden. Viele Menschen seien mit diesen Hunden überfordert. „Die wären mit jedem anderen Hund auch überfordert. Das hat jetzt nichts mit dem Hund auf der Liste zu tun“, stellt Bendel klar. Doch ein Führerschein, der verpflichtend für alle ist, sei bürokratisch schwierig umzusetzen.

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Wir haben im Gesetz bereits alles, was wir brauchen

„Dabei haben wir in den Gesetzen bereits alles, was wir brauchen“, wirft Marioth ein. „Wir haben ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz und damit eine bundeseinheitliche Gesetzesgrundlage, auf der wir uns, meiner Meinung nach, mit einem Zusatz bewegen könnten.“ Konkret müsse dieser beinhalten, dass jeder vor der Anschaffung eines Hundes oder eines anderen Wirbeltieres eine Sachkunde vorweisen muss. Diese müsse neben einem theoretischen auch einen praktischen Teil umfassen.

„Und dann finde ich es eben auch sinnvoll, zu sagen, vielleicht gibt es einfach noch einmal eine Prüfung, wenn der Hund anderthalb oder zwei Jahre ist“, ergänzt Marioth. So könne man schauen, wie es um die Bindung und die Kommunikation und natürlich auch den Erziehungsstatus im Mensch-Hunde-Team steht.

„Ich glaube, das wäre eine relativ einfache Lösung. Aber so wie es jetzt ist, sind Gesetze zu Hunden Ländersache.“ Daher bestehe laut Ansicht der Hundetrainerin die einzige Möglichkeit, das zu ändern, darin, solche Anforderungen mit ins Tierschutzgesetz aufzunehmen, um bundeseinheitlich zumindest einen Anstoß zu geben.

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