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Erfahrungsbericht

„Hundeschule? Das Thema ist für mich gestorben!“

Fotokollage aus einer Gruppe von Menschen mit Hunden auf der Wiese und Porträtbild von Manuela Lieflaener und ihrem Hund Elvis
Für PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender heißt es: nie wieder Hundeschule! Dafür gab es gleich mehrere Gründe Foto: Getty Images/ Manuela Lieflaender (Kreis)
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

5. Juli 2024, 7:11 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Eigentlich wollte PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender mit ihrem Australian Shepherd Elvis nur ein paar neue Beschäftigungsmöglichkeiten probieren. Doch ein unerzogener Großpudel, überforderte Halter und eine inkompetente Trainerin lassen sie zu dem Entschluss kommen: Hundeschule? Nie wieder!

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Nie wieder Hundeschule! Das war mein Fazit, nachdem ich mir in den Kopf gesetzt hatte, mit meinem Australian Shepherd Elvis neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu testen. Dafür bin ich in die Hundeschule gegangen. Unser erstes Training dort sollte ein Alltags-Grundgehorsams-Irgendwas-Training in einer Gruppe sein. Wie immer war ich mit Elvis die Erste auf dem Gelände – noch vor der Hundetrainerin.

Das Training fand auf einem alten Bauernhof statt. Eine Haushaltshilfe öffnete mir das Tor und schließlich die Tür zum Hundeplatz. Dieser sah ungepflegt aus. Überall war Kot. Gänsekot, wie sich herausstellte, denn die letzten Gänse flogen gerade in dem Moment auf und davon, als sie Elvis und mich sahen. Ich war auf jeden Fall schon genervt, weil sich „Klein-Elvis“ mit seinen neun Monaten eifrig über die neuen Leckerbissen hermachte.

Dobby war der einzige Hund, der sofort und permanent kläffte

Nach und nach trudelten die Teilnehmer ein. Ich wusste, dass es keine Junghunde-Gruppe, sondern Hunde unterschiedlichen Alters sein würden. Die Zahl war überschaubar, etwa sechs oder sieben Hunde. Und dann kam er: Dobby. Ein Großpudel mit seinem Herrchen. Dieser Hund war der Einzige, der sofort und permanent kläffte.

Mein Gedanke dazu: Ich kann kläffende Hunde genauso wenig ausstehen wie schreiende Kinder. Natürlich darf und soll ein Hund bellen, aber irgendwann muss es mal wieder gut sein. Herrchens Lösung: Dobby einfach von der Leine machen – 1:0 für Dobby.

Ich war darüber richtig sauer, denn ich finde solch ein Verhalten respektlos. Keiner machte seinen Hund von der Leine, außer ihm. Und die Trainerin? Die schaute nur zu, sagte aber nichts. Vielleicht hatte er meinen Blick bemerkt, auf jeden Fall vergewisserte er sich plötzlich bei der Trainerin, dass das doch okay war, seinen Pudel abzuleinen. Daraufhin sagte diese zu der Gruppe „Wir machen jetzt die Hunde los.“

Der Rüde hatte mittlerweile vor, meinen Jungrüden zu beißen

„Moment!“, rief ich. Aber es war schon zu spät. Mir blieb nichts anders übrig als Elvis abzuleinen. Der junge Hund war mit der Situation jedoch absolut überfordert und flüchtete. Die ganze Gruppe lief hinter ihm her – auch Dobby mit lautem Kläffen. Doch dabei blieb es nicht.

Der Rüde hatte mittlerweile vor, meinen Jungrüden zu beißen. Schließlich bemerkte das auch die Trainerin und sammelte den Großpudel ein. Einige Teilnehmer hielten ihre Hunde ebenfalls fest. Sie hatten Mitleid mit Elvis. Der junge Australian Shepherd war an diesem Tag zum ersten Mal in einer Gruppe mit erwachsenen Hunden.

Schließlich tat die Trainerin endlich das, was sie von Anfang an hätte unternehmen sollen: Sie ließ einen Hund zu Elvis, der sozial und erfahren genug war, bevor weitere Hunde mit ihm laufen durften. Langsam akklimatisierte sich mein Rüde und fand immer mehr Spaß daran, mit seinen Artgenossen zu spielen.

Auch interessant: Wie trainiert man eigentlich für eine Hundeschau? PETBOOK-Autorin hat’s ausprobiert

Wie kann eine Hundetrainerin pauschal zu solch einer Totaloperation raten?

Nach der Stunde gab die Trainerin noch „wertvolle“ Ratschläge. So empfahl sie Besitzern von Hündinnen, diese baldmöglichst kastrieren zu lassen, um das Krebsrisiko zu senken. Ich war entsetzt! Wie kann eine Hundetrainerin pauschal zu solch einer Totaloperation raten? Mal ganz davon abgesehen, dass ein Hund ohne medizinische Indikation laut Tierschutzgesetz gar nicht kastriert werden darf. Die Frage, ob sie sich nicht auch lieber die Brüste entfernen lassen möchte, damit sie später kein Brustkrebs bekommt, verkniff ich mir in dem Moment.

Leider glauben die meisten Hundebesitzer einem Trainer, weil sie denken, dass er sich auskenne. So war es auch in diesem Fall: Die Hündinnen-Besitzer waren augenscheinlich überzeugt und wollten mit ihrem Tierarzt einen Termin für die Kastration abstimmen.

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Nachdem die Teilnehmer weg waren, sprach ich die Trainerin darauf an, und erfuhr, dass sie eine Hündin an Gebärmutterhalskrebs verloren hatte. Aus menschlicher Sicht verstehe ich ihre Beweggründe. Aus fachlicher Sicht ist es meines Erachtens dennoch falsch gewesen. Eigentlich hätte ich hier schon sagen müssen: nie wieder Hundeschule! Aber wir standen dann noch eine Weile zusammen, unterhielten uns und ich beschloss, einmal an ihrer „Fun Agility Stunde“ teilzunehmen.  

An diesem Tag sollte ich lernen ich: schlimmer geht immer!

An dem Tag kamen so ziemlich die gleichen Menschen und Hunde zum Training, wie zuvor. Natürlich waren auch Dobby und sein Herrchen wieder dabei. Doch an diesem Tag sollte ich lernen ich: schlimmer geht immer!

Ein dunkler SUV fuhr vor und aus diesem stieg Frauchen mit ihrem schwarzen Schäferhund Mix und einem Terrier-ähnlichen Hund. Die Schäferhündin trug einen Ball in der Schnauze und rannte sofort auf das Gelände, gefolgt von der Terrier-Hündin. Eine Leine hat Frauchen gar nicht erst dabei.

Überhaupt war sie völlig schmerzfrei, wie ich von der Trainerin erfuhr. Ihre Hündin war nämlich erst vor drei Tagen kastriert worden, hatte die Fäden noch drin und tobte jetzt hier mit anderen Hunden und über die Geräte. Was ich auch noch erfuhr: Die Terrier-Hündin mochte eigentlich gar keine anderen Hunde. „Ich bin überrascht“, sagte die Trainerin. „Den Elvis mag sie.“ Da hab’ ich ja Glück, dachte ich.

„Die wird den jetzt erst mal maßregeln“

Jetzt hatte die frisch kastrierte, schwarze Schäferhündin auch bemerkt, dass da ‚ein Neuer‘ auf dem Platz ist und bretterte im vollen Karacho samt Ball in der Schnauze auf Elvis zu. „Die wird den jetzt erst mal maßregeln“, kommentiert die Trainerin trocken.

Zum Glück ist Elvis nicht dumm. Er weiß ganz genau, dass er besser nicht wegläuft. Stattdessen blieb er stehen und machte eine Spielaufforderung. Die Schäferhündin stoppte abrupt. Man sah die imaginären Fragezeichen regelrecht über ihrem Kopf hochsteigen. Im ersten Moment konnte sie gar nicht verarbeiten, dass ein Hund mal nicht vor ihr weglief.

Sie ließ ihren Ball fallen. Elvis registrierte das zwar, aber das Spielzeug anderer Hunde ist ihm grundsätzlich egal. Im ersten Moment sah es gut aus. Die Hündin testete zwar, mein Rüde bot ihr aber keine Angriffsfläche. Elvis zeigte sich instinktsicher, wie man so schön sagt.

Die Schäferhündin war fest entschlossen, sich Elvis zu packen

Doch irgendwann stießen zu dem Schäferhund noch ein Mali-Mix, drei Terrier-Mixe und Großpudel Dobby dazu. Eine ungesunde Dynamik kam in die Gruppe. Elvis spielte zunächst mit der Mali-Mix Hündin. Die beiden rannten über das Gelände. Darauf hatte die Schäferhündin gewartet.

Blitzschnell legte sich bei ihr wie eine Art Schalter im Kopf um und sie war fest entschlossen, sich Elvis zu packen – was sie dann auch tat. Sehr zur Freude von Dobby, der fröhlich einstimmte. An dieser Stelle hatte ich genug und sorgte dafür, dass die Situation beendet wurde. Wofür sind wir noch mal hier? Ach ja, Fun Agility! Damit ging es schließlich auch weiter.

Die Geräte waren selbst gebaut und hatten ihre besten Jahre offensichtlich schon hinter sich. Wenn sie hätten laufen können, wären sie sich erst mal waschen gegangen, soviel stand schon mal fest.

„Ob die überhaupt noch stabil sind?“, fragte ich mich. Irgendwann stand ich mit der Trainerin vor dem Holzsteg. Ich fand ihn viel zu hoch und zu schmal für mein Plüschmonster. Aber die Trainerin winkte ab. „Da laufen bei mir schon die Welpen drüber“. Ich schaute sie ungläubig an. Was? Dort drüber?

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Nie wieder Hundeschule!

Wir führten Elvis mit Leckerchen gemeinsam über den Steg. Dabei passte ich krampfhaft auf, dass das Tier nicht in die Tiefe stürzte. Das wurde der Trainerin zu bunt. Als es Elvis endlich über den Steg geschafft hatte, sagt sie zu mir: „Und jetzt lass ihn mal alleine darüber gehen. Du bremst ihn nur aus, er kann sich besser auf dem Steg halten, wenn er schneller darüber laufen kann.“  

Wieder schaute ich sie ungläubig an: „Dann knallt er ´runter.“ „Quatsch“, entgegnete sie, „das passiert nicht mal den Welpen.“  Eine Minute später fiel Elvis vom Steg. „Komm, lass ihn gleich wieder auf den Steg gehen“. Zum Glück ist Elvis hart im Nehmen. Er wäre definitiv wieder auf den Steg gegangen, wenn ich ihm das schmackhaft gemacht hätte. Aber das wollte ich gar nicht.

Die Trainerin versuchte mich zu überreden, doch ich blieb bei meiner Entscheidung – das hätte ich vorher schon tun sollen. Ich zog den Rest des Parcours noch durch, aber wusste: Hundeschule? Ist für mich gestorben! Ich komme nicht wieder.

Während des „Abschlussgesprächs“ erfuhr ich von der Hundetrainerin noch, dass sie nie vorher kontrolliert, welche Hunde in die Gruppen kommen. Sie lässt jeden mit den anderen laufen, weil sie davon überzeugt ist, dass nichts Schlimmes passieren wird. Aus ihrer Sicht würden das die Leute so wollen und deshalb gezielt zu ihr kommen. Das können sie gerne tun. Ohne mich. Für mich heißt es: nie wieder Hundeschule! Ich mache lieber mein eigenes Ding.

Noch nicht genug von Elvis und seinem Frauchen? Besuchen Sie die Hundejournalistin Manuela Lieflaender bei Instagram. 

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