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Showtrainer verrät, worauf es beim Schaulaufen auf Hunde-Ausstellungen ankommt

Frau mit Hund beim Ringlaufen auf der Hundeshow
Beim Ringtraining geht es nicht nur darum, mit dem Hund im Kreis zu laufen. Halter und Hund sind hoch konzentriert – das ist nicht für jeden etwas Foto: Getty Images
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

4. Juni 2024, 6:06 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Wer schon mal auf einer Hundeschau war, weiß, dass die Kandidaten ihre Vierbeiner beim sogenannten Schaulaufen präsentieren. Was einfach aussieht, muss oft lange trainiert werden. Showtrainer Marc Naffien verrät im PETBOOK-Interview, was der Hund können muss, um beim Ringtraining erfolgreich zu sein.

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Wer auf einer Hundeschau erfolgreich sein möchte, muss auch das sogenannte Schaulaufen beherrschen. Dabei bewegen sich Hund und Halter gemeinsam im Kreis und präsentieren sich von ihrer besten Seite. Was so elegant und unbeschwert wirkt, erfordert hartes Ringtraining für den Hund. Nicht jeder Vierbeiner eignet sich dazu – übrigens auch nicht jeder Zweibeiner. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender besuchte den Showtrainer Marc Naffien zusammen mit ihrem Rüden Elvis sprach mit ihm darüber, ob der Australian Shephard das Zeug dazu hat und dass auch Schauhunde nicht perfekt sind und mit Stressituationen umgehen müssen.

Marc Naffien ist beim FCI – Detuschlands größte kynologische Dachverband für Hundezucht – als internationaler Showrichter für Australian Shepherds und Miniatur-Australian-Shepherds tätig. Seine eigenen Hunde dieser Rasse stellt er seit 2011 aus und hat neben vielen Erfolgen auch Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt. Im Interview verrät er, was Hunde beim Ringtraining auf der Hundeschau können müssen und worauf Richter dabei achten.

„Showtraining hat sehr viel mit dem Grundgehorsam des Hundes zu tun“

PETBOOK: Marc, welche Hunde (und Menschen) eignen sich zum Ringtraining?
Marc Naffien: „Ausstellen kann eigentlich jeder. Das eignet sich für Erwachsene genauso wie für Kinder. Bei Kindern nennt es sich Junior Handling. Showtraining hat sehr viel mit dem Grundgehorsam des Hundes zu tun. Es ist eine eigene Sportart, den Hund auf Ausstellungen zu präsentieren. Ziel ist es, die Stärken des Hundes in Szene zu setzen.“

Was muss der Hund beim Ringtraining können?
„Die Voraussetzung ist, dass er einen guten Grundgehorsam hat. Er muss neben dir laufen können. Es darf nicht so aussehen, als wenn der eine vor dem anderen wegläuft. Das Kommando ‚Steh‘ ist wichtig und dass er lernt, das Leckerchen erst zu nehmen, nachdem du es freigegeben hast.“

»Je besser du deinen Hund präsentieren kannst, desto besser schneidet er ab

Das klingt erst mal einfach. Wenn man als Laie allerdings Aussteller sieht, die im Anzug oder Kostüm durch den Ausstellungsring traben und dann vor dem Hund stehen und komische Bewegungen mit einem Leckerli machen, dann scheint doch mehr dahinterzustecken.
„Richtig. Auf die Show musst du dich vorbereiten und trainieren. Denn je nachdem wie gut du deinen Hund präsentieren kannst, desto besser schneidet er ab.“

Wie fängt man am besten an, wenn man sich für diese Sportart interessiert? 
„Wenn der Züchter deines Hundes selbst ausstellt, ist es am besten, sich zunächst an ihn zu wenden. Er kann dir wertvolle Tipps geben und dich als Mentor unterstützen. Zusätzlich oder alternativ dazu lohnt es sich, ein Handling-Seminar zu besuchen. Wo die stattfinden, erfährt man über die Rassehundeverbände.“ 

„Der Hund sollte nicht an der Leine ziehen oder in die Leine beißen“

Was kann ich sonst noch tun, um ein Gefühl für Ringlaufen mit dem Hund zu bekommen? 
„Am besten schaust du dir an, wie die Aussteller ihre Hunde im Ring präsentieren. Schau nur auf die Aussteller, nicht auf den Hund.“

Nehmen wir mal das Laufen. Worauf muss ich dabei achten?
„Der Hund sollte nicht an der Leine ziehen oder in die Leine beißen. Er sollte auch nicht durch den Ring galoppieren, sondern traben. Durch den Ausstellungsring hüpfen kommt genauso wenig gut an, wie wenn dein Hund vor dir wegläuft.“ 

Das Handling im Ausstellungsring sieht skurril aus. Warum stellt man seinen Hund aus?
„Manche waren als Besucher auf einer Ausstellung, fanden das interessant und möchten es gerne selbst ausprobieren. Andere bekommen es vom Züchter vorgeschlagen, weil dieser aus dem Hund gerne eine Zuchthündin bzw. einen Deckrüden machen möchte. Meistens ist der Züchter derjenige, der es vorgeschlagen hat.“

Ringtraining für Hunde kann kostspielig sein

Allerdings ist diese Sportart kostspieliger als ein Agility-Turnier, oder?
„Du brauchst eine Grundausstattung, wie bei jeder Sportart. Du musst in das Grooming investieren, dafür benötigst du spezielle Bürsten, Scheren usw. Außerdem brauchst du eine Showleine und ein Martingale, das ist eine Kette mit Zugstopp. Für die Ausstellungen zahlst du eine Gebühr und dann kommen Spritkosten und ggf. Hotelkosten auf dich zu.“  

Du bist nicht nur Showtrainer, sondern auch Australian-Shepherd-Züchter und Ringrichter. Mehr Vollprofi geht nicht. Nach welchen Kriterien bewertest du den Hund als Ringrichter?
„Ich schaue mir das ‚Gesamtpaket‘ an. Die Korrektheit. Ich beurteile Hunde grundsätzlich nach dem Rassestandard.“

„Die meisten strukturellen Fehler siehst du beim Laufen.“

Worauf achtest du sonst noch?
„Ich schaue mir den Körper genauer an. Wie sind die Proportionen? Wie sind die Schultern gelagert? Ich schaue, ob die Rückenlinie straff ist und die Rippenbögen gut gewölbt sind. Außerdem achte ich darauf, ob die Brusttiefe gegeben ist. Beim Rüden wird zusätzlich kontrolliert, ob beide Hoden angelegt sind. Verglichen wird auch die Winkelung der Hinterhand im Vergleich zur Winkelung der Vorderhand. Die Halslänge, aber auch die Körperlänge allgemein spielt eine Rolle. 

Im Rassestandard ist vorgegeben, dass der Rücken etwas länger sein muss, als der Hund hoch ist. Die meisten strukturellen Fehler siehst du beim Laufen. Der Schwerpunkt der Pfoten muss sich unter dem Schwerpunkt des Körpers treffen. Wenn man also unter die Körpermitte des Hundes ein Lot ziehen würdest, müssten sich die Pfoten beim Laufen dort treffen.“

Darauf achten Richter beim Ringtraining

Wenn du zehn Hunde im Ring hast, wie legst du fest, wer am Ende platziert wird?
„In erster Linie wird der Hund platziert, der dem Standard am nächsten kommt. Gesundheitliche und züchterische Aspekte spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Ausschlusskriterien sind aber auch Aspekte wie halbweiße Gesichter, zu viel Weiß am Ohr, zu viel Weiß am Körper. Das aktuell geltende Tierschutzgesetz wird immer mitberücksichtigt. Ist etwa ein Hund kupiert oder hat tränende Augen, geht er ohne Bewertung aus dem Ring. Der Grund sind mögliche Gendefekte, die vererbt werden könnten. Solche Hunde werden disqualifiziert. Ja, und dann kommt’s darauf an, wer am besten läuft …“

Was muss ich dabei beachten?
„Dafür müsstest du mit Elvis erst mal eine Zeit lang vernünftig trainieren, also das Laufen richtig einüben. Dann sieht man, was bei ihm Phase ist. Das Laufen ist Hauptbestandteil der Bewertung und entscheidet maßgeblich über die Platzierung.“

Warum fasst der Richter den Hund trotzdem am Körper noch mal an?
„Die Hände, die du auflegst, dienen eigentlich nur dazu, das zu überprüfen, was du gesehen hast. Also wenn ich sehe, wie er läuft, weiß ich in der Regel schon, wo Abweichungen vom Rassestandard sein können.“

Showtrainer Marc Naffien trainiert seit Jahren Hunde für Rasse-Ausstellungen. Hier arbeitet er mit Rüde Elvis – hat er das Zeug zum Schaulaufen?
Showtrainer Marc Naffien trainiert seit Jahren Hunde für Rasse-Ausstellungen. Hier arbeitet er mit Rüde Elvis – hat er das Zeug zum Schaulaufen? Foto: Celine Broxtermann

Lesen Sie mehr über Elvis und sein Frauchen Manuela Lieflaender der Kolumne „Unser Welpe Elvis“

„Es gibt keinen perfekten Hund“

Ich find’s grenzwertig, dass sich der Hund von einer fremden Person, noch dazu in einer Stresssituation, überall anfassen lassen muss. Dafür kann sich nicht jeder Aussie begeistern 
„Das stimmt. Der Australian Shepherd ist auch vom Rassestandard her ein reservierter Hund. Trotzdem kann man es im Vorfeld trainieren, dass er sich von fremden Personen anfassen lässt. Im Alltag braucht man das beim Tierarzt schließlich auch, wenn er z.B. etwas Lebensbedrohliches gefressen hat. Wenn man das trainiert hat, ist es von Vorteil.“

Wenn jemand zu dir ins Ringtraining kommt, möchte er natürlich wissen, ob sein Hund in Bezug auf Schönheit und Korrektheit ganz weit vorn ist. Was sagst du ihm?
„Das sind Dinge, zu denen ich mich im Training nicht äußern möchte.“

Warum äußerst du dich dazu nicht?
„Es gibt keinen perfekten Hund. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Ich würde dem Teilnehmer nahelegen, sich an seinen Züchter als Mentor und Ansprechpartner zu wenden. Er kennt die Stärken und Schwächen seiner Hunde am besten.“

Was ist deine Aufgabe beim Showtraining?
„Ich bringe dir den Ringablauf bei, wie der Hund zu stehen und zu laufen hat und wie du ihn im Ring bestmöglich präsentierst.“

Mit einem guten Training lässt sich vermutlich die ein oder andere Schwäche kaschieren, oder?
„Ja. Als guter Aussteller weiß man, wie man den Hund präsentieren muss, wie man Schwächen kaschiert und Stärken herausarbeiten kann. Hat man jedoch einen erfahrenen Richter, der die Rasse selbst seit 40 Jahren züchtet, bekommst du das nicht hin.“

„Man sollte ruhig und gelassen im Ring bleiben“

Unter welchen Voraussetzungen kann man bei Ringtraining mit dem Hund trotzdem Glück haben?
„Wenn der Hund nah am Rassestandard ist, wirst du platziert. Das hat dann nichts mit Glück zu tun.“

Was ist mit den persönlichen Vorlieben der Richter, welche Rolle spielen die bei der Bewertung?
„Jeder hat seinen bestimmten Hundetyp, den er favorisiert. Der eine möchte mehr Knochenstärke, der andere weniger. Aber erst mal muss das Gangwerk stimmen, und der Rassestandard eingehalten werden. In dem Punkt sind alle identisch.“

Was sind die Grundvoraussetzungen für eine gelungene Präsentation?
„Man sollte ruhig und gelassen im Ring bleiben, sonst überträgt sich das auf den Hund. Wenn der Hund auch nervös wird, klappt gar nichts mehr.“

Was wäre ein gravierender Fehler?
„Wenn der Hund eine abfallende Rückenlinie wie ein Schäferhund hat, dann ist das ein gravierender Fehler. Halbweiße Kopfe, Stehohren oder weiße Körper sind beim Aussie Ausschlusskriterien.“

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„Mit der Zeit wirst du mit deinem Hund als Team zusammenwachsen“

Jetzt haben wir viel über den Rassestandard gesprochen. Ich halte den Rassestandard für zu komplex für Anfänger. Da bedarf es schon einer Anleitung, um genaue Rückschlüsse auf den eigenen Hund zu ziehen. Was bietest du diesbezüglich an?
„Ich gebe Struktur-Seminare mit meinen eigenen Hunden. In diesen Seminaren zeige ich die Schwächen meiner Hunde und wie man sie erkennt. So kann jeder für sich selbst erkennen, worauf er bei seinem Hund achten muss.“

Beim Sport spielen Emotionen eine große Rolle und wenn man nicht gewinnt, ist die Enttäuschung bestimmt groß. Bekomme ich vorab eine Einschätzung von dir, damit man weiß, wie die Chancen stehen?
„Wenn du Ausstellungen machen möchtest, sehe ich da auf jeden Fall Potenzial. Elvis wird Platzierungen machen. Es ist aber auch selten, dass jemand als Anfänger alles abräumt. Du musst erst mal Erfahrungen sammeln. Mit der Zeit wirst du mit deinem Hund als Team weiter zusammen wachsen und dann werdet ihr erfolgreich. Man fängt immer klein an. Keiner geht auf das erste Turnier und macht sofort den ersten Platz. Das funktioniert nicht im Sport.“ 

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