17. September 2022, 16:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das englische Wort Mantrailing bedeutet: nach der Spur eines Menschen suchen. Seit Anfang der 2000er-Jahre werden Spürhunde auch in Deutschland von der Polizei eingesetzt, um vermisste Personen aufzuspüren. Wie das genau funktioniert und wie man Mantrailing auch als Hundesport ausüben kann, erklärt PETBOOK.
Der Geruchssinn von Hunden ist bekanntermaßen außergewöhnlich: Sie besitzen je nach Rasse hat rund 220 Millionen Riechzellen. Der Mensch hat im Vergleich nur circa 20 Millionen Riechzellen. Das Besondere an sogenannten Mantrailern ist, dass diese Hunde menschliche Gerüche, die so individuell und einzigartig sind wie Fingerabdrücke oder DNA, voneinander unterscheiden können. Beim Mantrailing lernt der Hund, genau zu unterscheiden, welcher Mensch wohin gegangen ist, was ein wunderbares Jagdersatzspiel sein. Der Hund darf dabei einer Spur folgen – und erhält als Belohnung ein Leckerli oder sein Lieblingsspielzeug. PETBOOK gibt Tipps, wie man Mantrailing als Hundesport betreiben kann.
Wie fängt man mit dem Mantrailing an und was braucht man dazu?
Am Startpunkt bekommt der Hund ein besonderes Geschirr angezogen, welches sich von dem im Alltag getragenen Geschirr unterscheidet. Während der Suche ist er immer an einer Schleppleine, so wird verhindert, dass er ausbüxt, falls sich das Zielobjekt ein paar Kilometer entfernt befindet.
Wie bringe ich dem Hund bei, nach jemandem zu suchen?
Geruchsproben und Gegenstände
Im nächsten Schritt präsentiert man dem Vierbeiner einen Geruchsartikel bzw. eine Geruchsprobe. Der Erfolg der Suche hängt sehr von der Qualität des Referenzgeruches ab. Der individuelle Geruch eines Menschen kann an einem T-Shirt, einem anderen Kleidungsstück oder auch an Schuhinnensohlen sein. Aber auch Gebrauchsgegenstände wie ein Rasierer oder eine Haarbürste eignen sich. Man sollte diese Gegenstände nie direkt anfassen, um die Kontaminierung mit einem Fremdgeruch zu vermeiden. Am besten nimmt man eine Frischhaltetüte und stülpt sie über den Artikel.
Anriechen und Verstecken
Jetzt zeigt man dem Hund die Geruchsprobe und lässt ihn auf ein Kommando (z. B. „Riech“) daran schnuppern. So speichert er das Geruchsmuster in seinem Kopf ab und wird auf den sogenannten Scent (Witterung) fixiert. Beim Trailing filtert der Hund dann alle Duftpartikel (z. B. Hautschuppen des vermissten Menschen) heraus, die damit übereinstimmen.
Zu diesem Zeitpunkt hält sich die zu suchende Person bereits in einem Versteck auf. Anfänger sollten mit einer kurzen Distanz (ca. 50 Meter) auf einem Übungsplatz beginnen. Die zu suchende Person ist noch im Sichtbereich, damit der Hund lernt, die Geruchsprobe mit dem Finden der Person zu verknüpfen. Im Laufe des Trainings werden die Strecken dann immer länger und schwieriger. Ein Trail kann im Wald, in einem Wohngebiet, einem Wohn- oder Parkhaus gelegt werden. Fortgeschrittene Mantrailer finden z. B. genau den Punkt, an dem die gesuchte Person in ein Auto gestiegen und davongefahren ist.
Signalwort beibringen
Viele Halter fordern ihre Hunde mit dem Signal „Trail“ oder „Such“ auf, mit der Spurensuche zu beginnen. Dabei lernt der Hund, dem Geruch und nicht der Optik zu folgen.
Finden und Belohnen
Während der Suche sollte die Leine immer leicht unter Zug sein, und der Hundeführer befindet sich natürlich hinter dem Vierbeiner. Wenn der Hund die Spur aufgenommen hat und ihr gefolgt ist, soll er am Ende anzeigen, wenn er die gesuchte Person gefunden hat. Dabei kann er z. B. bellen oder vor der gefundenen Person „Platz“ machen. Auch wenn er durch den Trail sicher schon jede Menge Spaß hatte, kann man ihm zur Belohnung ein Leckerli oder das Lieblingsspielzeug geben.
Für welche Hunde ist Mantrailing geeignet?
Ursprünglich wurden in den USA Bloodhounds (Bluthunde) verwendet – für die verabscheuungswürdige Suche nach Sklaven. Heute werden diese Hunde aufgrund ihrer Nase z. B. von den Profis der K9-Suchhunde-Teams eingesetzt, wenn es darum geht, vermisste Menschen oder auch Haustiere wiederzufinden. Da Bloodhounds aber recht groß und schwer sind, kommen sie nicht für jeden infrage.
Für Privatpersonen, die Mantrailing als reinen Hundesport praktizieren wollen, ist eigentlich jede Rasse geeignet. Jagdhunde, die über die Jahrhunderte extra zur Verfolgung von Spuren gezüchtet wurden, sind beim Mantrailing sicher im Vorteil. Gerne werden aber auch Labradore oder Golden Retriever eingesetzt. Grundsätzlich sollte der Hund daran Interesse haben, eine Spur bis zum Ende zu verfolgen. Er sollte selbstsicher, menschenfreundlich und nervlich belastbar sein und gerne arbeiten. Ob Rüde oder Hündin spielt beim Mantrailing keine Rolle. Wer wissen möchte, ob ein Hund sich zum Mantrailing eignet, sollte am besten eine Schnupperstunde in einer Hundeschule besuchen, die Mantrailing anbietet.
PETBOOK-Interview Biologin: »Artenspürhunde sind eine Chance für den Naturschutz in Deutschland
Veraltete Trainingsmethode Leinenruck bei Hunden – dominant oder gefährlich?
Interview mit Staffelführerin Rettungshunde im Einsatz bei der Polizei: „Nur 15 bis 20 Prozent der Einsätze enden mit einem Fund“
Fazit
Mantrailing ist ein tolles Hobby für Mensch und Hund, das den Spaß an der gemeinsamen Aktivität fördert. Und wenn der Vierbeiner sich dabei als echter Superschnüffler entpuppen sollte, kann man vielleicht sogar Teil einer Mantrailing-Suchhundestaffel werden.
Quellen
- Taunuspfoten, „Mantrail“ (aufgerufen am 26.7.2022)
- K9-experts, „Mantrailing“ (aufgerufen am 26.7.2022)
- Velvetier, „Mantrailing – Sportart, die Leben rettet“ (aufgerufen am 26.7.2022)