6. Oktober 2022, 14:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Freudiges Anspringen kann je nach Größe des Hundes problematisch werden. Mitmenschen sind eingeschüchtert oder schlicht verärgert – das muss nicht sein. In der PETBOOK Dog School mit Hundetrainerin Verena Backhaus lernen Halter wichtige Grundlagen der Hundeerziehung und wie sie häufige Probleme lösen. Dieses Mal: Wie man dem Hund das Anspringen abtrainiert.
Kaum sperrt man die Haustüre auf, ertönt ein aufgeregtes Gebell, und ehe man die Einkaufstüten absetzen kann, springt der Hund an einem hoch und kann sich kaum noch beruhigen. Bei größeren Hunden kann dieses Verhalten mitunter sogar schmerzhaft sein und bei Besuchern, Fremden oder sogar Kindern zu Verletzungen führen, was wiederum den für den Halter teuer werden kann. Aber wie dem Hund das Anspringen abgewöhnen? PETBOOK klärt auf.
Die gute Nachricht vorweg: Angelerntes Verhalten beim Hund, wie etwa das Anspringen, lässt sich in den meisten Fällen auch wieder abgewöhnen. Wichtig: Weder verbale noch körperliche Gewalt führen bei einem lösungsorientierten Training zum Erfolg. Wie man es richtig macht.
Gründe für das Anspringen beim Hund sind vielfältig
Nicht immer handelt es sich beim „Hochspringen“ um den Ausdruck überbordender Freude beim Hund. Die Gründe können vielfältig sein.
Der Hund sucht nach Aufmerksamkeit
Bereits im Welpenalter lernen Hunde, wie Kleinkinder, dass sie nur lange genug betteln müssen, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieses Bedürfnis kann in Form von Futter, Streicheln oder Spielen befriedigt werden. Der Welpe oder Junghund prägt sich diesen „Erfolg“ ein und fährt diese Strategie dann auch als erwachsener Hund weiter.
Urinstinkte
In der Hundewelt werden dem ranghöheren Tier zur Begrüßung bzw. zur Beschwichtigung die Lefzen geleckt. Deshalb schlecken viele Hunde nach dem Hochspringen dem Menschen erst mal herzhaft übers Gesicht. Vielleicht möchte der Hund aber auch nur die Rangverhältnisse klären? Dann ist das Anspringen eher ein „Rempeln“, das so viel heißt wie: „Ich bin hier der Boss“. Dieses Dominanzverhalten sollte man sofort und konsequent unterbinden.
Anspringen beim Hund aus Angst
Wie kleine Kinder sich hinter ihren Eltern verstecken, kann auch der Hund bei Gefahr bei seinen Besitzern Zuflucht suchen. Handelt es sich um einen kleinen Hund, nehmen ihn dann viele Menschen automatisch auf den Arm, um ihn zum Beispiel vor einem aggressiven, größeren Hund zu schützen.
Weitere Ursachen
Hat man einen jungen Hund, kann mangelnde körperliche oder geistige Auslastung das unerwünschte Verhalten auslösen. Aber auch Eifersucht, wenn ein Baby oder ein weiteres Haustier in die Familie kommen, kann ein Grund sein.
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Anleitung: So kann man dem Hund das Anspringen abgewöhnen
Die folgende Anleitung finden Sie auch oben im Video.
Übung: dem Hund beibringen, unten zu bleiben
Möchten wir dem Hund beibringen, unten zu bleiben, bietet sich ein Training mit Leckerlis an:
- Ein Leckerli vor dem Hund ablegen und es ihn direkt fressen lassen. Diesen Vorgang zweimal wiederholen.
- Übung steigern, indem man das Leckerli hochhält und in der Luft bewegt, dann recht schnell wieder runterkommen und das Leckerli vor die Füße des Hundes legen, sodass er es fressen kann. Zweimal wiederholen. Auf diese Weise lernt der Hund zunächst, dass es das Leckerli immer nur am Boden gibt.
- Übung weiter steigern, in dem man das Leckerli noch mehr in der Luft bewegt, auch mal beide Arme hochheben, gerne auch die Stimme zum Locken einsetzen. Das Leckerli aber immer nur am Boden geben – auf diese Weise lernt der Hund trotz Ablenkung, dass es klug ist, unten zu bleiben.
Wichtig: Springt der Hund während dieser Übung trotzdem hoch, sollte man den Arm runternehmen, den Hund nicht anschauen und abwarten, bis alle seine vier Pfoten wieder am Boden sind. Innerlich bis drei zählen. Erst wenn der Hund weiter unten bleibt, streckt man das Leckerli noch einmal in die Luft und legt es dann vor ihm ab. Dieses Training häufiger wiederholen. Dabei die einzelnen Übungen nicht unnötig in die Länge ziehen, bis der Hund einen Fehler macht.
Parallel kann man beginnen, in der jeweiligen Situation das Anspringen abzutrainieren. Zum Beispiel, wenn man nach Hause kommt und der Hund einen vor Freude anspringen möchte:
- Statt den Hund zu ignorieren, sofort ein Leckerli vor ihm ablegen, wenn er angerannt kommt. Der Hund merkt so, dass er nicht um Beachtung buhlen muss. Er bekommt sie, aber eben unten.
- Diese Übung kann zunächst häufiger wiederholen, aber irgendwann auch wieder abbauen.
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Besucher, die der Hund anspringt, mit einbeziehen
Damit der Hund zu Hause auch keine Besucher mehr anspringt, sucht man sich am besten ein bis zwei Freunde oder Verwandte, die beim Training helfen. Und zwar so:
- Wenn der Besucher reinkommt, macht der Bewegung mit den Armen nach oben (siehe obige Grundübung), aber ohne Leckerli in der Hand. Der Hundebesitzer legt in diesem Moment Leckerlis für den Hund auf den Boden, und zwar direkt vor den Füßen der Besucher.
- Diese Übung bei jedem Besuch wiederholen. Sobald man merkt, dass der Hund vor den Füßen der Besucher die Leckerlis erwartet, kann man den nächsten Schritt gehen:
- Beim nächsten Besuch das Leckerli nicht ablegen, sondern dem Hund vor die Nase halten und ihn ein Stück von den Besuchern weglocken. So lernt der Hund nach und nach, sich bei Besuch ein wenig zurückzunehmen.