6. Januar 2024, 10:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hunde kommunizieren meist über Körpersprache – auch mit uns Menschen. Vor allem in brenzligen Situationen ist es daher wichtig, Signale der Vierbeiner richtig zu deuten. PETBOOK erklärt, woran Sie erkennen, dass ein Hund sich bedroht fühlt.
Es gibt viele Situationen, in denen sich Hunde bedroht fühlen. Etwa, wenn man ihnen zu nahe kommt oder sie fürchten, man würde ihnen die Beute streitig machen. Aber auch brenzligen, bedrohlichen oder unangenehmen Situationen können dazu führen, dass Hunde in Stress geraten und dann drohen. Das Gemüt der Tiere kann dann schnell umschwenken – und das sieht man ihnen an. Daher sollte man bestimmte Körpersignale seines Hundes kennen und richtig lesen, um rechtzeitig und angebracht zu reagieren, wenn der Vierbeiner Drohsignale sendet, um eine Gefahrensituation schnellstmöglich entspannen zu können.
Warum drohen Hunde?
Wenn Hunde drohen, indem sie knurren oder gar die Zähne zeigen, denken viele Menschen, der Hund würde aggressiv seien. Doch das Drohen an sich hat erst einmal nur ein Ziel: Abstand schaffen. Mit dem Drohen möchte der Vierbeiner sagen: „Ich möchte das nicht, ich fühle mich von dir bedroht. Halte Abstand!“
Das kann ganz verschiedene Gründe haben. Meist drohen Hunde Menschen gegenüber, wenn diese ihnen zu nahe kommen. Etwa, wenn der Vierbeiner gerade eine für ihn unglaublich wertvolle Ressource wie einen Kauknochen hat. Hier ist wichtig zu verstehen: Der Hund ist deswegen nicht aggressiv oder schlecht erzogen. Es ist für die Tiere völlig normal, ihre Ressourcen auch verteidigen zu wollen.
Wie drohen Hunde?
Hunde zeigen vor allem in ihrer Körpersprache, dass sie sich bedroht fühlen. Hierbei gibt es laut dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) gibt es vier Möglichkeiten, wie Hunde in einer Stresssituation reagieren können – auch die „4F“ genannt:
- Flight (Flucht): der Hund flieht vor der für ihn unangenehmen Situation
- Freeze (Einfrieren): der Hund bleibt wie erstarrt stehen und befindet sich in einem Konfliktzustand – unentschlossen, wie es am besten reagieren soll
- Fight (Kampf): der Hund geht in die offene Konfrontation und setzt, mit der Absicht zu verletzen, Zähne und Krallen ein
- Fiddle (herumspielen): der Hund zeigt durch eine spielerische Art seine Unsicherheit, hüpft etwa herum, gähnt oder leckt sich
Je nachdem, für welche Möglichkeit sich der Hund in Angst- oder Stresssituationen entscheidet, droht er die Konsequenzen meist vorher deutlich an. Hierbei unterscheidet man zwischen offensivem und defensivem Drohen.
Offensives Drohen
Das offensive Drohen zeigen Hunde, die sich selbst- und siegessicher fühlen. Das bedeutet, der Hund ist bereit dazu, in den Kampf zu gehen. Dies unterstreicht er auch mit seiner nach vorn gerichteten Körpersprache:
- Gewicht ist auf die Vorderläufe verlagert, wie zum Sprung
- Hals und Kopf sind nach oben gestreckt oder leicht erhoben
- Ohren stehen eher seitlich ab oder sind ebenfalls angezogen, nach vorn geneigt
- Maulwinkel sind nach vorn gezogen
- Lippen des Hundes wirken dabei ganz kurz, als würde er „Oh!“ sagen.
- beim Blecken des Gebisses sind vor allem die vorderen Zähne sichtbar
Das offensive Drohen sollte man immer ernst nehmen, denn es kündigt in der Regel einen Biss bzw. Angriff an.
Defensives Drohen
Das defensive Drohen ist die etwas weniger selbstsichere, aber häufiger vorkommende Variante. Hunde zeigen dieses Verhalten vor allem, wenn sie sich provoziert oder bedrängt fühlen. Hier wird die Unsicherheit jedoch vor allem mit der nach hinten gerichteten Körpersprache unterstrichen:
- Ohren liegen am Kopf an
- Körpergewicht ist nach hinten verlagert
- Maulwinkel sind lang nach hinten gezogen, auch die hinteren Zähne sind sichtbar
Auch das defensive Drohen sollte man nicht ignorieren. Denn wenn Signale wie Knurren oder Zähnezeigen offenbar nicht verstanden werden, muss der Hund eventuell deutlicher werden. Dann kann er auch schon mal schnappen – also einen Warnbiss setzen. Je nach Charakter und Größe des Vierbeiners, kann auch schon ein Warnbiss Menschen verletzen, vor allem Kinder.
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Es ist nicht immer so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Sowohl für Hundehalter als auch Personen, die zufällig in eine entsprechende Situation geraten, kann es hilfreich sein, das Verhalten von den gestressten Tieren richtig zu deuten.
Drohen ist eine Form der Kommunikation und bedeutet nicht, dass der Hund aggressiv ist. Daher sollte man auch nicht schimpfen oder den Hund maßregeln, wenn er knurrt. Unterbindet man dies, nimmt man dem Hund die Möglichkeit, sich mitzuteilen, sodass die Gefahr besteht, dass die Tiere dazu übergehen, irgendwann sehr schnell, sehr deutlich zu werden.
Zeigt der Hund, dass er sich bedroht fühlt, sollte man dies ernst nehmen und respektieren. Etwa, indem man sich zurückzieht oder durch Management dafür sorgt, dass der Hund keinen bedrohlichen Situationen ausgesetzt ist. Etwa, indem man ihn einen Rückzugsort einrichtet, in dem der Vierbeiner seine Ruhe hat und generell nicht angefasst oder bedrängt wird.
Mit Material von dpa