3. November 2022, 6:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Lauter Straßenverkehr, andere Artgenossen und sogar Menschen können für Hunde mit Ängsten zum Problem werden. Die Tiere leiden im Alltag unter den für sie stressbeladenen Situationen. Für Halter bedeutet das ebenfalls eine Belastung. In der PETBOOK Dog School erklären wir wichtige Grundlagen der Hundeerziehung und bieten Lösungen für häufige Probleme. Dieses Mal geht es darum, dem Hund Ängste abzutrainieren.
Nicht alle Hunde sind mutig und haben ein stabiles Selbstvertrauen. Manche Tiere sind neuen Situationen oder Personen gegenüber erst mal zurückhaltend – das ist kein Grund zur Sorge. Haben Hunde im Alltag jedoch mit starken Ängsten zu kämpfen, belastet das nicht nur die betroffenen Tiere sehr. Auch Halter und das Umfeld können darunter leiden, wenn ängstliche Hunde etwa mit lautem Bellen reagieren. In dieser Folge der PETBOOK Dog School erklärt Hundetrainerin Verena Backhaus, wie Sie Ihrem Hund Ängste abtrainieren können. Als Fokus des Trainings wird hier beispielhaft auf die Angst vor Männern eingegangen.
Übersicht
Die Gründe für Angst bei Hunden sind vielfältig
Warum ein Hund vor etwas Angst hat, ist für Halter nicht immer eindeutig zu verstehen. Die Ursachen für Ängste können sehr unterschiedlich sein: In der Erziehung kann etwas schiefgelaufen, oder ängstliches Verhalten sogar genetisch veranlagt, sein. Schlechte Erfahrungen mit Menschen sind ebenfalls häufige Ursachen für Hunde, die mit Ängsten zu kämpfen haben.
Für Hundehalter, die ihr Tier von einem Tierschutzverein adoptiert haben, kommt oft auch noch die ungewisse Vergangenheit ihres Hundes dazu. Bei auffälligem Verhalten können jedoch auch in diesem Fall die Ängste eines Hundes abtrainiert werden.
Dem Hund Ängste abtrainieren – die Vorarbeit
Um mit einem ängstlichen Hund zu trainieren, sind Ruhe und Geduld beim Halter die Grundvoraussetzung. Dazu sollte auch das Lieblings-Leckerli nicht fehlen, um den Hund angemessen belohnen zu können. Ein passendes und eindeutiges Lobwort, wie beispielsweise „Prima“ oder „Super“ bestärken den Hund zudem in seiner positiven Reaktion.
Auch das Verhalten des Halters nimmt starken Einfluss auf die Stimmung des Hundes. Daher ist es wichtig, Anspannung zu vermeiden und dem Hund gegenüber in fröhlicher, positiver Stimmung zu sein. Steht der Halter unter Stress, überträgt sich das schnell auf seinen Hund und erschwert das Training. Selbstbewusstes Verhalten des Halters animiert dagegen auch den Hund dazu, sich mutig gegenüber seinen Ängsten zu verhalten.
Dem Hund die Angst vor Männern abtrainieren
Ein Beispiel für Ängste, die Hunde haben können, ist die extreme Angst vor Männern. Das Training dient in diesem Fall dazu, dass der Hund zwei grundlegende Dinge lernt: Zunächst soll ihm bewusst werden, dass seine Angst, in diesem Fall vor Männern, unbegründet ist. Ebenso lernt der Hund, dass es für ihn in stressvollen Situationen weitere Alternativen gibt, als auf das Furcht einflößende Objekt loszustürmen. Dem Tier wird bewusst, dass entspanntes und ruhiges Verhalten auch bei Stress vollkommen in Ordnung ist. Ebenso merkt es, dass Aufregung und Abwehrverhalten in diesem Moment nicht notwendig sind.
Um Hunden ihre Ängste abzutrainieren, erklären wir zwei verschiedene Übungen, die Halter durchführen können.
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Übung 1: Der Hund lernt, entspannt zu bleiben
Mit der ersten Übung soll der Hund das Objekt seiner Angst mit einer positiven Assoziation verknüpfen.
- Schritt: Zu Beginn der Übung bleiben Hund und Halter gemeinsam entspannt stehen. Der gewählte Ort sollte ruhig sein und keine weiteren Stressfaktoren bieten.
- Schritt: Anschließend kommt die Ursache der Angst, in diesem Fall ein Mann, auf Hund und Halter zu.
- Schritt: Sobald der Hund den Mann wahrnimmt, wird er von seinem Halter mit einem Leckerli und einem Lobwort, etwa „Prima“, bestärkt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Hund dafür gelobt wird, nicht zu bellen oder auf die „Gefahr“ zu zurennen. Der Hund sollte entspannt beim Halter bleiben.
- Schritt: Sobald der Hund gelobt wird, entfernt sich der Mann.
Mit dieser ersten Übung wird der Hund gleich doppelt belohnt: Das Leckerli bekommt er dafür, dass er entspannt beim Halter bleibt. Die zweite Belohnung besteht darin, dass das bedrohliche Objekt wieder von ihm entfernt. Diese Übung sollte so lange wiederholt werden, wie sich der Hund entspannt verhält und positive Reaktionen zeigt. So festigt sich der Lernprozess.
Tipp: Mit dem Loben des Hundes sollten Halter nicht zu lange warten. Verhält sich der Hund entspannt, wird dieses Verhalten schnell mit einem Leckerli verstärkt. Warten Halter ab, bis ihr Hund ängstliches Verhalten zeigt, merkt sich das der Hund auch das.
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Übung 2: Der Hund lernt, sich zu entfernen, anstatt sich zu verteidigen
In der zweiten Übung soll eine Situation nachempfunden werden, wie sie der Hund auch im Alltag erlebt: Hund und Halter sind in Bewegung, als sich ein bedrohliches Objekt nähert. Bei dieser Übung ist das bedrohliche Objekt erneut ein fremder Mann.
- Schritt: Hund und Halter laufen gemeinsam einen Weg entlang.
- Schritt: Während des „Spaziergangs“ kommt den beiden ein Mann entgegen.
- Schritt: Sobald der Hund den Mann wahrnimmt, wird er von seinem Halter belohnt. Gleichzeitig entfernen sich beide von der Ursache der Angst des Hundes.
Der Hund lernt bei dieser Übung, dass der Kontakt zu einem Mann nicht bedeutet, dass er diesen angreifen muss. Anstatt sich zu verteidigen, kann der Hund sich schlicht entfernen. Zusätzlich versteht der Hund die Distanzvergrößerung zu dem Furcht einflößenden Objekt als eine Belohnung.
Auch empfiehlt sich zur Übung eine mehrfache Wiederholung, damit der Hund einen nachhaltigen Lernerfolg erzielen kann. Zeigt der Hund Zeichen von starkem Stress, sollte die Übung jedoch abgebrochen werden.