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Mehr als nur ein Bandscheibenvorfall

Warum Dackellähme so gefährlich ist und nicht nur Dackel betrifft

Dackellähme ist eine akute und schmerzhafte Erkrankung, die - anders wie der Name vermuten lässt - nicht nur Dackel betreffen kann
Dackellähme wird durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst und kann im Zweifelsfall zu einer irreversiblen Querschnittlähmung des Hundes führen Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

13. September 2024, 17:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Dackellähme ist eine akute und enorm schmerzhafte Erkrankung, welche die Wirbelsäule von einigen Hunderassen betreffen kann. Diese kann durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst werden und im Zweifelsfall zu einer irreversiblen Querschnittlähmung des Hundes führen.

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Der Dackel hat es in den vergangenen Jahrzehnten geschafft, sein verstaubtes Image als Haustier für halbwegs rüstige Rentner gegen das eines Modehunds einzutauschen. Fans aus aller Welt lieben und schätzen seinen besonderen Look: den Dackelblick, die kurzen Beinchen, und den langen Rücken. Doch vor allem die beiden letzten Punkte machen den Dackel anfällig für Bandscheibenvorfälle. „Bandscheibenvorfälle umfassen etwa zwei Prozent aller Erkrankungen und stellen die häufigste neurologische Erkrankung des Hundes dar“, ordnet Tierärztin Dr. Vanessa Herder im Gespräch mit PETBOOK ein.

Was ist Dackellähme und warum ist sie so gefährlich?

Daher ist Dackelhaltern bewusst, dass sie ihren Vierbeiner am besten keine Treppen steigen lassen sollten, um die Wirbelsäule des Tieres zu schonen. Wie es genau zu einem Bandscheibenvorfall beim Hund kommt und was Halter von betroffenen Tieren beachten sollen, erklären wir hier. Neben einem gewöhnlichen Bandscheibenfall kann die Erkrankung der Wirbelsäule auch zur sogenannten Dackellähme führen. Dabei kann die Erkrankung im Zweifelsfall zu einer irreversiblen Querschnittlähmung führen.

Und auch wenn der Name Dackellähme suggeriert, dass diese Erkrankung ausschließlich Dackeln vorbehalten ist, so können grundsätzlich auch viele andere Hunderassen mit langen Rücken und kurzen Beinen von dieser Erkrankung betroffen sein. Beispielsweise Corgies, Scottish Terrier oder Bassets. „Die klinischen Symptome bei Bandscheibenvorfällen variieren von Harn- und Kotinkontinenz bis zu plötzlich auftretender Lähmung der Vorder- und/oder Hintergliedmaßen“, erklärt Tiermedizinerin Dr. Herder.

Auch interessant: Expertin erklärt, welche Folgen ein Bandscheibenvorfall beim Hund haben kann 

»Erkrankte Hunde beißen manchmal vor Schmerz

So werde von Haustierhaltern oft berichtet, dass der Hund laut aufheule und plötzlich Gangstörungen aufweise. „Weil diese Erkrankung sehr schmerzhaft für den Hund ist, kann es auch dazu kommen, dass betroffene Hunde in der Situation beißen. Das kann eine mögliche Form der Schmerzäußerung sein“, weiß die Expertin.

Manche Besitzer beschreiben auch, dass der Hund fröhlich auf dem Feld herumgetollt sei und lahm zurückkommen sei. Doch damit es überhaupt zu einem Bandscheibenvorfall kommen kann, degeneriert in der Regel die Bandscheibe und dann kann das Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal eintreten. „Bei sog. chondrodystrophen Rassen wie dem Dackel, Beagle, Pekinese kommt es schon im jungen Alter – ca. 1 Jahr – zu einer anhaltenden Strukturveränderung der Bandscheibe (chondroide Metaplasie)“, so die Expertin.

Bandscheibenvorfälle treten bei Dackeln in 75 Prozent aller Fälle in der hinteren Brustwirbelsäule auf

Diese Rassen seien genetisch besonders anfällig, solche Bandscheibenvorfälle zu entwickeln, erklärt Dr. Vanessa Herder PETBOOK. Dabei komme es ganz darauf an, wo genau es in der Wirbelsäule zu einem Vorfall kommt. „Bandscheibenvorfälle treten bei den chondrodystrophen Rassen in 75 Prozent aller Fälle in der hinteren Brustwirbelsäule bis zur Lendenwirbelsäule auf. Im Halsbereich sind die Vorfälle deutlich seltener – ca. 20 Prozent.“

So komme es hingegen beispielsweise bei Französischen Bulldoggen oft zu Bandscheibenvorfällen im Halsbereich. „Beim Dackel kommt es dazu, dass die Bandscheibe verkalkt ist und deshalb in den Wirbelkanal eintreten kann.“ Doch je nachdem, in welchem Abschnitt der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall auftritt und wie schwer das umliegende Nervengewebe dabei geschädigt wird, kann es zu dauerhaften Bewegungsbeeinträchtigungen bis hin zur vollen Querschnittlähmung des kommen. Daher sei ein Bandscheibenvorfall immer ein hochakutes Geschehen, das schnellstmöglich tierärztlich behandelt werden muss, sagt Dr. Herder.

Darum sind Dackel besonders oft von Bandscheibenvorfällen betroffen

Doch warum sind Dackel- und Hunderassen mit langem Rücken und kurzen Beinen besonders von Bandscheibenvorfällen und im Umkehrschluss auch von Dackellähme betroffen? Das liegt daran, dass durch züchterische Selektion einige Hunderassen so gezüchtet wurden, dass bei ihnen besonders oft eine genetisch bedingte Kleinwüchsigkeit vorkommt. Diese Kleinwüchsigkeit geht oft mit einer Knorpelwachstumsstörung, die medizinisch als Chondrodystrophie bezeichnet wird, einher.

Diese Degeneration führt – stark vereinfacht – dazu, dass die Bandscheiben leichter nach außen gedrückt werden und einen Bandscheibenvorfall verursachen können. Da die Bandscheiben bei diesen Hunden früher und schneller verschleißen, tritt auch der Bandscheibenvorfall häufiger auf.

Das sollten Halter betroffener Hunde beachten

Bewegungsunlust, Humpeln oder Gleichgewichtsstörungen können bei Hunden erste Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall sein. So kann ein plötzlicher Vorfall – der für das Tier in der Regel schmerzhaft ist – neben Schmerzreaktionen auch deutliche Lähmungserscheinungen mit sich bringen.1

Allerdings kann auch schon eine nur teilweise verrutschte Bandscheibe durch stetigen Druck auf Nervengewebe schleichend einen hochakuten Vorgang auslösen. Hierbei kann der Hund hochgradige Schmerzen erleiden und jaulen, winseln und Meiderverhalten zeigen. Je nach Stelle des Vorfalls kann es zu Lähmungserscheinungen an den Hinterbeinen oder auch aller vier Gliedmaßen kommen. 2

Sollte der Hund erste Anzeichen einer beginnenden Dackellähme oder gar eines akuten Bandscheibenvorfalls zeigen, so sollte das Tier rasch bei einem Tierarzt vorstellig werden. Um sicherzugehen, dass der Zustand des Hundes sich nicht verschlechtert, sollte der Hund keinesfalls selbst laufen noch sich großartig bewegen. Daher empfiehlt es sich, den betroffenen Hund in einer stabilen Transportbox sicher zu lagern und zum Tierarzt zu bringen.

„Der Schweregrad des Bandscheibenvorfalls kann vom Tierarzt mittels bildgebenden Verfahren wie MRT bestimmt und dann kann die optimale Therapie eingeleitet werden, die von Physiotherapie bis operativer Entfernung des Bandscheibenmaterials reicht“, erklärt Dr. Vanessa Herder PETBOOK.

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So steht es um die Heilungschancen bei Dackellähme

Bei der Behandlung der Dackellähme kommt es ganz auf die Schwere der bereits entstandenen Schäden des Tieres an. Bei einem Bandscheibenvorfall, der keine gravierenden Nervenschädigungen verursacht hat, kann zunächst mit Medikamenten wie Entzündungshemmer, Schmerzmittel, Glukokortikoide etc. gearbeitet werden. Dennoch muss der Hund mehrere Wochen so weit wie möglich ruhig gestellt werden und darf sich nur ganz vorsichtig bewegen. Physiotherapeutische Anwendungen können hierbei den Heilungsprozess unterstützen.

Bei schweren Fällen kann der Vorfall zu akuten Lähmungen und/oder Einschränkungen der Kot- und Harnkontrolle. Hier kann es nötig sein, dass der defekte Teil der Wirbelsäule operiert werden muss. Daher gilt grundsätzlich: Je schneller ein Bandscheibenvorfall behandelt wird, umso besser steht es um einen erfolgreichen Heilungsverlauf. 

Quellen

  1. tierklinikrostock.de, „Bandscheibenvorfall Hund - Symptome & Therapie“, (aufgerufen am 13.09.2024) ↩︎
  2. edogs.de, „Dackellähme – Viel mehr als nur ein Bandscheibenvorfall“, (aufgerufen am 13.09.2024) ↩︎
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