10. Mai 2024, 6:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Hund frisst kaum oder hat ständig Durchfall? Dann könnte ein Darmproblem dahinterstecken. PETBOOK-Autorin und Gesundheitsberaterin für Hunde, Philine Ebert erklärt, wie man diese erkennt und wann man zum Tierarzt sollte.
Ob Durchfall, Grasfressen oder Pfotenlecken – Darmbeschwerden äußern sich bei Hunden oft mit eindeutigen Symptomen. Nachdem unsere Vierbeiner täglich mit vielen Keimen, Bakterien und Viren in Kontakt kommen, reagiert der Organismus sofort, wenn er durch Krankheitserreger bedroht wird. Dabei weisen einige Symptome wie Durchfall klar auf eine Störung des Verdauungstraktes hin. Andere, wie Juckreiz oder Unruhe werden oft erst spät mit Darmproblemen beim Hund in Verbindung gebracht.
Im Folgenden stelle ich Ihnen typischen Symtome vor, die oft in Zusammenhang mit Darmporblemen auftreten und erkläre, was dahintersteckt.
Typische Symptome, die auf Darmprobleme beim Hund hindeuten können
- Erbrechen
- Durchfall
- Verstopfung
- Blähungen
- Appetitlosigkeit
- Unruhe
- Geräusche im Magen-Darm-Trakt
- häufiges über die Schnauze lecken
- Schmatzen, Würgen, Aufstoßen
- übermäßiges Grasfressen oder perverser Appetit
- unverdaute Futterbestandteile im Kot
- Schleim oder Blut im Kot
- aufgeblähter Bauch
- Schmerzempfindlichkeit der Bauchregion
- häufiges Strecken (Gebetsposition) und Halsüberstrecken
- permanentes Pfotenlecken
- Gewichtszunahme oder Abnahme
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit
- Schwäche
- Fieber
Erbrechen
Spontanes Erbrechen hat meist einen akuten Grund wie etwa verdorbenes Futter, hastiges Fressen, Grasfressen oder Übelkeit als Ursache. Immer wiederkehrendes, chronisches Erbrechen deutet auf eine Grunderkrankung des Darms hin, was unbedingt abgeklärt werden sollte.
Wenn der Hund nach der Futteraufnahme immer wieder erfolglos versucht zu erbrechen, kann dies eine Magendrehung als Ursache haben. Koterbrechen deutet auf einen Darmverschluss hin. Beides heißt, dass der Hund sich in einer lebensbedrohlichen Situation befindet. Dies ist ein akuter Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Durchfall
Durchfall ist eines der uneindeutigsten Symptome überhaupt. Er kommt häufig vor, ohne dass eine Ursache feststellbar ist – besonders bei jungen Hunden. Meistens versucht der Körper unverträgliche, unerwünschte oder schwer verdauliche Stoffe wieder auszuscheiden. Unverträglichkeiten, Futterumstellungen oder Stress sind die häufigsten Auslöser für akuten Durchfall.
Anhaltender Durchfall kann aber auch auf eine akute oder chronische Erkrankung des Darms hindeuten. Dazu zählen etwa Infektionen durch Parasiten, Bakterien oder Viren, chronische Darmentzündung, Tumore oder genetisch bedingte Erkrankungen des Darms. In diesen Fällen kommen oft Fieber, Erbrechen, Krämpfe, Schmerzen, Blähungen oder Appetitlosigkeit dazu.
Der Flüssigkeitsverlust und eine damit verbundene Dehydrierung bei anhaltendem Durchfall kann zu ernsten, kritischen Zuständen führen, weshalb Durchfall, der länger als einen Tag anhält unbedingt medizinisch abgeklärt werden sollte.
Verstopfung
Wenn der Hund erfolglos drückt, sich immer wieder dreht und vergeblich versucht, Kot abzusetzen, leidet er unter Verstopfung. Dabei kommt es häufig auch zu Schmerzen, die das Tier durch Jaulen oder Wimmern äußert.
Dafür kommen verschiedene Auslöser infrage, von falscher Ernährung bis zu psychischen Ursachen. Auch chronische Darmerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Tumore oder aufgenommene Fremdkörper können der Grund für Verstopfung sein.
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Blähungen
Blähungen sind im Wesentlichen ein Symptom oder eine Begleiterscheinung und keine eigenständige Erkrankung. Durch einen Überschuss an Darmgasen, die sich teilweise nur schwer lösen, kann es zu kolikartigen Schmerzen kommen. Dadurch ist der Bauch aufgebläht und fest.
Dazu können Unruhe, ständiges Ändern der Liegeposition, Aufstoßen oder Sodbrennen kommen. Die Ursache für solche überschüssigen Darmgase sind meistens ernährungsbedingte Verdauungsprobleme durch falsche Fütterung oder Futterunverträglichkeiten.
Parasiten
Die meisten Wurmarten befallen den Darm und verursachen Darmprobleme beim Hund. Sie entziehen dem Organismus Nährstoffe, Blut und Energie, schwächen das Tier und können unbehandelt zum Tod führen. Da Wurminfektionen oft lange Zeit keine Symptome verursachen und dadurch unentdeckt bleiben, sind sie heimtückisch und oft schwer zu erkennen.
Im Wesentlichen handelt es sich bei Hunden um den Befall von Giardien, Band-, Spul-, Herz- und Hakenwürmern. Der Befall einiger Wurmarten ist im Kot sichtbar. Gesteigerter Appetit oder Gewichtsabnahme sind typische Begleiterscheinungen.
Ein Giardienbefall äußert sich zudem durch übel riechenden, schleimigen, schaumigen oder wässrigen Durchfall mit möglicher Blutbeimengung. Der Kot ist manchmal gelb oder grünlich verfärbt. Mit dem Durchfall gehen Koliken und Blähungen einher. Über Art und Befall der Parasiten kann eine Kotuntersuchung Aufschluss geben.
Chronische Darmentzündung
Darmentzündungen können akut durch eine Infektion ausgelöst werden oder chronisch sein. Oft ist der gesamte Magen-Darm-Trakt betroffen. In diesem Fall muss immer eine gute, tierärztliche Diagnose und Behandlung erfolgen.
Symptome, die auf eine Darmentzündung hinweisen können sind:
- Durchfall, Erbrechen, Würgen, Verstopfung
- Appetitlosigkeit oder Futterverweigerung
- Schleim oder Blut im Kot
- unverdaute Futterbestandteile im Kot
- übermäßiges Grasfressen, Fressen von Erde oder Extrementen von Artgenossen
- Schmerzen in der Bauchregion
- Zittern
- Speicheln
- Fieber
Analbeutelentzündung oder Abszess
Die Analbeutel sitzen am Ende des Darms, auf beiden Seiten direkt vor dem Darmausgang am After. Sie sind mit einem Sekret gefüllt, dass zur geruchlichen Erkennung der Hunde untereinander dient. Beim Kotabsatz entleeren sich die Analbeutel meist von selbst. Reicht der Druck durch den Kotabsatz nicht aus, können sie verstopfen und sich entzünden.
Probleme mit den Analbeuteln sind häufig und betreffen Hunde aller Altersklassen. Sie verursachen Juckreiz, Irritationen und Schmerzen. Das äußert sich meistens in dem sogenannten „Schlittenfahren“, d.h. das Tier rutscht auf dem Hintern herum. Oft versucht es auch die Analregion zu belecken oder daran zu beißen. Wenn sich die Analbeutel herauswölben, sind sie neben dem After auch deutlich sichtbar. Das kann auf eine Entzündung mit Eiterbildung hindeuten, die in diesem Stadium dann auch unweigerlich mit Schmerzen verbunden ist.
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Leckanfälle („Licky fits“)
Die Ursache für unkontrolliertes und übermäßiges Lecken sowie hektischem Fressen von Gras weisen typischerweise auf Probleme das Magen-Darm-Trakts (Dünndarm) hin. Ausgelöst werden sie durch falsche Ernährung, Fütterungsfehler, organische Störungen, Stress oder Überforderung.
Neben intensivem Lecken am eigenen Körper (häufig an den Pfoten) kommt es nicht selten vor, dass der Hund auch an Teppichen, Polstermöbeln, Wänden, Steinböden oder Fliesen leckt. Eine fast schon ängstliche Unruhe gepaart mit panischem Belecken von Gegenständen, Schmatzen, Aufstoßen, Schlucken oder Würgen gehören zum typischen Bild von sogenannten „Licky fits“ (Leckanfälle). Signifikant ist auch das Strecken und Hervorstrecken des Halses, sowie vermehrtes Speicheln und herunterschlucken des Speichels, als würde etwas feststecken.12
Mein Rat als Gesundheits- und Ernährungsberaterin für Hunde
Auch Hunde „verderben sich mal den Magen“ oder vertragen etwas nicht so gut. Darmprobleme beim Hund können eine harmlose, akute, kurzfristige Ursache haben. Sie können langfristig aber auch eine Begleiterscheinung der verschiedensten, ernsthaften Krankheiten sein und sollten nicht unterschätzt werden. Halten die Symptome länger als 24 Stunden an, sollte immer ein Tierarzt aufgesucht werden.