30. Mai 2024, 13:48 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Sie stecken in Pfote, Nase, Ohren und durchbohren im schlimmsten Fall sogar die Haut. Im Sommer bilden viele Gräser sogenannte Grannen aus. Die borsten- oder fadenförmigen Fortsätze sind mit kleinen Widerhaken besetzt und bleiben damit nicht nur gut im Fell der Hunde hängen. PETBOOK erklärt, was passieren kann, wenn der Hund sich Grannen einfängt und wie man ihn davor schützt.
Erkennen Sie den Fehler auf dem Bild? Jeden Hundebesitzer, dessen Vierbeiner schon einmal die schmerzhafte Bekanntschaft mit Grannen machen durfte, schüttelt es wahrscheinlich bei diesem Anblick. Ein Feld voller Getreide mit Grannen und der Hund mittendrin. Da ist Ärger vorprogrammiert.
Viele reifende Getreidesorten tragen Ähren, an denen sich Widerhaken befinden. Eigentlich dienen sie dazu, dem Getreidekorn dabei zu helfen, sich in die Erde zu bohren, um neue Pflanzen zu bilden. Leider klappt dies auch bei Hundehaut. So bohren sich die Grannen in Ohren, Nase und Pfote der Hunde. Tierärzte können ein Lied davon singen, denn nicht selten müssen die Fremdkörper unter Narkose entfernt werden.
Um sich und Ihrem Hund dies zu ersparen, erklären wir im Folgenden, wie Sie die Gefahr erkennen und Ihren Vierbeiner schützen.
Was sind Grannen eigentlich?
Grannen sind borsten- oder fadenförmigen Fortsätze, die sich an den Ähren von Gräsern und Getreide finden, also dort, wo die Früchte des Getreides sitzen. Im Sommer, wenn die Früchte reif sind, zerfallen die Ähren der Gräser oft in ihre einzelnen Früchte.
Die Grannen helfen dabei, diese möglichst weit zu verbreiten, indem sie sich zum Beispiel im Fell von Tieren verfangen. Ähnlich wie bei Kletten – den Früchten der Disteln – fallen sie dabei aber leider selten von allein wieder heraus. Schlimmer noch: haben sich die Grannen erst einmal im Fell verankert, geraten sie bei jeder Bewegung des Hundes tiefer in das Fell hinein.1
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Darum sind Grannen so gefährlich
Die meisten Grannen landen beim Hund im Fell und lassen sich in der Regel gut daraus entfernen. Aber vor allem an Stellen wie den Pfoten – vor allem zwischen den Zehen – oder dort, wo Hunde weniger Haare besitzen, können die Grannen mit ihren scharfen Spitzen die Haut des Tieres durchstechen und sich dort festsetzen. Das führt zu Entzündungen und Abszessen. Im schlimmsten Fall muss der Tierarzt die Granne herausschneiden und die Wunde desinfizieren.
Noch schlimmer ist es, wenn die Grannen durch Körperöffnungen wie Nase, Maul oder Ohren in den Körper des Hundes gelangen. Bei Hunden findet sich etwa die Hälfte aller Grannen im Ohr. Vor allem im tiefen Gehörgang können die Pflanzenfortsätze akute Symptome wie starke Schmerzen hervorrufen.
Eine große Gefahr geht von Grannen aus, wenn Hunde durch Getreidefelder rennen. Dabei können sie lose Grannen verschlucken oder auch einatmen. Über den Magen-Darm-Trakt oder die Atemwege wandern die Fremdkörper dann durch den Körper und können so lebensbedrohliche Schäden verursachen, wenn sie sich etwa durch Organe bohren.
Diese Symptome deuten auf Grannen beim Hund hin
Je nachdem, wo die Granne sitzt, können beim Hund verschiedenen Symptome auftreten. Die gängigsten sind:2
- Humpeln und Lecken der Pfoten: deuten auf Granne in der Pfote hin
- Niesen: deutet auf Granne in der Nase hin
- Schütteln und Kratzen am Ohr, deutet auf Granne im Ohr hin
- Kratzen: deutet auf Granne in Haut hin
Vor allem, wenn die Symptome beim oder kurz nach dem Spaziergang in einem Feld oder auf einer Wiese mit vielen wilden Gräsern auftreten, sollten Sie Grannen als Auslöser in Betracht ziehen. Am besten suchen Sie das Fell ihres Hundes nach jedem Spaziergang ab. Befinden sich darin Grannen, lassen sich diese in der Regel noch gut entfernen. Aber Vorsicht: Ist der Pflanzenfortsatz bereits in die Haut eingedrungen oder befindet sich eine Granne im Gehörgang oder der Nase, sollten Sie sofort einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann die Granne fachgerecht und sauber entfernen.3
Diese Gräser bilden Grannen aus, die für Hunde zur Gefahr werden
Viele Getreidearten bilden Grannen aus. Die Gefahr ist dann besonders hoch, wenn die beim Ähren beim Reifen zerfallen und die einzelnen Früchte mit Grannen auf dem Boden liegen. Optisch lassen sich diese Getreidesorten aber gut erkennen.
Weizen
Der Weizen, der bei uns angebaut wird, trägt zwar meist keine Grannen. Allerdings gibt es eine Reihe von Pflanzenarten, die unter die Gattung Weizen fallen und Grannen tragen. Dazu gehört beispielsweise Einkorn (Triticum monococcum), der vom wilden Weizen abstammt und lang begrannt ist.
Roggen
Roggen bildet zwar auch lange Grannen aus, die Gefahr ist aber etwas geringer, weil die Ähren in der Regel nicht zerfallen.
Gerste
Die Gerste ist wahrscheinlich der Hauptverursacher für Grannen bei Hunden. Hiervon existieren etliche Wildformen, die in ganz Europa als Unkräuter wachsen. Vor allem die sogenannte Mäusegerste (Hordeum murinum) tritt auf dem Land sowie in Städten teils massenhaft auf und ist auf Wiesen, Baumscheiben und Wegrändern. Ihre Ähren zerfallen beim Reifen. Dadurch ist man selbst auf frisch gemähten Wiesen oft nicht sicher.
So beugen Sie Grannen bei Hunden vor
Das Einfachste ist natürlich, man lässt den Hund nicht mehr in der Hochsaison – also von Ende Mai bis Anfang August – durch hohes Gras oder neben Getreidefeldern laufen. Auf keinen Fall sollte man seinen Vierbeiner darin spielen oder toben lassen, denn vor allem beim Rennen und damit oft verbundenen Hecheln können Hunde Grannen einatmen.
Damit der Hund nicht den ganzen Sommer auf Wiesen und Felder verzichten muss, hilft es, die Gräser sicher zu erkennen, die eine besonders hohe Gefahr darstellen. Vor allem, wenn die Ähren nicht mehr grün, sondern golden und damit reif sind, ist die Gefahr, dass der Hund sich dort Grannen einfängt, besonders hoch.
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Hunde nach jedem Spaziergang absuchen
Nach dem Spaziergang sollte man Bereiche wie Ohren und Pfoten prüfen. Bei Hunden mit langem Fell bleiben Grannen besonders gut hängen und geraten durch die Bewegung des Vierbeiners auch schnell in die Nähe der Haut. Dort bleiben sie oft unentdeckt, daher sollte man den Hund regelmäßig abtasten. Das kann man mit einer kleinen Körpermassage verbinden.
Vier Monate Schmerzen und Hunderte Euro Tierarztkosten – meine Erfahrung mit Grannen beim Hund
„Es war der zweite Tag unseres Kurzurlaubes in Hessen und meine Schwägerin wollte nur kurz am Rastplatz halten, um ihren Sohn zu wickeln. Was für eine gute Gelegenheit, den Hund noch einmal Gassi zu führen, dachte ich – denn uns stand eine lange Autofahrt zum Ausflugsziel bevor. Das Grün um den Rastplatz war komplett mit Mäusegerste übersät – eine Gräserart, die besonders fiese Grannen produziert.
Leider war mir damals nicht bewusst, welche Gefahr die Gräser im Sommer darstellen und so spazierten wir fröhlich in die Wiese. Als wir wieder ins Auto steigen wollten, begann der Hund plötzlich zu schreien, schüttelte den Kopf und rannte vor Schmerz wild umher. Statt des Ausfluges ging es dann erst mal zum nächstgelegenen Tierarzt.
Der entfernte ein Teil der Granne – der Rest blieb durch die schmalen Gehörgänge des Zwergspitzes lange Zeit unentdeckt, sodass Yumi noch vier Monate mit dem Fremdkörper im Ohr leben musste, bis uns in einer Klinik zu regelmäßigen Ohrenspülungen geraten wurde. Diese brachten schließlich Erfolg, sodass uns eine Narkose mit operativer Entfernung der Granne aus dem Gehörgang des Hundes erspart blieb. Trotzdem kostete uns das Ganze insgesamt mehrere Hundert Euro.“