7. Mai 2024, 6:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wenn der Hund vermehrt abgeschlagen ist, viel trinkt und trotz erhöhter Futtermenge an Gewicht abnimmt, können das Anzeichen für eine beginnende Diabeteserkrankung sein. Mit der Diagnose und der richtigen Behandlung durch den Tierarzt kann dem Hund aber trotz Krankheit ein gutes Leben geschenkt werden.
Nicht nur Menschen können an Diabetes mellitus – auch Zuckerkrankheit genannt –erkranken, sondern auch Hunde. Häufig betrifft die Krankheit ältere Hunde zwischen sieben und neun Jahren. Was die Diagnose für die Vierbeiner bedeutet und wie eine geeignete Behandlung aussehen kann, erklärt PETBOOK.
Was versteht man unter Diabetes?
Bei Diabetes mellitus handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Krankheit. Meist betrifft sie gerade Hunde mittleren Alters. Hunde, die an Diabetes erkranken, haben zu wenig Insulin. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel des Hundes reguliert. Im Fall einer Diabeteserkrankung produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin, was dazu führt, dass das Hormon seine Wirkung an den Zellen nicht entfalten kann.
Durch die Nahrungsaufnahme nimmt der Hund Zucker (Glukose) auf. Bei einem gesunden Hund gelangt dieser durch das Blut in die Zellen. Dort dient er als Energiequelle. Das Hormon Insulin ist für den Transport in die Zellen besonders wichtig. Wenn der Hund einen Mangel an Insulin hat, bleibt der Zucker im Blut, da er nicht in die Zellen transportiert werden kann. Dies führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel des Hundes dauerhaft erhöht ist. Über einen längeren Zeitraum kann dieser Zustand zu einer Schädigung der Nerven, Blutgefäße und der Organe führen. Besonders die Nieren, Augen und das Herz sind davon betroffen. Wenn man Diabetes beim Hund nicht behandelt, kann dies tödlich für ihn enden.
Bei Diabetes wird grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Typen unterschieden:
Diabetes mellitus Typ 1
Diabetes mellitus Typ 1 kommt am häufigsten vor. Bei diesem Typ produzieren die Zellen der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr, wodurch es zu einem allgemeinen Insulinmangel kommt. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, wie etwa eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die Störung des Immunsystems oder auch genetische Veranlagungen. Fehlerhafte Ernährung, Übergewicht beim Hund oder Infektionskrankheiten können auch zu Diabetes führen.
Diabetes mellitus Typ 2
Typ 2 kommt relativ selten vor. Anders als beim Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse beim Typ 2 noch eine ausreichende Menge an Insulin. Dennoch wirkt das Insulin an den Zellen aber nicht. Grund dafür ist, dass die Zellen eine Insulin-Resistenz gebildet haben. Die Ursache für Typ 2 beim Hund ist bisher nicht vollständig geklärt.
Generell kann jeder Hund an Diabetes erkranken. Besonders häufig sind aber übergewichtige Tiere, die sich in ihrer zweiten Lebenshälfte befinden, betroffen. Auch unkastrierte Hündinnen können eher an Diabetes erkranken im Vergleich zu unkastrierten Rüden.1
Einige Hunderassen haben ein erhöhtes Risiko für eine Diabeteserkrankung. Dazu gehören:
Symptome bei Diabetes beim Hund
Um bei seinem Hund Diabetes zu erkennen, muss man als Halter aufmerksam auf bestimmte Symptome achten:
- Übermäßigen Durst
- Vermehrten Harndrang und das Absetzen von großen Urinmengen
- Erhöhten Appetit
- Gewichtsabnahme bei gleicher oder erhöhter Futtermenge
- Trübe Augen
- Stumpfes und trockenes Fell
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Unlust des Hundes
- Schlechte Wundheilung
- Erbrechen
- Abdominale Schmerzen
Wenn man als Halter diese Symptome bei seinem Hund feststellt, sollte man dringend einen Tierarzt aufsuchen. Für eine Diabeteserkrankung muss der Hund aber nicht alle Symptome zeigen.2
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Diagnose von Diabetes beim Hund
Um eine Diabetes-Diagnose stellen zu können, muss der Tierarzt sowohl das Blut als auch den Urin des Hundes auf einen erhöhten Glukosegehalt untersuchen. Wenn die Zuckerkrankheit vorliegt, überprüft der Tierarzt den Hund auf Erkrankungen, die die Ursache für Diabetes sein könnten. Häufig wird die Bauchspeicheldrüse dafür näher untersucht. Die Nieren und Augen des Hundes werden ebenfalls untersucht, um Folge- oder Begleiterkrankungen auszuschließen. Bei Hündinnen werden außerdem noch bestimmte Hormonwerte kontrolliert und die Gebärmutter untersucht.
Für die spätere Behandlung von Diabetes ist es zudem wichtig, bei der Diagnose Erkrankungen auszuschließen, die die Therapie beeinflussen oder behindern könnten. Dazu gehören Entzündungen der Maulhöhle und Infektionen der Harnwege.
Behandlungsmöglichkeiten für Hunde mit Diabetes
Leider ist Diabetes keine heilbare Erkrankung. Mit der richtigen Therapie kann die Krankheit aber gut in den Griff bekommen werden, sodass der Hund mit ihr weiterleben kann. Die geeignete Therapie wird mit dem behandelnden Tierarzt besprochen und beinhaltet verschiedene Punkte:
- Tägliche Insulindosis: Dieses wird mit einem Insulin-Pen verabreicht. Für die Insulingabe eignet sich Schweine-Insulin, da dieses mit dem Insulin des Hundes identisch ist. Die lebenslange Gabe des Hormons ist essenziell. Die Dosis und wie oft genau gespritzt werden muss, wird individuell vom Tierarzt auf die Bedürfnisse des Hundes angepasst. Das Spritzen erfolgt zur Fütterung des Hundes. Dabei ist es wichtig, dass die Dosis Insulin immer an die Futtermenge angepasst ist. Durch die tägliche Notwendigkeit des Spritzens gewöhnen sich die meisten Hunde schnell daran und nehmen die Nadel auch nicht als schmerzhaft wahr.
- Regelmäßige Kontrollen: Um sicherzugehen, dass die Therapie anschlägt, muss der Insulinspiegel des Hundes und die Wirkung des zugespritzten Insulins regelmäßig beim Tierarzt kontrolliert werden.
- Bewegung: Für Hunde mit Diabetes ist eine regelmäßige körperliche Aktivität besonders wichtig. Durch die moderate Auslastung können die Muskeln das Insulin besser aufnehmen und verwerten. Dies trägt zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels bei. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass der Hund nicht überanstrengt wird, damit dies nicht zu einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel führt.
- Gewichtsreduktion: Da sich Übergewicht negativ auf die Gesundheit eines an Diabetes erkrankten Hundes ausübt, sollte man die Gewichtsentwicklung seines Hundes im Blick behalten. Dabei hilft wöchentliches Wiegen und die jeweilige Dokumentation.
- Routinen im Alltag: Feste Gassi-Zeiten und eine angepasste Fütterungsroutine können dem Hund helfen, Stress zu reduzieren. Ein geregelter Alltag ist sowohl für Hund als auch für Halter außerdem hilfreich, um in eine Routine zu kommen, was die tägliche Diabetes-Therapie betrifft. Mithilfe von digitalen Zuckerwertmessgeräten und Urin-Test-Streifen ist die regelmäßige Kontrolle der Zuckerwerte des Hundes auch zu Hause möglich und kann somit leicht in den Alltag integriert werden.
- Kastration bei Hündinnen: Wenn Hündinnen läufig werden, werden bei ihnen Hormon ausgeschüttet, die eine Diabeteserkrankung negativ beeinflussen können. Daher empfiehlt sich bei ihnen eine Kastration.3
Spezielle Ernährung für Hunde mit Diabetes
Die Ernährung des Hundes spielt bei der Therapie von Diabetes eine große Rolle. Die Tiere benötigen ein spezielles Diabetiker-Futter zur Regulierung ihres Blutzuckerspiegels. Wichtig beim Spezialfutter ist, dass es einen angepassten Stärkeanteil und hohen Proteingehalt hat. Letzterer führt zu einer ausgewogenen Eiweißversorgung und dem Erhalt der Muskelmasse.
Ein abgestimmter Fasergehalt sollte ebenfalls Bestandteil sein. Dieser sorgt für eine langsamere Aufnahme des Zuckers ins Blut. Dadurch werden überhöhte Werte direkt nach der Fütterung vermieden. Um ein Übergewicht zu vermeiden, haben die meisten Spezialfutter zudem einen moderaten Energiegehalt.
Um die Dosierung des Insulins bestmöglich anzupassen, sollte man stets dasselbe Futter in gleichbleibender Menge und Zusammensetzung füttern. Das Futtermittel zu wechseln, ist daher nicht ratsam. Auf das Füttern von Leckerlis zwischen den festen Mahlzeiten sollte ebenfalls verzichtet werden. Die ideale Fütterungsmenge und welches Spezialfutter für den Hund infrage kommen, bespricht man am besten mit dem jeweiligen Tierarzt.
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Lebenserwartung für Hunde mit Diabetes
Die Lebenserwartung von Hunden, die an Diabetes erkrankt sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
- Wie früh wurde die Erkrankung erkannt?
- Alter des Hundes
- Wie gut spricht die jeweilige Behandlung an?
- Leidet der Hund bereits an Folgeerkrankungen?
Mit einer auf den Hund individuell angepassten Behandlung kann dem Hund trotz Diabetes ein gutes Leben ermöglicht werden, ohne allzu große Einschränkungen. Daher muss die Lebenserwartung nicht unbedingt kürzer als bei gesunden Hunden sein.
Gegen Diabetes kann man nicht sicher vorbeugen. Dennoch können bestimmte Faktoren, wie ausreichend Bewegung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht und hochwertiges Hundefutter das Risiko für eine Erkrankung reduzieren.