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Fliegende Zecken

Tierärztin erklärt, wie gefährlich die Hirschlausfliege für Hunde ist

Die Hirschlausfliege ist in Deutschland auf dem Vormarsch und kann Hunde und Menschen befallen.
Die Hirschlausfliege ist in Deutschland auf dem Vormarsch und kann Hunde und Menschen befallen. Foto: Getty Images & picture-alliance/OKAPIA KG, Germany/Hermann-Sigfrid Göhler
Dennis Agyemang
Redakteur

1. Juli 2024, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es klingt wie aus einem Horrorfilm: fliegende Zecken, die Menschen und Tiere anfallen, Krankheiten übertragen und mehrere Monate überleben. Die Rede ist von der Hirschlausfliege. Das Insekt breitet sich momentan in Deutschland aus. Eine Tierärztin erklärt für PETBOOK, welche Gefahr von ihr ausgeht.

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Gerade für Hundehalter werden gefühlt täglich neue Ängste freigeschaltet, wenn man erfährt, was einem Haustier alles passieren kann. Da dürfte es auch nicht wirklich beruhigen, dass in Deutschland die Hirschlausfliege auf dem Vormarsch ist. Doch keine Sorge: Es handelt sich bei der Lipoptena cervi – wie das Insekt mit vollem Namen heißt – nicht um einen eingeschleppten Neuankömmling, sondern um einen alten Bekannten. Doch aufgrund der verhältnismäßig milden Winter überleben immer mehr Larven die kalte Jahreszeit und gehen dann, wenn es wärmer wird, auf die Jagd.1

Darum wird die Hirschlausfliege auch fliegende Zecke genannt

Genaugenommen ist die Hirschlausfliege eine Fliege und stammt aus der Familie der Lausfliegen. Sie misst gerade mal einen halben Zentimeter und hat einen dunklen, platten Körper, weshalb sie manche optisch an eine Zecke erinnert. Was dabei allerdings nicht ganz ins Bild passt, sind die zwei Flügel sowie die sechs recht langen und dicken Beine.

Diese nutzen die blutsaugenden Fliegen zur Vorbewegung. Die Flügel werfen sie allerdings ab, sobald sie sich auf einem Wirt niederlassen und graben sich dann an eine für sie günstige Stelle, um dort Blut zu trinken. Dabei saugen sie mit ihrem Rüssel bis zu 30 Minuten nonstop – und das sogar mehrmals täglich.

Darum ist die Hirschlausfliege auf dem Vormarsch

Hirschlausfliegen treten eigentlich im Spätsommer und Herbst in Schwärmen auf und das gerne im Wald und an Waldrändern. Doch da wir in diesem Jahr schon recht früh hohe Temperaturen hatten, sind bereits viele Exemplare dieser blutsaugenden Spezies unterwegs. Dabei haben es Hirschlausfliegen im Wald vornehmlich auf Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine abgesehen. Aber sie können auch Pferde, Hunde und Menschen befallen.

So gefährlich ist die Hirschlausfliege für Mensch und Tier

Während Hirschlausfliegen bei Pferden bevorzugt auf Schweifansatz und Mähne gehen, halten sie sich bei Hunden gerne an Bauch, Schenkelinnenseite sowie am After auf. Bei uns Menschen stehen die blutsaugenden Fliegen auf den Nacken und klettern nach erfolgreicher Landung rasch hoch und verkriechen sich im Deckhaar.2

Während die Bisse für Menschen kaum spürbar sind, können sie bei Tieren durchaus Schmerzen verursachen. Pferde und Hunde können deshalb sogar panisch reagieren. „Die Hirschlausfliege kann mit ihrem Stich Entzündungen der Haut bei Mensch und Tier verursachen. Die Schwere kann sehr unterschiedlich sein, von kaum bemerkbar bis zu Rötungen, Juckreiz und Eiter“, erklärt Tiermedizinerin Dr. Vanessa Herder gegenüber PETBOOK.

Überträgt die Hirschlausfliege Krankheiten?

So leiden Gebissene oft nach einem Beißvorfall an Hautentzündungen mit Quaddeln. In manchen Fällen können die Stellen sogar eitrig werden und Fieber verursachen. Tierärzte beobachten in letzter Zeit eine überproportionale Zunahme der Fälle. Vermutlich löst das Bakterium Bartonella schoenbuchensis die Entzündungen aus. Bestätigt ist das aber noch nicht. Und auch allgemein stellt die Hirschlausfliege die Wissenschaft mit einigen Fragen vor große Rätsel, verrät Dr. Herder.

Denn was die Übertragung von Krankheiten betrifft, gäbe es nur wenige Studien. „Insgesamt wurde schon genetisches Material von Infektionserregern in der Hirschlausfliege nachgewiesen. Was für die Hirschlausfliegen derzeit noch nicht ausreichend bewiesen ist, ist, ob diese Insekten die Erkrankungen auch wirklich auf Mensch und Tier übertragen.“ Grundsätzlich gilt also: Wie gefährlich die Fliegen für Menschen wirklich sind, wird derzeit noch untersucht.

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So hoch schätzt die Expertin das Risiko ein

„Es empfiehlt sich deshalb vorsichtig zu sein und nach einem Stich zum Arzt oder Tierarzt zu gehen, wenn der Patient Symptome entwickelt. Insbesondere die Information, dass der Patient von einer Lausfliege gestochen wurde, ist hilfreich für den Arzt bzw. Tierarzt.“ Allerdings bestehe kein Grund zur Panik, mahnt die Expertin. „Eine große Angst, sich mit Infektionen anzustecken, erscheint bei derzeitigem Forschungsstand nicht gerechtfertigt“, so Dr. Herder abschließend.

Wanderverbände empfehlen, um sich vor der Hirschlausfliege zu schützen, bei Waldspaziergängen eine Kopfbedeckung zu tragen und im Herbst zusätzlich noch einen Schal anzulegen. Zudem sollte der Hund nach jeder Gassirunde nach möglichen Blutsaugern am Körper abgesucht werden.

Quellen

  1. swr.de, „Hirschlausfliegen: "Fliegende Zecken" breiten sich aus“, (aufgerufen am 01.07.2024) ↩︎
  2. adac.de, „Hirschlausfliege: So gefährlich ist die "fliegende Zecke"“, (aufgerufen am 01.07.2024) ↩︎
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