30. August 2023, 17:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Hunde sind begeistert, wenn es ein Leckerli für sie gibt. Beginnen sie jedoch, langsamer als gewohnt darauf zuzugehen, können laut einer neuen Studie eine Reihe von Krankheiten dahinterstecken.
Auch wenn man sich als Haustierbesitzer meist wünscht, dass das geliebte Tier ewig lebt, muss man sich trotzdem mit seinem Alterungsprozess auseinandersetzen. Denn kleinere oder größere Wehwehchen treten im Laufe des Lebens und gerade zum Ende hin gehäuft auf. Daher haben es sich Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, ob man bei Hunden schon bei langsamen Gehen den Alterungsprozess und Krankheiten ablesen kann.
Studie untersucht Alterung und Gang von Hunden
Beim Menschen ist der Zusammenhang zwischen der Gehgeschwindigkeit und Alterungserscheinungen bereits gut dokumentiert. Bei alternden Menschen kann eine langsamere Geschwindigkeit auf erhöhten Blutdruck, Veränderung der Atmung, veränderte Temperatur oder Schmerzen hindeuten. Es kann aber auch ein Zeichen für kognitiven Verfall oder Demenz sein. Eine ähnliche Krankheit, die „kanine kognitive Dysfunktion“, gibt es auch bei Hunden.
Ob es auch bei den Vierbeinern einen Zusammenhang zwischen einem langsameren Gang und Erkrankungen gibt, wollten Wissenschaftler der North Carolina State Universität in den USA herausfinden. Das Team um Erstautorin Alejandra Mondino untersuchte 46 Hunde im Erwachsenenalter und 49 Hunde im Seniorenalter. Um zu bestimmen, wann sich ein Hund im höheren Alter befindet, berechneten die Forscher die Lebenserwartung der verschiedenen Rassen nach einer Tabelle, um eine genaue Einordnung vornehmen zu können.
Zudem ließen die Forscher die Hundebesitzer vorab einen Fragebogen zur Demenz-Skala für Hunde ausfüllen. Auch wurden die Tiere noch weiteren funktionalen Tests unterzogen. So überprüften die Wissenschaftler, wie lange die Hunde den Blick halten und sich konzentrieren konnten und ob sie auf soziale Interaktion und auf ein gezeigtes Objekt reagierten. Auch das Gedächtnis, Kontrollinstinkt und Problemlösungsfähigkeiten wurden vorab getestet. Die Gruppe der älteren Hunde wurde zudem orthopädisch untersucht und anhand einer latenten Schmerzskala auf ihren Gesundheitszustand überprüft.
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Hunde, die langsam gehen, bauen ab
Um nun die Ganggeschwindigkeit der Hunde zu untersuchen, ließ man die Tiere zum einen an der Leine neben einem Menschen laufen. Zum anderen leinte man die Hunde ab und ließ sie auf ein Leckerli zulaufen. Im Experiment zeigte sich, dass die Größe und Länge der Beine keinen Unterschied zwischen der Geschwindigkeit an oder ohne Leine ausmachten. Viel stärker wirkte sich jedoch das Alter der Tiere auf die Ganggeschwindigkeit aus. Meist wurde sie bei den alternden Hunden sogar langsamer, wenn sie sich frei auf das Leckerli zubewegten.
„Dies könnte darauf hindeuten, dass bei älteren Hunden altersbedingte Veränderungen einen viel stärkeren Einfluss haben könnten als die Körpergröße“, schreiben Mondino und Kollegen in ihrer Untersuchung. „Wir gehen davon aus, dass die Ganggeschwindigkeit ohne Leine die Auswirkungen sowohl der körperlichen Fähigkeiten als auch der Motivation (insbesondere der Futtermotivation) erfasst.“ Läuft ein älterer Hund also nicht schneller oder motivierter in Richtung von Futter, schließen die Wissenschaftler auf einen beginnenden kognitiven Verfall, beginnende oder fortschreitende Demenz oder andere Alterungsprozesse.
Geschwindigkeit beim Gehen Indikator für Alter
In der Forschung widmet man sich seit einigen Jahren verstärkt dem „kaninen geriatrischen Syndrom“, sprich körperlichen und geistigen Anzeichen, die darauf schließen lassen, dass Hunde altern. Dazu zählen motorische sowie kognitive Einschränkungen. Diese gehen meist Hand in Hand. Denn physische Einschränkungen in der Bewegung können auch ein Anzeichen für Veränderungen im zentralen Nervensystem sowie der Sinnesorgane sein. Laut den Ergebnissen zeigt sich dies bei den älteren Tieren auch deutlich am Gang.
Des Weiteren legten die Ergebnisse dar, dass die älteren Hunde die vorgegebene Geschwindigkeit an der Leine wegen der Führung einhielten, sie also im Alter ihren „will to please“ nicht verloren. Ohne Leine war ihr selbst vorgegebenes Tempo aber langsamer. Zudem bemerkten die Forscher, dass in der Gruppe mit den erwachsenen Hunden mit guten kognitiven Testergebnissen keine der alterstypischen Veränderungen der Gehgeschwindigkeit vorkamen. Daher scheint ein direkter Zusammenhang mit Alterungsprozessen und Krankheiten erwiesen, wenn Senior-Hunde langsam gehen.
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Quelle
- Mondino A, Khan M, Case B, Fefer G, Panek WK, Gruen ME and Olby NJ (2023) Winning the race with aging: age-related changes in gait speed and its association with cognitive performance in dogs. Front. Vet. Sci. 10:1150590.