19. Juli 2024, 17:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Fast jeder Hund wird mindestens einmal im Leben von einer Biene gestochen – sei es aus Neugier oder beim Lauf über die blühende Wiese. Jetzt ist schnelles Handeln wichtig, denn der Bienenstachel hat Widerhaken und sollte möglichst entfernt werden. Was sonst noch zu tun ist und wann es lebensgefährlich werden kann, erklärt PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider.
Es passierte beim Ballspielen auf der Wiese – der blühende Klee hatte unzählige Bienen angezogen. Yumi rannte, stolperte und schrie. Mir war sofort klar: Der Hund wurde von einer Biene gestochen. Als Imkerin weiß ich, dass jetzt jede Minute zählt, denn der Stachel der Honigbiene besitzt Widerhaken. Entfernt man ihn nicht, gräbt er sich eigenständig weiter in die Haut und entleert die gesamte Giftblase.
Hund wurde von Biene gestochen – das ist jetzt zu tun
Wird der Hund von einer Biene gestochen, gilt als Erstes: keine Panik! Viele Hundebesitzer geraten in Stress, wenn das Tier plötzlich schreiend umherrennt. Auch Yumi gehört zu den Hunden, die entweder sehr schmerzempfindlich oder melodramatisch sind – so genau konnten wir das noch nicht herausfinden. Lässt man sich hiervon anstecken, macht das die Situation nicht besser. Am besten Ruhe bewahren, durchatmen und behutsam auf den Hund zugehen.
Im Gegensatz zu Wespen, Hummeln oder Hornissen reißen sich Bienen beim Stechen den gesamten Stachel samt Giftblase und Nervenknotenpunkt heraus. Dieser sogenannte „Stachelapparat“ arbeitet eigenständig weiter und pumpt immer mehr Gift in den Hund, weshalb man ihn schnellstmöglich entfernen sollte.
Giftstachel entfernen – einfacher gesagt als getan
Viele Tierärzte empfehlen, den Stachel möglichst sofort zu entfernen. Dies sollte man allerdings nicht mit bloßen Händen tun, denn dabei zerdrückt man die Giftblase oft und sorgt dafür, dass sie sich komplett im Hund entleert. Besser ist es, den Stachel in flachem Winkel mit dem Fingernagel, einer Pinzette oder der Kante einer Bankkarte zu entfernt. Dies sollte man möglichst gleich nach dem Stich tun.
Allerdings lässt sich nicht jeder Hund einfach den Stachel entfernen. Im Gegensatz zu Kindern oder Mitmenschen kann man dem Vierbeiner schlecht erklären, dass er trotz Schmerzen und Panik bitte stillhalten soll und man ihm nur Gutes tun will, wenn man an der Stichstelle auch noch herumdoktert. Bei meiner Hündin Yumi hatte ich keine Chance. Dazu kam, dass sie langes, dichtes Fell hat, was es praktisch unmöglich machte, den Stachel zu finden und zu entfernen. Alles, was ich hier tun konnte, war: trösten.
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So behandeln Sie den Bienenstich
Oft wird geraten, den Bienenstich anschließend zu kühlen. Das sollte man aber nur tun, wenn der Hund das gut toleriert bzw. zulässt. Zum Kühlen bieten sich Kühlpads aus dem Kühlschrank an. Wer keine hat, kann auch Krischkernkissen (vorsorglich) ins Gefrierfach legen. Zur Not gehen auch TK-Erbsen. Wichtig ist, Kühlpads oder Ähnliches aus dem Eisfach niemals direkt auf die Haut zu legen, vor allem nicht bei Hunden mit kurzem Fell. Dazwischen am besten ein Stück Stoff legen; Handtücher eignen sich hierfür besonders gut.
Um die Schwellung zu reduzieren und Schmerzen zu lindern, kann man den Stich auch mit Salben oder Cremes behandeln. Diese sollte der Hund aber möglichst nicht ablecken. Angewendet werden können:1
- Fenistil (oder andere Produkte mit dem Wirkstoff Dimetindenmaleat): hilft, den Juckreiz zu reduzieren
- Hydrokortison-Salbe: wirkt entzündungshemmend, lindert Juckreiz
- Kühlende Gele
- Aloe-Vera-Gel: kühlt und kann Heilungsprozess unterstützen
- Ringelblumensalbe: wirkt entzündungshemmend
Lebensgefahr bei Bienenstich im Maulbereich
Viele Hunde werden von Bienen gestochen, wenn sie nach den Insekten schnappen. Aber auch beim Grasfressen kann ein Stich schnell ins Maul gehen, wenn aus Versehen eine Biene mit verschluckt wird. Je nachdem, wie tief der Stich im Maul bzw. Rachen sitzt und der Hund auf das Gift reagiert, kann es schnell lebensgefährlich werden, denn durch lokale Schwellungen kann es zu Atemnot kommen.
Da man sich nie sicher sein kann, wie sich ein Stich im Maul entwickelt, gilt immer: sofort zum Tierarzt. Auch bei Stichen im Halsbereich oder Kopf sollte man den Hund sicherheitshalber schnell in die Praxis bringen, denn selbst wenn keine akute Lebensgefahr droht, kann ein Stich am Kopf dazu führen, dass das Gewebe so stark anschwillt, dass der Hund nichts mehr sehen kann. Mit den richtigen Medikamenten kann man dies aber gut eindämmen. Diese sollten aber nur vom Fachmann – also dem Veterinär – verabreicht werden.2
Geheimtipp Vanilleeis
Eigentlich sollten Hunde kein Eis bekommen. Bei einem Stich im Maulbereich kann eine schnelle Kühlung aber im Zweifelsfall Leben retten und dafür sorgen, dass die Atemwege nicht sofort zuschwellen. Wer die Möglichkeit hat, sollte seinem Hund also möglichst schnell nach dem Stich eine Packung Vanilleeis vorsetzen. Lieber nimmt man den Durchfall in Kauf, als zu riskieren, dass der Hund nach einem Stich erstickt.
Bei diesen Symptomen sofort zum Tierarzt
Aber auch wenn der Hund „nur“ an der Pfote gestochen wurde, kann es lebensgefährlich werden, denn genau wie wir Menschen können auch unsere Vierbeiner allergisch reagieren. Von einer Allergie spricht man im Allgemeinen dann, wenn Symptome auftreten, die den ganzen Körper betreffen, also nicht nur an der Stichstelle auftreten. Dazu gehören:3
- Ausschlag bzw. Nesselsucht: hierbei schwillt die Haut (i. d. R. am gesamten Körper) an und zeigt starke Rötungen. Bei Hunden mit dichtem, langem Fell ist dies schwerer zu erkennen, daher sollte man hier besonders auf die Ohren schauen.
- Starker Speichelfluss
- Durchfall und/oder Erbrechen
- Krampfanfälle
- Kreislaufstörungen: Torkeln, schwankender Gang, Stolpern
- Verlust des Bewusstseins: Hund kollabiert
- kalte Gliedmaßen, weiße Schleimhäute4
All diese Symptome weisen auf eine systemische Reaktion und damit auf eine Allergie gegen Bienengift hin. Dabei kann es im schlimmsten Fall zum anaphylaktischen Schock kommen. Sollte Ihr Vierbeiner also eines der genannten Symptome zeigen, hießt es: sofort zum Tierarzt!
Übrigens: Eine Allergie gegen Bienengift zeigt sich immer erst beim zweiten Stich. Sollte der Hund mit Sicherheit das allererste Mal in seinem Leben von Biene, Wespe oder anderen Artverwandten gestochen worden sein, ist nicht mit einer allergischen Reaktion zu rechnen.
Was tun bei einer Allergie gegen Bienengift?
Meist treten die ersten Symptome einer allergischen Reaktion kurz nach dem Stich auf. Oft wirken sie sich auf den Kreislauf aus, sodass manche Hunde nicht mehr in der Lage sind zu laufen oder sogar umfallen und das Bewusstsein verlieren. Um dies möglichst zu verhindern, sollte man bei ersten Symptomen sofort zum Tierarzt. Dieser kann den Schockzustand behandeln und den Kreislauf stabilisieren.
Zeigt ein Hund eine allergische Reaktion, sollte man dies immer ernst nehmen, selbst wenn es sich „nur“ um einen Ausschlag handelt. Denn meist bleibt eine Allergie ein Leben lang bestehen und die Symptome können immer schlimmer werden. Halter von Hunden, die allergisch auf das Gift von Wespen oder Bienen reagieren, sollten dies daher mit dem Tierarzt besprechen. Dieser kann für den Notfall Medikamente verschreiben.
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So verhindern Sie, dass der Hund von einer Biene gestochen wird
Dass ein Hund beim Spiel oder dem Spaziergang über die blühende Wiese mal von einer Biene gestochen wird, lässt sich kaum verhindern. Zwar wird empfohlen, dann Gassi zu gehen, wenn die Insekten weniger aktiv sind. Im Sommer fliegen Bienen aber auch schon in den frühen Morgenstunden aus und sammeln bis zur Dämmerung.
Was sich jedoch gut verhindern lässt, ist, dass der Hund gestochen wird, weil er nach den Insekten schnappt. Viele Vierbeiner tun dies instinktiv. Leider unterscheiden sie dabei selten zwischen Biene und Fliege, obwohl Hunde durchaus lernen können, dies zu unterscheiden. Um sicherzugehen, sollte man es aber möglichst unterbinden.
Ansonsten gilt: Augen auf beim Spaziergang über Wiesen und Felder. Brummt und summt es auf der Wiese, weil gerade der Klee blüht, sollte man dort mit dem Hund besser nicht spazieren gehen oder Ball spielen. Übrigens lauert die Gefahr auch an Wasser, denn Bienen sammeln vor allem an heißen Tagen bevorzugt Wasser aus Seen oder Tümpeln, in denen sich auch unsere Vierbeiner gerne Abkühlung verschaffen.