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Studie zeigt

Hunde können Krebs bei Artgenossen riechen

Hund riecht anderem Hund am Hinterteil
Mit dem richtigen Training sind Hunde in der Lage, bestimmte Krebsarten zu riechen – auch bei Artgenossen, wie eine Studie nun erfolgreich zeigen konnte Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

10. Dezember 2024, 12:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Hunde haben einen feinen Spürsinn und können sogar Tumorerkrankungen riechen. Eine Studie konnte nun erstmals erfolgreich nachweisen, dass die Vierbeiner auch Blasenkrebs bei Artgenossen erschnüffeln. Diese Krebsart ist besonders aggressiv und wird meist zu spät erkannt. Ein Riechtest durch Hunde könnte zu einer schnelleren Diagnose beitragen.

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Dass Hunde Krebs riechen können, ist seit Längerem bekannt. Die Vierbeiner werden daher schon seit Jahren in der Früherkennung bei verschiedenen Krebsarten des Menschen eingesetzt – mit großem Erfolg. Theoretisch sollten Hunde auch in der Lage sein, Krebs bei Artgenossen zu riechen. Doch noch gibt es wenige Studien dazu und diese kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Jetzt ist es britischen Forschern der Universität Bristol erstmals gelungen, nachzuweisen, dass Hunde Blasenkrebs bei Artgenossen anhand von Urinproben sicher detektieren können. PETBOOK fasst die spannenden Ergebnisse, die im tiermedizinischen Fachmagazin „Veterinary Oncology“ veröffentlicht wurden, zusammen.

Von Verdacht bis Diagnose vergeht wertvolle Zeit

Zwar macht Blasenkrebs nur rund zwei Prozent aller Tumorerkrankungen beim Hund aus, ist aber sehr aggressiv und bildet oft Metastasen. Eine frühzeitige Erkennung ist daher entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Allerdings ist Blasenkrebs von außen nicht sichtbar und äußert sich nur durch Symptome.

Eines der häufigsten Anzeichen für den bösartigen Tumor ist eine Harnabsatzstörung. Diese tritt allerdings auch bei anderen Krankheiten wie Blasenentzündungen oder Blasensteinen auf. Um die Krebsart sicher zu diagnostizieren, ist eine histopathologische Untersuchung einer Biopsieprobe erforderlich.

Diese ist nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit Risiken verbunden. Zudem vergeht von der Probennahme bis zum Erhalt des endgültigen Ergebnisses wertvolle Zeit, was den Beginn der Behandlung verzögern kann.1

Hunde können Krebs beim Menschen identifizieren

Claire Guest, CEO, Mitbegründerin und Chief Scientific Officer von Medical Detection Dogs, sagte im Online-Fachmagazin „Phys.org“: „Wir haben viele Male bewiesen, dass Hunde Krebs in menschlichen Proben erkennen können, daher waren wir zuversichtlich, dass sie ihn auch bei anderen Hunden riechen können.“ Um dies zu überprüfen, nutzten die Forscher für ihre Studie drei Hunde, die bereits in der Lage waren, Blasen- und Prostatakrebs beim Menschen zu erschnüffeln.

Die Versuchshunde, ein schokoladenfarbener Working Cocker Spaniel namens Kizzy, ein schwarzer Cocker Spaniel namens Jobi und ein schwarzer Labrador namens Marlow, wurden darauf trainiert, das Übergangszellkarzinom in Urinproben zu erschnüffeln. Dieses Karzinom ist die häufigste Tumorart beim Blasenkrebs.

Auch interessant: Warum es gefährlich sein kann, wenn Hunde am Hinterteil von Artgenossen schnuppern

Können Hunde auch Krebs bei Artgenossen riechen?

Dafür brachten die Wissenschaftler verschiedene Urinproben in Metallständern an. Diese stammten entweder von

  • gesunden Hunden ohne Harnwegsanomalien (Kontrolle),
  • von Hunden mit nicht malignen Harnwegserkrankungen (Kontrolle) oder
  • von Hunden mit Übergangszellkarzinom (positiv).

Die Hunde sollten die positiven Proben anzeigen, indem sie entweder darauf starrten, sich davor setzten oder davor stehen blieben. Negative Proben sollten sie ignorieren und an ihnen vorbeilaufen. Lagen die Vierbeiner richtig, wurden sie dafür mit Futter oder einer Spieleinheit belohnt – und das war ziemlich häufig der Fall.

Hunde zeigen Blasenkrebs mit 90-prozentiger Sicherheit an

So konnten die Hunde mit einer Sicherheit von bis zu 90 Prozent positive Proben korrekt identifizieren. Negative Proben ignorierten die Tiere mit einer Sicherheit von bis zu 95 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass Blasenkrebs bei Hunden einen ausgeprägten Geruch hat, den speziell ausgebildete Hunde schnell und nicht invasiv erfolgreich detektieren können, folgern die Forscher in ihrer Studie.

„Wir freuen uns, dass es ihnen so gut gelungen ist, den Geruch von Blasenkrebs zu finden“, teilt Claire Guest im Artikel von „Phys.org“ mit. Blasenkrebs ist eine Krankheit, die mit herkömmlichen Methoden schwer zu diagnostizieren ist. Die Biopsie ist für die betroffenen Tiere zudem unangenehm. „Wenn [Blasenkrebserkrankungen] diagnostiziert werden, ist die Krankheit oft weit fortgeschritten, sodass ein neuer, früher, günstiger, schneller und nicht-invasiver diagnostischer Test einen großen potenziellen Wert hat“ so Guest weiter.

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Hunde sind zuverlässiger als Laboranalyse

Die Studie legt nahe, dass Hunde mit geeigneten Methoden darauf trainiert werden können, Krebs, der durch ein Übergangszellkarzinom ausgelöst wird, bei Artgenossen aus dem Urin zu erkennen. Dies könnte als zusätzlicher nicht-invasiver Diagnosetest für die Krankheit dienen, schlussfolgern die Forscher in ihrer Studie.

Dabei waren die Hunde nicht nur schneller als eine Laboranalyse, sondern auch zuverlässiger, wie Isabelle Desmas-Bazelle, die die Studie bei Davies Veterinary Specialists leitete und jetzt Dozentin für Onkologie und Co-Leiterin der Onkologie am Royal Veterinary College ist, in „Phys.org“ erklärte. „Dies deutet darauf hin, dass Krebszellen ein einzigartiges Geruchsmuster haben, möglicherweise durch die Sekretion flüchtiger organischer Chemikalien. Diese spannende Forschung könnte zur Entwicklung einer elektronischen Nase als zusätzlicher diagnostischer Test für Übergangszellkarzinome dienen.“

„Mit einem robusteren Screening, größeren Stichprobengrößen und der Kontrolle auf potenzielle Störfaktoren hoffen wir, dass Spürhunde noch besser abschneiden werden, als in dieser vorläufigen Studie gezeigt wurde“, schreiben die Forscher abschließend. Dies könne letztendlich ermöglichen, den Krebs früher zu entdecken und dadurch auch früher zu behandeln als derzeit möglich ist.

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Quellen

  1. Tiergesundheitszentrum Südharz GmbH, „Blasenkrebs beim Hund“ (aufgerufen am 10.12.2024) ↩︎

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