6. September 2024, 6:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Von Mitte August bis in den Oktober kann man in eutschland Pilze sammeln – oder auch frisch gepflückt kaufen. Aber darf auch der Vierbeiner kosten, wenn Champignon, Pfifferling, Steinpilz und Co. auf den Teller kommen? PETBOOK-Autorin und Ernährungsberaterin für Hunde, Philine Ebert, hat die Welt der Pilze speziell für die Hundeernährung unter die Lupe genommen.
Die goldenen Herbstmonate von Mitte August bis in den Oktober laden zu ausgedehnten Waldspaziergängen ein. Jetzt beginnt auch die Hauptsaison für das Sammeln heimischer Pilzarten. Champignon, Pfifferling, Steinpilz und Co. sind aus unserer Herbstküche gar nicht mehr wegzudenken. Aber wie sieht es mit Pilzen im Hundenapf aus? Sollten Hunde Pilze essen?
Gehören Pilze eigentlich in die Kategorie Gemüse?
Obwohl sie wie Gemüse behandelt und zubereitet werden, zählen Pilze nicht zum Nahrungsmittel Gemüse oder Obst. Botanisch gesehen gelten sie als ein eigenständiges Reich mit zahlreichen Gattungen. Sie gehören nicht zur Kategorie Pflanzen, Tiere oder Bakterien, sondern bilden ein eigenes biologisches Reich, das als „Funga“ bezeichnet wird. Das Wort „Funga“ setzt sich aus den Worten Fungi und Flora zusammen und beschreibt die Gesamtheit der in einem Gebiet vorkommenden Pilze.
Dürfen Hunde Pilze essen?
Da es sich bei Pilzen um ein ganzes Reich handelt, kann man diese Frge nicht pauschal mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Das wäre in etwa so, als würde man fragen: „Dürfen Hunde Tiere fressen?“. Hier kommt es – wie auch bei uns Menschen – stark auf die Pilzart an.
Zudem gehören zu den Pilzen nicht nur die kleinen Köstlichkeiten, die wir gern vom Waldboden pflücken. Da es sich hier aber um eine eher kulinarische Frage handelt, beschränken wir uns im folgenden auf die Speisepilze und die Arten, die unseren Hunden beim Spaziergang in der Natur gefährlich werden können.
Welche Speisepilze dürfen Hunde essen?
Von den vielen Speisepilzen, die wir gerne essen, sind nicht immer alle auch für unsere Hunde geeignet. Zu den unbedenklichen Pilzen aus Deutschland und Mitteleuropa, die Hunde essen können, gehören:
- weiße und braune Champignons
- Austernpilze
- Pfifferlinge
- Steinpilze
Warum Pilze für den Hund?
Prinzipiell sind Pilze gesund für den Organismus von Mensch und Tier. Obwohl sie zu über 90 Prozent aus Wasser bestehen und somit kalorienarm sind, handelt es sich dabei um eines der stärksten natürlichen Lebensmittel mit vielen wertvollen Nährstoffen.
Mineralien wie Selen, Zink, Kalium, B-Vitamine und Vitamin K, D und E sind wichtig für die Regulierung des Blutstoffwechsels, stärken das Immunsystem, unterstützen den Stoffwechselprozess und fördern Knochenerhaltung und Knochenbau.
Pilze wirken zudem probiotisch, das heißt, sie unterstützen die Darmgesundheit und wirken entzündungshemmend. Antioxidantien beugen Schäden durch freie Radikale vor und verringern das Risiko chronischer Erkrankungen.
Grundsätzliches für die sichere Fütterung von Pilzen für Hunde
- Nur frisch gekaufte oder getrocknete Speisepilze (weniger Schadstoffbelastung, kein Parasitenbefall) füttern
- Auf die Fütterung selbst gesammelter Pilze lieber verzichten, denn selbst für Profis ist die Bestimmung der Sorten nicht immer einfach
- Hat der Hund generell Verdauungsprobleme, sollte er besser keine Pilze essen
- Fangen Sie mit einer kleinen Menge an, um zu beobachten, wie und ob das Tier die Pilze verträgt
- Garen oder dünsten sie die Pilze, so sind sie leichter verdaulich für den Hund
- Achten Sie während der Pilzsaison und ganz besonders im Wald darauf, dass Ihr Vierbeiner nicht unbeobachtet an Pilze gerät und davon frisst
- Lassen sie sich bei dem Thema Mykotherapie, Nahrungsergänzungsmitteln mit Heil- und Vitalpilzen von einem Tierheilpraktiker oder Tierarzt ausführlich beraten
Wie füttere ich Pilze?
Die Pilze sollten nie roh verfüttert werden, denn sie sind schwer verdaulich und können im rohen Zustand Bauchschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Am besten kocht man sie in ungesalzenem Wasser oder dünstet sie in einer Pfanne ohne Fett und Gewürze.
Die Pilze können dann je nach Verträglichkeit des Hundes dem Futter beigemischt werden. Gerade beim Barfen oder bei Frischfütterung sind sie eine beliebte Zugabe.
Achtung bei Pilzen in der freien Natur!
Pilze, die wild wachsen, sind oft eine unterschätzte Gefahr für Hunde! Wenn Pilze wild im Wald, am Wegesrand, auf Wiesen oder sogar im Garten wachsen, ist Vorsicht geboten, dass der Vierbeiner nicht an einen Giftpilz gerät. Gerade Welpen sind besonders neugierig und knabbern vielleicht unbeobachtet an einem Pilz. Sogar Schnüffeln oder Lecken kann bereits zu einer Vergiftung führen.
Die Liste der giftigen Pilze für Hunde ist relativ lang. Generell kann man sich aber relativ gut an den Sorten orientieren, die auch für Menschen ungenießbar oder giftig sind.
Erste Warnzeichen und Merkmal für einen giftigen Pilz kann sein: weiße Kiemen an der Unterseite des Pilzkopfes, eine rote Färbung, ein Ring um den Stil (Ringspalt) oder ein knollenförmiger Fuß der oft unter der Erde liegt (Volva).
Die giftigsten Pilzarten für Hunde
- Roter Fliegenpilz
- Riesen-Rötling
- Grüner Knollenblätterpilz
- Frühjahrslorchel
- Satanröhrling/Teufelspilz
- Pantherpilz
- Ziegelroter Risspilz
- Orangefuchsiger Hautkopf
- Nadelholz-Häubling
- Grüner Schwefelkopf
- Grünling
- Kegelhütiger Knollenblätterpilz
- Faltentintling
- Gelbblättriger Schirmling/Gewächshaus-Schirmling
- Bleiweißer Trichterling/Laubfreundtrichterling
- Safranschirmling/Gartenriesengiftschirmling
Vergiftungserscheinungen beim Hund durch das Fressen von giftigen Pilzen sind ähnlich wie bei einer anderen Vergiftung und schwer zu unterscheiden.
Symptome einer Pilzvergiftung beim Hund
- Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
- Fieber
- Schwäche, Trägheit, Koordinationsschwierigkeiten, unkoordinierte Bewegungen
- Krampfanfälle
- Herzrasen
- Blutungen
- Sabbern
- Organversagen bis zu Koma oder Tod
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Mein Fazit als Gesundheitsberaterin für Hunde
Pilze im Hundenapf – kann man machen, muss man aber nicht! Als experimentierfreudiger aber verantwortungsbewusster Hundebesitzer sollte man auf die Fütterung von selbst gesammelten Pilzen in der Hundeernährung lieber verzichten und auf gekaufte Zuchtpilze ohne Parasiten oder Schadstoffe zurückgreifen. Falls der Hund Speisepilze gut verträgt, machen sie als Bestandteil des Futters in geringen Mengen auch Sinn. Ich für meinen Teil greife lieber auf Gemüse- oder Obstsorten mit den entsprechenden Vitaminen und Mineralstoffen zurück.