3. März 2025, 6:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Lange Zeit galt die Hundemalaria als typische „Mittelmeerkrankheit“. Doch inzwischen besteht auch in Deutschland die Gefahr, dass Hunde an der Babesiose erkranken. So häufen sich in letzter Zeit die Meldungen von Vierbeinern, die sich mit dieser schweren, durch Zecken übertragenen Krankheit angesteckt haben. PETBOOK sprach mit Tierärztin Dr. Vanessa Herder über die gefährliche Erkrankung.
Die Babesiose wird vermutlich deshalb als „Hundemalaria“ bezeichnet, weil sie mit ähnlichen Symptomen einhergeht wie ihr Namensgeber Babesia Canis. „Bei der Babesiose handelt es sich um eine von Zecken übertragene Erkrankung, die von Parasiten, den Babesien, hervorgerufen wird“, erklärt Tierärztin Dr. Vanessa Herder im Gespräch mit PETBOOK. „Da es verschiedene Babesien-Arten gibt, variiert auch das Krankheitsbild des Hundes von mild bis zu Todesfällen – in Abhängigkeit vom Erreger und dem Immunstatus des Hundes.“ Gefährlich ist er Zeckenbiss aber nur für den Hund – der Mensch kann sich nicht anstecken.
Übersicht
Wo kommt die Babesiose in Deutschland vor?
Während die Babesiose noch vor zwei bis drei Jahrzehnten vor allem im Mittelmeergebiet auftrat, hat sie sich mittlerweile auch in Deutschland nach Norden und Osten ausgebreitet. Zwar ist sie hier noch verhältnismäßig selten anzutreffen, doch in den letzten Monaten kam es vermehrt zu Ansteckungen.1 So warnen bereits erste Landkreise wie beispielsweise der Landkreis Lüchow-Dannenberg vor dieser Gefahr.2
Hauptsächlich Hunde, die aus dem Tierschutz aus südeuropäischen Ländern stammen, sind von den Blutparasiten befallen, da dort wegen mangelnder hygienischer Zustände, Parasiten leichtes Spiel haben. Aber auch wer mit seinem Hund im Urlaub in betroffene Gebiete reist, sollte Vorsorge treffen. Denn die Krankheit kann für Hunde aus unseren Breiten eher tödlich enden als für die dort einheimischen. 3
Um welchen Erreger handelt es sich bei der Babesiose?
Bei der Hundebabesiose handelt es sich um einzellige Parasiten (Protozoen), die sich im Hundekörper nach einem Zeckenbiss vermehren und die roten Blutkörperchen zum Platzen bringen. In Europa gibt es verschiedene Stämme von Babesien:
- Babesia canis (Ungarn-Stamm): Norddeutschland, Polen, Ungarn, Rumänien, Ukraine.
- Babesia canis (Frankreich-Stamm): Süddeutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Nord-Schweiz.
Auch interessant: Ist Stress für Hunde krebserregend? Das sagen Experten
Welche Symptome zeigt ein an Babesiose erkrankter Hund?
Hat der Hund sich mit Babesiose angesteckt, kann er bereits nach nur einem Tag erste Beschwerden bekommen. Aber es kann auch bis zu drei Wochen dauern, bis Symptome auftreten. „Während Symptome wie Schwäche, Fieber, Appetitlosigkeit und Blutarmut (Anämie) häufige Anzeichen sind, stellen diese auch unspezifische Krankheitszeichen dar“, erklärt Veterinärin Dr. Vanessa Herder. „Das macht die Diagnostik der Erkrankung schwierig und es kann vorkommen, dass die Babesiose deshalb nicht diagnostiziert wird.“
Die Abklärung von Babesiose erfordere spezielle Tests, wie einen Blutausstrich oder eine PCR, so die Expertin weiter. Organe, die bei der Babesiose oft erkrankt sind, seien dabei Leber, Milz, Gehirn sowie die Nieren.
Wie schlimm die Krankheit verläuft, hängt unter anderem davon ab, von welchem Erregerstamm die Babesien kommen. Wenn das Tier die Akutphase übersteht, kommt es manchmal zu einem chronischen Verlauf, dann nimmt die Belastbarkeit des Hundes auffällig ab. Es kommt zu regelmäßigen Fieberschüben und der Hund neigt zu Durchfall. Auch Atembeschwerden und Wassereinlagerungen zählen zum typischen Krankheitsbild der chronischen Babesiose bei Hunden.
Symptome bei akutem und chronischem Verlauf sind:
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Fieber über 40 Grad Celsius
- Durchfall
- Wassereinlagerungen
- Niereninsuffizienz
- Gelbe Schleimhäute
- Blutig gefärbter Urin
- Anämie
- Konditionsmangel
- Einblutungen in Haut und Schleimhäute
- Lähmungserscheinungen
Wie kann der Tierarzt eine Babesiose diagnostizieren?
„Es ist hilfreich vom Tierbesitzer zu erfahren, ob der Hund einen Zeckenbefall hatte oder in Ländern war, in denen diese Erreger häufig vorkommen“, erklärt Herder. „Sollte ein Hund mit Zecken befallen sein, kann das Aufheben der Zecke im Gefrierfach, weit weg von den Lebensmitteln, für die Diagnostik nützlich sein.“
Danach entnimmt er eine Blutprobe. Ist die Diagnose unter dem Mikroskop nicht eindeutig, kann er sie mittels eines speziellen PCR-Tests verifizieren. Zeigt der infizierte Hund zusätzlich noch spezifische Symptome, kann mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, umso besser, denn Babesiose ist meist heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Wie wird der Hund behandelt, wenn er an Babesiose erkrankt ist?
Je nach Allgemeinzustand des Vierbeiners erfolgt die mehrmalige Verabreichung eines Medikamentes, das gegen Babesien wirkt. Dieses wird vorwiegend injiziert. Zur begleitenden Unterstützung können Infusionen mit Flüssigkeit und Blut gegeben werden. Da es sich bei der Babesiose um eine schwere Infektionskrankheit handelt, ist die Behandlung oft nicht erfolgreich. Am besten ist deshalb eine Prophylaxe gegen Zeckenbisse, um den Hund vor einer Infektion mit Babesiose im Vorfeld zu schützen. 4
Wie schütze ich meinen Hund vor einer Ansteckung mit Babesiose?
„Während die Zecke die Hauptübertragungsquelle auf den Hund darstellt, können Hunde sich auch über Kämpfe mit infizierten Artgenossen oder Bluttransfusionen infizieren“, weiß Tierärztin Dr. Vanessa Herder.
Daher sei eine konsequente Vorbeugung besonders wichtig – im Sommer wie Winter, denn die Schildzecken sind auch noch bei 4 Grad Celsius und Bodenfrost aktiv. Die meisten Hundebesitzer beginnen mit dem Zeckenschutz zu spät. Zwar ist nicht jede Zecke mit dem Erreger infiziert, aber trotzdem sollte man zum Schutz rechtzeitig Zeckenhalsbänder, Spot-On-Präparate oder Sprays verwenden.

Parasiten Die häufigsten Krankheiten, die Zecken auf Hunde übertragen

Nicht entsorgen! Expertin erklärt, warum Sie Zecken vom Hund nach dem Entfernen einfrieren sollten

Behörden warnen Gefahr für Mensch und Haustier! Hasenpest breitet sich in Deutschland aus
Diese eine Hunderasse ist besonders anfällig für Babesiose
Zecken stechen in der Regel nicht sofort, sondern krabbeln vorher eine Weile auf der Haut herum. Deshalb sollte man den Hund nach dem Gassi-Gang regelmäßig auf die Plagegeister untersuchen. Hat sich die Zecke bereits festgesaugt, sollte man sie sofort mit einer Zeckenzange entfernen, die Drehrichtung ist dabei völlig egal.
Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die Babesiose in Europa bei etwa ein bis fünf Prozent der Hunde vorkommt, verrät Dr. Herder im Gespräch mit PETBOOK. „Wobei bedacht werden sollte, dass diese Erkrankung oft auch unentdeckt bleibt und daher häufiger sein könnte. In einigen europäischen Ländern kann Babesiose um die 25 Prozent der Hunde betreffen. Es gibt eine Studie, die beschreibt, dass der amerikanische Pitbull-Terrier häufiger als andere Hunderassen von der Babesiose betroffen ist.“