
17. April 2025, 6:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Hundewelpen ohne Impfung, viel zu jung von der Mutter getrennt, krank – und verkauft über Kleinanzeigenportale. Der illegale Welpenhandel floriert weiter, trotz Kontrollen und Aufklärung. Die aktuelle Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes zeigt nicht nur alarmierende Fallzahlen für 2023, sondern auch: Die Händler werden immer professioneller – und das Risiko für Tier und Mensch wächst.
Der Deutsche Tierschutzbund hat im März 2024 seinen aktuellen Bericht zum illegalen Heimtierhandel veröffentlicht. Die Daten basieren auf der Arbeit von beteiligten Tierheimen und Partnerorganisationen. Der Fokus liegt klar auf dem illegalen Hundehandel, insbesondere bei Welpen. Die Ergebnisse wurden im Bericht „Auswertung Illegaler Heimtierhandel 2024“ veröffentlicht und zeigen ein wachsendes Problem. PETBOOK fasst die besorgniserregenden Zahlen zum illegalen Welpenhandel zusammen.
Viele Tiere sind krank oder sterben kurz nach dem Kauf
Der illegale Heimtierhandel ist kein neues Phänomen, aber eines, das sich dynamisch weiterentwickelt. Besonders betroffen: Hundewelpen aus Osteuropa, die meist unter tierschutzwidrigen Bedingungen gezüchtet, zu früh von ihren Müttern getrennt und ohne ausreichenden Impfschutz nach Deutschland transportiert werden. Sie landen über Kleinanzeigenplattformen wie eBay Kleinanzeigen direkt bei ahnungslosen Käuferinnen und Käufern – oft mit dramatischen Folgen. Viele dieser Tiere sind krank, leiden unter Parasiten, Infektionen wie Parvovirose oder Staupe, oder sterben kurz nach dem Kauf.
Das Leid betrifft aber nicht nur die Tiere: Auch die neuen Halter sind oft mit hohen Tierarztkosten, emotionalem Stress und sogar ansteckenden Krankheiten konfrontiert. Der Deutsche Tierschutzbund dokumentiert seit Jahren solche Fälle. Ziel der aktuellen Auswertung ist es, das Ausmaß der Problematik faktenbasiert aufzuzeigen und politische Maßnahmen anzustoßen.
Insgesamt wurden 289 Fälle dokumentiert
Der Bericht basiert auf der systematischen Auswertung dokumentierter Fälle aus dem Jahr 2023, die dem Deutschen Tierschutzbund im Rahmen des Projekts TSI gemeldet wurden. Erfasst wurden unter anderem: Anzahl der betroffenen Tiere, Herkunftsländer, Transportbedingungen, Vermittlungswege (z. B. Onlineplattformen), Gesundheitszustand der Tiere sowie die Zahl der beteiligten Tierheime. Die Datengrundlage bilden insgesamt:
- 224 dokumentierte Fälle
- mit 991 betroffenen Tieren, von denen
- 5151 Hunde, 66 Katzen und erstmals 410 Tiere anderer Arten sind (darunter Kängurus, Schildkröten oder Papageien).
Erfasst wurden ausschließlich Fälle, bei denen ein begründeter Verdacht oder eine nachgewiesene illegale Herkunft bestand. Eine ethische Prüfung wie in wissenschaftlichen Tierversuchen war hier nicht notwendig, da es sich um tierschutzrechtlich dokumentierte Vorgänge handelt.
Über die Hälfte der Tiere ist krank oder verletzt
Im Jahr 2024 wurden 224 Fälle illegalen Heimtierhandels dokumentiert – ein leichter Rückgang gegenüber 2022 (221 Fälle). Dennoch bleibt das Niveau besorgniserregend hoch. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Über die Hälfte der betroffenen Tiere waren Hunde, fast ausschließlich Welpen.
- Insgesamt wurden 515 Hunde registriert.
- Die Hunderassen, die am häufigsten gehandelt wurden, waren Zwergspitz, Malteser und Französische Bulldogge
- In mehr 80 Prozent der Fälle waren die Tiere krank oder verletzt, viele davon schwer.
- Die häufigsten Diagnosen: Durchfall (70 %), Parasitenbefall oder schwere Missbildungen
- Die Tiere stammten überwiegend aus Rumänien, Bulgarien und der Türkei
Meist werden die Tiere online zum Verkauf angeboten
Ziel der Transporte war in 85 Prozent der Fälle Deutschland. Meist wurden die Tiere hier über Onlineportale verkauft – insbesondere über eBay Kleinanzeigen. „Deutschland spielt seit Jahren beim illegalen Handel mit Heimtieren eine Schlüsselrolle, ist oft Bestimmungsland für die vielen Hundewelpen, aber auch Katzen und exotische Wildtiere, mit denen Händler hier lukrative Geschäfte machen“, erklärt Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund in einer Pressemitteilung vom 16. April 2025.
Besonders besorgniserregend ist zudem, dass 80 Prozent der Welpen jünger als acht Wochen waren – also zu jung für eine legale Einfuhr. In vielen Fällen fehlten Impfausweise oder waren gefälscht. Das ist mit der Hauptgrund, warum viele Welpen den Transport erst gar nicht überleben oder todkrank ankommen und kurz danach sterben. Das Leid für die einzelnen Tiere ist immens, heißt es in der Pressemitteilung vom Deutschen Tierschutzbund. Die Bedingungen, unter denen Vermehrer die Tiere im Ausland züchten, seien katastrophal.

Massives Gesundheitsrisiko – auch für Bevölkerung
Die Zahlen machen deutlich, dass der illegale Welpenhandel ein strukturell etabliertes System ist, das mit hoher krimineller Energie agiert – und dabei Tierleid bewusst in Kauf nimmt. Dass über die Hälfte der Tiere krank oder verletzt ist, zeigt nicht nur die Brutalität der Haltungs- und Transportbedingungen, sondern auch ein massives Gesundheitsrisiko – sowohl für die Tiere als auch für die Bevölkerung. Krankheiten wie Parvovirose oder Staupe können schnell um sich greifen und hohe Kosten in Tierheimen verursachen.
Kaum Konsequenzen für Täter
Die Plattformökonomie begünstigt das Geschäft: Über Kleinanzeigenportale können Händler ihre Tiere anonym und ohne nennenswerte Kontrollen anbieten. Die geringe Verfolgung durch Behörden führt dazu, dass die Täter kaum mit Strafen rechnen müssen. In dem aktuellen Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD zwar, den anonymen Onlinehandel mit Haus- und Heimtieren zu verbieten. „Wenn Verkäufer lediglich einen Namen und eine Anschrift angeben müssten, ist dieses Vorhaben wertlos, da die meisten Plattformen dies ohnehin bereits verlangen“, kritisiert Zeller. Was es braucht, sei ein sicherer Identitätsnachweis, um Verkäufer rückverfolgen zu können. Zudem sollten angebotene Hunde und Katzen mit Mikrochip gekennzeichnet und registriert sein müssen, fordert die Fachreferentin.
Zahlen zum Welpenhandel sind durch hohe Dunkelziffer nicht repräsentativ
Die Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes ist eine fundierte Bestandsaufnahme – jedoch keine wissenschaftliche Studie im engeren Sinne. Die Daten basieren auf dokumentierten Fällen aus dem Netzwerk des Verbands, was eine gewisse Verzerrung bedeutet: Nur entdeckte und gemeldete Fälle konnten einbezogen werden. Die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen.
Zudem basiert die Erfassung auf Eigenangaben der Tierheime und Partner, was trotz hoher Fachlichkeit mögliche Ungenauigkeiten nicht ausschließt. Es handelt sich dennoch um die derzeit umfassendste systematische Auswertung der Zahlen zum illegalen Welpenhandel für Deutschland. Die fehlende Strafverfolgung erschwert zudem die Rückverfolgung der Täter.
Der Bericht ist nicht unabhängig erstellt, sondern vom Tierschutzbund – einer Interessenorganisation – publiziert. Dennoch sind die Daten transparent dargestellt, die Quellen nachvollziehbar, und die methodische Herangehensweise ist offen gelegt. Einschränkungen bestehen primär in der mangelnden Vollständigkeit durch die hohe Dunkelziffer.

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Der illegale Welpenhandel läuft meist online – und auf den ersten Blick wirkt alles seriös. Doch hinter süßen Bildern verbirgt sich oft großes Tierleid. Diese Warnzeichen helfen beim Erkennen dubioser Angebote:
- Zu niedriger Preis für Rassewelpen – meist unter 500 Euro – ist ein Warnsignal.
- Kein persönliches Kennenlernen der Mutterhündin vor Ort möglich? Vorsicht!
- Abgabe unter acht Wochen: Gesetzlich verboten – Welpen müssen mindestens acht Wochen alt sein.
- Kein Impfpass oder nur ein schlecht ausgefüllter, nicht nachvollziehbarer Pass? Finger weg.
- Übergabe auf Parkplätzen oder Raststätten statt Zuhause – typisch für illegalen Handel.
- Verkäufer mit ständig wechselnden Kontaktdaten oder Anzeigen – ein häufiger Trick.
Mehr Tipps haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengestellt: Auf diese 7 Warnzeichen sollten Sie beim Welpenkauf achten.