23. Oktober 2024, 17:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
An der Frage, ob man Hunde sterilisieren oder kastrieren lassen soll, scheiden sich die Geister. Aber geht eigentlich auch Impfen als Verhütungsmethode? Durch Forschung aus Chile schon!
Hunde bleiben ihr Leben lang fruchtbar. Wer ungewollten Nachwuchs vorbeugen möchte, muss den Vierbeiner daher kastrieren oder sterilisieren lassen. Doch streng genommen ist Tierärzten gesetzlich nicht erlaubt, gesunde Organe ohne medizinischen Anlass zu entnehmen. Das gilt auch für Hoden und Gebärmutter. Zudem kann der Eingriff besonders bei Hündinnen nach einer Operation im Bauchraum eine lange Genesungsphase nach sich ziehen. Und doch bleibt bei unkastrierten Tieren immer die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft, Scheinschwangerschaften und Tumoren am Gesäuge. Eine neuartige Impfung, die Hunde für ein Jahr sterilisiert, könnte Eingriffe überflüssig machen und damit eine Revolution in der Tiermedizin sein.
Kastrieren, sterilisieren, impfen?
Bislang gibt es für Hunde drei Methoden, um ungewollte Fortpflanzung zu vermeiden. Das eine ist die Kastration, bei der man die Sexualorgane der Tiere entfernt – bei Hündinnen Gebärmutter und Eierstöcke, bei Rüden die Hoden. Eine andere Möglichkeit ist die Sterilisation. Dies ist meist ein kleinerer Eingriff ist, bei dem nur Ei- und Samenleiter durchtrennt werden. Der Sexualtrieb der Tiere bleibt jedoch erhalten.
Dazu kommt noch die chemische Kastration auf Zeit, bei der Hunden ein Chip eingesetzt wird, der Hormonbildung unterdrückt und den Effekt eines Eingriffs nachstellen soll. Denn gerade bei Rüden, die zu Territorialverhalten neigen, kann eine Verminderung der Sexualhormone zu einer Besserung führen. Allerdings ist die chemische Kastration umstritten (PETBOOK berichtete).
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Die neuartige Impfung könnte nun als vierte Option dazukommen. Sie soll die Hunde für bis zu ein Jahr in einen Zustand der Sterilisation versetzen. Entwickelt wurde sie von Professor Leonardo Saenz und seinem Team an der Universität von Chile. Seit 2009 beschäftigen sich die Forscher bereits damit, wie unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
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Der Immunokastrationsimpfstoff wird unter dem Namen Egalitte verkauft. Nach einer Impfung bilden sich Antikörper, die die Generierung von Sexualhormonen bei Hunden verhindern. Seanz erklärte gegenüber Reuters, dass es sich dabei um Gonadotropin handele, dass blockiert werde und folglich auch keine Sexualhormone mehr freigesetzt würden. „[D]as Tier befindet sich in einem Zustand der Kastration“, erklärte er.
Das Präparat ist bei Rüden und Hündinnen gleichermaßen wirksam und eine Dosis kostet 50.000 Chilenische Pesos, umgerechnet etwa 49 Euro. Wie „Phys.org“ berichtet, ist das Egalitte-Vakzin auch bereits in anderen Ländern patentiert worden, darunter Brasilien, Argentinien, den USA und auch der Europäischen Union. Das heißt also, dass es den Wirkstoff wohl auch schon bald in Deutschland geben wird.
Allerdings sieht Saenz die Anwendung von Egalitte nicht nur auf Tierarztpraxen beschränkt. Denn durch das weniger invasive und relativ kostengünstige Verfahren könne man auch Tiere im größeren Umfang kastrieren. „Eine Injektion ist viel einfacher und man kann eine größere Anzahl von Tieren impfen, wenn man die Vermehrung kontrollieren muss“, sagte er Reuters weiter. Das Vakzin könnte also auch einen großen Beitrag im Tierschutz leisten, indem es die unkontrollierte Fortpflanzung von Streunern verhindert und somit Tierleid verringert.