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Unkontrolliertes Urinieren

Symptome und Behandlung von Inkontinenz beim Hund

Inkontinenz Hund
Inkontinenz beim Hund kann sowohl für das Tier als auch für den Halter belastend sein. Foto: Getty Images / Zmaj88
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

26. April 2024, 6:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wenn der Hund auf einmal Tröpfchen verliert oder gar Urinpfützen hinterlässt, ist der Ärger oft groß. Manchmal handelt es sich dabei um einen einmaligen Ausrutscher. Doch häufig steckt auch eine ernsthafte Erkrankung dahinter, durch die der Hund seine Blase nicht mehr kontrollieren kann. Wie man Inkontinenz beim Hund erkennt und behandelt.

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Der Hund steht von seinem Platz auf und unter ihm befindet sich ein kleiner nasser Fleck? Oder Sie bemerken Tröpfchen am Boden? Wenn der Hund immer häufiger Urin verliert, kann es sein, dass er an einer Blasenschwäche leidet. Ein Tierarztbesuch ist dann erforderlich, um eine offizielle Diagnose zu erhalten. Welche Symptome und Ursachen eine Inkontinenz beim Hund mit sich bringt, erklärt PETBOOK.

Symptome bei Inkontinenz

Nicht jeder Hund, der unkontrolliert pinkelt, hat direkt eine Blasenschwäche. Halter sollten daher auch auf andere Symptome achten, die für eine Inkontinenz sprechen könnten.

  • Der Hund muss deutlich häufiger Wasser lassen und trinkt mehr als sonst
  • Unbewusster Urinverlust im Schlaf, beim Treppensteigen oder Husten, Aufstehen oder Ablegen
  • Häufiges Harnpressen, oft mit sichtbaren Schmerzen verbunden
  • Hund fühlt sich sichtlich unwohl, hat Schmerzen oder humpelt sogar

Mögliche Ursachen von plötzlichem Harnverlust beim Hund

Bei der Inkontinenz wird zwischen primärer und sekundärer Inkontinenz unterschieden. Bei der primären Inkontinenz handelt es sich um einen Defekt des Harnröhrenverschlusses. Für die sekundäre Inkontinenz jedoch braucht es zunächst eine Ursache, aus der eine Inkontinenz entsteht.1

Primäre Harninkontinenz

Für die primäre Harninkontinenz kann es verschiedene Ursachen geben. Oft sind alte und kastrierte Hündinnen betroffen. Grund dafür ist der geschwächte Schließmuskel der Blase und ein generell schwaches Bindegewebe. Zu dieser Schwäche kommt es durch die Abnahme des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen im Alter und nach der Kastration. Daher tritt die Blasenschwäche häufiger bei kastrierten Hündinnen als bei kastrierten Rüden auf.

Die Inkontinenz bei Hündinnen wird außerdem durch die weibliche Anatomie begünstigt: Die Harnröhre ist bei Hündinnen kürzer und gerader als bei Rüden. Daher kann der Harn leichter nach außen gelangen.

Eine weitere Ursache für die primäre Inkontinenz ist die Fehlbildung des Harnleiters (Ektopischer Harnleiter). Hier mündet der Harnleiter nicht wie gewöhnlich in die Harnblase, sondern direkt in die Harnröhre. Je nachdem wie tief der Harnleiter in der Harnröhre liegt, wird entweder einer oder sogar beide Schließmuskeln umgangen.2

Sekundäre Harninkontinenz

Zu einer sekundären Harninkontinenz kann es durch verschiedene Krankheiten kommen. Besonders häufig dafür verantwortlich sind:

  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Blasenentzündung (Zystitis)
  • Harnsteine (Urolithiasis)
  • Diabetes
  • Nierenerkrankungen
  • Tumore, die die Nerven schädigen oder direkt die Blase beeinträchtigen
  • Folge von Unfällen: Traumata, Rückenverletzungen, Bandscheibenvorfall
  • Stress
  • Demenz: Alte Tiere verlieren häufig ungewollt Urin. Aufgrund der Demenz bemerken sie ihren Harndrang nicht oder vergessen ihn während des Gassigehens
  • Arthrose: Die allgemeine Schwächung der Muskulatur tritt häufig bei älteren Tieren auf und bedingt eine Blasenschwäche.3

Auch interessant: Nierenversagen beim Hund rechtzeitig erkennen und behandeln

Kann man Inkontinenz beim Hund behandeln?

Für eine Behandlung ist es wichtig, die genaue Ursache der Inkontinenz des Hundes zu kennen. In vielen Fällen kann die Inkontinenz dann erfolgreich behandelt werden.

Hormonelle Schwankungen und Erkrankungen können mithilfe einer Hormontherapie behandelt werden. Hierbei wird das fehlende Hormon durch Präparate ersetzt. Bei der Behandlung mit Östrogen kommt es aber häufig zu Nebenwirkungen. Daher muss jede Behandlung in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen und streng kontrolliert werden.

Im Fall einer Blasenentzündung kann die Einnahme von entzündungshemmenden Mitteln helfen. Wenn die Blasenentzündung bakteriellen Ursprungs ist, kann sie mithilfe eines Antibiotikums bekämpft werden.

Harnsteine können mit einer speziellen Diät behandelt werden, damit sich die Steine wieder auflösen. Wenn dies nicht anschlägt, müssen sie operativ entfernt werden.

Wenn Inkontinenz als eine Folge der Kastration auftritt, kann sie durch Neuraltherapie oder Akupunktur behandelt werden. In einigen Fällen kommen auch Medikamente zum Einsatz. Die Behandlung richtet sich immer nach dem allgemeinen Gesundheitszustand und Alter des Hundes.

Fehlbildungen und Tumore können in der Regel operativ vom Tierarzt entfernt werden. Andere Behandlungsmöglichkeiten für Tumore sind Bestrahlung und Chemotherapie.

Was kann ich als Halter tun?

Um den Hund bestmöglich bei seiner Inkontinenz zu unterstützen, kann man als Halter einiges tun:

  • Die Anzahl der Gassirunden erhöhen, um dem Hund häufiger Möglichkeiten geben, Urin zu lassen
  • Einsatz von Hundewindeln
  • Die Schlafplätze des Hundes mit wasserdichten Unterlagen ausstatten
  • Reinigungsmittel griffbereit haben, um schnellstmöglich das Malheur zu beseitigen

Und das Wichtigste: Bestrafen Sie niemals Ihren Hund für das unbewusste Urinieren. Er macht es nicht mit Absicht und ist höchstwahrscheinlich selbst verunsichert. Schimpfen kann ihn in dieser ohnehin schon unangenehmen Situation weiter stressen. Der entstandene Stress kann dann zu einer Verschlechterung seines Zustands führen

Kann Inkontinenz für den Hund gefährlich werden?

Prinzipiell ist eine Blasenschwäche für den Hund nicht gefährlich. Dennoch ist sie für den Vierbeiner und auch für seinen Halter unangenehm und störend. Je nach Symptomatik kann auch eine schwerere Erkrankung, etwa ein Blasentumor, hinter der Inkontinenz stecken. Daher ist eine gründliche Abklärung beim Tierarzt wichtig.

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Welche Hunde sind besonders anfällig?

Inkontinenz kann prinzipiell alle Hunde betreffen. Egal, welche Rasse, welches Geschlecht oder wie alt das Tier ist. Dennoch sind einige Rassen stärker betroffen als andere. Anfälliger für eine Harninkontinenz gelten Boxer, Dalmatiner, Rottweiler, Weimeraner und Deutscher Schäferhund.

Boxer, Golden Retriever, Labrador Retriever, Terrier und Pudel leiden zudem häufiger an einem ektopischen Harnleiter.

Quellen

  1. doktorbark.de, „Inkontinenz, besonders bei der Hündin ein Problem“ (aufgerufen am 26.04.2024) ↩︎
  2. tierklinik-bielefeld.de, „Ekopter Urether – Fehlbildung der Harnleiter“ (aufgerufen am 26.04.2024) ↩︎
  3. derhund.de, „Inkontinenz bei Hunden – Ursachen und Behandlung“ (aufgerufen am 26.04.2024) ↩︎
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