17. September 2024, 18:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Beim Wort „Kreuzbandriss“ dürften die meisten an Profifußballer denken und die Folgen, die diese Verletzung für die restliche Karriere dieser Person mit sich bringen dürfte. Doch auch Hunde können sich einen Kreuzbandriss zuziehen, der für die Tiere im Zweifelsfall ein einschneidendes Erlebnis sein kann.
Das Kreuzband (Ligamentum cruciatum) befindet sich im Kniegelenk und sorgt dort für Stabilität. Allerdings kann dieses Band reißen. In diesem Fall spricht man dann von einem Kreuzbandriss oder auch einer Kreuzbandruptur. Davon können nicht nur Menschen betroffen sein, sondern auch Hunde. Der Kreuzbandriss gehört sogar zu den häufigsten Verletzungen, die sich Hunde zuziehen können.
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Übergewicht als Risikofaktor für einen Kreuzbandriss
„Der Riss des vorderen Kreuzbandes wird durch verschiedene Faktoren verursacht“, erklärt Tierarzt Dr. Marco Antonio Fragoso im Gespräch mit PETBOOK. „Größtenteils aber durch eine chronische Degeneration des Bandes, die bei einigen ‚schweren‘ Rassen genetisch bedingt ist. Dazu gehören beispielsweise Labrador, Golden Retriever, Rottweiler oder Deutscher Schäferhund“. Ebenso anfällig für einen Kreuzbandriss seien aber auch übergewichtige Hunde, die einen sehr aktiven Lebensstil führen, weiß der Tiermediziner.
Ursachen für einen Kreuzbandriss
Allerdings kann es auch durch andere Ursachen beim Hund zu einem Kreuzbandriss kommen. Beispielsweise durch plötzliche Drehbewegungen oder Überlastungen des Kniegelenks, etwa beim Spielen, Rennen oder Springen.
„Ein Kreuzbandriss kann aber auch durch ein Trauma der Beine ausgelöst werden. Die Symptome treten an den Hinterbeinen auf, ein- oder beidseitig, und sind gekennzeichnet durch plötzliches Humpeln oder Lahmheit.“ Hinzukomme hier oft, dass sich der Hund weigere, das betroffene Bein zu nutzen und eine Schonhaltung einnehme, so Fragoso weiter.
Kreuzbandriss beim Hund oft ein schleichender Prozess
Weitere Symptome, die Halter aufhorchen lassen sollten, sind Steifheit im Knie oder Unfähigkeit, das Bein zu strecken sowie Schmerzen. Häufig sei ein Kreuzbandriss beim Hund eher ein schleichender Prozess, als ein plötzlich auftretendes Phänomen. Daher würden die ersten Anzeichen und Symptome oft auch von den Haltern übersehen.
„Die Diagnose beginnt mit einer klinischen Untersuchung, bei der der Tierarzt mithilfe einer orthopädischen Untersuchung den Ort des Schmerzes bestimmt“, erklärt Tierarzt Dr. Marco Fragoso. Der wichtigste klinische Test zur Diagnose einer VKB-Ruptur sei der sogenannte „Schubladentest“. Dabei beurteilt der Tierarzt die Stabilität des Knies und stellt den klinischen Grad der Ruptur fest. Zudem tastet er den Bereich ab, um festzustellen, ob er geschwollen ist.
„Um die Diagnose zu bestätigen, müssen allerdings Röntgenaufnahmen gemacht werden. Dabei muss der Patient sediert werden“, beschreibt der Veterinär das Vorgehen.
In manchen Fällen kann gutes Gewichtsmanagement eine Alternative zur Operation sein
Einige Veterinäre führen in dieser Phase auch eine gründlichere klinische Untersuchung des Knies durch. „Sobald die Diagnose gestellt ist, schlagen die Tierärzte je nach Schwere der Verletzung verschiedene Möglichkeiten vor“, erklärt Dr. Fragoso. „Wenn die Verletzung nicht schwerwiegend ist, kann sie durch Gewichtsreduzierung und Einschränkung der Aktivität, mit Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Medikamenten sowie Physiotherapie oder anderen orthopädischen Hilfsmitteln behandelt werden.“
Allerdings gebe es keine 100-prozentige Gewissheit, dass sich der betroffene Hund vollständig erholt, da es sich bei einem Kreuzbandriss in der Regel um eine chronisch fortschreitende Erkrankung handelt. Daher müsse geprüft werden, ob eine Operation infrage komme oder nicht, sagt Dr. Fragoso. Die sei zwar recht teuer, aber gewährleiste in der Regel eine langfristige Genesung. Zudem sei sie für alle Patienten unabhängig von Rasse und Gewicht geeignet.
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„Die Genesung ist langwierig und schmerzhaft“
Hier könnten durchaus hohe Kosten auf die Halter zukommen, räumt der Veterinär ganz offen ein. So habe sein eigener Hund erst kürzlich eine solche Operation benötigt, die ihn 2.400 Euro zuzüglich der Röntgenaufnahmen und der Nachuntersuchungen beim Tierarzt gekostet habe.
„Die Genesung ist langwierig und schmerzhaft“, weist der Tierarzt hin. Diese könne durchaus acht bis zwölf Wochen andauern. Dabei sei es enorm wichtig, das Tier möglichst stillzuhalten. „Während der Genesungsphase sollten die Hunde streng überwacht werden und mindestens vier Wochen lang jegliche körperliche Aktivität vermeiden – außer dem Toilettengang natürlich.“ Erst danach könne langsam wieder mit dem Laufen begonnen werden.
„Da die Wunde recht groß ist, sollte auch diese kontrolliert werden, um Infektionen zu vermeiden. Es dauert etwa sechs Monate, bis die Wunde vollständig verheilt ist, aber danach kann der Hund wieder ein normales Leben führen.“ Allerdings sei es wichtig, eine gesunde Ernährung beizubehalten, um Übergewicht zu vermeiden oder besonders bei prädisponierten Rassen Arthritis vorzubeugen, sagt Dr. Fragoso abschließend.