16. Juni 2024, 8:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Oft hört man sie schon von Weitem. Mit grunzenden Geräuschen oder starkem Hecheln kündigen sich kurzköpfige Rassen wie Mops, Französische Bulldogge oder der Boston Terrier an. Das Atmen fällt diesen Hunden oft schwer, bei hohen Temperaturen verstärkt sich das Problem. Doch das ist nicht das einzige Leiden der Tiere. Zum Glück können Halter einiges tun, um das Leben von Mops und Co. zu erleichtern.
Kurzköpfige Hunderassen wie der Mops wurden in den letzten Jahren immer beliebter, doch die Tiere haben mit etlichen Leiden zu kämpfen. Leider ist das vielen Haltern nicht bewusst. Oder sie glauben, ihr Tier sei nicht betroffen. Oft zeigen sich die Schäden erst in ein paar Jahren. Doch bis dahin leiden die Tiere meist schon erheblich. Dabei gibt es einiges, was Halter tun können, um das Leben von kurzköpfigen Hunden wie dem Mops zu erleichtern.
Dass man diese Hunde nicht kaufen und züchten sollte, wissen inzwischen viele Menschen. Doch was ist mit denen, die es schon zuhauf gibt? Wie kann man ihnen das Leben erleichtern? Zwei Expertinnen geben Tipps.
Der Preis für das süße Aussehen ist hoch
Die Französische Bulldogge – liebevoll auch Frenchie genannt – ist eine der beliebtesten Hunderassen Deutschlands. Ihr Gesicht wirkt durch die kurze Nase, die hervorstehenden Augen und den runden Kopf besonders niedlich. Doch ihr Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken, denn der Preis für das süße Aussehen ist hoch: Nasengänge und Rachen in ihrem deformierten Kopf sind verengt, die Nasenmuscheln falsch gewachsen, das Gaumensegel ist zu lang, das Atmen wird für sie zum Kraftakt. Manche können nur noch im Sitzen oder mit einem Gegenstand im Maul schlafen, was viele Besitzer auch noch besonders niedlich finden.
An lange Spaziergänge oder ausgelassenes Toben mit Artgenossen ist nicht zu denken, schon nach einer kurzen Anstrengung müssen sie sich lange ausruhen.
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Hitze kann zur tödlichen Falle werden
Eine der wichtigsten Dinge, um das Leben von Mops und Frenchie zu erleichtern, ist, bei Hitze gut auf sie aufpassen, rät Tierärztin Jessica Delfs von der Tierklinik in Hofheim. „Wir haben im Sommer viele kurznasige Patienten, die mit einem Hitzeschock eingeliefert werden“, sagt die Spezialistin für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen bei Kleintieren. In den schlimmsten Fällen sind die Tiere nicht mehr zu retten.
Warum ist das so? Alle Hunde besitzen lediglich wenige Schweißdrüsen an den Pfoten und regulieren die Körpertemperatur vor allem über die Nase. Beim Hecheln wird durch die in die Nase einströmende Luft sowie durch ein Sekret Verdunstungskälte erzeugt, die erwärmte Luft wird durch das Maul wieder ausgeatmet. Bei den sogenannten brachycephalen, also kurzköpfigen Rassen funktioniere dieses System jedoch unter anderem wegen der engen Nasenlöcher und der kurzen Nase kaum, sagt die Veterinärin.
Kühle Fliesen, erfrischender Pool
Um dem Mops sein Leben im Sommer zu erleichtern, sollte man einige Dinge beachten. „Prinzipiell sollte man längere Gassirunden auf die frühen Morgen- oder Abendstunden verlegen, wenn es weniger heiß ist“, empfiehlt Nadia Wattad vom Deutschen Tierschutzbund. Ein Hundepool kann für Abkühlung sorgen, viele Tiere legen sich zur Abkühlung im Hause gerne auf kühle Fliesen. Auch Kühlmatten sind geeignet.
„Kühle schaffen, wo es nur geht“, lautet der Tipp von Jessica Delfs. Es gebe auch Kühlwesten für Hunde. Zum Urlaub in heiße Regionen etwa in Südeuropa sollten Möpse, Französische Bulldoggen, Boxer und Co nicht mitgenommen werden.
Beim Spaziergang aufmerksam beobachten
Hechelt der kurznasige Hund beim Spaziergang stark, sollte sofort eine Pause im Schatten eingelegt werden. Im schlimmsten Fall könnte das Tier kollabieren. Torkeln, stark gerötete, sehr blasse oder blaue Schleimhäute, eine pumpende Atmung, verlangsamte Reaktionen und apathisches Verhalten sind deutliche Warnsignale, dass ein Kreislaufkollaps droht.
„Manche kippen einfach um“, sagt Delfs. Als Erste Hilfe sollte das Tier gekühlt werden, etwa mit Wasser oder Kühlpads. Dann sollte es so schnell wie möglich zum Tierarzt gebracht werden.
Schlanke Hunde atmen besser
Die Probleme mit der Atmung ist den Tieren meist deutlich anzuhören. Manche Besitzer müssen abends den Fernseher lauter machen, weil ihr Hund so laut atmet. Manche wundern sich, warum ihr Vierbeiner nur noch im Sitzen schläft. Der Grund: Im Liegen würde er keine Luft mehr bekommen.
Übergewicht verstärkt das Leiden der Tiere vor allem im Sommer noch. „Moppelig sein reicht schon aus, bereits das verschlechtert die Atmung“, berichtet Jessica Delfs. Die Tiere sollten deshalb unbedingt schlank sein. Wer seinem Mops das Leben also erleichtern möchte, sollte auf das Gewicht seines Hundes achten.
Letzter Ausweg OP
Leiden die Hunde sehr, sollte über eine Operation nachgedacht werden – manche können davon enorm profitieren. Die Korrektur von Nasenlöchern oder die Kürzung der Gaumensegel gehören bei den HNO-Spezialisten mittlerweile zu den Standardoperationen, sie können schon bei jungen Hunden durchgeführt werden. Eine Erfolgsgarantie besteht zwar nicht, doch laut Auskunft der Tierärztin geht es fast allen Patienten anschließend besser. Manche seien nach der OP sogar „wie ein neuer Hund.“
Tiere mit sechs Monaten untersuchen lassen
Die Atmung ist nicht die einzige Einschränkung, die diese kurznasigen Rassen haben. Besonders tückisch: Welpen sind meist bis zum Alter von sechs Monaten symptomfrei. Tierärztin Delfs rät deshalb, ein kurznasiges Tier bereits im Alter von einem halben Jahr von einem Veterinär untersuchen zu lassen, am besten von einem HNO-Spezialisten.
Die Liste der möglichen Beeinträchtigungen ist lang und reicht von Augenproblemen über Unterbiss bis zu Veränderungen an der Wirbelsäule. Zudem werden durch die ständige Atemnot andere Organe in Mitleidenschaft gezogen.
So muss das Herz mehr leisten, auch pressen die Tiere mit dem Bauch, um möglichst viel Sauerstoff bekommen zu können, das führt zu Magenproblemen. Bei einigen Hunden schlägt ihr langes Gaumensegel den etwa beim Spielen entstandenen Schaum im Maul zu Schleim, die Tiere können diesen nicht schlucken und erbrechen. Durch den dadurch entstehenden Unterdruck kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen.
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Fazit
Wer seinem Mops oder Frenchie das Leben erleichtern will, kann einiges tun. Vor allem bei Hitze sollte man kurzköpfige Rassen immer im Auge behalten und dafür sorgen, dass sie sich nicht überanstrengen und genügend Abkühlung erhalten.
Früher oder später kommt man um die ein oder andere medizinische Behandlung aber oft nicht herum. Besonders tückisch ist, dass viele Tierkrankenversicherungen die Kosten für Eingriffe, die durch rassespezifische Probleme entstehen, oft nicht übernehmen oder sehr hohe Gebühren verlangen.
Mit Material der dpa