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Oft mit Allergie verwechselt

Milben beim Hund erkennen und behandeln

Hund sitzt auf Wiese und kratzt sich mit Hinterpfote
Kratzt sich der Hund, haben viele eine Futtermittelallergie oder Flöhe in Verdacht. Es könnten aber auch Milben sein. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

4. August 2024, 15:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kratzt sich der Hund, denken viele zunächst an eine Allergie oder Flöhe. Aber auch ein Milbenbefall kann zu heftigem Juckreiz, Haarausfall und sogar schwerwiegenden Hautsymptomen führen. PETBOOK sprach mit einer Tierärztin darüber, wie man die lästigen Parasiten erkennt und wieder loswird.

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Genau wie Flöhe oder Zecken gehören Milben beim Hund zu den sogenannten Ektoparasiten. Sie leben auf oder in der Haut der Tiere und ernähren sich von Hautmaterial und Gewebsflüssigkeit. Die Folgen sind Juckreiz und Haarausfall. Es gibt aber auch Milben, deren Befall im schlimmsten Fall tödlich für den Hund enden kann, und manche Arten gehen sogar auf Menschen über. PETBOOK sprach mit Tierärztin Dr. Vanessa Herder über die lästigen Hautbewohner.

Welche Milben gibt es beim Hund?

In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von Milbenarten, die den Hund befallen. „Beim Hund spielen die Milben Sarcoptes scabiei, Otodectes cynotis, Demodex canis und Cheyletiella spp. die größte Rolle“, erklärt Dr. Vanessa Herder. Im Folgenden stellen wir die Arten genauer vor:

Grabmilbe (Sarcoptes scabiei)

Grabmilben oder Sarcoptes-Milben sind den wenigsten ein Begriff. Dafür ist die Krankheit, die sie auslösen, umso bekannter: die Räude. Die mikroskopisch kleinen Milben graben bis zu einem Zentimeter tiefe Gänge in die Haut des Hundes, um dort ihre Eier abzulegen. Dies führt zu massivem Juckreiz. Durch Aufkratzen können sich die Stellen entzünden, die Tiere verlieren ihr Fell und die Haut wird gerötet, verkrustet und schuppig. Unbehandelt kann Räude sogar zum Tod führen.1

Räude ist hochansteckend, und die Grabmilben können auch auf den Menschen übergehen. Dies geschieht entweder über direkten Kontakt oder kontaminierte Gegenstände wie das Hundekörbchen.

Computerillustration einer Milbe Sarcoptes scabiei auf menschlicher Haus
Eine der gefährlichsten Milben bei Hunden ist Sarcoptes scabiei. Der mikroskopisch kleine Parasit löst die hochansteckende Räude aus. Foto: Getty Images

Ohrmilben (Otodectes cynotis) (Parasitenportal)

Ohrmilben leben in der Ohrmuschel sowie dem äußeren Gehörgang von Tieren. Sie ernähren sich dort von Ohrenschmalz und Hautschuppen. Die Milben selbst, vor allem aber auch ihre Hinterlassenschaften, führen oft zu Entzündungen und Juckreiz. Zwar sind Katzen in der Regel häufiger von Ohrmilben betroffen, aber auch Hunde können sich infizieren. 2

Haarbalgmilben (Demodex canis) (BFT)

Haarbalgmilben sind natürliche Hautbewohner, die es übrigens auch bei Menschen gibt. Demodex canis hat sich – wie der Name bereits sagt – auf das Leben in den Haarfollikeln unserer Hunde spezialisiert. Die Milben haben eine zigarrenförmige Gestalt mit acht Stummelbeinen – die perfekte Form, um in den schmalen Haarfollikeln zu sitzen. Dort verursachen sie in der Regel keine Probleme. Nur wenn sie sich übermäßig vermehren, kommt es zur Hauterkrankung, die auch als Demodikose bezeichnet wird. 3

Pelzmilben bei Hunden (Cheyletiella blakei)

Pelzmilben leben im Fell von Säugetieren wie Hunden, Katzen oder auch Kaninchen. Sogar auf den Menschen können sich die nur wenige Millimeter kleinen Parasiten vorübergehend ansiedeln. Sie ernähren sich von Hautmaterial und Gewebsflüssigkeit und lösen Hautentzündungen sowie Juckreiz aus. Beim Hund sind vor allem Rücken, Kruppe und Kopf betroffen.2

Symptome beim Milbenbefall

Eines der Hauptsymptome beim Milbenbefall ist Juckreiz. Je nach Milbenart und Immunstatus des Hundes können Milben leichte oder schwere Hauterkrankungen beim Hund verursachen, wie Dr. Herder informiert. In ausgeprägten Fällen könne es auch zu vollständigem Haarverlust mit Krusten und Blutungen kommen.

Jede Milbenart hat ein bestimmtes Verteilungsmuster auf der Haut, was bei der Diagnostik helfen könne, sagt Herder. Allerdings halten die meisten Hundehalter die Symptome zunächst für eine allergische Reaktion. Zudem sind nicht alle Milbenarten mit dem bloßen Auge erkennbar, weshalb man Juckreiz, Hautausschlag und Haarausfall beim Hund immer auch beim Tierarzt untersuchen lassen sollte.

Milbenbefall erkennen

Manche Milben lassen sich einfach erkennen, weil sie entweder mit dem bloßen Auge sichtbar sind oder zu typischen Beschwerden führen. Ohrmilben etwa erkennt man bereits an ihren Ausscheidungen, die sich im Gehörgang ablagern und daran, dass Hunde oft den Kopf schütteln und sich mit den Hinterpfoten die Ohren kratzen.

Grabmilben hingegen sind mikroskopisch klein. Daher entnehmen Tierärzte zur Diagnostik eine Hautprobe (Hautgeschabsel) oder ein Tesafilm-Präparat aus einem betroffenen Bereich und betrachten diese unter dem Mikroskop, wie Dr. Herder erklärt. Ohne diese Diagnostik könne man eine allergische Hautreaktion von einem Milbenbefall sonst nicht sicher unterscheiden. „Daher empfiehlt es sich, dies mit dem Haustierarzt zu besprechen.“

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Milben beim Hund behandeln

Gegen Milben gibt es Präparate mit spezifischen Wirkstoffen in Form von Spot Ons, Sprays, Shampoos oder Salben. Meist verschreiben die Tierärzte auch ein Mittel gegen den Juckreiz. Ist die Haut zusätzlich mit Pilzen oder Bakterien infiziert, müssen auch diese mit Medikamenten behandelt werden. 4

Leider werden auch immer wieder Hausmittel wie Öle oder Zitrone gegen Milben beim Hund empfohlen. Für deren Wirkung gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege. Da manche Milbenarten auch auf Menschen übergehen können, sollte man hier keine Experimente wagen und bei Verdacht einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann auch vorbeugend etwas verschreiben. Denn viele Präparate, die vor Ektoparasiten wie Zecken und Flöhen schützen, bieten auch einen Schutz vor Milben.

Quellen

  1. tierauffangstation.de, „Räude“ (aufgerufen am 02.08.2024) ↩︎
  2. parasitenportal.de, „Milben beim Hund: Alles, was Sie wissen müssen“ (aufgerufen am 02.08.2024) ↩︎
  3. bft-online.de, „Hauterkrankungen bei Hund und Katze durch Milbenbefall“ (aufgerufen am 02.08.2024) ↩︎
  4. esccap.de, „Milben beim Hund – was TierhalterInnen wissen sollten“ (aufgerufen am 02.08.2024) ↩︎
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