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Niereninsuffizienz

Nierenversagen beim Hund rechtzeitig erkennen und behandeln

Niereninsuffizienz ist eine ernste Erkrankung, die Hunde jeden Alters betreffen kann. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Lebensqualität des Hundes zu erhalten.
Niereninsuffizienz ist eine ernste Erkrankung, die Hunde jeden Alters betreffen kann. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Lebensqualität des Hundes zu erhalten. Foto: Getty Images / Supitnan Pimpisarn
Dennis Agyemang
Redakteur

11. April 2024, 13:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Niereninsuffizienz beziehungsweise Nierenversagen ist sowohl beim Menschen als auch beim Hund ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem, das im Zweifelsfall tödlich enden kann. Daher ist es wichtig, Nierenprobleme so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Worauf Halter dabei achten sollten, erklären zwei Tiermediziner.

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Niereninsuffizienz beziehungsweise Nierenversagen gibt es nicht nur bei Menschen, sondern auch bei unseren Haustieren. Daher können auch Hunde davon betroffen sein. Die Niere, von der die bei Säugetiere paarig angeordnet ist, hat die Aufgabe Gift- und Schadstoffe aus dem Körper zu filtern. Wenn die Nieren nicht richtig arbeiten, spricht man von Niereninsuffizienz. Dabei vergiftet sich dann der Körper langsam selbst mit den Abfallprodukten des Stoffwechsels, was – wenn es schlussendlich zu Nierenversagen kommt – tödlich enden kann.

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Zu Niereninsuffizienz kann Hund in jedem Alter betreffen

Von Niereninsuffizienz können Hunde jeden Alters betroffen sein, wobei die Wahrscheinlichkeit bei Hunden, daran zu erkranken, im Alter steigt. „Das Besondere an Nieren-Erkrankungen ist, dass die Niere ein sehr zentrales Organ im Körper darstellt, was auf viele andere Organe einen wichtigen Einfluss hat“, erklärt Tiermedizinerin Dr. Vanessa Herder im Gespräch mit PETBOOK.

„Kommt es zu einer Nieren-Erkrankung, kann manchmal die Nieren-Erkrankung im Vordergrund stehen. Es kann allerdings auch so sein, dass andere Organe zuerst schwerwiegende Symptome zeigen.“ Das führe dazu, dass Rückschlüsse auf die Nieren-Erkrankung nicht immer einfach seien. Deswegen gebe es auch ein besonderes Sprichwort in der Tiermedizin, so die Tierärztin: „Die dümmste Niere ist immer noch schlauer als der klügste Therapeut.“

Symptome können plötzlich auftreten

Weil die Niere in so viele Prozesse des Körpers eingebunden ist, seien die Krankheitsanzeichen sehr vielfältig, erklärt Dr. Herder weiter. „Von Bluthochdruck über Lungen-, Gehirn- und Augenerkrankungen mit Sehstörungen ist die Vielfalt der Erkrankungen sehr groß.“ Weil die Niere auch Hormone produziere, wie das Erythropoietin (bekannt aus dem Doping-Sport), was zur Blutbildung beiträgt, könnten Nierenschäden auch zu einer Blutarmut führen.

Die Symptome könnten plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln und reichen von vermehrtem Trinken und Harnabsatz über Appetitlosigkeit bis hin zu Übelkeit und Gewichtsverlust. Wobei die Ursachen ebenso vielfältig seien und von Giftstoffen bis zu genetischen Faktoren reichten. Daher sei eine frühzeitige Diagnose durch den Tierarzt entscheidend, um den Verlauf der Krankheit zu beeinflussen, erklärt Veterinär Dr. Marco Antonio Fragoso gegenüber PETBOOK

Es gibt zwei Arten der Niereninsuffizienz

Um das Phänomen Nierenversagen besser zu verstehen, macht es Sinn, sich mit den zwei verschiedenen Arten der Nierenschwäche zu beschäftigen. Es gibt nämlich zwei Fälle der Niereninsuffizienz: die akute und die chronische. Beide können im Zweifelsfall zu Nierenversagen führen.

Akute Niereninsuffizienz

Eine akute Niereninsuffizienz meint den raschen Verlust der Nierenfunktion. Diese kann unterschiedlich stark ausfallen, nur vorübergehend andauern und führt daher nicht immer zwangsläufig zu Nierenversagen.

Ausgelöst werden kann eine akute Niereninsuffizienz durch unterschiedliche Dinge wie eine Vergiftung beispielsweise durch die Aufnahme von Trauben, Rosinen oder Frostschutzmittel. Weitere Auslöser hierfür können Harnsteine oder Infektionen wie Leptospirose oder Staupe sein, erklärt Dr. Fragoso.

Aber auch Medikamente können zu einer Vergiftung führen, mahnt Dr. Herder: „Die unbeabsichtigte Aufnahme von Schmerztabletten, die eigentlich für den Tierhalter bestimmt sind, kann bei Hund und Katze zu schwerwiegenden Nierenschäden führen, zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen.“

Allerdings könne eine akute Niereninsuffizienz durchaus in eine Chronische übergehen, wenn die entsprechende Ursache nicht behoben werde, weiß die Expertin. Daher sollten Halter bei einem Vergiftungsverdacht sofort einen Tierarzt aufsuchen. Schnelles Handeln kann hier im Zweifelsfall nicht nur Leben retten, sondern auch dafür sorgen, dass die gesundheitlichen Folgen möglichst gering bleiben.

Das sind die häufigsten Symptome bei akuter Niereninsuffizienz

Die Anzeichen von akuter Niereninsuffizienz beim Hund können variieren, sagt Dr. Fragoso. Einige der häufigsten Symptome hierbei sind:

  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Apathie / Antriebslosigkeit
  • Zuckungen / Krämpfe
  • Veränderungen des Harnabsatzes: Der Hund uriniert wenig bis gar nicht oder plötzlich sehr viel.
  • Durchfall

Chronische Niereninsuffizienz

Da die Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) bei Hunden sehr variieren können und oft von den Haltern nicht mit einer Nierenproblematik verbunden werden, werden sie oft erst spät entdeckt. Eine chronische Niereninsuffizienz kann sich, je nach Stadium, durch folgende Symptome bemerkbar machen:

  • vermehrtes Trinken und gesteigerter Harnabsatz (Polydipsie und Polyurie), nächtliche Stubenunreinheit
  • Übelkeit, Erbrechen 
  • Fressunlust, Abmagerung
  • Müdigkeit, blasse Schleimhäute (z. B. im Maul)
  • stumpfes Fell
  • Mundgeruch, Zahnfleischveränderungen
  • braune, schleimige Beläge auf den Zähnen
  • in weit fortgeschrittenen Stadium Benommenheit, Zittern, epileptische Anfälle

Auslöser können angeborene oder im Laufe des Lebens entwickelte Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes oder Nierenentzündungen sein. Es gibt aber auch Hunde mit genetischer Vorbelastung wie Berner Sennenhunde, English Cocker Spaniel, Bullterrier oder Deutsche Schäferhunde, die daher häufiger an Niereninsuffizienz erkranken. Halter sollten zudem auch auf mögliche Wasseransammlungen in der Unterhaut achten, sowie auf die Farbe des Urins. Diese könne nämlich Hinweise auf Erkrankungen der Niere geben, erklärt Herder.

„Kommt es zu schwerwiegenden Muskelschäden, können Nierenveränderungen hervorgerufen werden, die zu braunem Urin führen und das Myoglobin aus der geschädigten Muskulatur verstopft die Nieren, was zu Nierenversagen führen kann.“

Diagnose und Behandlung

Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung benötigt der Tierarzt für die Diagnose eine Blut- und eine Harnprobe. Bei akuter Niereninsuffizienz oder gar Nierenversagen erhält der Vierbeiner in der Regel eine Infusion. Dabei wird der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen, um den Zustand des Hundes zu stabilisieren und um Schlimmeres zu verhindern. Je nach Fall werden eventuell Medikamente zur Anregung der Nierenfunktion gegeben oder auch eine Dialysetherapie („Blutwäsche“) eingeleitet. Neben der medikamentösen Behandlung spielt eine nierenschonende Ernährung eine wichtige Rolle, um die Gesundheit des Vierbeiners zu unterstützen.

Hinzukommt eine regelmäßige medizinische Überwachung durch den Tierarzt, um dem Hund ein möglichst langes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Bei der Gabe von Medikamenten sollte unbedingt vermieden werden, dass diese die Niere zusätzlich belasten.

Kann man der Niereninsuffizienz beim Hund vorbeugen?

Wie bei den meisten Erkrankungen, die ein Lebewesen im Laufe des Lebens ereilen können, ist es nicht möglich eine Niereninsuffizienz zu verhindern. Dennoch empfiehlt Dr. Marco Antonio Fragoso regelmäßige Check-Ups beim Tierarzt – gerade bei älteren Hunden.

„Es gibt keine spezifischen Symptome für Nierenversagen, da es sich um eine fortschreitende Erkrankung handelt, können die Symptome jede andere Erkrankung imitieren. Ich würde aber immer empfehlen, bei unspezifischen Symptomen, die länger als 3 Tage anhalten, eine Blut- und Urinuntersuchung durchführen zu lassen, um Informationen über die Nierenfunktion zu erhalten.“

Bei individueller Behandlung und angepasster Ernährung kann ein Hund mit chronischer Niereninsuffizienz durchaus eine gute Lebensqualität erreichen. Mit Blick auf die Lebenserwartung, sagt Dr. Fragoso: „Der Schlüssel zur Behandlung ist hier eine frühzeitige Diagnose.“

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Quellen

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