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Studie zeigt

Neigen Rassehunde doch zu weniger Krankheiten als bisher angenommen?

Ein Beagle sitzt unter einem gelbblätterigen Baum
Rassehunde gelten als anfälliger für bestimmte Krankheiten, aber stimmt das eigentlich? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

2. Mai 2024, 17:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Hunde können im Laufe ihres Lebens an vielen verschiedenen Erkrankungen leiden. Bei manchen Rassehunden gibt es auch die Tendenz zu erblichen Krankheiten. Eine große angelegte Studie zeigt auf, welche Erkrankungen Rassehunde am häufigsten bekommen und ob Mischlinge eigentlich gesünder sind.

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Rassebedingte Erkrankungen bei Hunden gelten als durch die vermehrte Zucht bedingt. So wird bei Schäferhunden und anderen großen Hunden häufig gesagt, diese würden im fortschreitenden Alter zu Hüfterkrankungen neigen. Andere Tiere haben vererbbare Herz- oder Atemprobleme. Doch stimmen die Annahmen darüber tatsächlich, dass Rassehunde generell zu mehr Krankheiten neigen? Neueste Erkenntnisse aus einer der größten Hundegesundheitsdatenbanken besagen auf den ersten Blick etwas anderes.

Sind Rassehunde gesünder als bisher angenommen?

Die weltweit größte Initiative für Hundegesundheit, das „Dog Aging Project“ aus den USA, liefert immer wieder spannende Erkenntnisse über den besten Freund des Menschen. Zuletzt konnten Forscher anhand der Daten von über 20.000 Hunden zeigen, was die Tiere wirklich lange gesund hält (PETBOOK berichtete) und wie wichtig Freundschaften unter Artgenossen für sie sind (PETBOOK berichtete).

Anhand einer neuen Untersuchung konnte eine US-Forschungsgruppe verschiedener Universitäten nun eine weit verbreitete Annahme teils als Vorurteil entlarven. Die Studie erschien im Fachmagazin „Frontiers in Veterinary Science“.

Die Wissenschaftler überprüften ausgefüllte Fragebögen von 27.541 Hundebesitzern. Zunächst identifizierten sie die 25 beliebtesten Hunderassen aus den Datensätzen. Dabei zeigte sich, dass diese Tiere ganze 53 verschiedene Erkrankungen hatten. Die am häufigsten vorkommenden Krankheitsbilder, insbesondere bei Rassehunden, waren dann jedoch ziemlich überraschend.

Die häufigsten Krankheiten bei Rassehunden im Überblick

Die Top Ten der Krankheiten bei Rassehunden sind laut der Studie:

  • Zahnstein oder verhärteter Zahnbelag
  • Bisse anderer Hunde
  • Extrahierte Zähne
  • Giardien
  • Osteoarthritis
  • Saisonale Allergien
  • Ohrenentzündung
  • Herzgeräusche
  • Gebrochene Zähne
  • Grauer Star

26 Krankheiten bei Mischlingen und Rassehunden gleich häufig

Anschließend überprüfen die Wissenschaftler auch die gemischtrassigen Hunde. Dort zeigte sich ein sehr ähnliches Bild. Die einzigen Unterschiede waren, dass Grauer Star und Herzgeräusche nicht in den Top Ten landeten, sondern durch gebrochene Zehen/Zehennägel und Schokoladenvergiftungen ersetzt wurden.

Daten der 25 beliebtesten Hunderassen, die im Rahmen des „Dog Aging Projects“ untersucht wurden, zeigten, dass Rassehunde andere Krankheiten hatten, als rassebedingt angenommen wurde.1

„Von den 53 Erkrankungen, die die Besitzer angaben, unterschieden sich 26 nicht signifikant zwischen Mischlingen und reinrassigen Hunden“, sagte Dr. Kate Creevy, leitende Tierärztin des „Dog Aging Project“ und Professorin an der VMBS-Abteilung für klinische Kleintierwissenschaften bei „Phys.org“.

„Wir waren überrascht von der Anzahl der Besitzer, die berichteten, dass ihre Hunde von einem anderen Hund gebissen wurden“, sagte Creevy weiter. „Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, was dies bedeutet und welche besonderen Faktoren einen einzelnen Hund gefährden könnten.“

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Daten müssen noch weiter ausgewertet werden

Allerdings bedeuten diese Erkenntnisse nicht, dass die typischen erblich bedingten Krankheiten bei Rassehunden tatsächlich nicht auftreten. Die Auswertung zeigt vielmehr, dass es häufigere, kleinere Erkrankungen gibt, zu denen alle Hunde eher neigen. „Zahnerkrankungen, Allergien und Osteoarthritis gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei allen Hunden“, so Dr. Creevy gegenüber „Phys.org“ weiter.

Besitzer sollten nach Meinung der Expertin gemeinsam mit ihrem Haustierarzt einen Plan für die Zahngesundheit aufstellen. „Regelmäßige Bewegung und die Beibehaltung eines schlanken Körpergewichts können dazu beitragen, die Auswirkungen von Osteoarthritis zu verzögern, zu verhindern oder zu lindern.“ Allerdings gäbe es auch „mehrere bekannte Krankheiten, die häufig bei bestimmten Hunderassen auftreten“, sagt Dr. Kate Creevy. „Dies hat dazu beigetragen, dass sich der Irrglaube verfestigt hat, dass alle reinrassigen Hunde anfälliger für Krankheiten sind, aber das ist nicht der Fall.“

Das „Dog Aging Project“ startete 2018 und wird von der University of Washington sowie der Texas A&M School of Medicine geleitet. Es umfasst mehr als ein Dutzend Institutionen, darunter die Arizona State University. Insgesamt nehmen mehr als 45.000 Hunde an dem Alterungsprojekt teil, das der Erforschung vieler Zusammenhänge in der Hundegesundheit dienen soll.

Quellen

  1. Forsyth, K. K., McCoy, B. M., Schmid, S. M., Promislow, D. E., Snyder-Mackler, N., DAP Consortium, ... & Creevy, K. E. (2023). Lifetime prevalence of owner-reported medical conditions in the 25 most common dog breeds in the Dog Aging Project pack. Frontiers in Veterinary Science, 10, 1140417. ↩︎
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