13. Februar 2024, 16:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ihre Hündin verhält sich auf einmal merkwürdig? Sie sucht verstärkt Ihre Nähe, will durchgehend kuscheln, schleppt vermehrt Gegenstände mit sich herum oder zieht sich ganz zurück? Schnell kann der Verdacht aufkommen, dass sie trächtig sein könnte. Wenn Sie aber sicher sind, dass die Hündin nicht gedeckt worden ist, könnte es sich um eine sogenannte Scheinschwangerschaft handeln. Wie Sie die Symptome erkennen und wie nun am besten vorzugehen ist, erklärt PETBOOK.
Wenn die Hündin auf einmal eine Horde an Kuscheltieren in ihrem Körbchen hortet und jeden anknurrt, der sich ihnen nähert, könnte das ein erstes Indiz für eine Scheinträchtigkeit – auch als Scheinschwangerschaft bekannt – sein. Kommen dann noch weitere Symptome wie Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit und geschwollene Zitzen hinzu, scheint der Fall klar. Doch wie verhält man sich am besten, wenn die Hündin scheinschwanger ist? Und geht das von allein wieder weg oder muss man zum Tierarzt?
Was versteht man unter einer Scheinschwangerschaft?
Wenn eine unkastrierte Hündin sich verhält, als sei sie trächtig oder gar als hätte sie Welpen, bezeichnet man diesen Zustand als Scheinschwangerschaft. Dies kann bei unkastrierten Tieren etwa vier bis neun Wochen nach der Läufigkeit auftreten. Dabei handelt es sich allerdings nicht bloß um Einbildung, sondern tatsächlich um reale Prozesse im Körper der Hündin.
Die Hündin produziert nach ihrer Läufigkeit das Hormon Progesteron. Dieses soll den Körper auf eine bevorstehende Schwangerschaft vorbereiten – auch wenn die Hündin nicht gedeckt worden ist. Nach der Tragezeit des Tieres, die etwa 61 bis 65 Tage beträgt – sinkt der Progesteronspiegel wieder. Der Körper produziert nun verstärkt Prolaktin – ein Hormon, das die Milchproduktion fördert. Je höher der Prolaktinspiegel der Hündin, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie scheinschwanger wird. Denn prinzipiell kann jede Hündin scheinschwanger werden.
Übrigens: Entgegen der gängigen Meinung können auch Hündinnen, die bereits geworfen haben, scheinschwanger werden.
Scheinschwangerschaft als Überlebensstrategie
Die Scheinschwangerschaft bei Hündinnen ist keineswegs etwas Ungewöhnliches, sondern ganz natürlich. Die Ursprünge gehen weit zurück zu ihren Vorfahren, den Wölfen.
Diese lebten in Rudeln, in denen nur die Leitwölfin Junge gebar. Der Zyklus der anderen Wölfinnen passte sich dem der Leitwölfin an, sodass sie nach der Geburt der Welpen ebenfalls Milch produzierten und die Welpen mit aufzogen und ebenfalls säugen konnten. Im Falle des Todes der Leitwölfin wurde so das Überleben der Welpen gesichert. Die Scheinschwangerschaft geht daher auf eine Überlebensstrategie zurück.
Anzeichen und Symptome
Eine mögliche Scheinschwangerschaft kann sich durch verschiedene Verhaltensänderungen der Hündin bemerkbar machen, wie beispielsweise:
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit & Antriebslosigkeit
- Anhänglichkeit
- Nestbauverhalten
- Vermehrtes herumtragen von Gegenständen wie etwa Kuscheltiere
- Aggressivität gegenüber anderen Hunden
Auch äußerlich können sich Veränderungen bemerkbar machen:
- geschwollene Zitzen
- geschwollenes und warmes Gesäuge
- Milchproduktion
- Größerer Bauchumfang
- berührungsempfindlich
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Gemeinsam durch die schwierige Phase
Zunächst einmal: keine Sorge! Eine Scheinschwangerschaft ist keine Krankheit, sondern eine Phase, die je nach Tier zwischen vier bis acht Wochen andauern kann. In dieser können Sie Ihre Hündin unterstützen.
Bei leichten Symptomen ist der beste Tipp: Ablenkung. Beschäftigen Sie Ihren Vierbeiner intensiv und unternehmen Sie gemeinsam ausgedehnte Spaziergänge. Auch intensives Spielen kann helfen.
Allerdings sollte man davon absehen, die Kuscheltiere, die als „Welpen“ behütet werden, als Spielzeug zu nutzen. Das kann Hündinnen mitunter schwer zusetzen, wenn der vermeintliche Nachwuchs von uns Menschen durch die Gegend geschmissen wird. Wenn Ihre Hündin Kuscheltiere in ihrem Körbchen hortet, entfernen sie diese, wenn sie es nicht bemerkt.
Gesäuge kühlen
Achten Sie auch darauf, dass Ihre Hündin ihr Gesäuge nicht leckt. Dadurch wird die Milchproduktion angeregt. Ein Body oder eine Halskrause als Leckschutz können dabei helfen. Wenn das Gesäuge ihrer Hündin geschwollen sein sollte, können kühlende Auflagen Abmilderung verschaffen.
Wickeln Sie dabei einfach ein Kühlpack in ein Handtuch und legen Sie es behutsam auf die Zitzen. Achten Sie dabei darauf, dass das Kühlpack niemals direkt auf der Haut liegt – dies kann zu Erfrierungen führen. Alternativ können auch feuchte Kompressen verwendet werden. Wenn die Hündin unruhig wird oder versucht, die Kühlung loszuwerden, unterbrechen Sie die Anwendung umgehend.
Bei stärkeren Ausprägungen tierärztliche Hilfe aufsuchen
Wenn die Symptome stärker sind und das Verhalten Ihrer Hündin auffälliger wird, sollte besser ein Tierarzt aufgesucht werden. In einigen Fällen ist die Scheinschwangerschaft für das Tier sehr belastend und mit Schmerzen verbunden. Oft hilft dann nur eine medikamentöse Behandlung, beispielsweise mit dem Hormon Gestagen.
In besonders starken Fällen, beispielsweise bei Entzündungen der Milchdrüsen oder einer vereiterten Gebärmutter, kann eine Kastration in Erwägung gezogen werden. Denn wenn eine Hündin einmal scheinschwanger war, ist es gut möglich, dass sie es nach der nächsten Läufigkeit erneut wird. Dies sollte in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen.
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Quellen
- tierklinik-ismaning.de, „Scheinträchtigkeit“ (aufgerufen am 06.02.2024)
- josera.de, „Scheinträchtigkeit“ (aufgerufen am 06.02.2024)