Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Wirbelsäulenerkrankung

Fast jeder Hund betroffen! Spondylose erkennen und behandeln

Spondylose beim Hund
Die Spondylose beim Hund führt zu einer schmerzhaften Verknöcherung der Wirbelsäule. Foto: Getty Images / THEPALMER
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

2. Juni 2024, 8:45 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wenn der Hund Verspannungen im Rückenbereich aufweist, häufiger humpelt und nicht mehr gerne Gassi geht, kann es sein, dass an Spondylose leidet. Diese Erkrankung kann die Lebensqualität erheblich einschränken. PETBOOK erklärt, wie man Symptome der Spondylose erkennt und behandelt.

Artikel teilen

Spondylose deformans, wie es im Medizinbereich heißt, ist eine schmerzhafte Wirbelsäulenerkrankung und kann die Lebensqualität des Hundes je nach Grad der Erkrankung erheblich einschränken. Wie genau die Symptomatik aussieht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie sich der Alltag eines Spondylose-Hundes gestaltet, erklärt PETBOOK.

Was genau ist Spondylose?

Bei der Spondylose handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule. Wie bei Menschen besteht die Wirbelsäule eines Hundes aus Wirbeln, die aneinandergereiht sind. Jeder einzelne Wirbel hat knöcherne Fortsätze, an denen die Bänder die Wirbel zusammenhalten. Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen Bandscheiben, die die Reibung zwischen den Wirbeln verhindern sollen. Durch diesen Aufbau ist die Wirbelsäule sehr beweglich. Wenn ein Hund aber an Spondylose erkrankt, verändert sich das Skelett und die Beweglichkeit wird eingeschränkt.

Die Wirbelsäule des Hundes ist tagtäglich Belastungen im Alltag ausgesetzt. Diese Belastungen und auch Mikrotraumata führen zu einem Verschleiß der elastischen Anteile der Wirbelsäule. Die Bandscheiben, die als Dämpfer zwischen den Wirbeln dienen, bilden sich zurück und werden dünner. Dadurch rücken die Wirbel näher aneinander. Um die Rückbildung der Bandscheiben auszugleichen und die Wirbelsäule nun zu stabilisieren, reagiert der Körper mit der Bildung von Knochenwucherungen, sogenannten Osteophyten. Diese treten in der Regel an den Bandscheiben zwischen den Wirbeln und den dort liegenden Knochen auf.

In diesen Körperregionen tritt die Spondylose auf

Besonders der Bereich der Brustwirbelsäule und der Lendenwirbelsäule ist bei Hunden davon betroffen. Die Knochenwucherungen können aber auch in anderen Bereichen der Wirbelsäule auftreten. Die Wucherungen an den Wirbeln führen dazu, dass die Wirbel nahezu miteinander verbunden sind, was zu einer Einschränkung der Beweglichkeit bis hin zur Versteifung der Wirbelsäule führt. Neben der Unbeweglichkeit treten häufig auch Schmerzen auf, da die Knochenwucherungen auf umliegende Nerven drücken.1

Ursachen für Spondylose beim Hund

Für die Spondylose beim Hund gibt es verschiedene Ursachen. Der Verschleiß der Wirbelsäule und Bänder spielt hierbei eine große Rolle. Dieser kann durch Abnutzung bei älteren Hunden, Überlastung durch Sport und Arbeitshunden – wie etwa Diensthunde – und durch falsche Haltung aufgrund von Übergewicht oder zu wenig Auslauf resultieren.

Auch Mikrotraumata können die Spondylose verursachen. Hierbei handelt es sich um Unfälle und Fehlbelastungen, die zu kleinen Verletzungen der Bänder, Knorpeln und Muskel und zu Einblutungen und Zerrungen führen. Wenn diese Verletzungen heilen entsteht Narbengewebe, das die Beweglichkeit einschränkt.

Zudem kann eine genetische Disposition durch geschwächte Bandscheiben und Bänder zur Spondylose führen.2

Verlauf der Spondylose

Wie es häufig typisch für chronische Erkrankungen ist, beginnt die Spondylose beim Hund schleichend. Oft vergehen Monate bis sogar Jahre bis sich die Osteophyten bemerkbar machen. Zu Beginn sind die Symptome schwer zu erkennen, erst in den fortgeschrittenen Stadien manifestieren sie sich und werden erkennbar. Dabei verläuft die Spondylose häufig in Schüben. Während eines solchen Schubes wachsen die Osteophyten, was für den Hund sehr schmerzhaft ist. Wenn ein Schub vorbei ist, erscheint der Hund gesund, doch die Krankheit schreitet unbemerkt voran.

Medizinisch unterteilt sich die Spondylose in fünf Grade:

  • Grad 0 – der Hund ist gesund und frei von Spondylose
  • Grad 1 – eine leichte Form mit kleineren Osteophyten. Der Hund ist aber überwiegend noch symptomfrei
  • Grad 2 – die mittlere Form mit größeren Neubildungen, erste Symptome festigen sich
  • Grad 3 – die schwere Form, bei der sich einzelne knöcherne Brücken zwischen den Wirbeln bilden. Hier treten typische Symptome auf
  • Grad 4 – die schwerste Form und das Endstadium der Spondylose. Die Wirbelsäule wird aufgrund der Verknöcherungen starr

Symptome bei Spondylose beim Hund

In den ersten Stadien der Spondylose treten nur vereinzelt Symptome beim Hund wie Futterverzicht, Niedergeschlagenheit oder Unwohlsein auf. Typisch für den zweiten Grad sind Symptome wie:

  • Rückenschmerzen. Bemerkbar sind diese durch einen gewölbten Rücken, verspannter Rückenmuskulatur und Berührungsempfindlichkeit. Rückenschmerzen sind das Hauptsymptom der Spondylose
  • Einschränkung beim Hinlegen und Aufstehen
  • vermeiden von Sprüngen
  • Veränderung des Gangbilds des Hundes. Durch die eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule kann der Gang des Hundes steif wirken
  • Zittern, besonders im Hüftbereich und in den Hinterbeinen
  • Inkontinenz aufgrund der Beschädigung der Nervenbahnen
  • gestörter Kotabsatz und unkontrollierte Darmentleerung

Auch interessant: Ihr Hund kann sich plötzlich nicht mehr bewegen? Es könnte Polyarthritis dahinterstecken 

Diagnose

Wenn man eines oder mehrere der oben genannten Symptome bei seinem Hund bemerkt, sollte man unbedingt einen Tierarzt aufsuchen. Häufig wird die Spondylose aber eher zufällig entdeckt. Beispielsweise während einer Röntgenuntersuchung, wenn ursprünglich eine andere Erkrankung behandelt werden soll.

Durch das Röntgen des Wirbelsäulenbereichs kann die Spondylose beim Hund gut entdeckt werden. Die Osteophyten sind bei der Bildgebung klar zu erkennen und können anhand ihrer Größe und Form den Grad der Erkrankung aufzeigen.3

Behandlungsmöglichkeiten

Spondylose ist nicht heilbar. Daher beschränkt sich die Behandlung eines an Spondylose erkrankten Hundes auf die Linderung der Symptome und die Reduzierung des Schmerzes. Die Art der Behandlung wird vom Tierarzt an den Grad der Erkrankung angepasst und erfolgt lebenslang.

Physiotherapie wird häufig als guter Ansatz bei der Behandlung der Symptome verschrieben und kann kleinere Erfolge erzielen. Massagen und Training auf dem Unterwasserlaufband können Muskelverspannungen lösen, Mobilität zurückerlangen und den Schwund der Muskeln aufhalten.

Je nach Schweregrad der Erkrankung können auch Schmerzmedikamente verschrieben werden. Eine Operation kann in seltenen Fällen helfen, wenn es durch die Osteophyten zum Einklemmen der Nervenbahnen kommt oder wenn diese auf das Rückenmark drücken. Die daraus entstehenden starken Schmerzen des Hundes und neurologische Ausfallerscheinungen können dann durch Medikamente allein nicht mehr behandelt werden.

Der Alltag mit einem Spondylose-Hund

Um dem Hund im Alltag mit der Spondyloseerkrankung bestmöglich zu unterstützen, sollte man einiges beachten. Am wichtigsten ist, dass der Rücken des Hundes so gut es geht geschont wird. Daher empfiehlt es sich mehrere kurze Spaziergänge, statt lange Wanderungen, am Tag zu unternehmen. Während der Gassirunden sollte auf abrupte Bewegungen verzichtet werden, wie etwa beim Stöckchen holen oder Ball spielen. Auch Springen, Hüpfen und Raufereien mit anderen Hunden sollte man vermeiden.

Um die Gelenke und Knochen weitgehend zu schonen, sollte auf das Körpergewicht des Hundes geachtet und Übergewicht vermieden werden.

Doch nicht nur in den aktiven Phasen ist die Schonung des Hunderückens wichtig, auch während der Ruhephasen und des Schlafens ist die Entlastung des Rückens wichtig. Hier können spezielle orthopädische Hundebetten mit niedrigem Einstieg helfen. Am besten stellt man sie leicht zugänglich für den Hund und an einem warmen Ort ohne Zugluft auf.

Da sich die durch die Spondylose verursachten Schmerzen bei Kälte und Nässe häufig intensivieren, kann ein (gefütterter) Regenmantel helfen. Er wärmt und schützt den empfindlichen Rückenbereich des Hundes während des Spazierens im Regen.4

Sind bestimmte Hunde anfälliger für Spondylose?

Früher oder später wird fast jeder Hund an Spondylose erkranken, vermuten Tiermediziner. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit bei älteren Hunden wesentlich höher als bei jungen. Ab sieben Jahren gehören Hunde zur Spondylose-Risikogruppe. Rüden erkranken etwas häufiger als Hündinnen.

Generell gilt Übergewicht als ein Risikofaktor für Spondylose. Das überschüssige Gewicht belastet die Wirbelsäule und führt zu einer Beschleunigung des Verschleißprozesses.

Es gibt Hunderassen, die eine genetische Veranlagung für Spondylose zu scheinen haben. Dazu zählen größere Hunderassen wie etwa Retriever, der Deutsche Schäferhund oder der Deutsche Boxer. Doch auch kleinere und besonders kurzbeinige Rassen wie etwa der Dackel können von Spondylose betroffen sein.

Mehr zum Thema

Lebenserwartung bei Spondylose

Auch wenn Spondylose nicht heilbar ist, bedeutet die Diagnose nicht, dass ein Hund durch sie sterben muss. Denn die Spondylose wirkt sich nicht auf die Lebenserwartung des Hundes aus. Mittlerweile ist die moderne Medizin so weit, dass Hunde auch mit Spondylose alt werden können, ohne dass ihre Lebensqualität erheblich eingeschränkt wird – besonders wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Spondylose im Endstadium kann für einen Hund aber mit starken Schmerzen und daher einem hohen Leidensdruck verbunden sein. An diesem Punkt können Medikamente leider keine Schmerzlinderung mehr verschaffen. Hier sollte in Absprache mit dem behandelten Tierarzt entschieden werden, ob es nicht besser wäre, den Hund einschläfern zu lassen, um ihn zu erlösen.

Quellen

  1. focus-tierarzt.de, „Spondylose beim Hund (Spondylosis deformans)“ (aufgerufen am 02.06.2024) ↩︎
  2. dasgesundetier.de, „Spondylose beim Hund verstehen und richtig handeln“ (aufgerufen am 02.06.2024) ↩︎
  3. santevet.de, „Wie macht sich eine Spondylose beim Hund bemerkbar?“ (aufgerufen am 02.06.2024) ↩︎
  4. stepbystep-tierphysiotherapie.de, „Spondylose beim Hund“ (aufgerufen am 02.06.2024) ↩︎
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.