20. September 2024, 14:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Treffen Hunde aufeinander, riechen sie mit Vorliebe am Hinterteil des Artgenossen. Das gehört zur normalen Kommunikation der Vierbeiner. Der Geruch verrät ihnen viel über den jeweils Anderen. Doch dieses Verhalten birgt auch Gefahren, denn dabei kann sich eine gefährliche Krankheit übertragen: das Sticker-Sarkom.
Was auf uns befremdlich wirkt, gehört für Hunde zur Kommunikation dazu: den anderen am Hinterteil beschnuppern. Es ist einer der ersten natürlichen Impulse, wenn die Tiere aufeinandertreffen. Nicht selten wird bei der Inspektion des sogenannten Analgesichtes auch die Zunge eingesetzt. Mitunter kann dies jedoch für die Tiere gefährlich werden. Eine weltweit bekannte Krankheit unter Hunden überträgt sich nämlich genau durch dieses Schnuppern und Belecken: das „Sticker-Sarkom“ – ein Tumor, der sich an den Geschlechtsorganen der Tiere bilden kann.
Übersicht
Wie wird das Sticker-Sarkom übertragen?
Das Sticker-Sarkom wird vor allem beim Deckakt übertragen, kann sich jedoch auch über Schleimhautkontakte zwischen Hunden verbreiten. Daher können sich Tiere auch infizieren, wenn sie sich das Hinterteil eines Überträgers belecken oder beschnuppern. Lange wurde vermutet, dass es sich bei dem Syndrom um eine Viruserkrankung handelt. Doch dem ist nicht so.
Durch den Kontakt mit einem infizierten Tier werden lebende Krebszellen auf einen anderen Hund übertragen. Im Folgenden vermehren sich die Zellen und bilden an den betroffenen Stellen deutlich sichtbares Tumorgewebe. Eine Studie aus 2019 belegt sogar, dass die Tumorzellen von dem ursprünglichen Überträgerhund stammen und das Gewebe in großen Teilen dem ursprünglichen Tumorgewebe entspricht und sich immer weiter verbreitet. 1
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Rüden sind anfälliger für die Tumorbildung
Eine weitere Studie belegt, dass Rüden eine vier- bis fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit haben, sich mit dem Sticker-Sarkom zu infizieren als Hündinnen. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies der Fall ist, weil männliche Hunde ihre Nase häufig einsetzten, um zu erschnüffeln, ob Hündinnen paarungsbereit seien oder ihren Eisprung hätten. Auch seien die Tumore bei weiblichen Hunden außenliegend und daher leichter ansteckend.3
Wie wird das Sticker-Sarkom behandelt?
Wie bei vielen Krebsarten wird auch das Sticker-Sarkom durch Chemotherapie oder Bestrahlung behandelt. Eine chirurgische Entfernung ohne zusätzliche Krebstherapie entfernt die veränderten Zellen nicht dauerhaft, sondern kann zu wiederkehrenden Tumoren führen. Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen sich das Tumorgewebe spontan zurückbildet und eine Immunität entsteht.2
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Gibt es das Sticker-Sarkom in Deutschland?
Die Wissenschaftler untersuchten auch die geografische Verbreitung der merkwürdigen Krebszellen und stellen fest, dass sich das Sticker-Sarkom wohl in der frühen Neuzeit durch Seefahrer und ihre Hunde in der gesamten Welt verbreitet hat. So habe sich die Krankheit zunächst in Amerika, dann in Afrika nachweisen lassen.3
Ob sich das Sticker-Sarkom auch in Deutschland verbreitet, ist zurzeit noch unklar. Peta berichtete 2020 über einen Fall von einem aus Rumänien adoptierten Tier. Gerade illegaler Welpenhandel aus dem Ausland und unkontrollierte Vermehrung könnte die Verbreitung des Sarkoms auch in Deutschland weiter befeuern, obwohl es hierzulande noch nicht endemisch ist.
2022 berichtete „Heute.at“ zuletzt über steigende Fallzahlen in Deutschland und Österreich. Auf eine PETBOOK-Anfrage bezüglich zunehmender Verbreitung der Tumorerkrankung in Deutschland antwortete der Bundesverband Praktizierender Tierärzte jedoch, dass ihnen dazu jedoch keine entsprechenden Informationen bzw. Fallzahlen vorlägen.