2. Oktober 2023, 5:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ab und zu fährt er sich mit der Pfote über die Schnauze. Spielen will er nicht. Und wo er sich sonst normalerweise aufs Futter stürzt, knabbert er jetzt zaghaft. Wenn Ihr Hund sich so verhält, kann das auf Zahnschmerzen hindeuten. Alle Symptome und wie Sie die Zahngesundheit Ihres Tieres unterstützen können.
Wer sich nicht regelmäßig gründlich die Zähne putzt, riskiert Zahnstein, Karies und Zahnfleischerkrankungen. Und wie beim Menschen leiden mit der Zeit auch Hundezähne, wenn sie nicht regelmäßig gesäubert und kontrolliert werden. Zu den häufigsten Zahnerkrankungen beim Hund gehören laut Dr. Ursula von Einem vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. parodontale Erkrankungen und Zahnfleischentzündungen infolge von Zahnbelägen und Zahnstein.
Auch interessant: Das sollten Hundehalter über das Gebiss ihres Tieres wissen
Zahngesundheit sollte ernst genommen werden
Der Grund: Säureproduzierende Bakterien, die sich von verbliebenen Futterresten ernähren und am Zahnfleischrand weißliche Beläge bilden, lagern sich am Zahnhalteapparat, besonders am Zahnfleisch, ab. Aus ihnen bildet sich später Zahnstein. Daneben kann es auch zu Karies kommen. Auch können Zähne abbrechen oder sich spalten, wenn die Vierbeiner auf Steinen oder Knochen herumkauen.
Zahnerkrankungen und insbesondere Zahnstein sollten Haltende keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, denn er kann für Hunde sogar lebensgefährlich werden. Dr. Ursula von Einem betont: „Spätfolgen unbehandelten Zahnsteins können Herz- und Nierenerkrankungen sein, da die Bakterien vom Zahnfleisch über das Blut in den Körper geraten und sich an anderen Stellen ansiedeln können.“ Wie können Tierhaltende nun erkennen, dass ihr Liebling Zahnschmerzen hat?
Zahnschmerzen beim Hund: Die häufigsten Symptome
Haben Hunde Zahnschmerzen, wird das aufmerksamen Haltenden nicht entgehen. Denn das zeigen die Vierbeiner laut Dr. von Einem ganz deutlich. Die Expertin sagt: „Am auffälligsten ist vermutlich, dass sich der Hund dann ungern im Kopf- oder Maulbereich anfassen lässt.“ Auch ändern viele Tiere bei Zahnschmerzen ihr Fressverhalten und nehmen zum Beispiel weniger Futter zu sich. Oder sie fressen selektiv und suchen sich nur die weichen Bestandteile heraus. Andere von Zahnschmerzen geplagte Vierbeiner fressen weiter wie gewohnt, aber kauen nicht richtig. Das wiederum kann sich auf die Verdauung auswirken. „Aufgrund des weniger gründlichen Kauens kann es zu Durchfällen und anderen Verdauungsstörungen kommen.“
Jault der Hund beim Fressen oder Kauen auf einem Spielzeug auf, kann das ebenfalls ein deutliches Anzeichen dafür sein, dass ihn Zahnprobleme plagen – selbst, wenn er anschließend ganz normal weiterkaut. Ebenfalls können laut der Expertin diese Symptome auf Zahnschmerzen beim Hund hindeuten:
- Vorsichtiges Fressen und Spielen: Wird Futter oder Spielzeug sehr vorsichtig aufgenommen, ist das ein Warnsignal.
- Gewichtsverlust: Wird der Hund dünner, kann das daran liegen, dass er Zahnschmerzen hat und er deshalb weniger frisst. Allerdings fällt es teilweise erst spät auf, wenn der Hund Gewicht verliert, zum Beispiel wenn mehrere Hunde im Haushalt sind und die reduzierte Futteraufnahme nicht aufgefallen ist, weil die anderen Hunde alles auffressen.
- Reiben der Schnauze oder Kratzen im Gesicht: Beide Verhaltensweisen können Hunde mit Zahnschmerzen zeigen. Zusätzlich kann es zu vermehrtem Nasenausfluss oder tränenden Augen kommen.
Manche Hunde schnappen bei Zahnschmerzen nach ihren Haltenden oder dem Tierarzt beziehungsweise der Tierärztin. Dr. Ursula von Einem hierzu: „Wenn die Hunde starke Schmerzen haben, lassen sie sich gegebenenfalls im Kopfbereich nicht mehr anfassen und schnappen. Eine gewisse Grundlaunigkeit ist dem einen oder anderen Hund sicherlich auch anzumerken, wenn dauerhaft Schmerzen bestehen.“
Auch interessant: Das passiert beim Zahnwechsel eines Welpen
Zahnschmerzen beim Hund vorbeugen: Das können Tierhaltende tun
Wie beim Menschen sind auch bei Hunden nicht alle Zahnerkrankungen von Anfang an schmerzhaft. So machen sich im Anfangsstadium weder Zahnstein noch Karies in Form von Stechen oder bohrendem Schmerz bemerkbar. Aber die ersten Anzeichen für potenzielle Erkrankungen wie Zahnstein oder Beläge sind glücklicherweise sichtbar. Deshalb sollten Tierhaltende regelmäßig die Mäuler ihrer Tiere kontrollieren. „Auch verstärkter Geruch aus dem Maul kann ein erster Hinweis auf Entzündungsprozesse im Maul sein“, fügt Expertin Dr. von Einem hinzu.
Wer die Tiere vor ernsthaften, durch Zahnprobleme verursachten gesundheitlichen Problemen bewahren möchte, sollte ihre Zähne mindestens einmal jährlich im Rahmen des jährlichen Checkups kontrollieren lassen. Dr. von Einem sagt hierzu: „Beim Routine-Checkup wird der Tierarzt oder die Tierärztin ohnehin die Zähne anschauen und eine Rückmeldung zum Status geben. Ist bekannt, dass das Tier Zahnprobleme hat, kann es sinnvoll sein, halbjährliche Kontrollen durchzuführen.“
Zusätzlich sei die tägliche Reinigung und Pflege laut Ansicht der Expertin grundsätzlich sinnvoll. Sie sagt: „Hundezähne sollten genauso geputzt werden wie menschliche Zähne. Denn eine tägliche Zahnpflege reduziert das Risiko für Zahnerkrankungen auch beim Hund enorm.“
Fast jedes Tier betroffen Warum Zahnschmerzen bei Katzen oft unentdeckt bleiben
Pflege und Reinigung Experte erklärt, wie die Zähne der Katze gesund bleiben
Zahnstein vorbeugen Sollte man Hunden die Zähne putzen?
Fazit
Job, Familie, Freundschaften: Viele Menschen sind im Alltag gut ausgelastet. Deshalb spielt die regelmäßige Hundezahnpflege oft nur eine untergeordnete Rolle. Wer seinen Hund liebt, kontrolliert die Zähne des Vierbeiners trotzdem. Und das am besten regelmäßig. So sparen Sie nämlich auf lange Sicht die Kosten für teure Behandlungen beim Tierarzt oder der Tierärztin – und vor allem ersparen Sie Ihrem Vierbeiner jede Menge Schmerzen und Stress. Das allein sollte schon Grund genug für eine gründliche Hundezahnpflege sein.