1. November 2024, 18:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Walnüsse sind eigentlich dafür bekannt, voller Vitamine, Mineralien und ungesättigter Fettsäuren zu sein und werden von vielen als regelrechtes Superfood bezeichnet. Doch was viele Haustierhalter nicht wissen, ist, dass Walnüsse für Hunde und Katzen tödlich sein können.
„Alles fing damit an, dass Ella nicht ganz fit war“, beginnt Petfluencerin Inga ihr Video bei TikTok, in dem sie davon berichtet, wie ihre Französische Bulldogge Ella plötzlich starke Vergiftungserscheinungen zeigte. „Der Tag war eventuell anstrengend. Daher haben wir sie schlafen lassen. Aber am nächsten Morgen verhielt sie sich ganz merkwürdig. Sie lief im Kreis, aus ihrem Maul tropfte Schaum, sie würgte und sabberte“, berichtet die Halterin im Video mit zitternder Stimme.
Hund zeigt schwere neurologische Aussetzer nach Walnussvergiftung
Daher habe man schnell einen Tierarzt aufgesucht, der bei der siebenjährigen Frenchie-Hündin schwere Vergiftungserscheinungen diagnostizierte – ausgelöst durch Walnüsse. Diese seien wohl vom Nachbargarten herübergeweht und im Anschluss von der Hündin gefressen worden, vermutet die Halterin.
Das Tier habe schwere neurologischen Ausfälle gezeigt, berichtet die Petfluencerin des Channells „paul_ella“ weiter. „Ihre Atmung war unregelmäßig, ihre Lefzen zuckten, das Ohr stand schief und sie wirkte regelrecht apathisch.“
Mit der Zeit hätten sich diese Symptome bei Ella gesteigert. „Irgendwann nickt sie sogar regelrecht mit dem Kopf. Sie hechelte stark und begann zu hyperventilieren“, schildert die Halterin die furchtbaren Szenen. Die Hündin habe irgendwann ihre Bewegungen nicht mehr kontrollieren können und sei nicht mehr ansprechbar gewesen.
Die Sache mit den schwarzen Walnüssen
Der behandelnde Tierarzt habe alle Register gezogen und versucht, der apathischen Hündin mit Infusionen, Medikamenten und sogar leichten Narkosen zu helfen. Doch schlussendlich kam für Ella jede Hilfe zu spät und der Hund starb nach wenigen Tagen an den Folgen ihrer Walnussvergiftung. „Wenn wir gewusst hätten, dass Ella es nicht überlebt – die Hoffnung bestand auch seitens des Tierarztes – hätten wir sie früher erlöst.“ Man habe sich in der Familie geschworen, dass kein Tier sinnlos leiden solle, erklärt Inga gegenüber PETBOOK.
Doch sind Walnüsse grundsätzlich giftig für Hunde? An sich sind reife Walnüsse für Hunde ungiftig, doch der Verzehr kann für Vierbeiner unter Umständen Gefahren bergen. Dr. Petra Kölle von der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München rät daher im Gespräch mit dem „Bayrischen Rundfunk“ Haustierhaltern tunlichst davon ab, Hunden Walnüsse zu füttern.
„Walnüsse können einen Schimmelpilz enthalten, der innen an der Schale sitzt oder auf dem Häutchen, das die Frucht umgibt – und dieser produziert einen Giftstoff, der für Hunde potenziell tödlich ist.“ Für Menschen hingegen sei dieser völlig ungefährlich.1
So schnell zeigt sich eine Walnussvergiftung beim Hund
Dabei kann unter anderem der blau-grüne Pinselschimmel (Penicillium crustosum), der oft nicht mit dem bloßen Auge erkennbar ist, die Schale befallen. Dieser Schimmelpilz hat eine ähnlich toxische Wirkung wie Strychnin und kann für Hunde im Zweifelsfall tödlich sein.2
Dieser Schimmel kann aber nicht nur die Schale von Walnüssen, sondern auch die von Kastanien und Eicheln befallen. Daher sollten Halter am besten einen weiten Bogen um diese runden Herbstfrüchte machen und Hunde nicht damit spielen lassen.3
Sollte der Hund aber den Giftstoff trotzdem aufgenommen haben, kann es zwei bis drei Stunden dauern, bis erste Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Zittern oder auch Krämpfe auftreten. Ob und wie stark die Reaktion eines Vierbeiners auf diesen Giftstoff ausfallen, hängt von verschiedenen Faktoren wie der aufgenommenen Menge sowie dem Körpergewicht des Hundes ab.
Walnussvergiftung beim Hund – das sollten Halter beachten
Sollte das Tier Vergiftungsanzeichen zeigen, sollten Halter sofort einen Tierarzt aufsuchen. Das empfiehlt auch Dr. Kölle bei auftretenden Symptomen: „Er kann das Tier erbrechen lassen, ihm ein Mittel gegen Krämpfe geben und gegebenenfalls auch eine Infusion legen.“ Hundehalterin Inga sei bewusst gewesen, dass pilzbefallene Walnüsse für Hunde giftig sind, erklärt sie im Gespräch im PETBOOK. Denn ihr Nachbar habe so einen Baum in seinem Garten stehen. „Nach vielen Gesprächen, akribischem Absuchen und Entfernen der Nüsse von unserem Grundstück, sehr wachsamen Augen und Trainieren der Hunde, ist es leider doch passiert.“
Im Fall von Frenchie-Hündin Ella konnte der Tierarzt nicht mehr helfen. Zwar schien sich der allgemeine Gesundheitszustand des Tieres nach zwei Tagen zu verbessern. Doch richtig fressen habe sie nicht wollen. Und auch anfassen ließ sich Ella nur noch ins ediertem Zustand, beschreibt Inga. „Durch die Vergiftung hat sich ihre ganze Art – ihr ganzes Wesen – verändert. Aber wir haben ihr so viel Liebe geschenkt, wie wir eben konnten“, erinnert sie sich zurück.
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Nach Ellas Tod fällte Inga den Walnussbaum des Nachbarn
„Nachdem Ella gestorben ist, konnten wir und der Tierarzt den Nachbarn endlich überzeugen und durften den Walnussbaum selber fällen!“ Für Ella kommt dieser Schritt viel zu spät, aber für ihren anderen Hund Paul und andere Tiere hoffentlich noch rechtzeitig, erklärt Inga.
Anderen Hundebesitzern möchte Inga einen Tipp mit auf den Weg geben, damit der Tod ihrer Ella nicht umsonst war. „Leute, beobachtet genau – besonders die Walnussbäume. Behandelt sie frühzeitig gegen Pilz oder fällt sie tatsächlich. Redet schärfer mit euren Mitmenschen, wenn diese falsche Informationen verbreiten.“ Außerdem sollten Halter mit ihren Hunden gründlich das Nichtaufnehmen von Gegenständen oder Futter auf dem Boden üben. „Seid offen für Neues und genießt jeden Moment mit euren Tieren“ so der finale Appell von Halterin Inga.