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Gefährliches Spiel

Warum Stöckchen werfen für Hunde tödlich enden kann  

Hunde Stöckchen werfen
Jeder Hundehalter hat bestimmt schon einmal Stöckchen geworfen. Weshalb das keine gute Idee ist, erklärt PETBOOK. Foto: Hirurg/Getty Images

26. März 2024, 6:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Dem Hund ein Stöckchen werfen? Besser nicht! Das bei Hundehaltern beliebte Spiel ist gar nicht so ungefährlich, wie man denken mag. Wenn man sich auf dem Markt des Hundespielzeugs umschaut, kommt man manchmal nicht umhin, ungläubig den Kopf zu schütteln: Kautschuk-Knochen, Schnüffelteppiche – ja tut es nicht auch ein einfacher Stock, möchte man da denken. Warum das keine gute Idee ist, verrät Tierarzt Dr. Hölter für PETBOOK. 

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Stöcke scheinen für Hunde das perfekte Spielzeug. Sie stehen praktisch das ganze Jahr zur Verfügung und kosten zudem nichts. Viele Vierbeiner wirken zudem äußerst glücklich, wenn sie im Wald oder am Strand einen Stock oder gar einen Ast finden, dem sie bis zur Ermüdung nachjagen können. So beliebt Stöcke sind, so gefährlich sind sie jedoch auch. PETBOOK sprach mit dem Tierarzt Dr. Hölter über das beliebte Spiel und erklärt, warum man als Hundehalter lieber die Finger vom Stöckchen werfen lassen sollte.

Durch das Kauen auf Stöcken können Absplitterungen entstehen, die Verletzungen im Maulbereich des Hundes verursachen können. Manchmal müssen Tierärzte sie sogar operativ entfernen. Noch gefährlicher wird es, wenn der Hund einem geworfenen Stock hinterherläuft und dieser mit der Spitze nach oben im Boden stecken bleibt. In seiner Euphorie kann der Hund sich beim Aufnehmen des Stocks schwer verletzen und sich regelrecht daran aufspießen. Aus diesem Grund sollte das Werfen von Stöckchen vollständig vermieden werden. 

Stockverletzungen können tödlich enden

Das sagt auch Tierarzt Dr. Hölter: „Hunde können sich beim Spielen mit Stöckchen sehr leicht verletzen. Das Schlimmste, was dabei passieren kann, sind sogenannte Pfählungsverletzungen. Der Hund rammt sich den Stock beim Fangen oder beim Tragen aus Versehen in Maul oder Rachen, nicht selten auch in den Brustkorb, in die Bauchhöhle oder andere Körperstellen.“ 

Solche Stockverletzungen können sehr heftig sein, sagt der Tierarzt. „Es gibt Fälle, in denen der Hund sich einen langen Stock im vollen Galopp aus Versehen mit einem Ende in den Boden rammt.“

Stockverletzungen können auch regelrecht lebensbedrohlich sein. „Wenn die Atemwege, die Lunge oder großen Blutgefäße im Halsbereich verletzt sind, kann das sehr gefährlich werden“, sagt der Tierarzt. Auch Verletzungen der Speiseröhre, die nicht immer sofort bemerkt werden, können tödlich enden.  

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Tierarzt berichtet von Horror-Erfahrung: Stock im Herzmuskel

Der Tierarzt kann auch von einem Fall berichten, der ihm in seiner Laufbahn als Tierarzt untergekommen ist: „Ein akut lebensbedrohlicher Fall, der auf einer Fortbildung vorgestellt wurde und mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war ein Labrador Retriever, der nach einer unbeaufsichtigten Runde im Wald mit einem kleinen Loch in der Brustwand wiederkam. Von außen war kein Stock mehr zu sehen, doch dem Hund ging es schlecht und bei der rettenden Notoperation fanden die Chirurgen ein sechs Zentimeter langes Holzstück, das sich in den rechten Herzmuskel gebohrt hatte.“

Der Fall ging sogar in die Literatur ein und wurde im Fachmagazin „Veterinary Emergency and Critical Care“ veröffentlicht. Er blieb dem Tierarzt so sehr in Erinnerung, dass er vom Stöckchen werfen per se abrät: „Das ist zwar ein Extrembeispiel, aber das Problem sehen wir in der Praxis häufig: Auch bei kleinen Verletzungen brechen oft Teile von Stöcken ab und bleiben im Hund stecken. Manchmal wird die Verletzung gar nicht bemerkt – vielleicht blutet der Hund auch nur kurz aus dem Maul und es ist nichts weiter zu sehen. Man denkt, es ist alles in Ordnung und keine große Sache, bis der Hund dann später Probleme bekommt.“ 

Holzstück unter der Zunge führt zu entzündetem Hals

Probleme durch Stockverletzungen werden manchmal erst nach Wochen oder Monaten erkennbar, sagt der Tierarzt. „Der Halter erinnert sich dann oft gar nicht mehr an den Vorfall.“  

Ist das Stöckchen-werfen-Spiel erst mal vergessen, gehen die abgebrochenen Holzstücke unter der Haut auf Wanderschaft.

„Ich erinnere mich an einen Schäferhund mit einer schmerzhaften Schwellung an der Schulter, die durch ein abgebrochenes Aststück verursacht wurde“, erzählt der Tierarzt. „Erst bei einer Operation wurde sichtbar, dass sich die Entzündung den gesamten Hals hinauf zog. Der Hund hatte sich das Holzstück offenbar unter die Zunge gerammt und von dort aus war es auf Wanderschaft gegangen.“

„Ich erinnere mich auch an einen Hund mit einer kleinen Verletzung der Bauchwand, der nach einigen Tagen Fieber bekam und operiert werden musste, weil er ein winziges Holzstück in ihrer Bauchhöhle hatte, das bei der Wundversorgung und auf Röntgenbildern nicht zu entdecken war. Stockverletzungen sind wirklich tückisch und begegnen uns in der Tierarztpraxis leider sehr häufig.“ 

Ist Stöckchen werfen komplett tabu?

Sollte man deshalb gänzlich auf das Stockspiel verzichten? Wenn es nach Tierarzt Dr. Hölter geht, fällt die Antwort hier eindeutig aus: „Ja, denn auch wenn Sie vorsichtig sind, können Sie Verletzungen nicht ausschließen. Am besten gewöhnen Sie Ihren Hund an Hartgummi-Spielzeug. Die Hunde haben damit genauso viel Spaß wie mit Stöckchen und können sich nicht verletzen – wenn es hochwertiges Spielzeug ist, das sie nicht kaputt beißen können und die Größe zum Hund passt, sodass es nicht verschluckt werden kann.“ 

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Fazit

Stöckchen werfen mit dem Hund ist nicht der harmlose Spaß, nach dem er aussieht. Beim Werfen des Stocks können ernsthafte Verletzungen auftreten. Etwa weil der Stock splittert, ihr Hund sich im Eifer des Gefechts am Stock aufspießt, oder sich Stücke vom Stock entfernen. Auch wenn ihr Hund Stöcke liebt und sich auf dem Spaziergang nach Ästen umschaut, sollten Sie deshalb lieber auf ein anderes Spielzeug zurückgreifen.  

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