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In Deutschland auf dem Vormarsch

Was Halter über Staupe bei Hunden wissen sollten

Ein Hund mit Staupe zeigt einige Symptome, auf die Halter achten sollten
Ein Hund mit Staupe zeigt einige Symptome, auf die Halter achten sollten Foto: Getty Images
Sonja Jordans

8. Juli 2023, 8:51 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Staupe gehört zu den hochansteckenden und nicht selten tödlichen endenden Seuchen bei Hunden. Eine Impfung wirkt zuverlässig und ist daher dringend empfohlen. Dennoch wird die Viruserkrankung hierzulande wieder häufiger festgestellt. Wie sich Staupe äußert, das Virus übertragen wird und wie Hundehalter ihre Tiere vor einer Ansteckung schützen können.

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Staupe ist eine durch das Canine Staupevirus (CDV, Canine Distemper Virus) ausgelöste, hochansteckende Infektionskrankheit, die neben Hunden andere Raubtiere wie Füchse, Waschbären und Frettchen befallen kann. Auch Hauskatzen können sich mit dem Erreger infizieren, zeigen aber offenbar keine Symptome. Das Virus gilt als für den Menschen ungefährlich, obgleich es eng mit dem menschlichen Masernvirus verwandt ist. Ein weiterer verwandter Erreger ist das Seehundstaupevirus, das 2002 an Nord- und Ostsee wütete und die dortigen Seeehundpopulationen dezimierte. Staupe endet, je nach Ausprägung und Schwere, besonders für Welpen und ungeimpfte Hunde oft tödlich. Eine Behandlung gegen die Krankheit selbst gibt es nicht. PETBOOK gibt Hundehaltern Tipps zum Umgang mit der ansteckenden Seuche.

Woher kommt die Staupe? 

Staupe ist kein neues Virus. Bereits zu Zeiten des griechischen Universalgelehrten Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.) wurde eine Krankheit erwähnt, die vermutlich Staupe war. Zuverlässige Beschreibungen der Krankheit hierzulande stammen aus dem Jahr 1809. Gut hundert Jahre später wurde das auslösende Virus 1905 entdeckt.

Seit den 1960er-Jahren gibt es eine Impfung gegen die Staupe. Deshalb hatte man die Seuche zumindest in Europa bislang gut im Griff. In jüngster Zeit jedoch ist sie auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch. Mitte April 2023 etwa informierte die Stadt Hamm in Nordrhein-Westfalen über vermehrt registrierte Staupe-Infektionen in der Region, und auch in Franken wurde das Virus festgestellt.

Tierärztin Maja Firlé aus Frankfurt/Main berichtet auf Nachfrage von PETBOOK, dass aktuell unter Veterinären vor einem vermehrten Aufkommen der Seuche gewarnt und zu Wachsamkeit aufgerufen wird. Staupe wird unter anderem von Wildtieren übertragen. Doch auch illegale Hundeexporte werden für die vermehrte Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht. Besonders die sogenannten „Kofferraum-Welpen“, die an Rastplätzen aus Autos heraus verkauft werden oder aus unhygienischen, illegalen Zuchten stammen, tragen die Staupe mitunter weiter, da sie meist ungeimpft und noch zu jung für eine Impfung sind oder das Virus bereits in sich tragen.  

Wie überträgt sich Staupe auf Hunde? 

Von Wildtieren auf Hunde meist durch Exkremente, etwa, wenn der Hund Kot frisst oder sich darin wälzt und anschließend leckt. Daher sind vor allem Jagdhunde und Hunde, die von ihren Haltern frei in Wald und Feld laufen gelassen werden, gefährdet. Auch durch Tröpfcheninfektionen, etwa beim engen Kontakt wie intensivem Beschnuppern bzw. Ablecken eines infizierten Hundes oder dem Trinken aus einem gemeinsamen Napf, kann das Virus übertragen werden. Eine Übertragung erfolgt auch über den Augen- und Nasenausfluss erkrankter Tiere wird das Virus, ebenso durch Hände beim Streicheln, Spielzeuge oder die Nutzung desselben Napfes ist unter Umständen ebenfalls möglich, aber eher selten.

Wichtig: Das Virus gilt zwar als in der Umwelt nicht lange haltbar, Sonne und erhöhte Temperaturen zerstören es innerhalb weniger Stunden. Bei Zimmertemperatur jedoch kann das Virus mitunter mehrere Tage infektiös bleiben. Deshalb können in seltenen Fällen auch Körbchen und andere Gegenstände mit dem Virus behaftet sein. Bei Minusgraden ist das Virus widerstandsfähiger. Desinfektion und pH-Werte unter vier und über neun machen ihm zuverlässig den Garaus.

Besonders gefährdet, sich mit Staupe anzustecken, sind Welpen, vor allem im Alter zwischen vier und sechs Monaten, sowie ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Hunde. Welpen werden oft von ihren infizierten, aber nicht erkrankten Müttern angesteckt. Ist ein Hund infiziert, vermehren sich die Viren erst im Rachen und in den Bronchien. Von dort gelangen sie über Knochenmark und in die Schleimhäute von Atemwegen, Verdauungstrakt, Harn- und Geschlechtsorgane. Auch können die Viren in das Nervengewebe und das Gehirn der Tiere wandern. Je nachdem, wohin die Viren wandern, unterscheiden sich die Symptome der Krankheit.  

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Welche Symptome haben Hunde mit Staupe?  

Die Symptome bei einer Staupe-Infektion hängen unter anderem vom Virusstamm, den Umweltbedingungen und der allgemeinen Verfassung des infizierten Tiers sowie dessen Immunstatus und Alter ab.

  • erste Symptome: Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Fieber um die 40 Grad Celsius (i.d.R. drei bis sieben Tage nach Infektion)
  • zunächst wässriger, dann eitriger Augen- und Nasenausfluss
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • als Folge von verursachten Darmproblemen: verhornte Nase und verhornte Zehenballen

Unterschieden werden bei Hunden drei Staupen-Formen:

  1. die Darmform, die mit Durchfällen und Erbrechen einhergeht,
  2. die Lungenform, die sich durch Lungenentzündungen zeigt,
  3. und eine nervöse, also die Nerven betreffende Staupe.

Die Nervenstaupe endet für das betroffene Tier fast immer tödlich, sie schädigt das Gehirn und verursacht unter anderem Krampfanfälle, Zittern, Lähmungserscheinungen und Verhaltensänderungen.

Besonders tückisch: Sämtliche Symptome können zusammen, nacheinander oder auch einzeln auftreten, eine konkrete Reihenfolge ist nicht gegeben, ebenso wie sich kein Verlauf voraussagen lässt. Bei manchen Hunden ist die Immunabwehr des Körpers so ausgeprägt, dass die Staupe keine Symptome zeigt.  

Wie wird Staupe festgestellt? 

Da Symptome der Staupe auch bei anderen Krankheiten auftreten können (insbesondere Durchfall und Erbrechen sowie Lungenentzündung und Husten), muss das Tier genau tierärztlich untersucht werden. In der Regel gelingt der Nachweis des Erregers mithilfe eines Schleimhaut-Abstrichs oder über Antikörper im Blut. Am besten werden Proben aus mehreren Quellen, also Blut, Kot, Urin, Schleimhäuten, in ein Labor geschickt. Bei toten Tieren bringt eine Obduktion Gewissheit. Verwechslungsgefahr besteht unter anderem mit der Tollwut oder Vergiftungen mit bestimmten Stoffen, die ebenfalls heftige Durchfälle und Erbrechen hervorrufen können.  

Wie erfolgt die Behandlung bei einem Hund mit Staupe? 

Gegen die Staupe selbst gibt es keine Medikamente, es können lediglich die auftretenden Symptome behandelt und sogenannte bakterielle Sekundärinfektionen verhindert oder bekämpft werden. Sekundärinfektionen können auftreten, da der Hund bereits durch die Staupe sehr geschwächt ist und Bakterien ein leichteres Spiel haben, das Tier zu besiedeln. Um das zu verhindern, erhält der erkrankte Hund meist zusätzlich Antibiotika.

Die weitere Behandlung richtet sich nach den spezifischen Symptomen der Staupe-Infektion. Bei nervösen Symptomen etwa werden unter Umständen antiepileptische Medikamente gegeben. Bei schwereren neurologischen Symptomen werden die Tiere in der Regel eingeschläfert, um ihnen ein qualvolles, unausweichliches Sterben zu ersparen. Erkrankte Tiere werden isoliert von anderen in der Regel stationär in einer Tierklinik aufgenommen. Bei wild lebenden Tieren ist eine Behandlung der Staupe nicht möglich.  

Welche Spätfolgen können bei Staupe auftreten? 

Unter anderem können bei Hunden die bereits beschriebenen Ballen- und Nasenspiegel-Verhornungen bestehen bleiben. Allerdings gilt die Überlebenschance eines Tiers, das Verhornungen zeigt, eher schlecht, da dann oft das Nervensystem betroffen ist. Auch das sogenannte Staupegebiss ist eine Spätfolge der Infektionskrankheit. Es tritt meist auf, wenn Welpen oder Junghunde vor dem Zahnwechsel erkrankt sind und führt zu Zahnschmelzdefekten.

Herz, Lunge und andere Organe können ebenfalls ein Hundeleben lang beeinträchtigt bleiben. Auch Augenerkrankungen bis zur vollständigen Erblindung sind möglich. Häufiger zeigen genesene Hunde auch den sogenannten Staupe-Tick, der sich in unkontrollierten Zuckungen und ähnlichen motorischen Störungen zeigt. Gehirnentzündungen, Knochenveränderungen und chronisches Nierenversagen können ebenfalls Spätfolgen der Staupe sein.  

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Wie kann man verhindern, dass ein Hund an Staupe erkrankt? 

Ganz einfach: mit einer Impfung. Bereits seit dem 1960er-Jahren gibt es entsprechende Impfstoffe gegen die Seuche. Unter anderem empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) die Impfung ausdrücklich. Sie sollte – zusammen mit anderen, unbedingt empfohlenen Impfungen – bereits ab der achten Lebenswoche des Hundes erstmals vorgenommen werden. Vier Wochen später wird erneut geimpft, in der 16. Woche wird die Staupe-Impfung meist wiederholt.

Ein so immunisiertes Tier hat dann erst einmal ein Jahr Ruhe vor dem nächsten Piks. Später muss die Impfung je nach Hersteller erst nach bis zu drei Jahren aufgefrischt werden. Tierärzte erklären, wie das weitere Vorgehen ist. Zudem sollten Hundehalter dafür sorgen, dass ihr Tier weder Kot noch Aas frisst oder mit verendeten Wildtieren in Kontakt kommt. Auch aus Pfützen in Feld und Wald sollte das Tier vor allem in Regionen mit vermehrt registrierten Staupefällen möglichst nicht trinken. Verzichten sollten Halter auch auf den Kauf von illegal eingeführten Welpen. 

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Quellen

Themen Hundekrankheiten
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