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Tipps für mehr Sicherheit

Was man beim Fahrradfahren mit Hund beachten sollte

Beim Fahrradfahren mit Hund gibt es einige Dinge, die Halter beachten sollten
Beim Fahrradfahren mit Hund gibt es einige Dinge, die Halter beachten sollten Foto: Getty Images
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

29. Juni 2023, 10:49 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Fahrradfahren mit dem Hund kann eine praktische Möglichkeit sein, den Vierbeiner körperlich auszulasten. Vor allem Menschen, die wenig Zeit haben, machen davon Gebrauch. PETBOOK gibt Tipps, damit die Radtour für beide Seiten sicher und angenehm ist.

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Im Sommer ein häufiger Anblick – Hunde, die bei Hitze am Fahrrad laufen, und so stark hecheln, dass der ganze Körper bebt. Das Maul ist weit aufgerissen, die Zunge fast bis zum Boden herausgestreckt, die Pfoten schmerzen vom heißen Asphalt. Kein schöner Anblick. Tierärzte raten, spätestens ab einer Außentemperatur von 25 Grad Celsius das Fahrradfahren mit dem Hund zu unterlassen. Es besteht Lebensgefahr durch Überhitzung. Bei kühleren Temperaturen und unter bestimmten Voraussetzungen, kann Radfahren aber eine tolle Freizeitbeschäftigung sein. Trotzdem sollten Halter bedenken, dass Fahrradfahren mit dem Hund tägliche Spaziergänge mit Schnüffeln und Sozialkontakten nicht ersetzen können.

Ist es sinnvoll, den Hund überhaupt am Fahrrad laufen zu lassen?

Das hängt davon ab, was man damit erreichen möchte. Es spricht sicherlich nichts dagegen, den Hund gelegentlich am Fahrrad laufen zu lassen. Vor allem dann nicht, wenn die Tour auf Waldboden stattfindet und man regelmäßig Pinkel- und Schnüffelpausen einlegt. Generell sollte der Hund nicht ständig im Galopp neben dem Rad herlaufen müssen, sondern in einem ruhigen Trab.

Wer hingegen täglich seinen Hund auf diese Weise ausführt, sollte sich dessen bewusst sein, dass er ihm Kondition antrainiert. Das kann dazu führen, dass der Hund eine hohe Auslastung benötigt und diese schließlich auch einfordert. Gerade in der Schlechtwetter-Saison wird’s dann schwierig, wenn man selbst nicht mehr ständig aufs Rad möchte. Deshalb sollte man sich vorher überlegen, ob man das leisten kann und möchte oder ob die Zeit dafür gar nicht ausreicht.

Für welche Hunde eignet sich das Fahrradfahren?

Zwar spricht nichts dagegen, junge Hunde schon mal an das Fahrrad zu gewöhnen. Am Rad laufen ist aber nur etwas für ausgewachsene Vierbeiner, die in guter körperlicher Verfassung sind. Prädestiniert für diese Freizeitaktivität sind mittelgroße bis große Hunde, die genetisch bedingt eine hohe Laufbereitschaft mitbringen. Dazu zählen zum Beispiel Rhodesian Ridgebacks, Viszlas, Malinois, Dalmatiner, Huskys oder Münsterländer. Aber auch energiegeladene Terrier wie der Jack Russell oder Hütehund-Rassen wie der Australian Cattledog können dafür infrage kommen.

Letzten Endes kommt es auf den jeweiligen Hund an, denn nicht jeder Rhodesian Ridgeback und nicht jeder Cattledog ist fürs Laufen am Rad zu haben. Wichtig: Unbedingt vorher beim Tierarzt einen Gesundheitscheck machen lassen, ob eine Herzerkrankung vorliegt oder Probleme mit den Gelenken bestehen.

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Wie gewöhne ich den Hund an das Laufen am Fahrrad?

Das Training erfolgt schrittweise und im jeweiligen Tempo des Hundes.

Schritt 1: Den Hund an das Fahrrad im Stand gewöhnen

Zu Beginn geht es erst mal nur darum, das Fahrrad zum Beispiel auf dem Hof abzustellen und den Vierbeiner daran schnüffeln zu lassen. Er soll sich mit dem unbekannten Objekt vertraut machen dürfen.

Schritt 2: Das Fahrrad langsam in Bewegung bringen

Im nächsten Schritt wird das Fahrrad kurz geschoben. Praktisch ist, wenn man eine Hilfsperson hat, die den Hund dabei an der Leine hält. Denn sich auf Hund und Fahrrad zu konzentrieren, ist erst mal schwierig.

Wie reagiert der Hund darauf, wenn das Rad bewegt wird? Ist er ängstlich und weicht zurück? Dann gehen Sie zurück zu Schritt 1. Stellen das Fahrrad wieder ab und bestätigen die Annäherung des Hundes mit einem Leckerli. Wenn Ihr Hund keine Angst zeigt, während Sie das Fahrrad mehrfach bewegen, können Sie zum nächsten Schritt übergehen.

Schritt 3: Kurze Läufe am Fahrrad machen

Leinen Sie Ihren Hund an, lassen Sie ihn neben dem Fahrrad laufen und machen Sie einen kurzen Spaziergang. Der Vierbeiner sollte immer vom Verkehr abgewandt laufen. Bei dieser Übung werden Sie vermutlich schon merken, dass es ohne Leinenführigkeit und gutem Grundgehorsam keine gute Idee ist, den Hund am Fahrrad laufen zu lassen.

Ihr Vierbeiner sollte nicht an der Leine ziehen oder ständig die Seite wechseln und vor dem Fahrrad herlaufen. Unabdingbar für Ihre Sicherheit und die Ihres Hundes ist, dass er zuverlässig Kommandos wie „Stopp“ oder „Langsam“, „Sitz“ und „Platz“ zuverlässig befolgt.

Wiederholungen sind wichtig

Wiederholen Sie den Spaziergang mit Fahrrad und Hund mehrfach. Wechseln Sie das Tempo, gehen Sie mal schneller, mal langsam und laufen Sie gemeinsam mit Hund und Fahrrad. Belohnen Sie dabei richtiges Verhalten mit einem Leckerli.

Wenn also der Spaziergang mit Rad und Hund zuverlässig funktioniert und Sie ein gutes Gefühl haben, steigen Sie auf und nutzen Sie das Fahrrad zunächst wie einen Roller. Läuft Ihr Hund problemlos mit, halten Sie an und bestätigen ihn mit einem Leckerli. Wenn Ihr Hund losstürmt oder anderes unerwünschtes Verhalten zeigt, während Sie auf dem Fahrrad sitzen, gehen Sie wieder einen Schritt zurück und wiederholen den Trainingsschritt „Spaziergang“ mit Tempowechsel. Bei Anzeichen von Ermüdung oder Überforderung Ihres Hundes beenden Sie das Training frühzeitig.

Wie befestige ich den Hund am Rad?

Wie Sie den Hund am Fahrrad führen, wenn Sie losfahren, ist Geschmackssache. Sie können eine Fahrradleine nehmen, die durch eine spezielle Feder und durch ein Gummi das Ziehen des Hundes ein wenig abmildert. Alternativ bringen Sie einen Fahrrad-Springer am Drahtesel an und haben so beide Hände am Lenkrad und die größte Sicherheit, weil der Abstandshalter dafür sorgt, dass der Hund nicht in die Speichen gerät. In beiden Fällen sollte Ihr Vierbeiner ein Brustgeschirr tragen, das nicht scheuert (unbedingt regelmäßig kontrollieren).

Welches Equipment benötige ich?

Möchten Sie Ihren Hund beim Fahrradfahren dabei haben, gibt es dafür unterschiedliches Equipment. Welches man verwendet, ist Geschmackssache. Immer dabei haben sollte man Wasser und einen Napf für den Hund. Was die Befestigung am Rad angeht, sollte man dafür auf keinen Fall die normale Leine einsetzen. Das ist zu gefährlich, weil diese den Zug nicht abfedern kann und Sturzgefahr besteht. Auch ein Halsband ist nicht sinnvoll. Hier eine Auswahl an Equipment für das Fahrradfahren mit dem Hund, das Sinn macht:

Fahrrad-Springer

Dabei handelt es sich um ein Stahlrohr, das am Fahrradrahmen befestigt wird. Eine Federt gleicht ruckartiges Ziehen an der Leine aus. Eine kurze Leine verhindert, dass der Hund ins Fahrrad läuft.

Brustgeschirr

Verwenden Sie zum Fahrradfahren ein gut sitzendes, breites und gepolstertes Brustgeschirr für ihren Hund. Ein Geschirr verteilt den Druck besser auf dem Körper des Hundes und schützt den empfindlichen Halsbereich. Stellen Sie sicher, dass das Geschirr gut passt und keine Reibungen oder Druckstellen verursacht.

Fahrradleine

Wie Sie den Hund am Fahrrad führen, wenn Sie losfahren, ist Geschmackssache. Der Handel bietet spezielle Fahrradleinen, die durch eine Federung und durch ein Gummi das Ziehen des Hundes ein wenig abmildert. Diese Leinen haben den Vorteil, dass man sie im Notfall loslassen kann, wenn der Hund zu sehr zieht.

Auch interessant: Welche Hundeleine ist für welchen Zweck die richtige?

Reflektierende Sicherheitsweste

Wenn Sie in der Dämmerung oder Dunkelheit fahren, ziehen Sie Ihrem Hund eine reflektierende Sicherheitsweste an, damit er für Autofahrer und andere Teilnehmer des Straßenverkehrs gut sichtbar ist.

Joggingleine mit Bauchgurt

Diese Leine funktioniert ähnlich wie die Fahrradleine, der Hund kann jedoch schneller abgeleint werden. In beiden Fällen muss man bedenken, dass der Hund leicht ins oder vor das Fahrrad laufen kann.

Wie baut man das Training auf, damit der Hund auch größere Strecken schafft?

Wenn Sie möchten, dass Ihr Hund größere Strecken beim Fahrradfahren bewältigt, ist es wichtig, das Training schrittweise aufzubauen und die Kondition Ihres Hundes allmählich zu steigern:

  • Schritt 1: Beginnen Sie mit kurzen Strecken, die Ihr Hund gut bewältigen kann und die für ihn angenehm sind. Wichtig ist das Tempo. Ihr vierbeiner sollte locker traben, Sprints sollten grundsätzlich die Ausnahme sein. Zu Beginn des Aufbautrainings sollte der Hund am Tag danach geschont werden. Er könnte Muskelkater haben.
  • Schritt 2: Erhöhen Sie die Distanz schrittweise, beispielsweise um ein paar hundert Meter oder eine weitere Straße pro Trainingseinheit. Beachten Sie dabei immer die Reaktionen und das Verhalten Ihres Hundes und bauen Sie Pinkel- und Schnüffelpausen ein, um ihm Zeit zur Erholung zu geben.
  • Schritt 3: Trainieren Sie regelmäßig ungefähr alle 2 bis 3 Tage. Kontinuität ist wichtig, um die Kondition zu verbessern.

Wann darf ich auf keinen Fall mit dem Hund Fahrrad fahren?

Bei Hitze

Tierärzte raten, spätestens ab einer Außentemperatur von 25 Grad das Fahrradfahren mit dem Hund zu unterlassen. Es besteht Lebensgefahr durch Überhitzung. Wenn es sehr warm ist, heizt sich zudem der Asphalt auf. Dann kann sich Ihr Vierbeiner die Pfoten verbrennen. Halten Sie deshalb vorher die Hand auf den Asphalt und prüfen Sie, ob er für Sie unangenehm heiß ist. Hlten Sie es keine fünf Sekunden aus, verzichten Sie gegebenenfalls auf die Fahrradtour. Generell gilt: Hunde sollten nur kurzzeitig auf asphaltiertem Boden laufen, da er Ihren Gelenken, Bändern und Sehnen schadet.

Gefährliche Straßenverhältnisse

Fahrradfahren auf stark befahrenen Straßen, Kreuzungen oder in unübersichtlichen Bereichen kann gefährlich sein und das Risiko von Verletzungen erhöhen. Wählen Sie ruhigere Strecken und Wege, auf denen Sie sicher unterwegs sein können.

Gesundheitliche Probleme

Wenn Ihr Hund gesundheitliche Probleme hat, setzen Sie das Fahrradfahren aus und konzentrieren Sie sich auf seine Genesung. Sprechen Sie sich dazu mit Ihrem Tierarzt ab, falls Sie unsicher sind.

Mangelnde Gehorsamkeit und Training

Ihr Hund sollte leinenführig sein und über einen guten Grundgehorsam verfügen, damit sein Verhalten kontrollierbar ist.

Woran sehe ich, dass der Hund durch das Radfahren gestresst ist?

Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass beim Training etwas schiefgelaufen ist oder Ihr Hund sich grundsätzlich nicht für das Laufen am Rad begeistern kann. Wenn Sie Ihr Fahrrad holen und Ihr Hund nicht mitlaufen möchte, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass diese Aktivität zumindest an diesem Tag nicht die richtige für ihn ist. Versuchen Sie es an einem anderen Tag noch mal und geben Sie es gegebenenfalls auf, wenn sich keine Besserung einstellt.

Auch wenn ihr Hund zögert oder nur widerwillig neben dem Fahrrad herläuft, sind das Anzeichen für Unwohlsein. Ein gestresster Hund kann außerdem Anzeichen von Angst oder Nervosität zeigen. Dazu gehören zittern, hecheln, gähnen, Augenblinzeln, übermäßiges Bellen oder Jaulen.

Ein weiteres Zeichen ist Vermeidungsverhalten. Ein gestresster Hund könnte versuchen, bestimmten Reizen oder Situationen auszuweichen. Er kann so etwa versuchen, dem Fahrrad auszuweichen, indem er langsamer läuft, hinter Ihnen bleibt oder zur Seite zieht. Dieses Vermeidungsverhalten kann auf Stress oder Unbehagen hinweisen.

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Fazit

Fahrradfahren mit dem Vierbeiner kann eine tolle Freizeitbeschäftigung sein. Allerdings nur bei Temperaturen unter 25 Grad, sonst droht Lebensgefahr! Vor allem Rassen wie Rhodesian Ridgebacks, Viszlas, Malinois, Dalmatiner, Huskys oder Münsterländer eignen sich für das Laufen am Rad. Vorher sollte man beim Tierarzt immer einen Gesundheitscheck machen lassen, denn nur ausgewachsene und gesunde Hunde sollten sportlich beansprucht werden. Zudem ersetzt das Fahrradfahren nicht die täglichen Spaziergänge mit Schnüffeln und Sozialkontakten.

Schrittweise Gewöhnung und Training sind entscheidend. Verwenden Sie passendes Equipment wie Fahrrad-Springer, Brustgeschirr, Fahrradleine und reflektierende Sicherheitsweste und Achten Sie auf Anzeichen von Stress oder Unwohlsein bei Ihrem Hund. So wird die Radtour für Sie und Ihren Hund sicher und angenehm.

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