30. Mai 2023, 17:03 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Sabber, Kot, Futterreste – als Haustierhalter ist man täglich mit den diversen Hinterlassenschaften seiner Tiere konfrontiert. Was aber, wenn zum täglichen Saubermachen auch noch die Erkenntnis kommt, dass sich darin Würmer oder Larven tummeln? Was man über Wurmbefall bei Hund und Katze wissen sollte.
Wann wurde Ihr Hund oder Ihre Katze zum letzten Mal entwurmt? Die Frage mag Sie verwundern, wenn Ihr Haustier aktuell nicht von Parasiten befallen ist. Wurmeier und Larven sind jedoch fast überall. Das macht es nahezu unmöglich zu verhindern, dass sich Ihr Vierbeiner damit infiziert. Besonders Hunde und Katzen, die viel draußen sind und in der Umgebung schnüffeln, mit Artgenossen und toten Tieren in Kontakt kommen, sind von einem Wurmbefall bedroht.
Damit über die Umgebung aufgenommenen Würmer sich gar nicht erst groß im Organismus Ihres Tieres vermehren können, sollte man daher Hund und Katze in regelmäßigen Abständen entwurmen. So verhindert man auch, dass Würmer auf Halter und Familie übergehen. Aber wie oft sollte man das Haustier entwurmen? Welche Art der Entwurmung bietet sich an? Und gegen welche Würmer sollten Haustiere geschützt werden? PETBOOK hat einen Tierarzt gefragt und beantwortet die wichtigsten Fragen zur Entwurmung in diesem Artikel.
Übersicht
- Welche Würmer können Hund und Katze befallen?
- Wie übertragen sich Würmer auf Hund und Katze?
- Für welche Tiere gibt es ein hohes Wurmbefall-Risiko?
- Wie man einen Wurmbefall bei Hund und Katze erkennt
- Wie funktioniert die Entwurmung für Hund und Katze?
- Wie hoch sollte die Dosierung sein?
- Ist eine Entwurmung von Hund und Katze unbedenklich?
- Wie oft sollte man eine Entwurmung bei Hund und Katze durchführen?
- Was ist eine blinde Entwurmung von Hund und Katze?
- Was kann man noch tun, um Wurmbefall von Hunden und Katzen zu verhindern?
Welche Würmer können Hund und Katze befallen?
In Deutschland sind Haustiere wie Hunde und Katzen meistens mit verschiedenen Arten von Spul-, Haken- und Bandwürmern befallen. Der mit Abstand häufigste Wurm bei Haustieren ist der Spulwurm – Toxocara canis bei Hunden bzw. Toxocara cati bei Katzen. Auch Menschen können sich mit Spulwürmern infizieren, indem sie infektiöse Eier über den Mund aufnehmen.
Symptome bei einer Infektion mit Spulwürmern sind sehr vielfältig. Je nachdem, welche Organe betroffen sind, kann sich der Befall unterschiedlich äußern. Weitere Wurmarten, von denen Haustiere häufig betroffen sind, sind Plattwürmer, Hakenwürmer, Bandwürmer und Gurkenkernbandwürmer. Alle Arten von Würmern können bei den befallenen Tieren erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen. Mehr über die verschiedenen Arten erfahren Sie in diesem Artikel: Würmer bei Hund und Katze – welche es gibt und wie man sie behandelt.
Wie übertragen sich Würmer auf Hund und Katze?
Die Nase immer auf dem Boden, die Beute im Maul – Haustiere wie Hunde und Katzen sind anfällig für hartnäckige Parasiten wie Würmer. Ob beim Spaziergang mit Haltern oder auf der nächtlichen Tour durch die Nachbarschaft: Würmer finden sich im Alltag von Hund und Katze überall. Sie können sich die Parasiten aber auch über Artgenossen holen, oder aber sie schnüffeln an infiziertem Kot oder befallenen Nagetieren.
Wurminfektionen sind zudem schwierig zu diagnostizieren, da sie zunächst lange Zeit unbemerkt bleiben. Ihr Vierbeiner merkt anfangs nicht mal selbst etwas von dem Befall, sodass auch Sie keine Hinweise auf eine Erkrankung haben. In dieser Zeit, in der der Wurmbefall unbemerkt bleibt, kann sich die Population unbemerkt vergrößern und wächst von Tag zu Tag heran. Nach und nach nimmt so die Gesundheit Ihres Vierbeiners allmählich Schaden.
Für welche Tiere gibt es ein hohes Wurmbefall-Risiko?
„Junge Hunde haben sehr viel häufiger Würmer als erwachsene Hunde“, sagt Tierarzt Dr. Hölter. Vor allem Spulwürmer, die auf den Menschen übertragbar sind, treten hier häufig auf. „Bei jungen Hunden kann ein starker Wurmbefall sogar tödlich ausgehen. Spulwürmer können bereits im Mutterleib auf die Welpen übertragen werden – selbst wenn die Hündin während der Trächtigkeit entwurmt wurde. Deshalb ist eine Entwurmung bei Welpen besonders wichtig.“
Wie groß das Risiko eines Wurmbefalls ist, so der Tierarzt, hänge neben dem Alter auch von den Lebensumständen ab. Allgemein gilt: Je mehr Auslauf und je mehr Kontakt zu anderen Tieren, desto höher ist das Risiko, sich mit Würmern zu infizieren. „Katzen, die Mäuse jagen, Jagdhunde oder Hunde, die gerne Kot oder Gras in Gegenden fressen, wo auch viele andere Hunde unterwegs sind, haben ein hohes Risiko und sollten in kürzeren Abständen entwurmt werden“, sagt Tierarzt Dr. Hölter. Auch Hunde, die mit rohem Fleisch und Innereien gefüttert werden, haben ein höheres Infektionsrisiko.
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Ist ein Wurmbefall von Hund und Katze auch für Menschen gefährlich?
„Würmer können nicht nur für das Tier, sondern auch für den Menschen gefährlich werden. Besonders kleine Kinder, die ihre Finger schnell mal ungewaschen in den Mund stecken, haben ein hohes Risiko, sich beim Haustier mit Würmern anzustecken“, sagt Tierarzt Dr. Hölter. „Je enger der Kontakt zum Tier ist, desto höher ist auch das Risiko für den Menschen, sich mit Würmern anzustecken.“ Der Wurmbefall kann dabei auch auf Menschen übergehen, Stichwort „Hundekuss“. Besonders für Kinder und immunschwache Personen kann dies gefährlich werden. Mithilfe einer regelmäßigen Wurmkur kann man verhindern, dass es beim Haustier zu einem starken Befall kommt.
Wie man einen Wurmbefall bei Hund und Katze erkennt
Die Anzeichen für einen Wurmbefall sind vor allem Magen- und Darmprobleme, die bei jüngeren Tieren oft mit Erbrechen und Durchfall verbunden sind. Bei den meisten Tieren bleibt die Infektion zumindest in der ersten Zeit komplett unbemerkt. Erst später, wenn sich die Würmer im Körper Ihres Haustieres vermehren konnten, kommt es nach und nach zu einem starken Befall mit Symptomen wie diesen:
- Gewichtsverlust
- Erbrechen
- Durchfall
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Blutarmut
- Im schlimmsten Fall Verschluss von Darm- und Gallengängen (Hierdurch sind sogar Todesfälle möglich!)
Die Diagnose eines Wurmbefall ist deshalb eher schwierig, weil sich die Würmer im Kot des Haustieres selten erkennen lassen. Mit dem Kot werden nur Eier und Larven ausgeschieden, die so klein sind, dass sie mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Würmer finden sich in der Regel nur bei einem sehr schweren Befall. Dann sind sie in Kot und Erbrochenem deutlich sichtbar. Ist dies jedoch der Fall, hat das Tier bereits einen Leidensweg hinter sich. Einen solchen Befall sollte man nach Möglichkeit durch eine regelmäßige Wurmkur verhindern.
Wie funktioniert die Entwurmung für Hund und Katze?
Wurmkuren sind Mittel gegen ein sogenanntes Innenparasitenspektrum. Sie enthalten Wirkstoffe, die sämtliche Stadien des Befalls bekämpfen, darunter Maden, Larven und ausgewachsene Würmer. In erster Linie sollen durch die Behandlung die Ausbildung geschlechtsreifer, eierlegender Würmer verhindern, so wird der parasitäre Kreislauf unterbrochen. Manche Wurmmittel töten jedoch eine bestimmte Art ab. Andere wirken gegen ein breites Spektrum an Würmern. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Tierarzt beraten, welche Wurmkur für Ihr Haustier am besten geeignet ist.
Handelt es sich um einen akuten Befall, ist es ratsam, eine Probe der ausgeschiedenen Parasiten in einem Plastikbeutel mit zum Tierarzt zu nehmen. So kann der spezifische Wurmbefall schneller diagnostiziert und mit einem gezielten Mittel entweder gegen Spul- oder Bandwürmer behandelt werden.
Welche Darreichungsformen von Wurmkuren gibt es?
Wurmmittel gibt es in Form von Injektionen, Tabletten, Leckerli, Pasten, „Spot-on“-Präparaten und Flüssigwurmkuren. Einige Mittel kann man wie ein Leckerli geben oder direkt ins Futter mischen. Andere werden auch beim Tierarzt direkt auf den Rücken, meist zwischen die Schulterblätter, als Injektion sowie als Flüssigkur gegeben.
Je nach Präparat reicht eine einmalige Gabe. Manchmal, besonders bei einem akuten Befall, muss man jedoch die Mittel auch nach dem Besuch beim Tierarzt zu Hause verabreichen. Tipps dafür, wie man insbesonderes bei Katzen Medizin in Tablettenform verabreicht, finden Sie in diesem Artikel: Wie man Katzen erfolgreich Tabletten gibt.
Falls Hund oder Katze das Mittel zur Entwurmung aber partout nicht einnehmen möchte, sollte man eher auf Pasten oder „Spot-On“. Präparate zurückgreifen. Bedenken brauchen Sie keine zu haben, denn diese Methode funktioniert auch bei einem starken Befall zuverlässig.
Wie hoch sollte die Dosierung sein?
Vor allem bei Hunden kommt es bei der Wurmkur auf die richtige Dosierung an. Ein kleiner Hund braucht meist eine geringere Dosis. Allerdings verändert sich die Dosierung auch nach der Schwere des Befalls. Damit das Haustier die Wurmkur gut verträgt, wird sie an das Körpergewicht des Tieres angepasst. Dies geschieht in erster Linie beim Tierarzt. Sollten Sie jedoch Mittel zu Hause geben, sollten Sie vorab das Gewicht des Tieres feststellen und immer in Absprache mit einem Veterinär bleiben.
Ist eine Entwurmung von Hund und Katze unbedenklich?
Wurmkuren sind immer ein Eingriff in das Mikrobiom von Hund und Katze und sollten daher nicht überdosiert werden. Viele der erhältlichen Mittel sind jedoch mittlerweile sehr verträglich und unbedenklich. Sie sind inzwischen so schonend, dass sie sich sogar für trächtige und säugende Tieren eignen.
Dennoch kann es passieren, dass Ihr Vierbeiner auf das Mittel reagiert. Unerwünschte Nebenwirkungen betreffen meist den Stoffwechsel oder das Mikrobiom im Darm der Tiere. Die Folge sind Erbrechen oder Durchfall. Sollten Sie diese Art von Reaktion an Ihrem Tier beobachten, sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt. Möglicherweise ist dann ein anderes Mittel für Ihr Tier besser geeignet oder es benötigt Unterstützung für den Verdauungstrakt.
Wie oft sollte man eine Entwurmung bei Hund und Katze durchführen?
„Im Allgemeinen wird für Tiere mit durchschnittlichem Risiko empfohlen, viermal jährlich zu entwurmen, oder den Kot untersuchen zu lassen und bei Bedarf zu entwurmen“, rät Tierarzt Dr. Hölter im Gespräch mit PETBOOK. In der Regel wird das Haustier also alle drei Monate entwurmt. Wieso aber gerade dieser Zeitraum? Der Grund dafür liegt in der Entwicklungsdauer von Würmern und Parasiten. Wenn das Tier einen Wurm im Magen-Darm-Trakt aufgenommen hat, brauchen die Laven in der Regel rund 12 Wochen, also drei Monate, um im Verdauungstrakt aus dem Ei zu schlüpfen. Durch Wurmkuren in regelmäßigen Abständen kann man den Befall also wirksam aufhalten.
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Was ist eine blinde Entwurmung von Hund und Katze?
Tierärzte raten dementsprechend alle drei Monate zu einer Wurmkur. Dies nennt sich auch blinde Entwurmung, denn aufgrund der schwierigen Diagnose ist es nicht möglich genau zu wissen, ob das Tier gerade wirklich Würmer oder deren Vorstufen in sich trägt. Gegebenenfalls erhält Ihr Hund oder Ihre Katze also eine Wurmkur, ohne, dass ein wirklicher Grund vorliegt. Die besagte Wurmkur bekämpft alle eventuell vorhandenen Würmer, wie Haken-, Spul- und Bandwürmer im Magen-Darm-Trakt.
Bei der Entwurmung geht es übrigens nicht darum, dass Ihr Tier immer komplett wurmfrei bleibt, sondern vor allem darum, einen etwaigen Wurmbefall in seiner Kraft zu stoppen, und die Zahl ansteckender Eier gering zu halten. Es gibt nämlich keine Möglichkeit, gegen einen Befall mit Würmern zu impfen. Man kann nur die Symptome behandeln und präventive Maßnahmen ergreifen. Auch deshalb wird eine regelmäßige Entwurmung empfohlen.
Was kann man noch tun, um Wurmbefall von Hunden und Katzen zu verhindern?
Sind Katze und Hund von Würmern befallen, lässt sich dies gut behandeln, auch die regelmäßige Entwurmung bringt gute Resultate für die Tiergesundheit. Aber kann man noch mehr tun, damit die lästigen Kleinstlebewesen nicht ins geliebte Haustier gelangen? Grundsätzlich ist die regelmäßige Wurmkur eine gute Idee, um Ihr Tier schützen. Darüber hinaus können Sie folgende Dinge tun:
- Hund trainieren, nichts vom Boden zu fressen
- Hund nicht aus Pfützen trinken lassen
- Gesicherter Freigang für Katzen, bei dem sie keine infizierten Tiere jagen können
- Schuhe vor der Haustür ausziehen, denn auch an den Sohlen können sich Parasiten befinden
- Gründlich die Hände waschen, wenn man andere Tiere angefasst hat
- Auf Hygiene bei Näpfen, Fressplätzen und Absatzstellen von Kot achten
Auch Probiotika können den Tieren helfen, auf natürliche Weise weniger anfällig für Würmer zu sein. Unter anderem können Kokosflocken oder -öl, Brei aus Karotten oder gemahlene Kürbiskerne im Futter helfen. Auch laktosefreier Joghurt kann das Mikrobiom im Darm von Hund und Katze fördern.
So schätzt auch Dr. Hölter die Prävention von Wurmbefall im Gespräch mit PETBOOK ein: „Die Fütterung bestimmter Probiotika konnte laut einigen Studien die Ausscheidung von Wurmeiern verringern – ein Zeichen dafür, dass die Würmer es bei einer stabilen Darmflora schwerer haben, sich im Darm anzusiedeln und zu vermehren“. Jedoch ersetze ein Probiotikum keine Entwurmung. Es kann aber dazu beitragen, den Darm widerstandsfähiger gegen Würmer und andere Krankheitserreger zu machen. „Wir empfehlen, bei jeder Entwurmung auch für ein bis zwei Wochen ein Probiotikum zu geben, welches das Wachstum von Laktobazillen im Darm fördert“, resümiert der Tierarzt im Gespräch mit PETBOOK.