29. Mai 2023, 8:02 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Impfungen schützen Welpen vor verschiedenen Krankheiten, für die sie sonst anfälliger sind. PETBOOK gibt einen Überblick darüber, welche Impfungen für Welpen empfohlen werden.
Wenn ein junger Hund in seinem neuen Zuhause einzieht, hat er in der Regel schon das erste Mal Bekanntschaft mit einer Nadel gemacht. Die ersten, im Alter von acht Wochen fälligen Impfungen hat das Tier dann bereits hinter sich. Doch reicht das? Wie oft müssen Welpen eine Impfung bekommen und wogegen? Was ist, wenn mein Hund noch gar keine Impfung erhalten hat? PETBOOK gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Übersicht
Ab welchem Alter sollten Welpen Impfungen bekommen?
Anfangs sind Hundekinder – ebenso wie Menschenbabys – noch durch die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper vor den meisten Erkrankungen und Erregern geschützt. Doch mit der Zeit, in der Regel nach drei bis vier Monaten, lässt dieser natürliche Schutz nach. Deswegen sollte der kleine Hund in drei Etappen, nämlich in der achten, zwölften und 16. Lebenswoche erstmals geimpft werden, raten etwa die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) und der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Im Alter von etwa 15 Monaten ist demnach eine weitere Impfung nötig, um die sogenannte Grundimmunisierung des Tieres abschließen zu können. Danach sind nur noch regelmäßige Auffrischungsimpfungen nötig.
Wogegen sollten Welpen unbedingt geimpft werden?
Krankheiten, gegen die jeder Hund geimpft sein sollte, bezeichnen die Experten der StIKo Vet als sogenannte Core-Impfungen. Dazu zählen gemäß Empfehlung Parvovirose, Staupe und Leptospirose. Diese Impfungen sollten bereits ab der achten Lebenswoche des Welpen vorgenommen werden. Vier Wochen später wird erneut gegen diese Krankheiten geimpft, in der 16. Woche wird nur noch die Impfung gegen Parvovirose und Staupe wiederholt. Im 15. Monat bekommt der Welpe noch einmal eine Impfung gegen Parvovirose, Staupe und Leptospirose.
Diese anfangs rasch aufeinanderfolgenden Impfungen seien nötig, um eine bestmögliche Wirksamkeit der Stoffe zu erreichen, erläutert die StIKo Vet in einem Merkblatt. Denn die eventuell bei einem Welpen noch vorhandenen Antikörper der Mutter könnten die Wirkung des Impfstoffs „erheblich stören“, heißt es dazu. Da jedoch meist unbekannt ist, wie hoch der natürliche Antikörperspiegel beim jeweiligen Welpen noch ist, werde durch die mehrfachen Impfungen während dieser kritischen Phase versucht, „den optimalen Zeitpunkt zu treffen und den Impfling zu schützen“.
Die gute Nachricht: Danach haben Halter und Hund die Prozedur erst einmal überstanden, so die Impfexperten. Das Tier ist soweit grundimmunisiert. Die Impfung gegen Staupe und Parvovirose muss mitunter erst nach drei Jahren aufgefrischt werden, wobei die Intervalle je nach verwendetem Impfstoff unterschiedlich sind. Dabei gilt es, sich nach den Empfehlungen des Tierarztes zu richten. Gegen Leptospirose sollte laut StIKo Vet dagegen jährlich geimpft werden. Doch auch hier weiß der behandelnde Tierarzt am besten Bescheid.
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Welche Impfungen sind für Welpen außerdem empfehlenswert?
Laut Ständiger Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt es weitere Impfungen, die unter bestimmten Umständen empfehlenswert sind. Dazu gehört unter anderem die Immunisierung gegen Tollwut. „Aufgrund der Tollwutfreiheit ist die flächendeckende Impfung von Hunden nicht mehr erforderlich“, teilt das Institut dazu mit. Das gelte auch für Jagd- und Arbeitshunde, da auch sie nicht mehr Gefahr liefen, mit tollwütigen Tieren in Kontakt zu kommen.
Allerdings: Sollte dennoch ein (unwahrscheinlicher) Tollwut-Fall auftreten, stehen geimpfte Hunde, wenn sie Kontakt zu dem tollwütigen Tier hatten, besser da als ungeimpfte, erläutert die StIKo Vet. Diese dürften dann unter behördlicher Beobachtung zu Hause gehalten werden. Für ungeimpfte Tiere gelten dagegen „bislang unverändert massive, behördliche Maßnahmen“, heißt es weiter. Auch Hunde, die ihre Halter auf „grenzüberschreitenden Reisen begleiten“ sollten zumindest laut Angaben der Impfstoffhersteller immunisiert worden sein. Außerdem müssten für einige Länder außerhalb Europas Antikörper nachgewiesen werden, so die StIKo Vet.
Für Hunde, die oft Kontakt zu Artgenossen haben, etwa in Welpenspielgruppen, Tierpensionen oder auf dem Hundeplatz, wird zudem eine Impfung gegen Bordetella-Infektionen empfohlen. Das gelte auch für Hunde, die anderen Tieren nahe kommen, die für den Erreger der Infektion, die sich durch schwere Atemwegserkrankungen zeigt, ebenfalls empfänglich sind, beispielsweise Katzen.
Einen Sonderfall stellt die Impfung gegen Hepatitis contagiosa canis (HCC) dar. Weil gegen diese Erkrankung in der Vergangenheit konsequent geimpft wurde, tritt sie laut StIKo Vet in Westeuropa nur noch sehr selten unter Hunden auf. Als notwendig wird sie deswegen nicht mehr eingestuft. Allerdings enthielten die meisten zugelassenen Impfstoffe gegen Staupe und Parvovirose ohnehin eine Komponente gegen HCC, wie das Institut weiter mitteilt.
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Wie gefährlich sind die Erkrankungen für meinen Hund?
Vor allem die drei Infektionskrankheiten, gegen die ein Welpe laut StIKo Vet unbedingt geimpft werden sollte, gehen mit schweren Symptomen einher. Sie enden für junge oder immungeschwächte Tiere nicht selten tödlich. Staupe etwa ist eine der hochansteckendsten und tödlichsten Seuchen bei Hunden. Welpen und junge Hunde überleben eine Infektion oft nicht. Lediglich an Tollwut sterben weltweit mehr der infizierten Tiere, wie unter anderem das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mitteilt. Die Viruserkrankung sei inzwischen wieder auf dem Vormarsch, vor allem durch illegale Hundeexporte aus Osteuropa, wie auch der Bayerische Jagdverband warnt. Marder, Füchse, Waschbären und andere Wildtiere können das Virus ebenfalls übertragen, hauptsächlich über Speichel oder Kot. So können auch Haushunde beim Gassigehen in Kontakt mit dem Erreger kommen. Mitte April 2023 etwa informierte die Stadt Hamm in Nordrhein-Westfalen über vermehrt registrierte Staupeinfektionen in der Region.
Parvovirose, auch Hundeseuche genannt, ist ebenfalls hochansteckend, teilt etwa das Tiermedizinportal mit. Zwar stünden die Chancen auf Heilung eines Hundes gut, wenn die Erkrankung rechtzeitig behandelt werde, wie es weiter heißt. Vor allem für jüngere und ungeimpfte Hunde und Tiere mit weiteren Erkrankungen gelte das jedoch nicht unbedingt. Bei ihnen treten demnach auch schwere Verläufe und Komplikationen auf.
Eine Besonderheit ist die Leptospirose, deren Erreger nicht nur Hunde, sondern auch Menschen befallen kann. Das Robert-Koch-Institut teilt mit: „Die Leptospirose ist eine klassische Zoonose und zahlreiche Wild- und Nutztierarten sind für Leptospiren empfänglich und können an Leptospirose erkranken.“ Menschen infizierten sich meist durch den direkten oder indirekten Kontakt mit dem Urin erkrankter Tiere, wenn dieser zuvor etwa in Flusswasser geraten ist. Hunde infizieren sich meist durch das Trinken aus oder Wälzen in verseuchten Tümpeln, Pfützen oder ähnlichen Wasserstellen, informiert die Tierklinik aus dem bayerischen Ismaning auf ihrer Homepage. Unbehandelt oder zu spät erkannt führe die Leptospirose bei Hunden meist zu Nieren- oder Leberversagen und damit zum Tod. Mehr zu dem Thema erfahren Sie in diesem Artikel: Dürfen Hunde Wasser aus Seen oder Flüssen trinken?
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Hat es Folgen, wenn Welpen keine Impfungen erhalten?
Nicht nur, dass ein ungeimpftes Tier andere Hunde anstecken und die daraus resultierenden Erkrankungen möglicherweise für die infizierten Tiere tödlich enden können. Auch der eigene Hund ist der Gefahr einer Erkrankung und somit einem zumindest schweren, für das Tier quälenden Verlauf ausgesetzt. Mitunter bleiben Einschränkungen beim Tier zurück, die seine Lebensqualität und Dauer verkürzen können. Besonders für Welpen, die eben noch nicht über ein ausgereiftes Immunsystem verfügen, können Erkrankungen tödlich enden. Zudem lassen zahlreiche Hundepensionen, Welpengruppen und Hundeschulen nur Tiere zu, die gegen bestimmte Erkrankungen geimpft sind. Details beantwortet der Tierarzt Ihres Vertrauens.
Quellen
- Openagrar.de, „Leitlinie zur Impfung von Kleintieren“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- WDR.de, „Warnung vor Staupe im östlichen Ruhrgebiet“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- Jagd-bayern.de, „Nach wie vor aktuell – Staupe“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- Tierklinik-ismanig.de, „Leptospirose“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- Welpen.vdh.de, „Welpengesundheit“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- Tiermedizinportal.de, „Parvovirose (Hundeseuche)“ (aufgerufen am 25.5.2023)
- RKI.de, „Leptospirose“ (aufgerufen am 25.5.2023)