
14. März 2025, 16:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Was bei Welpen niedlich aussieht, kann bei erwachsenen Hunden ein Alarmsignal sein: der sogenannte Welpensitz. Während junge Hunde aufgrund ihrer noch nicht vollständig entwickelten Muskulatur diese Sitzposition oft einnehmen, kann sie bei erwachsenen Vierbeinern auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hindeuten.
Beim Welpensitz sitzt der Hund seitlich auf der Hüfte. Ein Bein ist nach außen gedreht, das andere angewinkelt. Was bei Welpen völlig normal ist und niedlich aussieht, sollte bei erwachsenen Hunden nicht mehr vorkommen. Für Welpen ist die Position aufgrund ihrer noch sehr flexiblen Gelenke sowie der noch nicht vollständig ausgebildeten Muskulatur unproblematisch. Bei ausgewachsenen Hunden ist dies jedoch anders und kann auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen. Sitzt der erwachsene Vierbeiner häufiger in besagtem Welpensitz, sollten Halter dies ernst nehmen und aktiv werden.
Gründe hinter dem Welpensitz bei erwachsenen Hunden können vielfältig sein
„Der Welpensitz bei erwachsenen Hunden kann viele Ursachen haben“, erklärt Tierphysiotherapeutin Sophie Sydow im Gespräch mit PETBOOK. „Es ist meist eine Schonhaltung aufgrund von Verspannung bis hin zu Schmerzhaftigkeit in den Gelenken.“
So könnte diese für ausgewachsene Hunde ungewöhnliche Sitzhaltung, ein Indikator für Muskel- oder Gelenkprobleme wie beispielsweise Muskelschwund (Atrophie), Nervenschäden oder gar ein Bandscheibenvorfall sein.1
Aber auch orthopädische Beschwerden wie Arthrose z.B. Hüftdysplasie oder Ellenbogendysplasie, Patellaluxation oder Fehlstellungen sind möglich. Der Welpensitz bei erwachsenen Hunden kann aber auch ein auf Analdrüsenproblem hinweisen. So könnten Juckreiz oder Schmerzen dazu führen, dass der Hund auf seinem Po sitzt.2
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Welpensitz kann bei Hunden schädliche Folgen haben
In manchen Fällen gibt es allerdings auch Hunde, die aus reiner Bequemlichkeit in dieser infantilen Haltung kauern. Dennoch sollte dies nicht zur Gewohnheit werden, denn der Welpensitz kann bei ausgewachsenen Tieren schädliche Folgen haben, wie Tierphysiotherapeutin Sophie Sydow weiß. „Dieser Sitz führt dazu, dass die Muskulatur nicht mehr gleichmäßig beansprucht wird. Sie verkürzt auf einer Seite und auf der anderen Seite wird sie zu stark beansprucht.“
So komme es zu Verspannungen, woraufhin der Hund dann Schonhaltungen einnehme. Dadurch entstünden dann Fehlhaltungen. Diese könnten „langfristig zu Dispositionen und Einschränkungen der Gelenke und dann auch zu Arthrose und anderen chronischen Gelenkerkrankungen führen. Daraus resultieren eine Menge anderer Erkrankungen des Bewegungsapparates.“ Kurzum, diese Sitzposition kann auf Dauer gesunde Hunde krank machen. Daher sollten ausgewachsene Vierbeiner nicht mehr so sitzen.
Das gilt es für betroffene Halter zu wissen
Sollte es dennoch vorkommen, sollten Halter unbedingt gut hinsehen und die Situation beobachten, erklärt Sydow. So sollte in Erfahrung gebracht werden, wie häufig es passiert und in welchen Momenten der Hund sich in den Welpensitz begibt. Wichtig sei aber auch zu wissen, ob der Vierbeiner immer auf der linken Seite oder mehr auf der rechten Seite sitzt. Denn diese Informationen benötigen Tierphysiotherapeuten oder Tierärzte, für die Diagnostik.
Doch ab welchem Alter und welcher Häufigkeit sollten Hundehalter alarmiert sein, wenn der Hund sich in den Welpensitz begibt? „Das kann man leider so pauschal nicht sagen“, erklärt die Hundeexpertin. Hier komme es immer auf die Größe des Hundes an. „Je kleiner der Hund, desto schneller ist er ausgewachsen. Je größer der Hund, desto länger dauert es. Mittelgroße Rassen haben mit einem bis eineinhalb Jahren ihr Wachstum abgeschlossen.“ Hinzu komme auch, wie gut die Muskulatur ausgebildet sei, sagt Sydow. Die trage nämlich auch viel dazu bei, wie ein Hund sitzt.

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Halter sollten ihren Hund gut lesen können
Grund zur Besorgnis könnten Hundebesitzer aber haben, wenn sich das Verhalten des Vierbeiners plötzlich ändert. „Wenn der Hund eigentlich immer gerade Sitz gemacht hat, dann aber plötzlich häufiger bis ständig in den Welpensitz fällt. Oder das gerade ‚Sitz‘ nicht halten kann und schnell zur Seite kippt oder die Sitzposition auflöst. Also in ‚Platz‘ geht oder aufsteht.“ Alarmierend sei aber auch, wenn der Hund gar nicht gerade sitzen kann. Weitere Symptome seien Lahmheit, Schwierigkeiten beim Aufstehen, Verweigerung beim Springen oder Treppensteigen. Auch Lecken, Kratzen und Knabbern an bestimmten Körperstellen seien möglich.
Hundehalter könnten aber präventiv mit ihren Hunden arbeiten, um das Problem des Welpensitzes gar nicht erst entstehen zu lassen. So könne mit dem Junghund das richtige Sitzen geübt und gegebenenfalls korrigiert werden. Wichtig sei es aber auch, dem Vierbeiner eine altersgerechte Bewegung zu ermöglichen und ihn gezielt zu fördern und zu fordern. Herrchen und Frauchen sollten lernen, ihren Hund gut lesen zu können. „So kann man Schonhaltungen, Fehlhaltungen und auch Schmerzen frühzeitig erkennen“, so Sophie Sydow abschließend.
Doch wie sollten Hunde denn normalerweise sitzen? Bei einer korrekten Haltung sollten die Hinterbeine angewinkelt sein. Sie stehen gerade unter dem Körper, parallel zueinander, Knie und Pfoten sind nicht ein- oder ausgedreht, die Pfotenballen berühren den Boden. Die Vorderpfoten stehen senkrecht unter dem Körper und vor den Hinterpfoten, Ellenbogen und Pfoten sind gerade und weder nach innen noch nach außen gedreht. Der Rücken ist gerade und bildet somit eine gerade Linie.