7. Juli 2023, 14:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Hunde werden häufiger von Zecken befallen als wir Menschen, da sie in der Natur gerne durch hohes Gras oder Büsche streifen. Nach einem unentdeckten Zeckenstich kann es zu schweren Krankheitsverläufen kommen – Hunde können daran sogar versterben. Daher ist es wichtig, nach jedem Gassi-Gang das Fell zu kontrollieren und dabei eine Zeckenzange zur Hand zu haben.
Leider hat die Zecke eine erstaunliche Überlebensfähigkeit und saugt sich bereits seit 350 Millionen Jahren an ihren Wirten fest. Sie überleben Temperaturen bis zu minus acht Grad Celsius. Im jungen Alter, wenn man sie als Zeckennymphen bezeichnet, überleben sie sogar bis zu minus 13 Grad Celsius. Dabei verstecken Sie sich in der freien Natur unter Laubhaufen oder in der Erde. Bei etwa fünf Grand Celsius werden sie aktiv und beginnen, Ausschau nach ihren Opfern zu halten. Da die Winter hierzulande zunehmend milder werden, kann man eigentlich schon fast das ganze Jahr mit Zecken rechnen. Die Parasiten lieben feuchte Umgebungen und können in Wäldern, hohem Gras, Büschen und sogar in städtischen Gebieten vorkommen. Ihren Hund sollten Sie regelmäßig auf Zecken untersuchen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Entfernung ergreifen. Dabei ist darauf zu achten, Zecken beim Hund richtig zu entfernen.
Übersicht
Aus dem Leben einer Zecke
Zecken, die man auch als Holzböcke bezeichnet, brauchen in ihrem Leben, das zwei bis drei Jahre dauern kann, nur zwei bis drei Blutmahlzeiten, damit sie wachsen und Eier produzieren können – und das sind nicht wenige. Ein Weibchen kann nach einer ausgiebigen Blutmahlzeit bis zu 5000 Eier bilden. Daraus schlüpfen nach drei Wochen Larven. Wenn sie Glück haben, finden diese nun einen dünnhäutigen Wirt, wie eine Maus, an dem sie sich festsaugen. Sind sie satt, lassen sie sich auf die Erde fallen und entwickeln sich weiter zur sogenannten Zeckennymphe. Als Teenager-Zecken dürstet es sie nach einer zweiten Blutmahlzeit, um sich zu einer ausgewachsenen Zecke zu entwickeln. Das Weibchen sucht sich dann noch ein drittes Mal einen Wirt, um ihre Eier zu produzieren, dann beginnt der Kreislauf aufs Neue.
Zecken bewegen sich nicht aktiv auf der Suche nach einem Wirt, denn sie können auf ihre Mahlzeit auch viele Monate verzichten, ohne zu verhungern. So lauern die Schmarotzer im Gebüsch oder im Gras, bis sich ihnen ein ahnungsloses Opfer nähert. Nur wenn der Zwei- oder Vierbeiner sie abstreift und kurzfristig verharrt, erklimmen sie ihn. Auf dem Wirt krabbeln sie noch eine ganze Zeit umher, bis sie eine geeignete Stelle finden, in die sie ihren Saugrüssel stecken. Damit der Wirt sie aber möglichst nicht bemerkt, betäuben die Blutsauger die Einstichstelle mit Speichel, der spezielle Substanzen enthält. Dank kleiner Widerhaken halten sie sich gut auf der Haut des Wirtes fest und zementieren den Rüssel im Bohrloch sogar noch mit einem klebrigen Kitt ein. Wichtig ist für sie, dass sie sich ganz voll und prall saugen können. Wenn man sie rechtzeitig entdeckt und entfernt, müssen sie in der Regel sterben.
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Zecke beim Hund richtig entfernen
Bemerken Sie bei Ihrem Hund eine Zecke, sollten Sie unbedingt darauf achten, den Parasiten mitsamt Kopf und Beißwerkzeug zu entfernen. Kraulen Sie mit den Fingern zunächst durch das Fell. Meist sitzen Zecken an Körperstellen, die dünnhäutig sind, wie Ohren, Kopf, Hals, Schultern, Achseln, Lendengegend oder vermeintlich gut versteckt zwischen den Zehen.
Dinge, wie Benzin, Nagellack oder Klebstoff sollten Sie niemals auf die an Ihrem Hund festgebissene Zecke auftragen. Diese Behandlung setzt den Parasiten unter Stress und es kann dazu kommen, dass die Zecke erneut Krankheitserreger absondert. Aus diesem Grund sollte das Entfernen von Zecken immer mechanisch erfolgen.
Um Zecken bei Ihrem Hund schnellstmöglich entfernen zu können, ist es von Vorteil, immer eine Zeckenzange, einen Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte parat zu haben. Legen Sie die betroffene Stelle vom Fell frei, um die Zecke fassen und herausdrehen zu können. Achten Sie darauf, die Zecke auf keinen Fall versehentlich zu zerdrücken. Die betroffene Stelle wird zunächst vom Fell freigelegt und die Zecke so hautnah wie möglich gefasst und herausgedreht. Achten Sie bei dem Versuch, eine Zecke bei Ihrem Hund zu entfernen, unbedingt darauf, sie nicht zu zerdrücken. So verhindern Sie, dass weitere Erreger in den Kreislauf Ihres Hundes gelangen können.
Das richtige Werkzeug zum Entfernen einer Zecke bei Ihrem Hund
Zeckenzange
Sie ähnelt einer Pinzette und hat am Ende eine Art Widerhaken. Sie halten die Zange geöffnet (die meisten haben zwei Knöpfe, zum Öffnen und Schließen, an der Seite) und gehen mit der Zangenspitze möglichst dicht an die Einstichstelle heran und schließen sie. Bitte die Zecke nicht am Hinterleib quetschen oder gar zerteilen, denn sonst geraten weitere Keime in die Einstichstelle. Nun drehen Sie behutsam, damit der Kopf nicht abgerissen wird und steckenbleibt. Die Drehrichtung ist dabei nicht von Bedeutung. Machen Sie auch mal Pause, damit die Zecke die Chance hat, sich zu lösen.
Zeckenhaken
Dieses Werkzeug sieht ein wenig aus wie der Fuß eines Paarhufers. Ein dünner Spalt in der Mitte dient dem Entfernen der Zecke bei Ihrem Hund. Es gibt ihn in zwei Größen: Für Zeckennymphen und ausgewachsene vollgesogene Zecken. Den Haken schieben Sie so weit wie möglich unter die Zecke, dann drehen Sie zwei- bis dreimal. Der Zeckenhaken hat gegenüber der Zeckenzange den Vorteil, dass man die Zecke nicht damit zerdrücken kann.
Zeckenkarte
Die Zeckenkarte hat meist die Form und Größe einer EC-Karte und ist aus Plastik. Jeweils an den Ecken der Karten sind Einkerbungen mit unterschiedlichen Größen. Je nachdem, ob es sich um eine Nymphe oder ein vollgesogenes Exemplar handelt, setzt man die passende Kerbe an. Dazu gehen Sie mit der Karte seitlich unter die Zecke und heben sie leicht an, bis Spannung entsteht. Diese halten Sie für ein paar Sekunden, damit die Zecke Gelegenheit hat, sich zu lösen, sonst schieben Sie weiter, um den Zug auf die Zecke zu erhöhen. Dann legen Sie wieder ein Päuschen ein. Gehen Sie behutsam vor, so verringert sich die Gefahr, dass der Rüssel abreißt. Zeckenkarten haben meist zusätzlich, als praktisches Feature, eine Lupe, damit sehen Sie besser, ob Sie wirklich alles entfernt haben.
Wie Sie nach dem Entfernen der Zecke bei Ihrem Hund beachten sollten
Desinfizieren Sie die Wunde ihres Hundes nach dem Entfernen der Zecke. Werfen Sie den Parasiten nicht in die Toilette – Zecken können tauchen und wieder aus der Toilettenschüssel heraus krabbeln. Es ist ratsam, Zecken vor dem Entsorgen zu zerdrücken, da sie sehr robust sind und mehrere Wochen im Wasser überleben können. Die Parasiten sind zäh: Versuche haben gezeigt, dass Zecken sogar einen Waschmaschinendurchlauf bei 40 Grad Celsius problemlos überleben.
Bewahren Sie die Zecke bei Bedarf in einem verschlossenen Gefäß auf, so kann der Tierarzt den Parasiten auf Krankheitserreger untersuchen. Sollte sich die Einstichstelle nach Tagen noch röten und eitern, suchen Sie zudem zur Sicherheit einen Tierarzt auf.
Prophylaxe: So beugen Sie Zeckenbefall beim Hund vor
Für Hunde gibt es eine Vielzahl von Mitteln, die dazu dienen, Zeckenbefall zu verhindern. Katzen können zwar auch von Zecken befallen werden, erkranken in der Regel aber nicht nach einem Stich.
Spot-on-Präparate
Diese Mittel werden auf die Haut des Hundes aufgetragen, normalerweise zwischen den Schulterblättern. Sie enthalten Wirkstoffe, die Zecken abwehren oder abtöten. Diese Produkte bieten in der Regel einen langanhaltenden Schutz von mehreren Wochen.
Zeckenhalsbänder
Diese Halsbänder enthalten Wirkstoffe, die kontinuierlich freigesetzt werden, um Zecken abzuwehren. Sie bieten einen längeren Schutz, können jedoch den Halsbereich des Hundes besser abdecken als andere Körperteile.
Zeckensprays
Diese Sprays enthalten chemische Wirkstoffe, die auf das Fell und die Haut des Hundes gesprüht werden. Sie bieten einen kurzfristigen Schutz und müssen regelmäßig angewendet werden. Sprays können auch zur Behandlung des Hundes verwendet werden, wenn die Zecken bereits auf dem Hund sind.
Zeckentabletten
Es gibt Tabletten, die oral verabreicht werden und Wirkstoffe enthalten, die Zecken abtöten, wenn sie den Hund beißen. Diese Tabletten bieten einen systemischen Schutz und können je nach Produkt eine Wirkungsdauer von mehreren Wochen haben.
Natürliche Produkte
Sie enthalten ätherische Öle z.B. aus Knoblauch oder pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten, wie etwa Kokosöl. Diese Produkte können Zecken abwehren, haben jedoch in der Regel eine kürzere Wirkungsdauer und können weniger wirksam sein als chemische Produkte.
Impfung
Gegen Borreliose gibt es für den Hund eine Impfung. Gegen FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, allerdings nicht.
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Quellen
- Zeckenhilde.de, „Zeckenhilfe | Wirksame Zeckenabwehr für Mensch & Tier“ (aufgerufen am 7.7.2023)
- Openhouse-site.de, „Wann sterben Zecken in der Waschmaschine?“ (aufgerufen am 7.7.2023)
- Zecken.de, „Zeckenschutz für Tiere“ (aufgerufen am 7.7.2023)