12. Juli 2023, 5:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wenn es darauf ankommt, wissen Hunde ganz genau, wie sie mit einem einzigen traurigen Hundeblick alle Register ziehen. Woran aber merke ich, ob mein Hund tatsächlich traurig ist? PETBOOK sprach mit einer Hundepsychologin und verrät, woran Sie erkennen, dass Ihr Hund echte Trauer zeigt.
Ein kurzes Rascheln der Chipstüte, eine Schnauze, die sich vorwurfsvoll auf unseren Schoß legt und ein herzerweichender Blick, der uns dahinschmelzen lässt. Jeder Hundebesitzer wird schwach, wenn der eigene Vierbeiner so leidend drein schaut. Aber wann ist die zur Schau gestellte Traurigkeit kein Kalkül mehr und welchen Grund könnte mein Hund haben, tatsächlich traurig zu sein? Hat er Liebeskummer, vermisst er einen Ort, einen Menschen oder gab es möglicherweise in jüngster Vergangenheit einen Trauerfall in der Familie? Unsere PETBOOK-Autorin sprach mit der Hundepsychologin Gülay Ücüncü und erklärt Ihnen, woran Sie erkennen, ob Ihr Hund traurig ist. Sie erfahren zudem, was Sie machen können, um Ihren Hund wieder aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen.
Übersicht
Können Hunde wirklich traurig sein?
Kann ein Hund wirklich trauern? Oder interpretieren wir womöglich zu viel in den traurigen Hundeblick? Grundsätzlich haben Vierbeiner uns Menschen gegenüber einen entschiedenen Vorteil: Sie leben im Hier und Jetzt. Damit einhergeht, dass sie sich über die Dinge, die in der Vergangenheit liegen, keine Gedanken mehr zu machen müssen – genauso wenig können sie sich Sorgen um die Zukunft machen. Hunde bauen allerdings Bindungen auf, und können sich genau wie wir an Menschen, Tiere und Umgebungen erinnern, die Eindruck auf sie hinterlassen haben. Dementsprechend können ihnen all diese Dinge und Personen auch fehlen. Stirbt also ein Mensch aus ihrem Umfeld oder segnet einen anderen Hund das Zeitlich, kann es durchaus sein, dass Ihr Hund deshalb weniger frisst, nicht schläft oder Ihren Kontakt sucht, weil er traurig ist.
Ob es sich dabei allerdings wirklich um eine Art der Traurigkeit handelt, oder ob der Hund auf Ihre Stimmung reagiert und sich dieser anpasst, ist noch nicht abschließend geklärt. Trotzdem liegt es, recht nahe, dass ein so soziales Tier wie Hunde es sind, zu Trauer durchaus fähig ist.
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Ist mein Hund traurig? Daran merken Sie’s!
So unterschiedlich jeder Hund ist, sind oftmals auch die Verhaltensweisen, mit denen Trauer gezeigt wird. „Manche Hunde fressen, plötzlich nicht mehr, oder sie zeigen körperlich, dass sie etwas belastet – Ohren, Rute und Rücken hängen dann regelrecht durch. Andere Hunde essen aber auch besonders viel, wenn sie traurig sind, das ist, wie bei uns Menschen, immer individuell“, sagt Hundepsychologin Gülay Ücüncü. Laut der Hunde-Verhaltenstherapeutin zeigen unsere Vierbeiner auf ganz unterschiedliche Art und Weise an, dass ihnen etwas auf dem Herzen liegt.
Als typische Anzeichen gelten ein ausgeprägtes Desinteresse an Lieblingsaktivitäten, trauriger Blick, Winseln oder Wimmern und vermehrtes Schlafen. Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Gefühl vertrauen. Meistens haben wir als Hundebesitzer ein recht gutes Gespür dafür, wenn etwas mit unserem Hund nicht in Ordnung ist.
Warum ist mein Hund traurig?
Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Hund traurig ist, stellen Sie sich vermutlich auch die Frage, was Ihren Hund traurig stimmt. Die Gründe dafür sind meistens weniger komplex als bei uns Menschen und liegen recht nahe. Bei Hund kann zum Beispiel schon eine Veränderung der Routinen, ein kürzerer Spaziergang als sonst, zu wenig Zeit zum Spielen auf dem Spaziergang oder ein ungewohntes Futter, zu Traurigkeit führen.
Eine weitere schmerzhafte Veränderung kann Familienzuwachs in Form eines Babys sein: Hier sind Hunde oft eifersüchtig und fühlen sich eventuell benachteiligt. Schenken Sie Ihrem Hund in diesem Fall weiterhin genügend Aufmerksamkeit. Auch Krankheiten und Schmerzen können dazu führen, dass Ihr Hund traurig ist. So schnell eine solche Traurigkeit aufkommt, so schnell verschwindet sie In der Regel allerdings auch wieder. Hunde gelten nicht umsonst als Frohnaturen.
Manche Hunde zeigen auch Trauer, wenn eine enge Bezugsperson stirbt oder nicht mehr da ist, etwa durch eine Trennung oder eine Scheidung. Auch Ihre Stimmung oder die Sorgen und Leiden einer anderen Bezugsperson können Einfluss auf das Gefühlsleben Ihres Hundes nehmen. Hunde sind sehr sensibel und empfänglich für die Körpersprache und die Stimmungen des Menschen. Leidet ein Mensch in der Umgebung Ihres Hundes, kann es deshalb gut sein, dass diese Art von Kummer auch auf Ihren Hund abfärbt.
Achtung: Wirkt Ihr Hund über mehrere Tage hinweg traurig, handelt es sich möglicherweise nicht um Traurigkeit, sondern um ein anderes Leiden. Die Verhaltensveränderungen könnten auch Symptome einer Erkrankung sein. Zum Beispiel könnte der Hund unter körperlichen Beschwerden oder Schmerzen leiden. Lassen Sie dies unbedingt vom Tierarzt abklären!
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Warum guckt mein Hund so traurig?
Hunde haben eine sehr feine Gesichtsmimik. Die Gesichtsmotorik von Hunden funktioniert ausgezeichnet und so können sie ihre Mimik samt Augenbrauen bewusst einsetzen. Dazu kommt die Stellung der Ohren, die zusätzlich unterstreicht, wie Ihrem Hund gerade zumute ist. Ein trauriges Hundegesicht zeichnet sich durch fallende Mundwinkel, gesenkte Augenbrauen und hängende Ohren aus. Dieser Hundeblick wirkt so derart trübsinnig, dass wir am liebsten augenblicklich zu Hilfe eilen wollen.
Bei einigen Vierbeinern entsteht der Eindruck von Traurigkeit auch durch rassetypische Merkmale, wie markante Augenbrauen, oder eine spezielle Fellfärbung rund um Augen, Nase und Maul sowie herabhängende Lefzen und Augenlider.
Traurigkeit oder Depression? Das sind die Unterschiede
Nicht immer deutet ein trauriger Hundeblick darauf hin, dass Ihr Hund tatsächlich traurig ist. Manchmal ist Ihr Hund nur leicht verstimmt oder aber, es ist eigentlich gar nichts los und Sie interpretieren zu viel in den Blick hinein. Mitunter können Hunde jedoch auch über einen längeren Zeitraum traurig sein und an einer echten Depression leiden.
Bei einer Depression zeigt sich Ihr Hund über einen längeren Zeitraum lustlos und traurig. Zu Spaziergängen, kurzen Spielen oder anderen Aktivitäten lässt er sich kaum überreden. Meistens leidet der Hund währen einer Depression auch an hartnäckiger Appetitlosigkeit. Kann ein Tierarzt körperliche Beschwerden ausschließen, könnte es sich hier um eine Depression handeln. Diese wird typischerweise mittels der Gabe verschreibungspflichtiger Psychopharmaka behandelt.
Tipps: Das hilft Ihrem Hund gegen Traurigkeit
Ist Ihr Hund traurig und Sie können gesundheitliche Ursachen für sein verändertes Wesen ausschließen, sollten Sie versuchen, Ihren Hund wieder aufzuheitern. Lange Spaziergänge und Bewegung sind hier die besten Mittel. Auch Aufmerksamkeit und Spielen sowie die eine oder andere Streicheleinheit, können dabei helfen, Ihren Vierbeiner auf andere Gedanken zu bringen. Wenn es um Trauer geht, sind Hunde uns nämlich gar nicht so unähnlich.
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Fazit
Hunde können nicht nur herzerweichend traurig gucken; sehr wahrscheinlich können sie auch Traurigkeit empfinden. Die Gründe dafür mögen uns banal erscheinen, für Ihren Hund fühlt sich die Traurigkeit aber ganz echt an. Sollte Ihr Hund traurig sein, hilft ihm, wie uns Menschen auch, Bewegung und Ablenkung. Gehen Sie mit Ihrem Hund spazieren und bringen Sie ihn auf andere Gedanken. Grundsätzlich hält die Hunde-Trauer meist nicht lange an. Sollte Ihr Hund über einen längeren Zeitraum traurig wirken, lassen Sie abklären, ob dahinter möglicherweise ein gesundheitlicher Grund steckt oder Ihr Hund am Ende gar an einer Depression leidet.