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Jucken, Kratzen, Beißen

Woran Sie erkennen, ob Ihr Haustier eine Allergie hat und was Sie tun können

Schäferhund, der sich kratzt, sitzt neben Katze, die sich den Schwanz putzt. nebeneinander. Hund kratzt sich, Katze
Vermehrtes Kratzen und lecken kann ein Hinweis darauf sein, dass ihr Haustier eine Allergie hat Foto: Getty Images

3. Juli 2023, 14:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Dass sich Hund oder Katze gelegentlich kratzen oder erbrechen, kommt vor. Doch was ist, wenn die Beschwerden anhalten, das Tier sich ständig beißt und kratzt, Ausschlag bekommt und dadurch langfristig auch in seiner Lebensqualität eingeschränkt ist? Können auch Haustiere einen allergischen Schock bekommen? PETBOOK erklärt die Arten und Auslöser für eine Allergie bei Hund und Katze.

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Allergische Reaktionen nehmen bei unseren Haustieren im gleichen Maße zu wie bei uns Menschen. Denn Hund und Katze sind den gleichen Stoffen ausgesetzt und bekommen Futter aus derselben Nahrungskette wie wir Menschen. Damit sind sie gleichermaßen verschiedenen Allergenen ausgesetzt. Die Folge ist eine Überempfindlichkeitsreaktion, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt und durch Futterunverträglichkeiten oder Umweltbelastungen hervorgerufen wird. Laut dem Allergiezentrum Schweiz leidet fast jeder fünfte Hund unter einer Allergie oder Intoleranz. Aber woran kann man als Halter erkennen, ob das eigene Haustier eine Allergie hat? Und können auch Tiere einen allergischen Schock erleiden? Unsere PETBOOK-Redakteurin und Gesundheitsspezialistin für Katze und Hund gibt Antwort.

Wie erkenne ich, ob mein Haustier eine Allergie hat?

Quaddeln, Papeln und Hautrötungen sind ein Zeichen für eine allergische Reaktion, die oft an den weniger behaarten Körperregionen wie Achseln, Leiste, Pfoten, Ohren oder Lefzen auftritt. Ständiges Kratzen, Beißen, Kauen, Lecken, Reiben oder Wälzen sind die Folge, was über Haarausfall und Schorfbildung, bis zur Entzündung der betroffenen Hautstellen führen kann.

Begleiterscheinungen einer Allergie können auch Jammern, Schreien, Schlafmangel oder Verhaltensänderungen sein. Das ist für Tier und Halter gleichermaßen belastend.

Achtung: Nur weil Ihr Haustier sich kratzt, bedeutet dies nicht, dass es eine Allergie hat. So können auch eine Hautkrankheit, Parasiten, Pilzinfektion, bakterielle Infektion, Leber- und Nierenerkrankung, Hormonstörung, Analdrüsenproblem oder Milben der Auslöser sein. Aber auch Schmerzen, Fütterungsfehler, Stress, Langeweile oder idiopathischer Juckreiz (ohne nachweisbare Ursache) können ein vermehrtes Lecken und Kratzen bedingen. Bei Verdacht sollte man dies daher stets vom Tierarzt abklären lassen.

Auch interessant: Warum Hunde an ihren Pfoten kauen und was dagegen hilft

Welche Arten von Allergien gibt es bei Haustieren?

Entzündliche Hauterkrankung – Dermatitis

Eine Dermatitis kann verschiedene Formen und Schweregrade haben. Juckreiz kann, muss aber keine Begleiterscheinung sein. Von kleinen geröteten Stellen kann sich diese Hautdermatitis über nässende, eitrige Ekzeme, Abszesse bis zu großflächig betroffenen Hautarealen ausweiten. Typisch ist bei schweren Fällen eine bakterielle Infektion.

Bei dieser Form kann aber zum Beispiel auch die genetische Veranlagung, eine Über- oder Unterversorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen, eine Autoimmunerkrankung, Leishmaniose, eine Störung der Darmflora, Sonnenbrand, eine Verätzung oder Medikamente die Ursache sein.

Allergische Dermatitis

Bei der allergischen Dermatitis reagiert die Haut auf Parasitenbefall. So sind Insektenstiche eine häufige Ursache für Schwellungen, Rötungen oder Ausschläge. Auch eine Allergie gegen Flohspeichel kommt relativ häufig vor und verursacht starken Juckreiz.

Canine Adoptische Dermatitis

Bei Hunden gibt es eine erblich veranlagte Erkrankung allergische Symptome zu entwickeln. Sie ist vergleichbar mit der Neurodermitis beim Menschen. Umweltallergene, wie Hausstaub, Pollen, Vorratsmilben, Schimmelpilze oder eine Futtermittelallergie können die sogenannte „Canine Adoptische Dermatitis“ auslösen oder verstärken. Sie entwickelt sich meistens zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr und äußert sich eventuell auch durch Niesen, Augenausfluss, vermehrtes Schwitzen sowie Schuppenbildung, Hautgeruch oder durch zu trockene oder fettige Haut. Etwa 10 bis 15 Prozent der Hunde leiden an dieser Form von allergischer Hauterkrankung, die sich unter Umständen auch noch im späteren Alter entwickeln kann.

Futtermittelallergie

Unter den Begriff Futtermittelallergie fällt nicht nur die Allergie selbst, sondern auch nicht allergische Unverträglichkeiten, wie gegen Lactose, Fructose und Gluten – ähnlich wie bei uns Menschen. Da bei Hunden und Katzen von Haus aus eine eingeschränkte Verträglichkeit von Milch- und Fruchtzucker oder Gluten vorgegeben ist, reagieren sie häufig mit Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Durchfall darauf. Diese Nahrungsmittel gehören einfach nicht zu ihrer natürlichen Nahrungsaufnahme.

Haustiere können aber auch eine Futtermittelallergie gegen Eiweiß, Getreide oder Zusatzstoffe im Futter entwickeln. Die häufigsten Allergien gibt es gegen Rind, Huhn, Milch, Weizen, Mais oder Soja.

Bei einer richtigen Futtermittelallergie ist immer das Immunsystem beteiligt und die Symptome zeigen sich über den Darm (Entzündung, Durchfall) oder über die Haut (Juckreiz, Entzündung, Schwellung). Sie kann nur mit einer kontrollierten und speziell auf das Tier entsprechenden Ausschlussdiät und Blutanalyse diagnostiziert werden.

Kontaktallergie

Hauptauslöser für eine Kontaktallergie sind Waschmittel und Reinigungsmittel im Haushalt, die Reinigung von Teppichen, Hundedecken, Schlafplätzen oder Körbchen. Tiere reagieren empfindlich auf Duftstoffe oder chemische Inhaltsstoffe von herkömmlichen Mitteln. Auch bestimmte Inhaltsstoffe in Halsbändern, Spielzeug, Futternäpfen oder auch Spot-On-Präparate können bei direktem Kontakt des Mterials mit der Haut oder den Schleimhäuten eine allergische Reaktion verursachen.

Eine unsichtbare Gefahr lauert beim Laufen, Spielen und Schnüffeln auf Wegen über Felder oder Weinberge. Hier ist der Einsatz von Pestiziden meist unvermeidbar und kann bei Aufnahme des Tieres ebenfalls zu allergischen Reaktionen führen.

Umweltallergie

Auch Tiere reagieren auf Staub, Pollen oder Schimmelpilze. Hunde können sogar unter „Heuschnupfen“ leiden. Diese Art von Allergie ist dadurch, dass sie saisonal auftritt, gut zu erkennen und zu diagnostizieren.

Können Haustiere einen allergischen Schock bekommen?

In seltenen Fällen kann auch bei Haustieren ein anaphylaktischer Schock auftreten. Dies geschieht, ähnlich wie beim Menschen, vor allem nach Insektenstichen. Von Atembeschwerden, Sabbern, Krampfanfällen oder Erbrechen, bis zur Bewusstlosigkeit kann ein allergischer Schock schnell zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Bei kurzschnäuzigen Hunderassen ist die Gefahr besonders groß. Hier kann ein Insektenstich sogar zum Tod führen. In einem solchen Fall sollte man so schnell wie möglich die Tierrettung rufen oder ein Tierarzt aufsuchen.

So geht man bei einer Allergie vor

Für eine genaue Diagnose und erfolgreiche Behandlung braucht es unbedingt einen guten Tierarzt oder Tierheilpraktiker. Ohne Labor-, Kot- oder Fellanalyse kann eine Allergie bei Tieren nicht richtig diagnostiziert und behandelt werden. Dabei ist nicht nur entscheidend festzustellen, ob es sich um eine echte Allergie handelt, sondern auch, was der Auslöser ist.

Ausschlussdiagnose:

Zuerst sollte man gemeinsam mit dem Tierarzt das Tier ganz genau begutachten. Viele Symptome einer Allergie wie Jucken oder Speicheln können auch andere Ursachen haben. Daher muss man Parasitenbefall, wie Zecken oder Flöhe, Pilzinfektionen, Milben, Probleme mit den Analdrüsen oder eine bakterielle Infektion zunächst ausschließen.

Bestimmte Stellen, an denen sich das Tier kratzt oder beleckt können auch Schmerzen als Ursache haben. So kann ein schmerzempfindlicher Bauch auf eine eventuelle Überbelastung der Entgiftungsorgane hindeuten. Hinter Beißen oder Kauen an Beinen und Pfoten könne auch Gelenkschmerzen stecken. Auch eine Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Wirbelsäule sollte man abklären.

Abklärung der Haltungsbedingungen:

Die Haltungsbedingungen und Futtermittel geben Aufschluss, ob eine Kontakt- oder Futtermittelallergie vorliegen kann. Sollte eine Futtermittelallergie infrage kommen, muss man alle Alleinfuttermittel und Ergänzungsfuttermittel prüfen. Mittels einer Ausschlussdiät über mindestens sechs Wochen kann man so herausfinden, welcher Stoff die Allergie bei Hund oder Katze auslöst. Hat sich die Symptomatik trotzdem nicht verändert, kann man eine Futtermittelallergie ausschließen.

Auch den Einsatz von Putzmitteln, Waschmitteln oder Pestiziden im Garten sollte man genau prüfe und in Betracht ziehen, ob man die bisher verwendeten Produkte gegebenenfalls gegen natürliche Mittel ersetzt.

Zuletzt sollte man die Haltungsbedingungen und die gesamte häusliche Umgebung unter die Lupe nehmen. Ist das Tier zu viel alleine, hat es Langeweile, ist es nicht genügend ausgelastet oder hat es Stress (Trauer, Verlustängste, Umzug, Angst etc.)? In diesen Fällen sind psychosomatische Symptome keine Seltenheit.

Laboranalysen:

Mit einer Laboranalyse wird die Reaktion auf Umweltfaktoren wie Pollen, Gräser, Hausstaub, aber auch Futtermittel getestet. Dabei können Blut, Fell und Kot Aufschluss darüber geben, ob das Haustier tatsächlich eine Allergie hat, oder sonstige körperliche Defizite sowie mögliche Erkrankungen als Ursache infrage kommen. Auch der klassische Allergietest (Intrakutantest) auf der Haut ist bei Tieren möglich. Er dauert etwa eine Stunde und hat eine relativ hohe Aussagekraft.

Diese ergänzenden Methoden können einen Verdacht endgültig bestätigen und der Tierarzt oder Tierheilpraktiker einen entsprechenden Behandlungsplan oder eine unvermeidbare Futterumstellung ausarbeiten. Auch für Haustiere gibt es bei schweren Allergien inzwischen die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung, um die Lebensqualität zu verbessern. Zudem gibt es, wie bei und Menschen auch, entsprechende Medikamente, die die Symptome einer Allergie lindern können. Ein guter Tierarzt klärt über alle Möglichkeiten und Kosten der Behandlung auf.

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Fazit:

Hat Ihr Haustier eine Allergie, ist Vermeidung die beste Medizin. Sobald sie herausgefunden haben, was der Auslöser für eine Allergie bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze ist, kann man sie in der Regel gut behandeln. Entweder, indem man das Futter gezielt und konsequent umstellt oder langfristig einfach den Kontakt mit Dingen vermeidet, die die allergische Reaktion auslösen. So kann auch ein Hund oder eine Katze mit Allergie ein unbeschwertes Leben führen.

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