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Nicht entsorgen!

Expertin erklärt, warum Sie Zecken vom Hund nach dem Entfernen einfrieren sollten

Zecke am Hund in Nahaufnahme mit Pinzetten
Eine Zecke am Hund? Schnell weg damit – aber nicht in dem Müll! Experten raten tatsächlich dazu, die Parasiten einzufrieren Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

5. Juli 2024, 10:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele ekeln sich vor Zecken und entledigen sich der lästigen Parasiten nach dem Entfernen so schnell wie möglich. Doch einige Experten empfehlen tatsächlich, die Zecken nach dem Entfernen vom Hund einzufrieren. Klingt eklig? Tierärztin Dr. Vanessa Herder erklärt, warum sich das lohnt.

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Zecken saugen nicht nur Blut – sie übertragen auch gefährliche Krankheiten. Kein Wunder, dass die meisten die Parasiten möglichst schnell wieder loswerden wollen, sobald man sie entfernt hat. Verbrennen, zerquetschen oder im Klo herunterspülen – da hat jeder so seine eigene Methode. Dabei sollte man Zecken nach dem Entfernen besser einfrieren, raten Experten. PETBOOK fragte Zierärztin Dr. Vanessa Herder, ob sich das tatsächlich lohnt. Denn mal ganz ehrlich: Wer möchte schon Zecken im Tiefkühlfach herumliegen haben?

Zecken können Hunden Untersuchungen ersparen

PETBOOK: Vanessa, du bist auf Erkrankungen an der Tier-Mensch-Schnittstelle spezialisiert. Zecken gehören sozusagen zu einem deiner Fachgebiete. Einige Tierärzte empfehlen Hundehaltern, die Zecken nach dem Entfernen einzufrieren. Das soll später bei der Diagnostik hilfreich sein. Stimmt das?
Dr. Vanessa Herder: „Ja, das stimmt! Bestimmte Erreger lassen sich in der Zecke gut nachweisen, die in Proben des Hundes nicht so leicht nachweisbar sind. Ohne Zecke kann es gegebenenfalls erforderlich sein, dem Hund Liquorflüssigkeit zu entnehmen, um eine Diagnose zu stellen. Diese Probenentnahme ist sehr invasiv und da bietet es sich an, zuerst mal die Zecke zu untersuchen, um einen Erregernachweis zu führen.“

Das heißt also, ich könnte meinem Hund eine invasive Untersuchung ersparen, wenn ich die Zecke einfriere?
„Dem Hund eine Lumbalpunktion zu ersparen, ist ein wichtiges Argument. Hierbei ist zu beachten, dass man vorher mit seinem Tierarzt diskutieren sollte, wie man mit den Ergebnissen umgeht. Hier ein Beispiel: Ein Hund hat eindeutig Symptome einer von Zecken übertragenen Krankheit wie von FSME und eine Zecke, die auch nachweislich positiv ist. Bei diesem Fall muss vorher geklärt werden, ob dies dem Tierarzt oder Tierbesitzer als Diagnose ausreicht, oder auch der Nachweis am Hund erfolgen soll. Denn die Untersuchung der Zecke stellt eine zusätzliche, nützliche Information dar und ersetzt in keinem Fall Diagnostik am Hund.“

Auch interessant: Die häufigsten Krankheiten, die Zecken auf Hunde übertragen

Diese Erreger kann man in Zecken nachweisen

Welche Erreger kann man in der Zecke besser nachweisen als in einer Blutprobe vom Hund?
„Das sind etwa Erreger wie Borrelia sp. oder das Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Sie können in der Zecke in höherer Konzentration vorhanden sein. Dadurch ist der Erregernachweis leichter. Interessant ist es bei Lyme Disease. Hier kann, im Gegensatz zu FSME, eine Therapie mit Antibiotika sinnvoll sein. Möchte ich wirklich eine Therapie machen, wenn der Hund zwar Symptome hat, aber der Erreger nur in der Zecke, nicht aber im Hund nachgewiesen wurde? Ich schlage vor, diese Beispiele mit dem Haustierarzt zu besprechen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Muss ich denn wirklich immer jede Zecke einfrieren?
„Ich persönlich halte es für sinnvoll, Zecken nur dann einzufrieren, wenn man in einem Gebiet lebt, in dem Erreger von FSME, Lyme Disease oder Ehrlichiose, Babesiose und so weiter auch nachweislich vorkommen. Diese Information kann man sich von meinem lokalen Veterinäramt einholen. Aber auch wenn ich als Tierbesitzer einfach vorsichtig sein möchte– selbst wenn diese Erreger in meiner Region nicht vorkommen – kann die Zecke eine zusätzliche Information sein.“

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Zecken einfrieren – darauf sollte man achten

Worauf sollte man beim Einfrieren der Zecke achten?
„Wenn ich mich entscheide, Zecken aufzubewahren, dann bitte in einer kleinen Tüte mit Datum und dem Ort, an dem der Hund diese am wahrscheinlichsten bekommen hat. Dabei sollte man die Zecken vielleicht so platzieren, dass sie nicht direkt neben der Tiefkühlpizza liegen – das halte ich für Lebensmittel-hygienisch fragwürdig. Aber viele Hundebesitzer haben ja ohnehin ein extra Gefrierfach für das Futter ihres Vierbeiners.“

Wie lange sollte man eingefrorene Zecken aufheben?
„Die meisten Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden, sind nach maximal sechs Monaten klinisch beim Hund sichtbar. Deshalb bietet sich eine Aufbewahrung von circa zwölf Monaten an.“

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

Mein Tipp zum Einfrieren von Zecken

Viele ekeln sich vor Zecken und möchten nicht jedes Mal die vollgesogenen Spinnentiere erblicken, wenn sie sich ein Eis holen oder dem Hund die Futterportion auftauen. Ganz zu schweigen von anderen Haushaltsmitgliedern, die dafür vielleicht wenig Verständnis haben.
Ich friere die Zecken daher gerne in kleinen, undurchsichtigen Gefäßen ein. Hervorragend dafür eignen sich Filmdosen. Im Zeitalter der digitalen Fotografie hat die aber kaum jemand mehr zu Hause. Theoretisch eignet sich aber auch jeder andere kleine Behälter, etwa von Kaugummis. Dabei unbedingt das Beschriften nicht vergessen! Vor allem, wenn Kinder mit im Haushalt sind.

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