Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Es sind nicht nur die Gene

6 Gründe, warum Hunde ihr Futter vergraben

Hund sitzt im Garten neben Loch mit verbuddelten Knochen
Hunde verbuddeln gerne ihre Knochen im Garten. Aber warum tun sie das eigentlich? Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

7. Januar 2023, 14:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sicher hat sich mancher Halter schon gefragt, warum sein Hund regelmäßig das Futter im Körbchen, unter dem Sofa oder hinter Kissen versteckt. Manche verbuddeln auch gerne Knochen im Blumenbeet oder im Topf der Yucca-Palme im Wohnzimmer. Ist das ein lustiges Spiel oder ein Instinkt? PETBOOK erklärt, was es mit dem Verhalten auf sich hat.

Artikel teilen

Wenn die Vorfahren der Hunde, die Wölfe, bei einer Jagd mit dem Rudel erfolgreich waren, wurde die Beute rasch mit Haut und Haar verschlungen. Blieben dennoch ein paar Fleischstücke übrig, wurden diese in Sicherheit gebracht, um sie zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe zu fressen. Der Wolf wusste nie, wann er seine nächste Mahlzeit bekommt, deshalb hat er klugerweise vorgesorgt. Durch das Verbuddeln konnte er seinen Schatz außerdem vor Nahrungskonkurrenten schützen. Doch warum legt unser Haushund dieses Verhalten an den Tag? Sind die Gene die Ursache, dass der Hund sein Futter vergräbt oder gibt es noch andere Gründe?  

1. Die Gene

Viele Verhaltensweisen werden von Generation zu Generation weitergegeben und mit der DNA weitervererbt. So kann man erklären, warum unsere Haushunde heute immer noch viele Verhaltensweisen ihrer wilden Verwandten zeigen. Dass der Hund sein Futter vergräbt, ist eine davon. Die bekannte Hundeverhaltensforscherin Dr. Dorit Feddersen-Petersen begründet es für das Magazin „Stern“ so: „Was nicht gefressen werden kann, wird eingebuddelt. Das ist eine ganz stark genetisch fixierte Verhaltenskette.“ Ursprünglich handelt es sich dabei um eine reine Überlebensfunktion. Nach Jahrtausenden der Domestizierung ist diese Funktion heute nur noch bruchstückhaft bei unseren Haushunden sichtbar. Völlig abgekoppelt kann man dies beobachten, wenn unser Vierbeiner sein Spielzeug vergraben, um sein wertvolles Eigentum vor Konkurrenten zu schützen.

2. Die Rasse

Es gibt Hunderassen, die eher zum Graben und Vergraben neigen. Terrier, Dackel und Beagle wurden speziell zum Buddeln gezüchtet. Auf der Jagd nach Kleinwild wie Dachs und Marder mussten die Hunde oft in die Bauten der gejagten Tiere. Dazu mussten sie mit den Vorderfüßen kräftig graben, wenn sich der Dachs im hintersten Teil zu verstecken versuchte. Das Buddeln ist ihre Leidenschaft und so vergraben bzw. verstecken diese Hunde auch gerne Futter und Gegenstände.

3. Der Mehrhundehaushalt

Wir wissen also, der Hund vergräbt sein Futter, damit es nicht von anderen Tieren gestohlen oder gefressen wird. Aber sind diese Nahrungskonkurrenten heute noch eine reale Gefahr? Viele Vierbeiner leben in einem Mehrhundehaushalt, also einer Art Hunde-WG. Aber auch wenn andere Tiere wie Katzen mit im Haushalt leben, können Hunde dadurch dazu tendieren, ihr Futter zu verstecken. Hier ist es wichtig, dass jedes der Tiere einen Platz hat, wo es ungestört fressen kann und sich nicht gegen Artgenossen und andere tierische Mitbewohner behaupten muss. Manchmal sind getrennte Räume hilfreich oder ein Baby-Gitter, das die Tiere räumlich voneinander trennt.

4. Die Herkunft

Oft haben die Erfahrungen, die der Hund im Laufe seines Lebens gesammelt hat, einen starken Einfluss auf sein Verhalten. Etwa, wenn der Hund aus dem Auslandstierschutz kommt und wahrscheinlich vorher auf der Straße gelebt hat. Dort musste er sich gegen Nahrungskonkurrenten durchsetzen und schlau agieren. Dass er nun regelmäßig etwas zu fressen bekommt, ist neu für ihn. Auch, dass es keinen mehr gibt, der ihm das Fressen streitig machen will, ist für ihn ungewohnt. Zur Sicherheit vergräbt er seine „Beute“ lieber, um sie dann zu einem geeigneten Zeitpunkt in Ruhe zu fressen. 

In manchen Fällen reagieren Hunde sogar aggressiv, wenn man ihrem Napf zu Nahe kommt. Diese Futteraggression sollte man durch Training unbedingt in den Griff bekommen. Einige dieser ehemaligen Streuner sind traumatisiert und haben Ängste. Ein Hundetrainer kann hier weiterhelfen.

Auch interessant: So trainieren Sie die Selbstbeherrschung Ihres Hundes

5. Der falsche Napf

Manche Vierbeiner stehen mit ihrem Napf auf Kriegsfuß. Dann kommt es dazu, dass der Hund, sein Futter daraus wegträgt und es woanders ablegt. Ein Grund dafür kann etwa sein, dass der Vierbeiner den Geruch seines Plastiknapfes nicht mag. Probieren Sie einen Fressnapf aus Keramik oder Edelstahl aus. Wichtig ist, dass dieser beim Fressen nicht verrutscht oder klappert. Eine Anti-Rutschunterlage verschafft Abhilfe. Für große Hunderassen ist auch ein höhenverstellbares Gestell praktisch.  

6. Hunde lieben Aas

Ein frischer Knochen wird von vielen Hunden gerne im Garten verbuddelt, denn vor allem, wenn der Knochen halb verwest ist und stinkt, ist er unwiderstehlich! Das tierische Pendant zum menschlichen Dry-Aged-Steak sozusagen, wobei das Steak natürlich luftgetrocknet und nicht vergraben wird. Beim Hund darf das Fleisch ausschließlich mit Luftzufuhr gereift oder verwest sein, dann ist es für die Gesundheit des Vierbeiners ungefährlich und er kann es problemlos verdauen. Abgelaufenes, vergammeltes Fleisch in luftdichter Verpackung kann hingegen gefährliche Bakterien bilden und ist höchst giftig.

Wie gewöhnt man dem Hund ab, sein Futter zu vergraben?

Wer schon das ein oder andere vergammelte Fleischstück oder Leckerli hinter dem Sofa gefunden hat, möchte seinen Hund vielleicht dazu erziehen, dass er konsequent nur aus dem bereitgestellten Napf frisst. Dazu sollte der Vierbeiner ruhig im „Sitz“ oder „Platz“ warten, während man sein Futter vorbereitet. Man kann ihm seine Portion auch löffelweise geben und sich nach jedem Löffel etwas entfernen, damit er in Ruhe fressen kann. Sobald er aber nicht mehr frisst, nimmt man den Napf weg, auch wenn noch etwas übrig ist, denn manche Hunde bunkern ihr Futter, wenn sie satt sind als kleinen Snack für später.

Vor allem Futter, an dem der Hund länger zu knabbern hat, wird gerne vergraben und später weiter bearbeitet. Dieses Verhalten kann und sollte man nicht völlig unterbinden. Trotzdem ist es für viele Menschen nicht gerade schön, einen angesabberten Kauknochen unter dem Sofakissen zu finden. Hier kann man dem Hund Versteckmöglichkeiten als Ersatz anbieten. Dies zu etablieren, erfordert jedoch viel Training. Eine andere Möglichkeit ist, den Kaugegenstand konsequent zu entfernen, sobald der Hund das Interesse verliert bzw. bevor er ein geeignetes Versteck dafür sucht.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Hundeverhalten
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.