
12. April 2025, 11:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Katharina Marioth begleitet seit Jahren Menschen mit Hund. Im Interview erklärt sie, welche fatalen Entscheidungen viele schon vor dem Kauf treffen – und was man seinem Hund auf keinen Fall antun sollte.
Auch wenn man am Anfang alles richtig machen will: Jeder Hundehalter hat mit dem Vierbeiner zu Beginn Fehler gemacht. Dabei geht es aber nicht darum, den Hund im Bett schlafen zu lassen oder ihm Essen vom Tisch zu geben. Denn die größten Anfängerfehler machen Menschen noch bevor der Hund da ist, wie Hundetrainerin Katharina Marioth im Gespräch mit PETBOOK verrät. Sie hat schon hunderte Hunde und deren Halter im Training gehabt und weiß, dass viele Hundehalter unterschätzen, was es bedeutet, mehrere Jahre lang für ein Lebewesen verantwortlich zu sein.
„Viele glauben, dass ein Hund nach der Welpenschule ‚funktionieren‘ muss.“
PETBOOK: Katharina, du arbeitest seit vielen Jahren als Hundetrainerin. Welche drei typischen Anfängerfehler machen Halter besonders häufig mit ihrem Hund?
Katharina Marioth: „Da gibt es viele! Aber wenn ich mich auf die drei größten Probleme beschränken soll, dann wären das:
1. Überstürzte Hundeauswahl
Viele kaufen spontan einen Hund – sei es im Internet, auf Plattformen oder nach nur einem Besuch beim Züchter. Das ist problematisch. Man sollte sich unbedingt Zeit nehmen, sich intensiv informieren und mehrere Zuchtstätten oder Tierheime besuchen. Und bitte: Vertraut nicht nur auf Suchmaschinen, wenn ihr nach Rassebeschreibungen sucht! Oft werden Hunde dort wie Gebrauchtwagen beworben – mit Fokus auf die positiven Eigenschaften und sehr vagen Beschreibungen wie „skeptisch gegenüber Fremden“. Was das konkret heißt? Wahrscheinlich, dass Besuch unerwünscht ist.
2. Zu hohe Erwartungen an die Ausbildung
Viele glauben, dass ein Hund nach der Welpenschule ‚funktionieren‘ muss. Aber die eigentlichen Herausforderungen kommen später – mit der ersten und zweiten Pubertät und der sozialen Reife. Ein Hund braucht Zeit zum Lernen, genauso wie wir Menschen. Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern um kontinuierliche Entwicklung.
3. Fehlende Lebensplanung
Ein Hund lebt zehn bis fünfzehn Jahre – diese Verantwortung muss man realistisch einplanen. Was passiert, wenn ich umziehe, Kinder bekomme oder häufiger verreisen will? Viele Hunde landen im Tierheim, weil sich Lebensumstände ändern. Deshalb sollte man schon vorher ganz ehrlich zu sich selbst sein: Kann und will ich langfristig für einen Hund sorgen?“
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„Ein gravierender Fehler ist der Einsatz von Strafe“
Das sind ja alles Dinge, die man bedenken sollte, bevor ein Hund einzieht. Welche Anfängerfehler passieren häufig, wenn der Hund schon da ist?
„Ein Klassiker ist das ‚Warten vor dem Futternapf‘. Viele denken, das hätte etwas mit Impulskontrolle zu tun – hat es aber nicht. Es ist nur eine konditionierte Abfolge. Ein Hund, der brav wartet, lässt deshalb nicht automatisch ein Kaninchen in Ruhe. Impulskontrolle muss man gezielt trainieren – und das braucht Zeit.
Ein gravierender Fehler ist auch der Einsatz von Strafe oder sogar Gewalt. Dazu zählt für mich schon, den Hund körperlich zu maßregeln, etwa durch das Greifen an die Schnauze. In sozialen Netzwerken sieht man leider immer häufiger sogenannte Trainingsmethoden, die gefährlich sind: Hunde werden hochgezogen, mit Wasser bespritzt oder auf den Rücken gezwungen. Auch Erziehungsgeschirre, die Schmerzen verursachen, sind für mich ein No-Go. All das zerstört das Vertrauen des Hundes – oft dauerhaft.“
Was würdest du dir von zukünftigen Hundehaltern wünschen?
„Zeit. Für die Entscheidung, für die Auswahl, für die Ausbildung. Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit gegenüber sich selbst: Passt dieser Hund wirklich zu meinem Leben? Nicht, weil die Rasse gerade im Trend liegt oder gut auf Social Media performt. Ich rate jedem, sich vorher beraten zu lassen – sei es durch Trainer oder Tierschutzvereine. Es lohnt sich, langfristig.“
Das gesamte Interview mit Kahtarina Marioth sehen Sie im Video.