8. November 2022, 17:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Der Verkauf von Welpen und Junghunden boomt und vor allem im Internet tummeln sich viele dubiose Angebote. PETBOOK hat die wichtigsten Warnzeichen, an denen Sie einen unseriösen Welpenhandel erkennen, zusammengestellt.
Vor der Anschaffung eines Hundes sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen. Nicht nur, ob er zum eigenen Lebensstil passt, sondern auch, woher man ihn bezieht. Viele Züchter haben mittlerweile lange Wartelisten und so verschlägt es den einen oder anderen Interessenten ins Internet. Leider haben illegale Welpenverkäufer hier leichtes Spiel. Vor allem in Osteuropa werden unzählige Hundewelpen produziert und auf Onlineportalen angeboten. Während man solche dubiosen Angebote vor ein paar Jahren noch an den Dumping-Preisen erkannt hat, haben die Verkäufer mittlerweile nachgezogen und verlangen für die Tiere ähnliche Preise oder manchmal sogar mehr als ein seriöser Züchter. Daher sollte man beim Welpenkauf unbedingt einige Warnzeichen kennen.
Die Warnzeichen beim Welpenkauf im Überblick:
Die Übergabe findet woanders statt
Beim Kauf eines Welpen sollte man unbedingt die Geburtsstätte der Tiere besichtigen. Vor allem in der Prägephase, die zwischen der vierten und achten Lebenswoche liegt, ist es wichtig, dass die Tiere viele Geräusche, Gerüche und Eindrücke aus dem menschlichen Alltag kennenlernen. Reizarme Umgebungen können später zu Verhaltensauffälligkeiten und Ängsten beim Hund führen. Auch sollte die Welpenstube sauber sein und die Tiere nicht in ihren eigenen Ausscheidungen sitzen.
Kommen die Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen oder von Vermehrerstationen, wird oft nur eine Wohnung für die Übergabe angemietet. Das Tier ist dann meist allein. Viele reden sich auch gerne raus und behaupten dann, ein Familienmitglied sei erkrankt, weshalb man die Wohnung nicht betreten könne und die Übergabe an der Straße stattfindet. Egal, wie überzeugend die Ausrede ist – findet die Übergabe beim Welpenkauf auf der Straße oder einer fremden Wohnung statt und die Welpenstube ist nicht einsehbar, ist dies ein klares Warnzeichen und man sollte auf der Stelle wieder umdrehen.
Es sind verschiedene Rassen im Angebot
Bietet der Verkäufer Welpen von gleich mehreren Rassen an, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er nur als Zwischenhändler fungiert. Seriöse Züchter fokussieren sich in der Regel auf eine Rasse, da die verantwortungsvolle Aufzucht der Hunde viel Zeit in Anspruch nimmt. Mitunter haben auch seriöse Züchter zwei Rassen im Angebot. Sind es aber mehrere, ist dies ein klares Warnzeichen beim Welpenkauf und man sollte skeptisch werden.
Die Welpen werden zu jung abgegeben
Das Mindestalter, in dem Welpen abgegeben werden dürfen, liegt bei acht Wochen. Besser noch sind 10 bis 12 Wochen. Bis dahin finden in der sogenannten Prägungsphase noch wichtige Entwicklungen im Gehirn der Tiere statt. So lernen Welpen von ihrer Mutter und den Wurfgeschwistern wichtige Verhaltensregeln im Umgang mit Artgenossen. Werden sie zu früh von ihrer Mutter getrennt, kann dies fatale Auswirkungen auf ihr späteres Verhalten haben. Kommt das Tier aus dem Ausland, muss es mindestens 15 Wochen alt sein. Erst ab diesem Alter dürfen Welpen nach Deutschland eingeführt werden.
Für Laien ist das Alter von Welpen leider nur schlecht einschätzbar. Ein guter Hinweis ist das Gebiss der Tiere. Im Hundemaul sollten schon alle Zähne ausgebildet sein. Das geschieht mit der 8. Lebenswoche. Ein weiterer Hinweis ist die Augenfarbe. Diese ändert sich zwischen der sechsten und siebten Lebenswoche von Blau zur endgültigen Augenfarbe – Huskys bilden hier allerdings eine Ausnahme. Fehlen bei den zum Verkauf stehenden Welpen noch die hintersten Zähne im Gebiss, oder ist die Augenfarbe noch hellblau, sind die Tiere definitiv zu jung!
Ein fehlender Vertrag ist ein Warnzeichen beim Welpenkauf
Ein schriftlicher Kaufvertrag ist in Deutschland nicht verpflichtend. Trotzdem gehört er beim seriösen Kauf eines Welpen dazu. Darin sollten folgende Punkte festgelegt sein:
- Ort und Datum des Kaufs
- Name und Adresse des Züchters bzw. Verkäufers
- Name und Adresse des Käufers
- Rasse, Name und Wurfdatum des Hundes
- Stammbaum des Hundes, falls vorhanden
- vorhandene Impfpapiere
- Bestätigungen der bereits erfolgten tierärztlichen Untersuchungen
- Identifikation des Hundes durch Chip oder Tätowierung
- Gesundheitszustand des Hundes
- Kaufpreis
Fehlen wichtige Informationen im Kaufvertrag oder weigert sich der Händler, einen Vertrag aufzusetzen, ist dies ein Warnzeichen und man sollte vom Welpenkauf absehen.
Keine oder unvollständige Papiere
Zu den Papieren, die beim Kauf eines Welpen mit übergeben werden müssen, gehört der Impfpass. Bei Tieren aus dem Auslandsschutz ist zudem eine Tollwut-Impfung gesetzlich vorgeschrieben. Impfpässe werden mittlerweile gerne gefälscht. Man sollte vor dem Kauf daher einen genauen Blick auf die Impfeinträge werfen. Ist alles in derselben Stiftfarbe geschrieben oder das Impfdatum überall dasselbe, weist dies darauf hin, dass es sich um einen gefälschten Impfpass handelt.
Das Muttertier kann nicht besichtigt werden
Beim Kauf sollte man immer darauf bestehen, auch die Elterntiere zu besichtigen. Zumindest die Mutter sollte verfügbar sein, da der Vater vielleicht nur zum Deckungsakt vor Ort war. Vor allem bei Vermehrerstationen werden die Hündinnen als reine Gebärmaschinen missbraucht, bekommen einen Wurf nach dem anderen und sehen mitunter nicht einmal Tageslicht. Die Verkäufer zeigen dann auf Bildern irgendeine Hündin der gleichen Rasse oder haben sogar ein falsches Muttertier vor Ort zur Ansicht bereitgestellt. Bei der Besichtigung der Hündin sollte man daher schauen, welchen Eindruck das Tier macht. Ist es gesund? Ist das Gesäuge entwickelt?
Auch hier werden gerne Ausreden vorgeschoben, wie der Mutter ginge es nicht gut, sie brauche Ruhe, um sich von der Geburt zu erholen oder habe eine Gesäugeinfektion. Hier sollte man nicht nachgiebig sein. Es gilt: kein Muttertier, kein Kauf!
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Es wird sofort eine Vorauszahlung verlangt
Vor allem bei Angeboten auf Onlineportalen verlangen Händler oft eine Vorauszahlung, noch bevor man die Tiere überhaupt besichtigt hat. Meist wird es damit begründet, dass es so viele Interessenten für den Welpen gibt und man deshalb eine Reservierungsgebühr erhebt, um sicherzugehen, dass der Käufer es ernst meint. Davon sollte man sich auf keinen Fall unter Druck setzen lassen. Seriöse Züchter lernen ihre Käufer immer erst persönlich kennen. Eine Gebühr oder Anzahlung sollte erst fällig werden, wenn man sich ernsthaft für einen Welpen interessiert und diesen samt Muttertier und Welpenstube einmal kennenlernen durfte.
Wie verhalte ich mich, wenn eins der Warnzeichen beim Welpenkauf bemerke?
Zuallererst gilt: Niemals aus Mitleid kaufen – denn genau darauf zählen die dubiosen Händler. Manchmal erzählen sie dann noch mitleiderregende Geschichten und drängen darauf, den Hund jetzt gleich mitzunehmen. Aber auch wenn es nur ein Bauchgefühl ist: Sobald einem irgendetwas komisch vorkommt und man Zweifel an der Seriosität des Verkäufers hat, sollte man das Gespräch möglichst schnell beenden und gehen.
Auch wenn einem der Gedanke, den schutzlosen Welpen in der Hand von Kriminellen zu lassen, das Herz bricht. Für jeden erfolgreichen Verkauf werden neue Welpen unter schlimmen Bedingungen nachproduziert. Stattdessen sollte man die Polizei oder das Veterinäramt informieren oder sich an den Tierschutz wenden. Zudem sollte man sein Umfeld über den unseriösen Züchter aufklären und sich darüber auch in sozialen Netzwerken austauschen. Je mehr Leute auf den illegalen Handel aufmerksam werden, desto schwieriger haben es dubiose Verkäufer mit ihren Angeboten.
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Qualzucht und schlechte Haltung Finger weg von Welpen aus dem Online-Handel
Tipps für den Kauf Woran erkennt man einen seriösen Katzenzüchter?
Quellen
- Vier-Pfoten.de, „Checkliste für einen verantwortungsvollen Welpenkauf“ (aufgerufen am 8.11.2022)
- Deine-tierwelt.de, „Kaufvertrag für Hunde – Alles, was Du wissen solltest“ (aufgerufen am 8.11.2022)
- veto-tierschutz.de, „Illegaler Welpenhandel: Das Geschäft mit dem Leben“ (aufgerufen am 8.11.2022)