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PETBOOK-Interview

Pädagogin ließ Dackel zum Schulbegleithund ausbilden: »Edgar ist mein bester Lehrer!

Dackel Edgar und Frauchen Jil Rook in der Schule
Jil Rook ist Lehrerein – immer mit dabei: Dackel Edgar, der die Kinder beim Lernen motiviert und für mehr Ruhe im Klassenraum sorgt Foto: Jil Rook

22. Oktober 2024, 6:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Dackel gelten als eigensinnige Jagdhunde und stehen ganz oben in der deutschen Beißstatistik. Doch Jil Rook war sich sicher: Ihr Edgar hat das Zeug zum Schulbegleithund. Damals prüfte PETBOOK-Autorin und Hundetrainerin Katharina Marioth den Dackel dafür im Wesenstest. Jetzt wollte sie von Frauchen wissen: Wie macht sich Edgar als tierische Lehrkraft?

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Ein Dackel als Schulbegleithund? Eigentlich soll die Rasse laut der Berliner Beißstatistik eigentlich gefährlich sein: Dort belegt der Dackel immerhin den zweiten Platz. Daher verwunderte mich die Anfrage zum Wesenstest nicht wirklich. Der Grund jedoch, warum Dackel Edgar zum Wesenstest sollte und ich seine Halterin Jil Rook kennenlernte, war aber mitnichten ein Beißvorfall: Edgar war in der Ausbildung zum Schulhund und soll dazu beitragen, dass Kinder besser lernen können. Also prüften wir Edgar auf Herz und Nieren und er bestand auch den Wesenstest.

Doch wie macht sich die tierische Lehrkraft in der Schule? Um das zu erfahren, nahm ich den Kontakt zu Jil auf. Denn Schulbegleithunde gehören mitnichten zum Alltag und so manch einer ist vielleicht skeptisch, ob ein Klassenraum voller Kinder für einen Hund das richtige Umfeld ist. Und wie kann ein Hund eigentlich dazu beitragen, dass Kinder besser lernen? Im Interview nimmt uns Jil mit in ihren Schulalltag und erklärt, warum Dackel Edgar für sie die „der beste Lehrer“ ist.

»Ich habe immer davon geträumt, einen Schulbegleithund zu haben

PETBOOK:  Jil, du bist Lehrerin und hast dich dazu entschieden, dir einen Hund anzuschaffen. Warum ausgerechnet einen Dackel?
„Wir wollten gern einen kleinen Hund, der noch eine vernünftige Schnauze hat, wegen der Gesundheit und tatsächlich auch der Optik. Und ich wollte gern einen arbeitswilligen und schlauen Hund mit Charakter. Der Vorteil vom Rauhaardackel war auch, dass er nicht wirklich haart, solange er halbwegs regelmäßig getrimmt wird.“

Und wie kamst du auf die Idee, deinen Dackel Edgar als Schulbegleithund auszubilden?
„Ich hatte davon in einem Pädagogik-Buch gelesen und dann über Instagram auch Lehrerinnen entdeckt, die anderweitig auch Vorbilder für mich waren und einen Schulbegleithund eingesetzt haben. Seitdem habe ich sozusagen davon geträumt und hatte diese Idee bei den Züchterinnen auch schon vorher kommuniziert. Es wäre aber auch kein Weltuntergang gewesen, wenn Edgar dafür nicht geeignet gewesen wäre.“

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»Ich wollte sicherstellen, dass Edgar dem Stress in der Schule langfristig gewachsen ist

Was ist bei der Ausbildung zum Schulbegleithund wichtig?
„Ein Schulbegleithund sollte aus diversen Gründen eine umfassende Ausbildung im Hund-Mensch-Team durchlaufen haben und sich regelmäßig fortbilden. Nach meinem letzten Wissensstand ist da die Ausbildung in Nordrhein-Westfalen am weitesten und die Standards am höchsten. Nach diesen richte ich mich aus. Ich wollte aber auch unbedingt sicherstellen, dass Edgar wesensfest ist und auch dem Stress in der Schule langfristig gewachsen. Darum habe ich damals als Erstes bei dir einen Wesenstest gemacht, bevor ich mich für die Ausbildung angemeldet habe. Ich wollte gern einen neutralen Blick auf Edgar und auch auf mich von außen haben. Seit der Ausbildung machen wir auch jährlich eine sogenannte Rezertifizierung und ich besuche regelmäßig Supervisionstermine.“

Nun ist Edgar als Dackel ja ein Jagdhund – was war dir da denn besonders wichtig?
„Edgar ist nicht der einzige Jagdhund oder gar Dackel, der Schulbegleithund ist, trotzdem ist es wichtig, dies bei bestimmten Übungen oder Anleitungen im Hinterkopf zu haben. Jagdverhalten ist ja genetisch fixiert, wie ich gelernt habe. Ich muss also immer alle Personen im Raum und besonders meinen Hund dazu lesen.“

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„Edgar ist eben auch mein bester Lehrer“

Was ist die größte Herausforderung für dich und Edgar in deinem Berufsalltag? Ich stelle mir Schulklassen schon sehr laut und trubelig vor und der Schultag ist ja auch recht lang, oder?
„Die größte Herausforderung im Schulalltag mit Begleitung von Edgar ist für mich, allen gerecht zu werden: Der Unterricht soll mit Edgars Hilfe motivierend angereichert werden und fördert zusätzlich noch einmal in vielen basalen Bereichen.

Eine weitere besondere Herausforderung ist auch immer noch dem Hund in so einem stressigen Umfeld Ruhe zu ermöglichen, selbst wenn ich einmal nicht so entspannt bin, weil wieder alle Kinder gleichzeitig individuelle Förderung oder Ähnliches brauchen und dann noch die Kollegin den Kopf reinsteckt und etwas will. Das ist glaube ich das, woran wir aktuell immer noch am meisten arbeiten.“

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Also lernst du auch über Edgar ruhiger oder fokussierter zu werden?
„Ja, wir sind ja ein Team: in der Schule und auch im Privaten. Edgar ist eben auch mein bester Lehrer (lacht). Das tollste und gleichzeitig schrecklichste manchmal ist eben, zusammen mit seinem Familienmitglied zu arbeiten. Das kennst du als Trainerin ja sicherlich auch. Man hat eben noch einmal mehr Verantwortung und die Grenzen zwischen Berufung und Privatleben schwinden manchmal noch schneller.“

Schülerin liest ein Buch, neben ihr liegt Dackel Edgar
Mit seiner ruhigen Art hilft Schulbegleithund Edgar Kindern dabei, fokussiert und ruhig zu lernen Foto: Jil Rook

»Die Kinder nehmen sich für den Hund eher zurück, zum Beispiel beim Thema Lautstärke

Kannst du uns mal ein Beispiel geben, wie du Edgar im Unterricht einsetzt?
„Abseits der Schulbegleithunde-AG, wo sich die Stunden tatsächlich hauptsächlich um das Lernen über und mit Hund drehen, nutze ich Edgars Hilfe während des Unterrichts am häufigsten, um den Einstieg oder die Festigung einer Unterrichtsstunde zu bereichern. So bringt er zum Beispiel eine Tasche mit einem Wort oder Gegenstand als Problematisierung mit, dreht Vokabeln zum Auffrischen am Glücksrad oder zieht Karten oder Möhren, unter denen Aufgaben stecken. Die Kinder lesen dann die Karten vor, die Edgar gezogen hat, oder lösen die Aufgaben mit seiner Hilfe.

Ein toller Nebeneffekt ist häufig auch, dass sich die Kinder für den Hund eher zurücknehmen, eher Rücksicht nehmen, zum Beispiel beim Thema Lautstärke. Auch das ist aber ein Lernprozess.“

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Ruhezonen werden in Zertifizierungen für Schulbegleithunde noch zu wenig fokussiert

Gibt es noch etwas worin ihr euch nach wie vor verbessert?
„Wir haben recht lange gebraucht, um für Edgar die richtige Ruhezone zu finden, also einen Ort, an dem er sich nach seinen Einsätzen im Klassenzimmer selbstständig zurückziehen kann und entspannen darf. Das wird in vielen Zertifizierungen, auch für die Therapiebegleithunde, zu wenig fokussiert. Mir war aber von Anfang super wichtig, dass Edgar an der gemeinsamen Arbeit mit den Kindern und mir lange Spaß haben wird.

Und da ist es dann tatsächlich wie bei den Kindern: Edgar braucht auf jeden Fall seine Pausen zum Entspannen und Verarbeiten. Das haben wir auch dank deiner Tipps mit verschiedenen Halstüchern für die Kinder sichtbar gemacht. Die dienen praktisch als ‚On-Off-Schalter‘. Damit und einer individuell gestalteten ‚Kein Zutritt‘- Zone im Klassenzimmer haben für Edgar eine tolle Möglichkeit gefunden.“

Was, glaubst du, würde Edgar auf die Frage antworten, was er an seinem Job besonders toll findet?
„Ich glaube, wenn man meinen Dackel fragen würde, was daran so toll ist, dass er ein Schulbegleithund ist, würde er sagen: ‚Dass Frauchen meine Bedürfnisse und mich durch die Ausbildung noch besser versteht, dass ich noch häufiger bei ihr sein kann und für Tricks auch noch Leckerli bekomme.‘

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